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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ZDF 37° HEUTE, 22:45 Uhr: NOCHMAL LEBEN



Xaxis1
04.04.2006, 21:14
Nochmal leben - die Zeit nach dem Selbstmordversuch

"Ich habe nicht nachgedacht. Plötzlich schien alles sinnlos. Mein Freund hatte mich betrogen, für den ich alles aufgegeben hatte. Wie in Trance holte ich die Tabletten und trank eine Flasche Schnaps." Heute ein Jahr später kommt Maja das alles unwirklich vor. Dass sie sich das Leben nehmen wollte, dass sie mit allem Schluss machen wollte und dabei nicht eine Sekunde an ihre 14jährige Tochter gedacht hat. Der Suizidversuch hat das Leben der 35jährigen Krankenschwester verändert. Nachdenklicher ist sie geworden, ruhiger und sie lebt jetzt bewusster. Doch die Gedanken an jenen Morgen im Dezember wird sie nicht los. Im Delirium rief sie ihren Exfreund an, der alarmierte die Polizei. Maja wurde noch rechtzeitig gefunden.

Mittlerweile hat sie vieles aufgearbeitet zusammen mit einem Therapeuten. Sie ist sich darüber klar geworden, dass ihre Depressionen viel mit ihrer Kindheit zu tunhaben. Mit ihrem Freund lebt sie immer noch zusammen. Schwierig sei das, aber gemeinsam wollen sie es noch mal versuchen. Jutta nahm ebenfalls Tabletten. Über 80 Stück. Auch sie wurde gefunden, von ihrem Neffen, der sich wunderte, dass über Stunden das Telefon besetzt war. Heute ist sie froh, dass sie noch lebt. Damals war ihr Mann gestorben, der Mittelpunkt ihres Lebens. "Wir haben immer gesagt, wenn einer stirbt, kommt der andere mit. Es war für mich klar, dass ein Leben ohne ihn kein Leben ist. Heute sehe ich das anders." Die Stiefkinder sind noch immer geschockt, dass Jutta Lunz soweit gegangen ist. Keiner traut sich so richtig, mit ihre darüber zu sprechen. Zu tief sitzt der Schmerz, erst den Vater verloren zu haben und dann auch noch beinahe die Frau, mit der sie aufgewachsen sind.

Langsam nähert sich die 47jährige ihrem Leben wieder an. Jeder Tag ist ein bisschen besser. "Ich lerne mit dem Verlust zu leben und versuche jetzt mein Leben neu zu ordnen." Statistiken sagen aus, dass es pro Jahr um die 11.000 Suizidtote gibt und 120 000 Menschen, die versuchen, sich das Leben zu nehmen. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich weit höher. 37 Grad portraitiert zwei Frauen, die ihren Suizidversuch überlebt haben. Beide haben wieder neue Hoffnung geschöpft, aber beide wissen auch, dass diese Erfahrung sie bis ans Lebensende begleiten wird.

Länge: 30 min

RS-USER-Bärentöter
04.04.2006, 23:53
Danke für den Link, Xaxis! Und für Deine SMS. Leider habe ich den GEZ-Schergen Adieu gesagt und kann das nicht mehr sehen... aber ich weiß, was Du mir sagen willst!

RS-USER-rettungshamster
07.04.2006, 19:57
Ich hab es mir angeschaut...und für die schwere der Thematik war es ein ganz schön seichter Bericht / Reportage. Außer Jutta, die hatte ein paar gute Ansätze in ihrem Interview, aber leider ist man nicht näher darauf eingegangen...sie hätte bestimmt noch vieles gutes sagen können.
Vor allem -> eine halbe Stunde !!! Bitte, alles was Recht ist...aber das kann man nicht in einer halben Stunde alles runterleiern

RS-USER-Claudi
08.04.2006, 12:50
es ist halt ein großes Tabuthema in der Gesellschaft - überall (auch hier im Forum - ich sag nur "Schmuke" um nur ein Beispiel zu nennen... :grins: ).
Allein der Titel "Noch mal leben nach dem Selbstmordversuch ...
Kein Psychologe, der etwas auf sich hält, spricht heutzutage noch von Selbstmord, weil Mord auf "niedere Beweggründe" u. ä. hinweist. Die Kirche behauptete lange Zeit (und häufig genug auch heute noch), dass Menschen, die sich selbst getötet haben, in die Hölle kommen.

Ich denke da an zwei Fälle in meinem Bekanntenkreis in den letzten Jahren. Da hat niemand, wirklich niemand das böse böse Wort "Selbsttötung" in den Mund genommen. Nein - es war eine Schicksalsfügung, ein "unglücklicher Umstand".

