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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : grippaler infekt & antibiotika



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RS-USER-DerDings
11.05.2006, 07:11
kann mir wer erklären weshalb bei einem grippalen infekt antibiotika verschrieben werden?
ist mir jetzt zum wiederholten mal untergekommen und ich frag mich was dahinter steckt, bei einer grippe nützt das doch nichts und wenn ich ein bakterium als krankheitserreger vermute nenn ich's doch nichtmehr grippaler infekt?

schlampigkeit oder bewährte therapie?

RS-USER-Obelix
11.05.2006, 07:58
Ich bin zwar kein Meidziner, aber ich würde mal vermuten, daß der Hausarzt halt mal keine Blutwerte bestimmt und dann was bakterielles auf Verdacht mit erschlagen will bzw. verhindern will, daß sich eine bakterielle Infektion sich zusätzlich draufsetzt.

Ich denke mal, hier kommt die Problematik des Hausarzt zum Vorschein, daß er seinen Patienten nur kurz sieht und ihm eine Therapie verabreichen muß, die helfen sollte. Hat halt einfach nicht die Möglichkeiten, wie ein Krankenhaus.

Ute Rus
11.05.2006, 08:06
Bei viralen Infekten kann es aufgrund des geschwächten Immunsystems zu Superinfekten kommen, die meist bakteriell begleitet werden oder ursächlich daher stammen.

Eine Antibiotikatherapie bei einem Grippe-Virus kann verhindern, dass sich z.B. eine bakterielle Bronchitis oben rauf setzt.

Es wird also prophylaktisch therapeutisch gegeben und sollte natürlich nicht bei jedem Schnupfen eingesetzt werden.

Liebe Grüße
Ute Rus

RS-USER-blacksheep
11.05.2006, 09:13
Original geschrieben von Ute Rus
Es wird also prophylaktisch therapeutisch gegeben und sollte natürlich nicht bei jedem Schnupfen eingesetzt werden.

Man sollte ja auch nicht bei jedem Schnupfen zum Arzt rennen ;)

RS-USER-Bärentöter
11.05.2006, 09:26
Original geschrieben von Ute Rus
Es wird also prophylaktisch therapeutisch gegeben

sorry, aber das ist Unfug.
Es besteht aber auch oft eine Erwartungshaltung seitens des Patienten, etwas verschrieben zu bekommen.
Zum anderen ist es auch "ut aliquid fiat" "damit irgendwas geschehe"

serial2k
11.05.2006, 10:11
Es gibt leider ein paar Hausärzte, die schon fast grundsätzlich Antibiotika verschreiben, mehr oder weniger unabhängig von der Erkrankung. Wahrscheinlich hat sich da irgendwann mal "Antibiotikum = Wunderheilmittel" im Kopf festgesetzt. So einer praktiziert auch hier in meiner Nachbarschaft.


Es besteht aber auch oft eine Erwartungshaltung seitens des Patienten, etwas verschrieben zu bekommen.
Natürlich schlecht, wenn man diese mit einem Antibiotikum bedient. Nach dem Motto "kann ja nicht schaden" - und sich dann über resistente Keime wundern...

RS-USER-Elektro-Dengel
11.05.2006, 10:25
Also ich werfe jetzt einfach mal eine gewagte These in den Raum:

Eine Grippe ist eine Viruserkrankung (Influenza schießmichtot). Ein grippaler Infekt ist wie der Name eigentlich schon sagt meiner Meinung nach eine Infektion mit grippeähnlichen Symptomen (Fieber, Kopf -und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit, etc. "Gibts da nicht was von RATIOPHARM"), hat aber mit der Grippe selbst nichts zu tun und basiert wohl meist auf einer BAKTERIELLEN Infektion, die für gewöhnlich im Hals-Nasen-Rachenraum beginnt (kündigt sich also wie auch ne echte Grippe mit klassischen Erkältungszeichen wie, Schnupfen, Husten, Schluckbeschwerden, Druck auf den Ohren, usw. an)

Deshalb lässt sich diese Infekt auch mittels Antibiose behandeln, wobei ich mich euch natürch bei der Meinung anschließe, dass nicht jeder Schnupfen gleich mit ner Familienration Penicilin erschlagen werden sollte!

