PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : sevofluran im low flow erlaubt?



RS-USER-priv.doz.
03.05.2006, 22:19
hallol,
hab da mal ne frage:

hab vor kurzem im aktuellen klinikleitfaden für anästhesie (elsevier verlag)gelesen dass die lowflow- narkose eine KI für SEvoflurane ist. eine erläuterung gab es nicht. (S.209).
was hat das zu bedeuten?
ich kennen manche kliniken die lowflow mit sevo praktizieren.
hat eine(r) von euch den durchblick?

gruß
pd

RS-USER-Katja
04.05.2006, 07:06
Das bezieht sich auf die Entstehung von Compound A im Atemkalk. Empfohlen werden keine Narkosen mit einem Fluß unter 1l bei Sevoflurannarkose bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, da in erheblich AUSGETROCKNETEM Atemkalk (besonders Bariumkalk; wir zumindest haben keinen) Compound A entstehen kann, was sich bei Ratten als nephrotoxisch erwiesen hat.
I.A. ist davon auszugehen, daß unter normalen Umständen keine signifikanten oder schädigenden Mengen an Compound A entstehen; ich weiß, daß eine Studie zu Sevo und Lowflow-Narkosen lief, habe aber nicht verfolgt, ob die schon raus ist. Ich kann auf dem DAC ja mal fragen, da sind die Jungs ja...

Ach so: Für Sevofluran wird, genau wie für Enfluran, von einem Restrisiko für die Niere ausgegangen (das ist alles im Fluß, da wird derzeit viel Geld in Studien investiert, da Sevo weiter stark auf dem Markt gebracht werden soll...), wenn:
- eine lange Exposition stattfindet
- eine nephrotoxische Begleitmedikation verabreicht wird
- eine renale und heptische Enzyminduktion vorliegt (dann durch erhöhte Flouridentstehung - wobei für Sevo ein sofortiges Abfallen nach Ende der Exposition beschrieben wird, im Gegensatz zu Enfluran und dem vom Markt genommenen Methoxyfluran).
Das ist alles relativ, denn bisher konnte in kontrollierten Studien KEIN Nachweis für eine erhöhte Nierenschädigung unter Sevofluran erbracht werden. Sind also alles nur Überlegungen, die forensischen Charkter haben...
- und , wie oben erwähnt, eine Nierenschädigung vorliegt.

RS-USER-Obelix
04.05.2006, 08:07
Vielleicht hilft ja das weiter:

Baum J, Sitte Th, Strauß JM, Forst H, Zimmermann H,Kugler B: (1998) Die Reaktion von Sevofluran mit trockenem Atemkalk - Überlegungen zu einem aktuellen Zwischenfall. Anästh Intensivmed 39: 11-16

Allerdings kenne ich den Artikel nicht und komme auch online nicht dran, da unsere Uni daß nicht freigeschaltet hat.

RS-USER-Katja
04.05.2006, 18:30
Medline (http://www.medline.de/k_finder.html) spuckt einiges an Artikeln zum Thema Low flow Sevofluran aus, der neuste ist über Kindernarkosen im Vergleich Sevo/Desfluran und sieht keine signifikanten Unterschiede bzgl. unbeeinträchtigter Hepatorenalfunktion. Diverse andere Artikel sehen das ähnlich (Vergleich low flow/high flow oder Isofluran.
Die Studie, die den 1l-Flow als unproblematisch beschreibt, ist 2003 erschienen (Kobayashi S; Bito H; Obata Y; Katoh T; Sato S; J Clin Anesth).

Such einfach ein bißchen rum, dann findest Du einiges :)

@Obelix: Da komme ich aktuell von zu Hause nicht rein, aber wenn ich heute abend Lust habe, kann ich mir de nArtikel auch aus der Zeitung raussuchen, die müßte ich im Regal haben :)

RS-USER-Obelix
05.05.2006, 07:40
Original geschrieben von Katja

@Obelix: kann ich mir de nArtikel auch aus der Zeitung raussuchen, die müßte ich im Regal haben :)
Tja, deswegen bist Du ja auch Traumdoktor. Bei mir stehen halt Chemie-Zeitschriften im Regal. Für das Regal mit den Medi-Zeitungen müsste ich einmal durch die Stadt. Und so arg hat mich die "Atemkalk-katalysierte Eliminierung von Fluorwasserstoff aus Sevofluran":) auch wieder nicht interessiert.

RS-USER-Katja
05.05.2006, 16:28
Original geschrieben von Obelix
Und so arg hat mich die "Atemkalk-katalysierte Eliminierung von Fluorwasserstoff aus Sevofluran":) auch wieder nicht interessiert.
Kann ich gar nicht verstehen :D
(ich war irgendwie für einen Chemiemuffel in der Schule im Rahmen des Biostudiums immer ganz erstaunt, wie mich Chemie und sogar physikalische Chemie begeisterten, jetzt, wo ich es endlich mal verstanden hatte ;) )

RS-USER-Katja
11.06.2006, 14:02
Wo ich schon gefragt habe, kann ich's ja auch schreiben:
Der nette Herr von Abbott sagt, die Begrenzung von Sevo auf einen Fluß von 1 Liter habe in D nie bestanden. Das ist etwas, was bei den Amis in der Anweisung steht (eben wegen des Compund A) und was offenbar via Literatur zu uns über den Teich geschappt ist.
Schau doch in der Klinik mal einfach in den Beipackzettel der Flasche...

Mamue
13.06.2006, 22:48
Wenn es in Deutscheland bei Minimalflow nicht zugelassen währe, hätte Dräger beim Physioflex große Probleme. Dieses Narkosegerät arbeitet ja eigendlich nur als geschlossenes System quasi mit 0 Überschussgas, also theoretisch noch geringeres bis kein Auswaschen des Compound A aus dem Kreisel bei Maximalbelastung des Atemkalk's. Und ob das bisschen Aktivkohle als Filter alles abfängt, wage ich zu bezweifeln.

In Deutschland ist auch nur noch der Natriumkalk (75–85 % Kalziumhydroxid, 1–4 % Natriumhydroxid sowie 14–18 % Wasser) zulässig, bei dem die Compountbildung deutlich geringer sein soll als bei dem in Amerika noch häufig verwendeten Bariumkalk. Steht so zumindest im großen Striebel - wenn ich mich recht erinnere.

RS-USER-Katja
14.06.2006, 09:18
Eher OT: Der Physioflex IST ein Problem :D Ich hab' noch kein Narkosegerät an der Hand gehabt, was so meckerig ist und mit dem Ausstieg droht, weil die der Aufschneider auf dem Thorax abgestützt hat...

Daß Compund A nierenschädigend ist, ist auch nur für Ratten nachgewiesen, bei Menschen konnte dieser Nachweis trotz Jahrelanger Sevonarkosen nie erbracht werden. Sevo müßte über's Preconditioning sogar eher nephroprotektiv sein... aber ob das nachgewiesen wär weiß ich nicht, weil der Pieper gestern verhindert hat, daß ich das Ende von Herrn Kehl Vortrag höre :D