Wenn ich mir die statistischen Zahlen dazu anschaue, wird es Zeit, das Kind beim Namen zu nennen.

Ich hätte mir von der Doku jedenfalls auch mehr versprochen - war aber am Ende nicht wirklich überrascht.

serial2k
08.04.2006, 14:16
Original geschrieben von Claudi
es ist halt ein großes Tabuthema in der Gesellschaft - überall (auch hier im Forum - ich sag nur "Schmuke" um nur ein Beispiel zu nennen... :grins: ).
Moment, es ist aber ein Unterschied, ob das Thema Suizid von der Öffentlichkeit oder Betroffenen (bzw. deren Angehörigen) verdrängt wird oder ob jemand versucht, sich konkrete Anleitungen dazu in einem Fachforum zu besorgen und damit auf Granit beißt. Das hat meiner Meinung nach nichts mit einem "Tabuthema" zu tun, sondern mit dem Selbstverständnis von Ärzten und medizinischem Fachpersonal.

RS-USER-rettungshamster
08.04.2006, 22:37
Original geschrieben von serial2k
Das hat meiner Meinung nach nichts mit einem "Tabuthema" zu tun, sondern mit dem Selbstverständnis von Ärzten und medizinischem Fachpersonal.

Ich muss Claudi Recht geben. Es ist nach wie vor ein Tabu und wird es auch bestimmt noch lange Zeit bleiben.
Und was Schmuke betrifft, so hatte er bestimmt seine Probleme. Das er versucht hatte sich auf diesem Wege Gehör zu verschaffen, gut-darüber kann man diskutieren. Aber unterm Strich hat ihn ja auch keiner mehr ernst nehmen können/wollen. Hab mir mal die Zeit genommen und mich damals auch näher mit ihm beschäftigt....unterm Strich ist er meiner Meinung nach nicht der Mensch gewesen der sich das Leben genommen hätte. Er hatte seine Probleme und brauchte ein offenes Ohr.

Und wenn du das Selbstverständnis von Ärzten / med. Fachpersonal ansprichst...schauen wir uns doch mal um in unserem Arbeitsumfeld. Ich kenne nur sehr wenige Kollegen die ihren Job aus einer tiefsten Überzeugung heraus machen. Viele scheren sich nicht um den emotionalen Zustand eines Menschen (Patienten / Bewohner ).

Und wie wird mit Menschen i.d.R. umgegangen die sich mit dem Gedanken tragen sich das Leben zu nehmen, dieses aussprechen (wenn auch nicht direkt) ? Oftmals kommen Sätze wie: Das wird schon wieder....Denk an die anderen wenn du das tun würdest....Du hast anderen gegenüber auch eine Verantwortung...etc...etc...
Glaubst du, dass diese sich ernst genommen fühlen ?

Hörbird
08.04.2006, 23:48
Zu Schmuke:

Nun, er schien seine Probleme zu haben - und eine Lösungsmöglichkeit sah er wohl im Suizid. Ob er es erntshaft geagt hätte - ich weiß es nicht und kann es auch nicht beurteilen. Das kann oder konnte, glaube ich, nur er!

Zum Thema:

Ich habe im Krankenhaus etliche Pat. bereitsgehabt, die einen Suizid versucht hatten. Einige kamen danach wieder ins Leben zurück - wenn auch mit den "Krücken" - Antidepressiva.

Besonders gerne erinnere ich mich daran, als ich, nachdem ich einige Monate im Ausbildungskrankenhaus war, die Arztbriefe an einem "Flaute-Tag" durchschaute: nur einige Wochen davor hatte eine Sr. aus dem Zivildienst, mit der ich damals sehr gerne arbeitete, einen Siuzidversuch gemacht und landete deswegen im Ausbildungskrankenhaus.

Ich war damals entsetzt und überrascht, öffnete mir aber auch ziemlich die Augen - manch Verhalten von ihr vorher wurde mir klar.
Fast 3 Jahre mußte ich ausharren, bis ich über Ihr weitere Schicksal Bescheid wußte: Sie lief mir, als ich den Uro-Einsatz im alten Zivi-KH hatte, wieder quicklebendig über den Gang!
:)

Es ist also möglich, es zu schaffen!

Leider hat Rettungshamster Recht - gerade med. Fachpersonal haben damit ein großes Problem. Die üblichen Floskeln kenne ich zu genüge ( auch selber) und schaden damit erst Recht dem Pat.

Was eindeutig fehlt, ist das Annehmen der Ursachen in der Gesellschaft. Die häufigste Ursache - Depressionen- wird trotz Medienrummels nicht als wirkliche, behandlungsnotwendige Krankheit angesehen.

Gruß
HörBird

RS-USER-rettungshamster
09.04.2006, 00:45
Original geschrieben von Hörbird
.

