PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : VU



RS-USER-Jules
11.06.2006, 09:04
Brauche mal eure Hilfe. Hab leider einige Wissenslücken in Sachen VU, da wir das Thema im RS-Lehrgang nicht wirklich behandelt haben und ich in meinem RS-Praktikum das Pech hatte, keinen richtigen VU zu erleben. Deshalb meine Frage: Gibt es irgendeine systematische Vorgehensweise? Wie arbeitet ihr einen VU ab? (die grobe Struktur, natürlich ist jeder VU anders)
Als Beispiel würde ich gerne von einer eingeklemmten, ansprechbaren Person mit WS-Verletzung ausgehen (RR, P, SpO2 relativ stabil).

Wäre dankbar für eure Hilfe.

Practicus
11.06.2006, 11:50
.........

RS-USER-apoplex
11.06.2006, 14:49
Ergänzend zu Prakticus Beitrag:

als erstes Eigenschutz sicherstellen. Falls man noch mit den normalen roten Jacken fährt, gehört eine Warnweste darüber. RTW so abstellen, dass er eine hohe Warnwirkung hat und die Arbeit der kommenden Kräfte nciht behindert (die Feuerwehr sollte mit einem Großfahrzeug recht nahe (10 m) ans Unfallauto kommen), man aber trotzdem gut wegkommt.
Ist die Feuerwehr noch nicht da, so sollte bei der Erkundung der Feuerlöscher mit rausgenommen werden. Die 6 kg reichen vielleicht bei einem Entstehungsbrand, muss ich diesen aber erst nachholen, kann die Löschmenge schon zu gering sein.
Einsatzstelle absichern (ggfl. an die Gaffer deligieren, dass die mit ihren Warndreiecken mal versuchen, was zu reißen).

Und gerade bei mehreren Verletzten muss man konsequent bleiben und sich nicht auf den erstbesten Patienten stürzen, sondern sichten und schauen, wo man mit wenigen Handgriffen (Atemwege freimachen, Blutung stoppen ....) am meisten ausrichten kann, bevor man versucht, irgendjemanden richtig zu versorgen.

Bei der Befreiung sollte man zwischen Versorgungsöffnung und Befreiungsöffnung unterscheiden. Sofern kein Grund zur Crashrettung (z.B. brennendes Fahrzeug ohne Aussicht auf Löscherfolg, Reanimation) besteht, reicht es erstmal, nur vorzudringen und die erstversorgung durch die Betreuungsöffnung zu machen. Die Befreiungsöffnung macht dann die FW in Absprache mit dem NA.

RS-USER-Knispel
13.06.2006, 21:35
Ich wollte den Eigenschutz noch ein wenig forcieren.

Wenn man an einer Einsatzstelle angekommen ist, ist es von Vorteil das Blaulicht einzuschalten oder eingeschaltet zu lassen. Denn, wer hätte das gedacht: BLAULICHT KOSTET KEIN GELD D:-) und hat im Straßenverkehr die höchste Warnwirkung. Es ist vorallem nachts wesentlich eher zu erkennen, als unsere Wanbekleidung.

Obwohl es wenig umständlich ist, aber sollten die Sheriffs noch nicht dar sein, empfiehlt es sich das Auto ein wenig weiter weg zu parken. Im Idealfall 50 - 100 Meter (je höher die Geschwindigkeit,dest weiter weg) damit, sollte es doch einen geben, der das Blaulicht übersehen hat und in den RTW reinfährt, das Fahrzeug euch nicht um die Ohren fliegt. Ich weiß ein frommer Wunsch, aber bei jedem der sein Warndreieck auf der Autobahn direkt hinter seinem Fahrzeug aufbaut, regen wir uns schließlich auch auf ( zumindest mache ich es und mein Kollege).

Abschließend wollte ich noch sagen, das die Autobahnpolizei Düsseldorf ein Seminar anbietet: Verhalten bei VUs

So einen schönen Abend noch

krumel
14.06.2006, 20:27
1. Eintreffen:
Grundabsicherung durch Blaulicht+Warnblinker, ggf. alle Arbeitscheinwerfer an. Entsprechende Warnkleidung, Helme anziehen. Jacken zu mind. 2/3 geschlossen halten. Arbeitshandschuhe mitnehmen.

