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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rauchgasvergiftung



burning horse
21.05.2006, 20:15
Hallo,

ist schon etwas länger her. Bei meiner Reitlehrerin (nicht das was ihr jetzt denkt, ganz gesittet mit echten Pferden) hatte es gebrannt. Gut "Brand" wäre zuviel gesagt, sie hat halt ne Wolldecke über ne heiße Lampe gehängt und die hat etwas angefangen zu kokeln. Interessanterweise war das 2 Tage nach einer Brandschutzeinweisung meinerseits. Jedenfalls hat sie wohl auch etwas Rauch eingeatmet und hat die nächsten 1-2 Wochen über Halsschmerzen und Husten geklagt. Zu einem Einsatz der Rettungskräfte kam es übrigens nicht, die Decke konnte ausgetreten werden.

Als sie mir am nächsten Tag davon berichtete, hab ich ihr sofort geraten zu einem Arzt zu gehen. Ich hab halt auch nur nen Erste-Hilfe-Kurs. Sie ist soweit ich das mitbekommen habe jedoch nicht gegangen und die Beschwerden haben mit der Zeit wohl nachgelassen.

Jetzt zu meinen Fragen, Wiki konnte mir leider keine Antwort geben. Bitte das ganze für einen medizinischen Laien verständlich!

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Was kann man bei einer Rauchvergiftung machen, außer an die Frische Luft und zum Arzt gehen?

Wie wird eine (leichte) Rauchvergiftung behandelt?

Wie sieht es mit Spätfolgen bei einer nicht/verspätet behandelter Rauchvergiftung aus?
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Bevor Fragen zur "Brandsschutzunterweisung" kommen:

Ich habe aufgrund der Brisanz in einem Reitstall (10 000 Ballen Heu/Stroh) mal eine Powerpoint-Präsentation zum Thema Brandschutz zusammengestellt. Die Themen sind grob Brandverhütung, Verhalten im Brandfall, Notruf, Fettexplosion...

Mein Wissen dazu beziehe ich aus 8 Jahren Jugendfeuerwehr, eigener Erfahrung, aktiven Kameraden, Büchern, etc... Als Ansprechpartner bei Fragen hat mir mein ehemaliger Jugendwart immer kompetent helfen können. Von ihm habe ich auch Info-Material bekommen.

So das wars, Vielen Dank schon mal im Voraus.

mfg

burning horse


@admin

Ich bin etwas unschlüssig, ob das Thema hier oder ins RD Forum besser reinpasst. Falls ich hier falsch bin, bitte verschieben.

RS-USER-blacksheep
21.05.2006, 20:41
1)
Hängt ganz von der schwere der Inhalation und den Beschwerden ab. In der Notfallmedizin würde man es mit Cortison versuchen. Als RD zum einatmen und der NA evtl per iv. :) Wenn ich mich nicht ganz täusche soll das Cortison die Zellwende stabilisieren sodas keine Flüssigkeit aus dem Gewebe in die Alveolen übertritt. Dadurch soll das toxische Lungenödem ("Wasser in der Lunge") verhindert werden. Je nach Patientenzustand dann halt noch Sauerstoff. Damit sind aber unsere präklinischen Maßnahmen erschöpft.

2)
"Leicht"? Also ohne Symptome? Präventiv wahrscheinlich Cortison mit dem Zerstäuber zum Einatmen und beobachten. Wahrscheinlich wird er aber gar nicht zum Arzt gehn ;)

3)
Kein Studierter, aber ich würde mir mal denken: Eben jenes Lungenödem (jetzt nicht unbedingt bei deinem Fall) das zum Tode führt (führen kann) oder irgendwelche chronischen Atemwegserkrankungen die durch die Reizung hervorgehen. Aber vielleicht sagt da einer von dem ärztlichem Hilfspersonal was dazu :)

RS-USER-DocMezzoMix
21.05.2006, 20:49
Meines Wissens nach sind inhalative Cortikoide (wie z.B. früher das Auxiloson) out. Zumindest präklinisch. Sie schädigen wohl mehr als sie nützen, das Outcome hat sich nicht verbessert.
Schau im laufe der Nacht mal, ob ich noch den ein oder anderen Artikel dazu finde.

Gruß dMM

RS-USER-blacksheep
21.05.2006, 22:55
Wir haben noch Pulmicort aufm Auto. Wird auch noch vom ÄLRD unterstützt. In aktuellen Fachzeitungen hab ich nun nix gefunden. Aber wenn du dazu Infos hast könntest du mir die zukommen lassen?

BF-Harry
26.05.2006, 15:08
Kortikoide werden bei der präklinischen Behandlung von Rauchgasintoxikationen nicht mehr empfohlen. Es hat sich keine direkte Besserung feststellen lassen. Ausserdem kann es durch die Gabe von Kortison zu Immunsuppressionen kommen, dadurch Prognoseverschlechterung!
Erste Wahl bei der Behandlung von Inhalationstraumen ist Sauerstoff, ansonsten Bronchodilatatoren( Beta2-mimetika)...

Stephan2204
26.05.2006, 15:40
Original geschrieben von blacksheep
Wir haben noch Pulmicort aufm Auto. Wird auch noch vom ÄLRD unterstützt. In aktuellen Fachzeitungen hab ich nun nix gefunden. Aber wenn du dazu Infos hast könntest du mir die zukommen lassen?

