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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lachgas gut oder schlecht?



RS-USER-priv.doz.
29.06.2006, 17:54
hallo,
hab da mal ne frage.
sie kommt es das viele kliniken auf lachgas verzichten bzw. abschaffen?
es ist doch im rahmen einer balanced anästhesie ein hervorragendes, zusätzliches Gas!
es gibt kollegen die lachgas verteufeln.
mir ist aber überhaupt nicht klar weshalb.
habt ihr da fundierte argumente gegen lachgas?
danke für antworten...
pd

RS-USER-Katja
30.06.2006, 11:25
Auf Lachgas verzichten: Ist einfach viel billiger im Bau, spart jede Menge Gasversorgungsverlegung. Als Substanz ist es zwar preiswert, hat aber enorme Folgekosten. Und es ist ja nun nicht mehr so, als ob es keine anderen Anästhestika gäbe... ;)
Abschalten: Im Prinzip genauso. Wartungskosten usw. fallen für eine Gesamtheit weg.

Wo genau siehst Du die Vorteile von Lachgas? Will sagen, wofür genau möchtest Du es haben?

Es hat eine relative Latte an Kontraindikationen, man braucht zusätzliche Sicherheitseinrichtungen (gerade bei low- oder minimal-flow), um nicht unter kritische Sauerstoffkonzentrationen zu kommen, es macht PONV und ist bei vielen OPs schon vom Operationstyp her (Laparaskopien, HNO etc.) gar nicht einzusetzen.
Ich würde es nicht verteufeln (man kann auch mit Enfluran und Halothan Narkosen machen, aber elegant ist häufig was anderes :) ), aber mir fällt auch akut nichts ein, für das ich unbedingt Lachgas haben wollen würde. Ist sicher eine Gewohnheitsfrage.

Toxic_Lab
30.06.2006, 12:03
Original geschrieben von Katja
Auf Lachgas verzichten: Ist einfach viel billiger im Bau, spart jede Menge Gasversorgungsverlegung.

Die Gasversorgung für das Lachgas fällt beim Bau insgesamt nicht sehr ins Gewicht, wenn man mal noch zu Grunde legt, was dort noch an Technik eingebaut wird. Selbst die unteren Absaugungen (Luftabzug), die hierdurch evtl. entfallen könnten machen hier auch keinen so großen Teil aus....

saddamski
30.06.2006, 12:36
Tolles Argument.
Lohnt es sich also nicht 10000 Euro zu sparen wenn ein Vorhaben eh 600000 Euro kostet?

10000Euro sind 10000Euro. Egal wie teuer ein Vorhaben ist.:rolleyes:

PS. die Zahlen sind nur aus der Luft gegriffen.

RS-USER-apoplex
30.06.2006, 15:19
Selbst die unteren Absaugungen (Luftabzug), die hierdurch evtl. entfallen könnten machen hier auch keinen so großen Teil aus....
Solange man nicht ausschließlich TIVA macht sondern auch noch volatile Anästhetika verwendet, wird man auf die Absaugung nicht verzichten können.
Dennoch spart man durch Verzicht auf Lachgas einiges, es ist ja nciht nur die ZGV, die statt 4 dann nur noch 3 Stränge umfasst, sondern auch die Narkosegeräte fallen einfacher aus.
Opioide sind im Vergleich zu Lachgas (mit sämtlichen Kosten) auch nicht umbedingt teurer, außerdem geht doch der Trend eh zu mehr Regionalanästhesien bzw. präoperative PDK-Anlage, der dann auch postoperativ zur Analgesie weitergentutzt wird, so dass benötigte Analgetikadosen hierdurch auch kleiner werden.
Ansonsten ist die analgetische Potenz von Lachgas auch recht gering, sie haben einige KI und ander Dinge, die beachtet werden müssen (Diffussion in luftgefüllte Räume, Diffussionshypoxie...).

Unser Krankenhaus arbeitet schon seit mind. 5 Jahren Lachgasfrei.

RS-USER-Katja
30.06.2006, 16:12
Original geschrieben von Toxic_Lab
Die Gasversorgung für das Lachgas fällt beim Bau insgesamt nicht sehr ins Gewicht, wenn man mal noch zu Grunde legt, was dort noch an Technik eingebaut wird. Selbst die unteren Absaugungen (Luftabzug), die hierdurch evtl. entfallen könnten machen hier auch keinen so großen Teil aus....
Die meisten alten Kliniken haben für Lachgas - im Gegensatz zu den volatilen Anästhestika - eine Zentralversorgung. Man spart also ein Gesamtsystem, das ist schon eine Menge Schotter :)

Und bitte auch nicht vergessen: Lachgas ist ein Ozonkiller. Das will auch wieder rausgefiltert werden und darf nicht einfach so in die Atmosphäre gepustet werden. Auch da spart man nochmal Geld.
Es scheint sich zumindest zu rechnen; von den Kliniksneubauten der letzten Jahre fällt mir keiner ein, der MIT Lachgas geplant wurde (korrigiert mich, wenn es anders sein sollte).

Acestes
01.07.2006, 09:33
Mir wurde von meinem Anästhesisten erklärt das Lachgas nicht so gut steuerbar ist und eine Menge Kontraindikationen und Nebenwirkungen hat. Welche weiß ich jetzt zwar net aber ich glaub ihm das schon weil er macht das seit 15 Jahren. Heutzutage wird ja vermehrt Sevofluran oder Desfluran verwende, es ist einfach zu steuern und kann schnell ausgeflutet werden wenn die OP vorbei ist. Desfloran ist aber sehr teuer und wird deshalb nur bei kurzen aber sehr schmerzhaften Eingriffen verwendet.