RS-USER-blacksheep
11.05.2006, 10:26
Original geschrieben von serial2k
Natürlich schlecht, wenn man diese mit einem Antibiotikum bedient. Nach dem Motto "kann ja nicht schaden" - und sich dann über resistente Keime wundern...

Ignoranz gibt es halt auf beiden Seiten. Gerade der unbedarfte Arztgänger will halt was in die Hand bekommen. Wenn er dann ohne was aus der Paxis geht fragt er sich wofür er nun so lange gewartet hat.
Wie heists so schön: Ein grippaler Infekt dauert mit Arzt 2 Wochen und ohne 14 Tage ...

Xaxis1
11.05.2006, 10:40
Muß mal meinen HA loben - die machen Abstriche in der Praxis, bei den üblichen Symptomen (Husten, Schnupfen, Halsweh) - und nur wenn da was is (dauer so 20-30 Min bis die was feststellen können), gibts das passende Antibiotika - bin da SEHR froh darüber, vor allem bei meiner Kleinen... ich bin eh auf mehr als 50% der derzeit üblichen AB allergisch :(

Einparkgott
11.05.2006, 11:06
Original geschrieben von Xaxis1
Muß mal meinen HA loben - die machen Abstriche in der Praxis, bei den üblichen Symptomen (Husten, Schnupfen, Halsweh) - und nur wenn da was is (dauer so 20-30 Min bis die was feststellen können), gibts das passende Antibiotika - bin da SEHR froh darüber, vor allem bei meiner Kleinen... ich bin eh auf mehr als 50% der derzeit üblichen AB allergisch :(

Das ermöglicht dann auch nicht immer auf ein Breitbandantibiotika zurück greifen zu müssen. Sondern schon geziel Antibiotika einsetzen zu können.
Bedarf hierzu natürlich der Erkenntnis was man auf dem Abstrich gefunden hat. Sonst wird es doch nur wieder ein Breitbandantibiotika.

serial2k
11.05.2006, 12:41
Original geschrieben von Elektro-Dengel
Ein grippaler Infekt [...] basiert wohl meist auf einer BAKTERIELLEN Infektion [...]

Ist ein grippaler Infekt nicht normalerweise virusbedingt (Rhinovirus)?

RS-USER-Schädelspalter
11.05.2006, 14:43
Original geschrieben von Xaxis1
... Abstriche in der Praxis, ...- und nur wenn da was is (dauer so 20-30 Min bis die was feststellen können), gibts das passende Antibiotika -...
Das würde mich aber mal interessieren. Normalerweise werden die Abstriche eingeschickt, bebrütet, ausgewertet, ggf. werden Resistenzprüfungen gemacht: Dauer mindestens 3 Tage. Bei üblicherweise sterilen Materialien (Liquor, Blut) lohnt sich eine Mirkroskopie (das geht dann in wenigen Minuten), aber bei einem Rachenabstrich weiß ich schon vorher, was ich finde: physiologische Flora oder miese Krankheitserreger - leider sehen die unter dem Mirkroskop (mit Ausnahmen) alle gleich aus. Und selbst wenn da was zu sehen ist: den eigentlichen Übeltäter kriegt man bei Atemwegserkrankungen aus Sputum, Blut, BAL usw. wenn ein Erregernachweis überhaupt sinnvoll ist.


serial2k
Ist ein grippaler Infekt nicht normalerweise virusbedingt (Rhinovirus)?
Ja, Rhino-, Reo-, Adeno-, Coxsackieviren und sowas sind die häufigsten Erreger. einer "Erkältung" (bzw. grippaler Infekt, bzw. banaler oberer Atemwegsinfekt bzw. "common cold").
Wenn der Patient immunsupprimiert ist oder im Einzelfall sieht die Sache evtl. anders aus, aber bei einem Schnupfen haben Antibiotika nichts zu suchen.