Wir geben bei uns auch Pulmicort, wobei ich irgendwo im Hinterkopf habe, das nur ganz wenige Inhalativa für Raucgasvergiftungen zugelassen sind (z.B. Junik)

Rettungstiger
26.05.2006, 16:00
Bei uns gibts kein Pulimcort mehr.
(Gabs da nicht irgendwas von wegen zurrückziehung der Zulassung?)
Inhalative Kortikoide sind definitif, absolut und so was von out. Kann man eigentlich in jedem Artikel der letzten zwei Jahre bezüglich "Rauchgas" nachlesen.
Und nicht nur inhalative. Vor vier Monaten hatten wir eine Fortbildung mit einem Lungenfacharzt vom Klinikum, und der hat gesagt, dass es auch für die i.v.-Gabe vin Kortison bei Rauchgasvergiftung neuere Studien keine Wirksamkeit zeigen, und Nachteilige Folgen, wie BF-Harry gesagt hat, diskutiert werden.
Also folgt für die Präklinische Behandlung:
Sauerstoff
bei Bronchkonstriktion b-2 Sympatomimetika (beste Wirksamkeit wenn vernebelt)
ggf. frühzeitige Intubation und beatmung

divemedic
26.05.2006, 16:44
Bei einer unklaren Rauchgasvergiftung sollte (bei Verfügbarkeit) auch immer eine notfallmäßige Therapie in einer Druckkammer erwogen werden. Bei dieser sogenannten hyperbaren Oxygenierung (HBO) werden aufgenommene und am Hämoglobin gebundene Rauchgase, allen voran CO, durch den erhöhten pO2 von bis zu 2,8 bar wieder verdrängt.
Ganz super wäre es in einem solchen Fall, wenn dem Patienten vor Ort arterielles Blut entnommen wird, welches schnellstmöglich im nä. KH auf den HbCO-Anteil untersucht wird. Wenn der Patient dann zeitgleich mit seinen Laborwerten in der Druckkammer eintrifft, kann der HBO-Doc die Therapie besser planen.

Leider hat die Anzahl der Druckkammern in den letzten Jahren in D stark abgenommen.

RS-USER-DocMezzoMix
26.05.2006, 19:46
Das Problem ist, das leider auch bei den HBO's meist kein Krankenhaus im hintergrund steht.
Wir haben hier eine recht große HBO, die auch nach ca. 30min. Fahrbereit ist. Allerdings steht sie in einer "Praxis" und es fehlt an intensivmedizinischer Diagnostik. Also muss man meist erst in eine Klinik anfahren um Begleitverletzungen zu behandeln... weitere InfosDruckkammerzentrum Rhein-Main-Taunus (www.hbo-zentrum-wiesbaden.de)

RS-USER-Rettungshund
26.05.2006, 21:04
Es wäre doch empfehelnswert auf dem NEF ein Nichtinvasives CO Messgerät zu haben ;) Leider wohl net bezahlbar.

Gasmann1
27.05.2006, 07:48
Original geschrieben von Rettungshund
Es wäre doch empfehelnswert auf dem NEF ein Nichtinvasives CO Messgerät zu haben ;) Leider wohl net bezahlbar.

ich antworte mal andersrum: das zweite ist das Argument, welches in der Medizin z.Zt. am häufigsten eingesetzt wird - leider wird es dadurch nicht wahrer.
Natürlich sind CO-Messgeräte bezahlbar, wir hatten sie eine zeit lang auf dem NEF, bis man eine bessere Lösung gefunden hat.
Die CO-Messgeräte sind jetzt auf den C-Dienst Fahrzeugen, denn es ist bei praktisch jedem etwas größeren Brand ein C-Dienst vor Ort - eben kein NEF - und der alarmiert dann je nach Messung einen NA (u.a. zur Organistaion einer HBO) nach.

Gm1

RS-USER-blacksheep
28.05.2006, 01:41
Was auch ne nette Spielerrei fürn nen RTW ist, ist ne BGA :) Könnt mir vorstellen das es auch das früher oder später aufs Auto kommt.

RS-USER-DerDings
28.05.2006, 11:25
Original geschrieben von blacksheep
Was auch ne nette Spielerrei fürn nen RTW ist, ist ne BGA :) Könnt mir vorstellen das es auch das früher oder später aufs Auto kommt.

nette spielerei, du sagst es. wir haben eine dabei, ABER auf einem rtw = overkill. kostenoverkill - und nicht nur wegen dem gerät, auch das "zubehör" (die analysekasetten, microsampler) ist schweineteuer. dabei noch zu beachten: ein RA braucht das mMn wirklich nicht zur patienten versorgung...
auf einem nef kann sie sinnvoll sein, aber sehen wird man sie selten - wenn man also sonst nicht weiß wohin mit der kohle, DANN würd ich auch ne bga kaufen...

(in meinen augen gibts genau 1 fahrzeug das mit einer BGA ausgestattet sein sollte: ein ITW)

burning horse
15.06.2006, 10:09
Sorry fürs schieben, durch meinen Urlaub bin ich nicht mehr dazugekommen noch was zu schreiben.

Erstmal vielen Dank für die Antworten. Für mich als Laien hab ich dass nun so verstanden:

Hauptbehandlung durch Sauerstoff/Überdrucktherapie

Vor Ort: Gabe von Medikamenten, welche aber nicht allzuviel zu bringen scheinen.

Risiken: Lungenödem

Noch ne Frage, ist bei nicht/verspätet behandelter Rauchvergiftung mit Langzeitfolgen zu rechnen?

blacksheep deutete mal an, dass evtl. chronische Atemwegserkrankungen durch Reizung entstehen könnten.

mfg

burning horse