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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dekubitusrisiko-Skalen



RS-USER-rettungshamster
12.04.2006, 23:27
Es fühle sich jeder in der Pflege sich rumtreibender angesprochen :)

Mit welchen Skalen schätzt ihr bei euren Bewohnern / Patienten das Dekubitusrisiko ein ?

Wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis ? (Zuverlässigkeit)

Wie geht ihr mit den Ergebnissen in eurer Planung um ?

Hörbird
12.04.2006, 23:31
Original geschrieben von rettungshamster
Es fühle sich jeder in der Pflege sich rumtreibender angesprochen :)

Mit welchen Skalen schätzt ihr bei euren Bewohnern / Patienten das Dekubitusrisiko ein ?

Wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis ? (Zuverlässigkeit)

Wie geht ihr mit den Ergebnissen in eurer Planung um ?

Bisher haben wir offiziell die Braden-Skala benutzt!

Und inoffiziell natürlich keine. Unsere Schwestern hatten das im Blut, wer gefährdet war und wer nicht!

Wer die Pathogenese kennt und damit auch die Faktoren, der wird auch so abschätzen könne, wie hoch das Risiko ist.

In den wenigsten Fällen ist die magelnde Planung schuld - sondern die Durchführung der Maßnahmen.

RS-USER-rettungshamster
12.04.2006, 23:40
Original geschrieben von Hörbird


In den wenigsten Fällen ist die magelnde Planung schuld - sondern die Durchführung der Maßnahmen.

Das sind ja zwei verschiedene paar Schuhe.

Es ist ja schon so, dass das Ergebnis der Skala in der Planung zugrunde liegen muss und dementsprechend die Maßnahmen ausgerichtet werden sollen (angelehnt an den hauseigenen Standard etc.)

Und ich sehe immer wieder bei exam. Kollegen von mir eine unzureichende Dekubitusprophylaxe in der Planung. Gerade dann wenn Dekubitalulcera entstanden sind und ich im Rahmen des Wundkonsils die Planung zerpflücke.
Also daher kann man auch hier eine Teilschuld anlasten. Denn nur was ich ausreichend gut geplant und somit schriftlich niedergelegt habe, können (auch nicht-exam.) Kollegen durchführen.

Hörbird
12.04.2006, 23:45
Original geschrieben von rettungshamster
Das sind ja zwei verschiedene paar Schuhe.

Es ist ja schon so, dass das Ergebnis der Skala in der Planung zugrunde liegen muss und dementsprechend die Maßnahmen ausgerichtet werden sollen (angelehnt an den hauseigenen Standard etc.)

Und ich sehe immer wieder bei exam. Kollegen von mir eine unzureichende Dekubitusprophylaxe in der Planung. Gerade dann wenn Dekubitalulcera entstanden sind und ich im Rahmen des Wundkonsils die Planung zerpflücke.
Also daher kann man auch hier eine Teilschuld anlasten. Denn nur was ich ausreichend gut geplant und somit schriftlich niedergelegt habe, können (auch nicht-exam.) Kollegen durchführen.

Tja... Geplant wurde da nix. es wurde nur eingeschätzt ob sie ein Risiko hatten oder nicht. Dann gab's entweder rausmobilisierung in den Stuhl, oder 2-3 stündliche Lagerung im bett. Bei sehr schweren Fällen dann auch die Wechseldruckmatratze.

RS-USER-rettungshamster
12.04.2006, 23:47
@ Hörbird...du bist doch im KH oder ? *grübel* :)

Und da wird keine Dekubitusprophylaxe geplant ? Ihr habt doch bestimmt einen Standard darüber ?

schnubbelchen
12.04.2006, 23:53
Original geschrieben von Hörbird
Tja... Geplant wurde da nix. es wurde nur eingeschätzt ob sie ein Risiko hatten oder nicht. Dann gab's entweder rausmobilisierung in den Stuhl, oder 2-3 stündliche Lagerung im bett. Bei sehr schweren Fällen dann auch die Wechseldruckmatratze.