Der Beifahrer geht mit Feuerlöscher, Handfunkgerät (falls vorhanden) & Brecheisen raus, der Fahrer gibt eine erste Rückmeldung (wie viele Fahrzeuge, wie viele Verletzte vermutet, Gefahrengut, Spezialkräfte, usw.). Danach sichert er die Unfallstelle erweitert mit Warndreieck und Warnlampe ab.
Der Beifahrer geht nun nach Möglichkeit von vorne an das Unfallwrack (die Wracks heran) und sichtet grob=>Wie viele? Blos? Starke Blutungen, akute Atemnot, eingeklemmt?). Danach geht er zurück zum Auto und gibt die definitive Rückmeldung.
2. Weiteres Vorgehen:
Mit dem hoffentlich in Zwischenzeit eingetroffenen Fahrer holt er jetzt das Material und platziert es möglichst günstig, so dass nach Möglichkeit auch mehrer Verletzte versorgt werden können. Nun werden die Wracks gesichert. (=> Zündung aus, usw.).
Nun erfolt nach die Versorgung der "maximal Use" Patienten durch den Fahrer. Das muss nicht immer der Patient mit den höchsten Überlebschancen sein, wenn ich z.B. aufgrund der räumlichen Gegebenheiten zwei Patienten von niedriger Priorität auch versorgen kann, ist es eine Abwägung wert.
Der Beifahrer versorgt, ggf. unter zuhilfsnahme des Fahrers oder Passanten/Minimalverletzten nach Reihenfolge der Priorität den Rest basis (Stifneck, RR, HF, AF, grobe Verletzungsmuster). Wenn kein 4m HGF vorhanden ist, wird nach jedem Patienten zum Fahrzeug zurück gegangen, um evtl. Funksprüche zu koordinieren (z.B. Helianflug, Leitstellenanfragen, usw.)Bei großer Ausdehnung der Unfallstelle (herausgeschleuderte Personen z.B.) kann auch ein Leichtverletzter die Patienten mitüberwachen ("schreien sie laut, wenn er bewusstlos wird oder sich was verändert).
Nach Eintreffen der nächsten Kräfte, wird eine Einweisung dieser durch den Beifahrer durchgeführt.

Die restliche Rettung erfolgt dann nach den üblichen Traumaschemata....

El Mosquito
14.06.2006, 20:35
wat soll der Funk bevor klar ist das keine Ex-Gefahr (mehr) besteht ?

BF-Harry
16.06.2006, 07:15
Das mit dem Funk und der EX-Gefahr ist ein heikler Punkt...

1. da kein Messgerät vorhanden ist (auf dem RTW) kann mann es eh nicht ausschliessen. Wenn die FW noch ne Weile braucht oder noch gar nicht alarmiert ist, kann die RTW-Besatzung schlecht 10 min dastehen und nix machen...

2. Bei nem VU auf offener Strasse ( und das ist ja fast immer so ) ist die Gefahr, dass es zu einem Explosionsfähigen Gemisch kommt, sehr sehr gering...
Ausnahme: Gefahrgut!!!

3. Wenn man es absolut richtig machen will, müsste man bei jedem VU 100m entfernt anhalten, alles absperren, Messungen vornehmen usw... das macht niemand, hab jedenfalls noch keinen gesehen...
Was ganz wichtig wäre und meistens vergessen wird: das Handy im fahrzeug lassen! Selbst wenn man an alles denkt, der Punkt wird dann oft vergessen, und wehe es kommt ne SMS...

4. Wenn der RTW eintrifft, sind ja des öfteren auch Ersthelfer vor Ort, oder Leute die mit ihrem Auto anhalten. Wenn von denen einer das Auto laufen hat, oder der verunfallte PKW noch läuft( mal abgesehen von den heissen Teilen wie Krümmer etc...) würde ja alles in die Luft fliegen. Das gibts nur im TV...


das Thema EX-Gefahr ist auf jeden Fall wichtig, es soll nicht so aussehen als würde ich es für unwichtig halten. Aber in der Praxis ist es fast unmöglich, jeden Punkt zu berücksichtigen. Ein gewisses risiko besteht immer, das wissen wir alle. Schliesslich klingeln wir ja auch beim Patient, da rechnet keiner damit das der am Gasherd gespielt hat...

