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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lysemedikament bei Herzinfarkt



Stephan2204
25.06.2006, 00:38
Hallo zusammen,
ich bin einfach mal neugierig und würde gerne Wissen, welches Medikament ihr zur LyseTherapie bei einem Herzinfarkt nehmt und welche erfahrungen Ihr damit habt.

Quisqualat
25.06.2006, 18:17
Wenn ich Dir jetzt was über Metalyse und das Dortmunder Konzept zur präklinischen Lyse erzähle ist das ja wohl Eulen nach Athen tragen...

Habe das in DO noch nicht genutzt. Bisher hab ich auch durchweg super Erfahrungen, insbesondere mit einer der beiden Kardiologien gemacht. Door to balloon <15Min.

An den anderen Standorten an denen ich fahre gibts gar keine präklinische Lyse sondern Ia Zuweisungskonzepte für die PTCA.

Gruß

Daniel

Back to life machine
26.06.2006, 11:10
Original geschrieben von Quisqualat
Door to balloon <15Min.


Glaub ich nicht, auch wenn ich bei uns "Der Mann, der schneller sticht als sein Schatten" genannt werde, allein bis der Pat. im Katheterlabor ist und abgedeckt ist sind 15min rum.
Wenns es sehr gut läuft, halte ich 20-30min für realistisch.

Quisqualat
26.06.2006, 12:04
Ok, ok ~ 20-30 Min. ;) letzte Woche sind wir wirklich direkt ins HKL gefahren und noch bevor ich die letzten Kreuzchen auf dem Protokoll gemacht hatte lag die Schleuse... fand ich zumindest gut.

Leni
26.06.2006, 12:06
Wir verwenden auch Metalyse.Soll sehr gut sein und mächtig teuer *g* ;) :-p

Lg Leni

RS-USER-apoplex
26.06.2006, 13:15
Metalyse ist IMHO auch das einzige Lysemedikament, das mit einer Bolusinjektion auskommt, alle anderen Lysemedikamente müssen repetitiv gegeben werden oder mittels Spritzenpumpe appliziert werden. Daher ist Metalyse (tenecplase) auch so weit im RD verbreitet.

RS-USER-Katja
26.06.2006, 15:38
Original geschrieben von Back to life machine

Wenns es sehr gut läuft, halte ich 20-30min für realistisch.
Allein der Weg durchs Haus bis zu Euch da oben dauert 10 min...

dschmidt84
26.06.2006, 15:43
Bei uns kommen die Patienten auch so schnell wie möglich ins HKL.
Wir haben kein Lysemedikament auf dem Fahrzeug.

Acestes
01.07.2006, 09:55
Ich glaub es ist Metalyse. Bloß bevor ich (natürlich mit dem NA zusammen) Lyse einsetze muss wirklich schon sehr sehr schlimm sein. Also ich kenn kein NA bei uns der jemals die Lyse verwendet hat. Wenn der Patient auch nur noch die kleinste innere Verletzung hat dann verblutet der ohne das man auch nur das geringste dagegen tun kann. Und ob das nicht gereicht hätte die Lyse im Hospital zu machen steht dann mal als Frage im Raum...

RS-USER-Schädelspalter
02.07.2006, 08:57
Wobei ja die Empfehlungen dahin gehen, sofort ein Krankenhaus mit Katheterlabor anzufahren. Das sollte auch in den meisten Flächenländern kein großes Problem sein, in Städten erst recht nicht.
Es scheint so, als wäre die präklinische Lyse einer Lyse im Krankenhaus überlegen, Goldstandard ist aber inzwischen der Herzkatheter.
Wenn man jetzt nachts auf der Alm, wo kein Hubi landen kann und der Weg zum nächsten Katheterlabor 1-2 Stunden dauert und das initiale Schmerzereignis noch nicht weit über 1-2 Stunden her ist, ist die präklinische Lyse der Akut-PTCA wohl nicht unterlegen. Eine Lyse nach mehr als 2 Stunden soll aber deutlich schlechtere Ergebnisse haben.
Eine routinemäßige Coronarintervention unmittelbar nach Lyse bringt übrigens nichts Gutes - außer bei fehlender Reperfusion. Trotzdem gehört der Patient nach Möglichkeit in ein Krhs. mit Herzkatheterlabor.