Aces:-p

RS-USER-apoplex
01.07.2006, 11:22
Original geschrieben von Acestes
Mir wurde von meinem Anästhesisten erklärt das Lachgas nicht so gut steuerbar ist und eine Menge Kontraindikationen und Nebenwirkungen hat. Welche weiß ich jetzt zwar net aber ich glaub ihm das schon weil er macht das seit 15 Jahren. Heutzutage wird ja vermehrt Sevofluran oder Desfluran verwende, es ist einfach zu steuern und kann schnell ausgeflutet werden wenn die OP vorbei ist. Desfloran ist aber sehr teuer und wird deshalb nur bei kurzen aber sehr schmerzhaften Eingriffen verwendet.

Aces:-p

Dir von dir genannten volatilen Anästhetika sind i.d.R. keine Konkurrenz zum Lachgas. Die Hauptwirkung des Lachgases ist die Analgesie, die der anderen volatilen Anästhetika die Hypnose. D.h. auch wenn man noch mit Lachgas arbeitet, kommt man (außer bei Propofoldauerinfusion) um ein volatiles Anästhetikum nicht herum.
Ansich ist Lachgas auch gut steuerbar, man muss nur früh genug das Gas stoppen und mit Sauerstoff nachbeatmen (Vermeidung einer Diffusionshypoxie), dann bekommt man es auch schnell raus. Die Kontraindikationsliste ist allerdings umfangreich und auch das postoperative kotzen ist auch nicht jedermanns Sache.

Gasmann1
01.07.2006, 11:32
Original geschrieben von Acestes
Desfloran ist aber sehr teuer und wird deshalb nur bei kurzen aber sehr schmerzhaften Eingriffen verwendet.


Schön, dass du jemanden fragst - schade, dass du anscheinend keine vernüftige Antwort bekommen hast.
Desfluran ist zwar teurer als andere volatile Anästhetika, besitzt aber leider keine analgetische Potenz. Daher ist es vollkommen unerheblich, ob ein Eingriff besonders schmerzhaft ist, oder nicht, wenn man über den Einsatz von Desfluran nachdenkt. Viel entscheidender ist hierbei die Wahl des Opioids, aber das ist nicht Thema des Threads.

Ein anderer Aspekt von Lachgas - in UK wurde/wird es während der ENtbindung und in Ambulanzen von Hebammen und Paramedics als Analgetikum in einem 50/50 Gemisch eingesetzt.

Gm1

Acestes
01.07.2006, 16:20
Hmm kay dann muss ich da wohl nochmal nachhacken:(

RS-USER-Rippenspreizer
01.07.2006, 17:19
Also ich benutze derweilen Lachgans ganz gerne. Hauptargument ist eben die extrem gute Steuerbarkeit. Es flutet schnell an und ist ebenso schnell wieder draußen.
Natürlich kann ich die jeweiligen Argumente gut nachvollziehen und Vorsicht ist bei der Nutzung von lachgas in jedem fall geboten, aber als Co-Analgetikum oder besonders kurzen Eingriffen (Abrasio etc.) - Why not?

N2O als alleiniges Analgetikum wäre sicherlich nicht mehr angesagt, aber nicht alles, was alt ist muss deswegen schlecht sein. Das ist wieder mal eine von vielen Gretchenfragen und "Lachgas" Pro/Contra teilt sicherlich die anästhesiologische Landschaft.
Würde ich eine Klinik neu bauen, würde ich wohl auch auf Lachgas verzichten; solange ich es aber noch zur Verfügung habe, würde ich es eben bei einigen wenigen Indikationen nutzen. Aber in der Tat - eine "harte" Indikation für Lachgas gibt es natürlich nicht und vermtl. ist es in 10-15 Jahren völlig aus deutschen OP´s verschwunden...

RS-USER-Bärentöter
01.07.2006, 17:40
Original geschrieben von Rippenspreizer
Lachgans

das ist ja mal ein netter Verschreiber :D

RS-USER-Rippenspreizer
01.07.2006, 18:10
Ja, ich bin gerade im OP-Dienst und betreue einen sympathischen Deutschrussen mit Tibiakopffraktur. Da hab ich keine Zeit für Rechtschreibkontrolle. Witzig ist es aber trotzdem :-p

krumel
01.07.2006, 20:39
Wie? Internet im OP? *habenwill*

Mamue
20.07.2006, 19:32
Ichauchhabenwill !!! Jaul!

Hubschrauberfanatiker
01.08.2006, 20:01
Haben wir auch :)

Also ich nutze Lachgas auch nicht regelhaft, aber wenn ich meine 0,5 Fentanyl verbraucht habe und die OP sich dem Ende neigt und die Chirurgen nicht entscheiden können wie lange sie wirklich brauchen. Nach dem Motto jetzt noch 15min und dann hmm noch 15min und wenn der Patient dann mucken macht dann nahme ich ab und zu Lachgas dazu.
Und es hilft wirklich gut :)

RS-USER-Katja
01.08.2006, 20:16
Hubi - was treibt Dich in diese entlegene Gegend???

Hubschrauberfanatiker
02.08.2006, 09:44
In welche entlegene Gegend?
Im Moment sind wir hier bei uns ja Zwangsweise ohne Arbeit :)