RS-USER-Rettungshund
16.06.2006, 12:32
Ich will nur sagen das Funkmeldeempfänger auch nix EX-Schutz haben genau wie EKG usw ;)

RS-USER-DoktorW
16.06.2006, 12:49
Original geschrieben von Rettungshund
Ich will nur sagen das Funkmeldeempfänger auch nix EX-Schutz haben genau wie EKG usw ;)

Man kann es auch übertreiben. Die Gefahr, dass ein Auto nach VU durch einen FAE in die Luft geht, ist so verschwindend gering. Man kann nicht jede Eventualität berücksichtigen. Sonst müsste man zu Hause bleiben!

exzivisau
16.06.2006, 12:50
Wo hier alle vom Thema Blaulicht anlassen reden, dem kann ich nur zustimmen. Dann aber immer bitte dran denken, dass der RTW-Motor über die Motorweiterlaufschaltung läuft. Sieht ansonsten ziemlich daneben aus, wenn die Blaulichter einem die Batterie leerziehen und man nicht mehr wegkommt.
Soll ja auch schon passiert sein...

RS-USER-Rettungshund
16.06.2006, 13:34
Original geschrieben von DoktorW
Man kann es auch übertreiben. Die Gefahr, dass ein Auto nach VU durch einen FAE in die Luft geht, ist so verschwindend gering. Man kann nicht jede Eventualität berücksichtigen. Sonst müsste man zu Hause bleiben!

Öhm Ich meinte das zählt dann eher bei Gefahrengut und Industrieanlagen ok ;)

RS-USER-DoktorW
16.06.2006, 13:47
Daß bei Gefahrgut mehr Vorsicht angebracht ist, das ist sicher jedem klar. Hier gehts aber eher um den "normalen" VU.

El Mosquito
16.06.2006, 15:15
Huch, was hab ich den da mit meinem Post angerichtet :D

Das hat der Harry schon richtig dargestellt, eigentlich wollt ich auch nur mal auf die Gefahr des Funkenflugs hinaus die durch Funkgerät und Brecheisen entstehen können (siehste dat Handy war mir gar nicht eingefallen).

Ich hätt auch schreiben können (oder vielleicht sogar besser sollen) wenn ich eh zurück zum Fahrzeug muss, brauch ich nicht beladen mit feuerlöscher, brecheisen und HfG raus.

krumel
16.06.2006, 19:36
Doch. Das HFG dient der Kommunikation mit weiteren Kräften.
Das Brecheisen der evtl. notwendigen Crashrettung.
Der Feuerlöscher der evtl. bekämpfung von entstehungsbränden. Kommt zugegebener Maßen selten vor, aber es ging ja auch um "fachrichtiges Vorgehen".
Was die Exgefahr angeht:
Nach meiner Info sind die FuG so konstruiert, dass sie zwar net Exgeschützt, aber zumindestens "funkenarm" sind.

Ach ja..Funkenflug ist was anderes..Zündfunkenbildung vielleicht.... Aber net Funkenflug.... Wenn das HFG Funkenflug verursacht, dann steht meist der Träger auch in Brand ;-)

El Mosquito
16.06.2006, 20:22
diese wortbildungen kannste mit dehnen hier (www.duden.de) diskutieren :D

Feuerlöscher: ist ok, wegen der Schadensbekämpfung.
HfG: welche Einheiten ? ist der Kf nich am Fahrzeug ?
Brechstange, ach ne der Sinn is mir schon klar, wenn ich sie aber am ersten Fahrzeug nich brauche (weil ich zB den Feuerlöscher einsetzen muss) ist es a) im Weg und b) weggelegt.

btw. is dir aufgefallen das der Beifahrer beladener ist als ein Fw-Trupp bei dieser aktivität ?

RS-USER-Rettungshund
17.06.2006, 11:07
Original geschrieben von krumel
.
Was die Exgefahr angeht:
Nach meiner Info sind die FuG so konstruiert, dass sie zwar net Exgeschützt, aber zumindestens "funkenarm" sind.


Ja Besonders die alten Bosch HandFugs mit Metallgehäuse ;)

Ja ich weiß *duck*