Also bei uns im KH hatten wir die Norton-Skala. Auffallend war, dass gerade die "älteren" Kollegen das Ganze pie mal Daumen eingeschätzt und sich mit den Skalen gar nicht auseinander gesetzt haben.
Eine Planung der Dekubitusprophylaxe fand nur unzureichend statt / Ungenau und wurden auch nicht evaluiert. Das Ergebnis der Norton-Skala hat eine untergeordnete Rolle in der Planung gespielt, da man sich dachte - "Die Patienten haben eh nur eine kurze Verweildauer im KH". Ferner war es für viele eine Zusatzbelastung die keiner auf sich nehmen wollte.

Standardmäßig war eben die 2-stdl. Lagerung und die Mobilisierung. Wechseldruckmatratzen kamen erst bei bestehenden Dekubitalulcera zum Einsatz.
Der hauseigene Decubitusexperte wurde meist aus Scham heraus nicht involviert und befragt.

Hörbird
12.04.2006, 23:56
Original geschrieben von rettungshamster
@ Hörbird...du bist doch im KH oder ? *grübel* :)

Und da wird keine Dekubitusprophylaxe geplant ? Ihr habt doch bestimmt einen Standard darüber ?

Ja - aber um schon mal Irritationen zu begegnen - da schaffe ich nicht mehr! Zum Glück... Es geht demnächst in ein hoffentlich besseres KH!

Der Standart zur Dekubitusprophylaxe war nicht sonderlich gut ausgebaut bei uns. Zwar existiert ein Vermerk auf dem Pflegeprozeßbogen - doch der ist meiner Meinung nach zu allgemein. Ein spezieller Bogen nach Braden gab es nicht - und damit keine explizite Deku-Prophylaxe!

Nur so wie ich es beschrieben hatte - Prophylaxe rein aus der Erfahrung und viel mit Lagerung und Mirfulan!

schnubbelchen
13.04.2006, 00:01
Original geschrieben von Hörbird

Der Standart zur Dekubitusprophylaxe war nicht sonderlich gut ausgebaut bei uns.

Bei uns war das ebenfalls so. Zumal....er sich von Station zu Station immer wieder unterschied.

folken_vanehl
26.04.2006, 19:59
In unserem Haus gibt es seit ca 1 1/2 Jahren die Braden Skala, sie hat die Nortonskala abgelöst. Die Nortonskala fand ich nicht so klasse, da ich selbst MS Patient bin fand ich es ziemlich weit hergeholt das diese so eine miese Punktzahl bekommen.

Braden kommt mir eher entgegen, ich finde sie von der Einschätzung eher realistisch. Die Skala wird bei jedem Patienten ausgefüllt und ist Planungsgrundlage. Liegt eine Gefährdung vor wird nach Hauseigenem Standart vorgegangen, der ist sehr präzise. Zudem gibt es bei uns noch dieses Studienprojekt Dekubitus, da geht es un die reine Erfassung der Gefährdung, ob ein Dekubitus bei Aufnahme / Entlassung vorgelegen hat!

Folken

RS-USER-Sargnagel
26.04.2006, 22:01
Beim Lesen hier stehen mir, wie meist wenn um Dekus und deren Prophylaxe diskutiert wird, meine wenigen Haare zu Berge.

Aber nun zum Thema: Ich hab als Leihpfleger in den verschiedensten Pflegeeinrichtungen gearbeitet und dort NIE irgendwelche Skalen gefunden. LEIDER!!

Ohne konkrete Risikobewertung ist auch keine effektiv kontrollierbare Prophylaxe, bzw. Behandlung möglich. Es reicht keineswegs aus eine mögliche Gefährdung im "Gefühl" zu haben!

RS-USER-Nufragnich
27.04.2006, 09:11
Original geschrieben von Sargnagel
Beim Lesen hier stehen mir, wie meist wenn um Dekus und deren Prophylaxe diskutiert wird, meine wenigen Haare zu Berge.