Auf der letzten DGIM-Tagung war (vereinfacht) das hier Konsens:
Am besten:
1. sofort ins Krhs. mit Kathterlabor (erst recht bei mehr als 2 Stunden nach Symptombeginn)
2. bei sehr kurzer Zeit seit Symptombeginn und bei Nichterreichbarkeit eines Katheterlabors: präklinische Lyse (nur in den ersten 1-2 Stunden dem Kathter gleichwertig)
nicht so gut:
3. Aufnahme in ein Krhs. und dann Lyse, dann ggf. Verlegung in Krhs. mit Kathterlabor.

Problem ist auch, dass die meiste Zeit zwischen Symptombeginn und Notruf vergeht, so dass die meisten Patienten (statistisch gesehen) nicht von einer präklinischen Lyse (im Vergleich zur Akut-PTCA) profitieren werden...

RS-USER-Elektro-Dengel
02.07.2006, 15:23
Also wir hatten letzte Woche FoBi bei einem unserer kardiologischen OA´s ausm Klinikum:

Der meinte, ein sofortiger Herzkatheter sei nur dann nötig, bzw wird nur dann sofort durchgeführt ("fahrt mal bitte direkt ins Katheterlabor), wenn es sich um einen "transmuralen" HI (den Begriff hatte ich noch nicht gehört und auch nicht wirklich kapiert) handelt. Dieser soll wohl einem STEMI gleichzusetzen sein.
D.h. bei uns, 12-Kanal ins Klinikum schicken (der Datenübertragungsknopf machts möglich). Der diensthabende sieht die ST-Hebung die wir schon vor 5 min. gesehen haben und teilt uns mit "ab ins Katheterlabor" bzw. alarmiert zu nachtschlafender Stunde die Katheterlaborbereitschaft.

Beim NSTEMI sei keine sofortige Coronarintervention nötig, da auch eine spontane Besserung, bzw. konservative Therapie Erfolg versprechen. Daher muss dann auch nicht unbedingt ein Haus mit Herzkatheter angefahren werden (gibt ja auch nur 3 im Landkreis, demnächts aber noch ein viertes)

RS-USER-Elektro-Dengel
02.07.2006, 15:40
und nochwas:

Eine präklinische Lyse hielt der Herr OA nur in sehr wenigen Fällen für angezeigt. Da die Reperfusion mit diversen Problemen behaftet ist (Thrombusbrocken die wüst durch die Gegend schießen, Stoffwechselprodukte die es den Thromben gleich tun;). Das alles soll sehr gerne saftige RR-Abfälle, Arrythmien und ab und zu mal VF auslösen (was die PTCA auch tut, aber eben unter klinischen kontrollierten Bedingungen).
Daher die präklinische Lyse nur wenns gar nicht anders geht, sprich unter Reanimation, cardiogenem Schock oder V.a. fulminante LE.

Aber auch er ist der Meinung, dass eine zeitl. verzögerte Lyse wenig Sinn macht, denn nekrotisches Gewebe muss man nicht mehr unbedingt wieder durchbluten (max. Zeit bis Reperfusion 90 min.) Hier gilt "time is muscle". Dumm, dass es bis zu nem positiven Troponin 3 h dauert.

Aprospos Troponin:

Die Sudien zum Thema Troponin Schnelltest für den RD haben sich wohl weitestgehend erübrigt, eben auf Grund dieser verzögerten Reaktion. "Wir warten jetzt noch schnell die 3 h ab bis wir losfahren, denn dann machen wir noch schnell nen Troponintest", kommt wohl nicht so gut an.