RS-USER-DocMezzoMix
11.05.2006, 15:53
Ich kenne allerdings auch die unterscheidung die Dengel bereits in den Raum warf.
Grippaler Infekt (übersetzt als Grippe artig) wird alles genannt, was symptomatisch der Grippe ähnelt (Husten, Schnupfen, Heiserkeit) aber bakteriellen Ursprungs ist,
die "Grippe" sind dann die Viren.
So wurde es mir vor einiger eit auch von meinem damaligen Hausarzt erklärt, der eigentlich nicht schlecht war.
Vielleicht haben wir ja einen Allgemeinmediziner hier, der was zu dieser These sagen kann?

Gruß dMM

RS-USER-Bärentöter
11.05.2006, 16:58
Original geschrieben von DocMezzoMix
Grippaler Infekt (übersetzt als Grippe artig) wird alles genannt, was symptomatisch der Grippe ähnelt (Husten, Schnupfen, Heiserkeit) aber bakteriellen Ursprungs ist,
die "Grippe" sind dann die Viren.
So wurde es mir vor einiger eit auch von meinem damaligen Hausarzt erklärt, der eigentlich nicht schlecht war.


Kann sein, daß er es so erklärt hat, aber es ist schlicht und ergreifend falsch. :-keule

Schädelspalter hat recht.

Gruß von einem Fastinternisten

RS-USER-Möhre
11.05.2006, 17:05
geniale diskussion .... ich würde einen pathologen fragen .... dann seid ihr zwar schon tot, aber man wüßte wenigstens ob ihr an einer banalen erkältung oder an einer echten grippe gestorben seid ....
fakt ist, die echte grippe ist viral (fragt mal die spanier, die können eine paella davon singen ...), der gripale infekt ist ein sammelsurium von etwas, was die bundesdeutsche bevölkerung in der regel vor weihnachten bekommt .... mit ausnahme der postboten, die kriegen so etwas erst nach weihnachten, statistisch bewiesen .... :D

RS-USER-DerDings
11.05.2006, 17:06
:D ich hatte mir 3 erklärunge zurechtgelegt
- prophylaktische verschreibung,
- verschreibung nur um irgendwas zu tun &
- der unterschied grippe - grippaler infekt.

jetzt sind alle hier gleichermaßen vertreten - uff! ich dachte ja schon ich bin der einzige der sich mit der frage, bzw. der antwort etwas schwer tut...

zu 1) kann/konnte ich mir bei älteren patienten, bzw. bei personen mit ohnehin schon geschwächtem immunsystem vorstellen, nicht bei einer "pumperlg'sunden" 20 bzw. 40jährigen. (die 2 haben mich auf den plan gerufen)

2) :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes: ich hoffe da sind wir uns einig

3) so 'ne beschi55en schwammige formulierung! das muss einfach stimmen :D ;)

RS-USER-Möhre
11.05.2006, 17:18
ad unum ... nü ja, aber dann bitte auch kontrolliert .... es ist ziehmlich frustrierend, wenn antibiotika nicht mehr greifen ....

zweitens .... blinder aktionismus, so wie wir ihn lieben .....

und zum letzten muß man wohl nichts mehr sagen ....

RS-USER-Bärentöter
11.05.2006, 17:22
was Wikipedia dazu sagt (http://de.wikipedia.org/wiki/Grippaler_Infekt)

RS-USER-Möhre
11.05.2006, 17:32
wikipedia ??? sorry, aber sollten wir uns dann nicht gleich beim internetdoktor einklinken ??? auch wenn da manches einen wahren kern hat, letztlich produziert da ein so ungesundes halbwissen, was patienten und angehörige dazu bringt, ständig nach einer allwissenden schwester stephanie zu fragen ....

RS-USER-Bärentöter
11.05.2006, 17:39
ich weiß natürlich um die Problematik mit Wikipedia.
Aber der Artikel ist, zumindest so wie er jetzt existiert, richtig, soweit ich beim kurzen Überfliegen gesehen habe.

Bei Pschyrembel oder Roche würdest du nichts anderes lesen