So geht es mir auch!!!
Ich habe den Eindruck, dass Prophylaxen generell einen nur geringen Stellenwert in der Pflege haben. Bei der Dekubitusprophylaxe mag es noch vertretbar sein, da es hier eine große öffentlich Lobby gibt. Bei anderen ist es schlicht katastrophal. Viele Prophylaxen exsistieren nur auf dem Papier und verstauben in irgendwelchen Büchern. Bei der Pneumonieprophylaxe beschränkt man sich oft darauf, den Rücken mit irgendeinem kühlendem Gel einzuschmieren, in guten Momenten wird der Patient sogar aufgefordert ein oder zwei mal tief durch zu atmen. Dies hat absolut keinen prophylaktischen Wert, aber es wird natürlich fliessig im entsprechendem Feld ein Häckchen gemacht...

Zum Thema Dekubitusprophylaxe: Ich bin erst einmal ein Befürworter von solchen Skalen, wenn man ihr Schwachstellen kennt. Eine pflegerische Handlung muss auf einer überprüfbaren Grundlage stehen und bieten kalen zunächst einmal eine gute Grundlage. Das große Praxisproblem: In der Regel fummelt jeder da drin rum, das heiß die Einschätzungen werden ständig von verschiedenen Personen vorgenommen. Jeder beruteil aber die Lage anders und so kommt es zu großen Streuungen und die ganze sicherer Grundlage ist dahin. Das ist meiner Meinunge nach das große Problem bei der praktischen Umsetzung.

Jambe
28.04.2006, 06:28
Original geschrieben von Sargnagel


Ohne konkrete Risikobewertung ist auch keine effektiv kontrollierbare Prophylaxe, bzw. Behandlung möglich. Es reicht keineswegs aus eine mögliche Gefährdung im "Gefühl" zu haben!

doch, geht.
Ist sicher nicht "zeitgemäß" - das ist wahr, aber ich kann da eine Station nennen, die vor Jahren (als es noch keine Standards gab) nur nach "Gefühl" Pflege geplant und durchgeführt hat. Sie galt ein bisschen als "Wunderstation". Alle haben sich gewundert, dass dort während des KH-Aufenthaltes niemals ein Dekubitus entstand. Ich selbst war dort 2 Jahre und der Mythos stimmte. Habe nicht einen erlebt, der dort entstanden wäre. Um Missverständnissen vorzubeugen, es handelte sich um eine Innere - Schwerpunkt Gastroenterologie mit ca. 30 % Pflegefällen und hochmotiviertem gut ausgebildetem Pflegepersonal (wie gesagt, es war zu einer Zeit, wo es noch keine schriftliche Pflegeplanung oder Standards gab).
Ich habe danach in verschiedenen Häusern gearbeitet und sowas nie mehr erlebt und wenn ich es jemandem erzähle, glaubt mir niemand. Würde ich wahrscheinlich auch nicht, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte.
Soviel zu: Ja, es geht. Ist aber sicher die Ausnahme.

Die Diskussion, ob Dekubiti wirklich durch gute Pflege immer vermeidbar sind, bewerte ich nach diesen 2 Jahren auch etwas anders. :-p

RS-USER-Sargnagel
28.04.2006, 08:54
Ich bezweifle nicht, dass in einem gut ausgebildeten und eingspielten Team eine effektive Deku-Prophylaxe erfolgen kann, d. h. dass in einem solchen Team wenig bis gar keine Dekus entstehen.

Aber effektiv kontrollierbar und nachvollziebar z. B. für MDK und QM oder auch für weiterversogende Einrichtungen (z. B. amb. + stat. Altenpflege) kann eine solche Versorgung nicht sein.

Guedeltubus
30.04.2006, 18:44
ausserdem gibt es immer einen bestimmten Anteil an Dekubiti, deren Entstehung unvermeidbar ist, auch bei optimalsten Pflegeverhältnissen.