- gerade med. Fachpersonal haben damit ein großes Problem. Die üblichen Floskeln kenne ich zu genüge ( auch selber) und schaden damit erst Recht dem Pat.



Stimmt, gerade auch weil sie meistens auch wissen wie sehr diese Floskeln den Patienten schaden, werden sie immer und immer wieder ausgesprochen. Und das geht mir nicht in den Kopf rein.

Ich kenne auch nur wenige positive "Erfolge"...im Sinne einer Bejahung zum Leben, nach einem Suizidversuch. Oftmals ist es wie Hörbird geschrieben hat, ein Leben welches nur noch mit der Einnahme von Antidepressiva zu bewältigen ist.
Wie wird sich der Betroffene in diesen Moment fühlen, wenn er sein Leben nur noch mit dieser "Krücke" bewältigen kann ? Kann er/sie da noch von Lebensqualität sprechen ?

Man könnte sich derartiges oftmals ersparen, wenn die Menschen wieder anfangen würden sich füreinander zu interessieren, einander zuhören, ernst nehmen würden....

Xaxis1
09.04.2006, 10:39
Das Thema TOD an sich ist ein Tabuthema, egal ob durch eigene Hand, Unfall oder KRankheit....

In unserer hochtechnisierten Welt ist es schwer, ein (frühes) Ende zu akzeptieren... wie gern wär ich damals Amok gelaufen, als ich jmd mit 32 Jahren an einem Dr***Aneurysma verloren hatte und mit ihm alle Träume und Pläne (mittlerweile kann ich Gutes daran erkennen, ist aber auch 7,5 Jahre her)

Was ich zu hören bekam ? Das Übliche... bis auf EINE Ärztin, die sagte einfach ehrlich: Sowas macht mich auch immer fassungslos. Ich kann Ihnen nur zuhören, aber den Verlust und die Trauer net abnehmen... ich kann Ihnen Medikamente geben, damit sie ein biserl weniger körperlichen Schmerz spüren, aber durch die Hölle müssen sie (sie hat damals wirklich HÖLLE gesagt und es war sooo treffend !) ... Ich hab keine Lust, Ihnen zu erzählen, das werde wieder, und ihr Kind brauche sie etcpp. Ich weiß nur, irgendwann wird es leichter, aber wann das irgendwann sein wird, weiß der liebe Gott.

Hab auch nie von ihr gehört "das wird wieder" und "Zeit heilt alle wunden!".... aber irgendwann erfahren, daß sie auch einen groen Verlust zu bewältigen hatte und danach zum Eigenschutz 6 Wochen in eine geschlossene Abteilung ging, weil sie die Sprüche der Kollegen etc nimmer ertrug...

So ähnlich versuch auch ich, mit lebensmüden Menschen umzugehen. Was bringt es bite, einer 76jähirgen, die ins AH mußte und nun nimmer will, zu erklären, das werde schon wieder ?!?!!?! Mich würd die Dunkelziffer von Suiziden im Alter interessieren...


Nicht jeder bringt sich aus einer echten Depression heraus um, viele reagieren damit auf sie unerträgliche Ereignisse, so dßa eine medikamentöse Langzeittherapie mit Antidepressiva nicht angebracht it, sondern eine Psychotherapie, eine Selbsthilfegruppe, ein guter Freund...

Depressionen selbst finde cih werden - zumindest hier und Regensburg, also Oberpfalz/Mittelfranken mittlerweile sehr gut erkannt und ernst genommen, sicher mit ein Erfolg des Kompetenznetzwerkes DEpression... aber zwischen einer Gehrinstoffwechselstörung und dem Wissen, das medikamentös beheben zu können, und der Erfahrung, daß das Leben einfach nur sch*** ist, liegen Welten, die sich net mit Sprüchen aus dem weg schaffen lassen...



Mich hat der beitrag übrigens auch enttäuscht, bisher war ich von 37° besser Dargestelltes gewöhnt...
Für mich selbet kommt Suizid nicht mehr in Frage, seit ich zwei "Kandidaten" erlebte - einen beim Sprung, der NEEEEEEEEEEEEEEEEIN brüllte, und einen, er Säure getrunken hatte und dann doch Leben wollte....

RS-USER-Bärentöter
09.04.2006, 10:45
Original geschrieben von Xaxis1
Mich würd die Dunkelziffer von Suiziden im Alter interessieren...



Hier (http://www.altenpflegeschueler.de/psychologie-soziologie/suizid-im-alter.php) unter b) ein paar offizielle Zahlen.

Xaxis1
09.04.2006, 10:58
Danke !

http://www.kompetenznetz-depression.de/

Der Link zum Bündnis gegen Depression...