Dafür darf man aber wohl wieder i.m. spritzen beim HI. Der Troponin Test wird dadurch nicht verfälscht, da die Tests inzwischen hochspezifisch nur auf Troponin (T?), welches ausschließl. beim Zerfall von Herzmusklegewebe entsteht, anschlagen. Das mögliche Hämatom bei einer evtl. folgenden Lyse hält der Doc für "zu vernachlässigen".

RS-USER-blacksheep
02.07.2006, 15:54
Original geschrieben von Elektro-Dengel
V.a. fulminante LE.

Dazu hat aber auch nur Metalyse ne Zulassung. Alle anderen Lysemedikamente haben nur eine Zulassung für den MI.



Dafür darf man aber wohl wieder i.m. spritzen beim HI. Der Troponin Test wird dadurch nicht verfälscht, da die Tests inzwischen hochspezifisch nur auf Troponin (T?), welches ausschließl. beim Zerfall von Herzmusklegewebe entsteht, anschlagen. Das mögliche Hämatom bei einer evtl. folgenden Lyse hält der Doc für "zu vernachlässigen".

Aber wieso sollte ich was i.m. geben wollen? Zumindest bei nem Standard ACS steht ja ASS, Heparin und meist auch Mo und MCP an. Wenn ich das alles i.m. brauch ichs auch grad gar nicht geben. Die Zeit die das braucht resorbiert zu werden bin ich schson 3 mal in der Klinik.

RS-USER-Elektro-Dengel
02.07.2006, 16:31
Original geschrieben von blacksheep
Aber wieso sollte ich was i.m. geben wollen? Zumindest bei nem Standard ACS steht ja ASS, Heparin und meist auch Mo und MCP an. Wenn ich das alles i.m. brauch ichs auch grad gar nicht geben. Die Zeit die das braucht resorbiert zu werden bin ich schson 3 mal in der Klinik.

Dachte ich mir auch! Is wohl eher von klinscher Relevanz, wenn überhaupt.

Mamue
07.07.2006, 10:15
Wir haben im RD den Weg über Rapilyse (r-tpa) zu Metalyse gemacht, da hier die Anwendung noch einmal deutlich vereinfacht wird (wenn ich an meinem schockigen Patienten rumrödele, ob ich da exakt die 30 Minuten bei der Doppelbolunsinjektion einhalte?). Der Preisunterschied soll wohl auch zu vernachlässigen sein (in diesen Dimensionen).

Ich fahre in einem "Flächenland" mit einem HKL in der Reichweite zwischen 30 bis 90 Minuten reell. Ich meine hier ab Symptombeginn bis Katheterintervention. Da hier so viele zeitlimitierende Faktoren hinzu kommen - Anrufgeschwindigkeit, Wetter, Entfernung, Schranken, etc., gilt bei uns die Devise erreichen des HKL unter 90 Minuten seit Symptombeginn: losfahren, über 90 Minuten: Lyse und dann losfahren. Mit beidem habe ich gute Erfahrung gemacht und konnte sicher auch schon so manchem damit helfen.
(Ist schon interessant wenn die EKG-Veränderungen bis zum Eintreffen im HKL wieder langsam verschwinden!)

Habe jedoch auch schon einmal ein Schlüsselerlebnis für mich gemacht, was mich den Einsatz von Metalyse sehr konsequent auf 100% sichere Infarktzeichen reduzieren lässt (Klinik und EKG muss unbedingt stimmen!!!). Bevor wir auf dem NEF die Lyse bekamen, hatte ich einen 42jährigen Mann mit klassischen Infarktsymptomen (retrosternale Schmerzen in Schulter und Rücken ausstrahlend + EKG-Veränderungen, polymorphe ES) – den ich sicher gelyst hätte, so spulte ich nur das komplette Infarkt-Programm ab (Heparin, Ass, Beloc, M ...). Dieser hatte letztendlich eine Aortendissektion Stanford A – gut, dass ich da keine Lyse hatte!