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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Druckpuls



mmpreis0
17.04.2006, 07:54
Hallo zusammen,

wir haben auf der RA-Schule neulich ein Fallbeispiel gemacht. V.a. SHT, Pat. bewusstlos. RR syst. bei 90 und laut Dozent Druckpuls. Er meinte das wir die Pulswelle besonders an den Carotiden richtig sehen würden, konnte aber leider nicht erklären wie er zustande kommt. Kann mir jemand von euch erklären wie bei einem niedrigen RR ein so kräftiger Puls zustande kommt???

lg Miriam

RS-USER-Rippenspreizer
17.04.2006, 10:50
Hallo,

ich halte das für ein bisschen spekulativ und verwirrend. Es ist nicht gerade klassich, dass Patienten mit einem SHT einen niedrigen RR haben. Genauso wenig ist eine deutlich pulsierende Carotis kein typisches Leitsymptom bei SHT und in der Kombination mit einem niedrigen RR schon mal gar nicht...

Die deutliche Pulsation kann man bei einem RR>100 bei schlanken Patienten ganz gut beobachten, wesentliche Faktoren sind hierbei aber auch Stenosen/Verengungen im Carotisbereich und/oder eine (kompensierende) "Windkesselfunktion" der aufsteigenden Aorta.
Ich würde aber empfehlen, sich gerade bei der SHT-Diagnostik auf die wesentlichen Diagnostika zu beschränken und diese dann entsprechend auch zu therapieren. Ein SHT sollte nämlich einen ordentlichen arteriellen Mitteldruck haben (MAD>90 bzw. im Verhältnis zum präklisch leider nicht ermittelbaren intracerebralen Hirndruck (ICP) einen zur Hirnperfusion ausreichenden MAD)

Gruß, Daniel

RS-USER-Elektro-Dengel
17.04.2006, 11:13
Jepp das mit dem niedrigen RR is etwas verwirrend!

Ich denke mal der Dozent wollte dich mit der Bemerkung "Druckpuls" mit dem "Zaunpfahl" richtung V.a. steigender Hirndruck bzw. intracranielle Raumforderung lotsen.

Das ganze kann (muss natürlich nicht) mit einem bradykarden Puls (wg. Druck aufs Stammhirn) und einem (ich denke mal da wollte auch Daniel drauf hinaus) HOHEN RR einhergehen. Da kommt jetzt wieder die Sache mit dem ICP und dem Perfusionsdruck zum greifen.

Ich probiers mal:

Perfusionsdruck = Mittlerer arterieller Druck - Intracranieller Druck

Daniel korigier mich falls ich alter Kopfrechen-Legastheniker mal wieder schief lieg!

Damit erklärt sich dann auch der hohe RR, der benötigt wird um bei steigendem ICP überhaupt noch ne Perfusion zu erreichen. Und dieser Druck zusammen mit dem niedrigen Puls ergibt dann denn "klassischen" Druckpuls!

RS-USER-Knispel
25.05.2006, 21:28
JU HU. Noch jemand mit diesem Problem. Habe gerade mein RSG gemacht. Da kam auch diese Frage in der Prüfung dran. Habe durch pures Glück SHT angekreuzt. Aber keiner meiner LRA Kollegen konnte Auskunft drüber geben, wie ein Druckpuls entsteht. Is wohl ne tricki Kiste son Druckpuls.

Nichts für ungut, aber leider kann ich auch nichts dazu sagen außer, geteiltes Leid ist halbes Leid oder?:D

RS-USER-blacksheep
25.05.2006, 21:57
Also Druckpuls ... wenn mans physiologisch betrachtet:

Ein SHT mit einem raumforderenden Prozess im Hirn erhöht den Intracraniellen Druck. Wie der Dengel schon so richtig gesagt hat ist Perfusionsdruck = Mittlerer arterieller Druck - Intracranieller Druck. Das Hirn braucht einen gewissen Perfusionsdruck um arbeiten zu können. Steigt nun der Intracranielle Druck so muss der Blutdruck steigen damit der Perfusionsdruck erhalten bleibt. Auf den gestiegenen RR reagiert der Körper mit einem absinken der Frequenz. Schwupps .. die Bradycardie ist da.
Deswegen ist es auch gefährlich bei SHTs den Blutdruck stark zu senken. Könnte sein das der Patienten danach nur noch nen nicht mehr versorgtes nassen Brötchen im Schädel hat.

RS-USER-Knispel
26.05.2006, 16:01
Prima. Dann werde ich meine cerebrale Perfusion ankurbeln, damit sich das in meinen Hirn festsetzt. :-keule :-keule

DANKE !!!

divemedic
26.05.2006, 16:33
Hai all!

Bitte schlagt mich nicht, aber ich halte den präklinischen Druckpuls für eine ähnliche Legende, wie die präklinische Beurteilbarkeit eines Schocks durch den sog. Schockindex.

In der Ausbildung wird regelmäßig darüber geredet, aber eine praktische Relevanz, hat er wohl offensichtlich nicht.
Ich habe in den letzten 20 Jahren doch das ein oder andere präklinische SHT gesehen - aber einen Druckpuls konnte ich noch nie feststellen.
Deshalb meine Frage an die Allgemeinheit: wer hat denn schon wirklich mal den "klassischen" Druckpuls mit Bradycardien bis unter 30/min bei einem präklinischen SHT gesehen/gefühlt? Ich ließe mich gerne eines Besseren belehren.

Viele Grüße!


Andi

RS-USER-blacksheep
28.05.2006, 01:45
Original geschrieben von divemedic
Hai all!

Bitte schlagt mich nicht, aber ich halte den präklinischen Druckpuls für eine ähnliche Legende, wie die präklinische Beurteilbarkeit eines Schocks durch den sog. Schockindex.


Ne. Damit geb ich dir vollkommen Recht. Nen wirklichen Druckpuls hab ich auch noch nie gesehn. Das er etwas langsamer wurde und Drücke von über 260 hatte, ja aber nicht das mans pulsieren könnte.
Aber unabhängig ob man nun nen Druckpuls sieht oder nicht, ist es trotzdem gut zu wissen was bei einem Intracraniellen Druckanstieg passiert und das man besonders da mit allzu leichtfertiger Drucksenkung vorsichtig sein muss.