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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Patient mit Kreislauf..."



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RS-USER-Katja
03.08.2006, 17:33
"schaut mal, was da genau ist" ... so lautet die vielgeschätzte Diagnose, mit dem die Leitstelle Euch losschickt. Na, denkt man da, ich hoffe doch mal, daß er einen hat...

Beim Eintreffen am Notfallort findet ihr einen Herren geschätzt Mitte 60 auf dem Sofa, der einen gestreßten Eindruck macht. Schweißig ist er und berichtet frei heraus, er habe so Druck auf der Brust. So seit einer guten halben Stunde. Er habe schon Nitrospray genommen, aber es wurde nicht besser, daher hat er die Nachbarin zum Telefon geschickt.

Und was macht Ihr?

RS-USER-blacksheep
03.08.2006, 17:49
Puls, Blutdruck, SpO2, BZ, Vorerkrankungen, Dauermedikation.

Wie liegt/sitz denn der gute Mensch? Sichtbare Atemnot?

Anamnesegespräch: Druck seit wann? Schonmal gehabt? Sonstige Schmerzen? Behindert der Druck die Atmung? Schaff ichs evtl Schmerzen durch Druck auszulösen oder zu verstärken?

RS-USER-Küchenhexe
03.08.2006, 17:51
...dazu noch 'nen EKG. Sind die Schmerzen atmungs- oder bewegungsabhängig stärker?

RS-USER-blacksheep
03.08.2006, 17:54
Original geschrieben von Küchenhexe
...dazu noch 'nen EKG. Sind die Schmerzen atmungs- oder bewegungsabhängig stärker?

Da war doch was. Ich wusste das mir was gefehlt hat :)

Ich werd ihm auch schon mal ohne Ergebnisse zu haben mit O2 versorgen. Macht sich psychologisch auch immer gut.

RS-USER-Lenchen
03.08.2006, 18:00
...Vorerkrankungen erfragen, er muss ja wegen irgendetwas das Nitro haben.
Und obs in Ruhe aufgetreten ist, ob er sich angestrengt oder aufgeregt hat.

Dann mal EKG abwarten, ggf das NEF nachalarmieren.

LG
Lenchen

RS-USER-Katja
03.08.2006, 18:12
Puls: zwischen 180 und 200bpm
Druck: Weniger als 80 systolisch
SaO2 78%


Den Druck in der Brust beschreibt er (sofern er sprechen kann, das strengt ihn schon an) als "so wie vor seinem Herzinfarkt vor 4 Jahren, wo er dann auch operiert werden mußte und Bypässe bekam". Nicht atem- oder lageabhängig. ist einfach so plötzlich auf dem Sofa aufgetreten.

Dauermedis:
Nitro bei Bedarf, Beloc, ISDN, Godamed, Allopurinol

Das EKG kommt, sowie ich die Datei kleiner habe *grummel*

RS-USER-Katja
03.08.2006, 18:14
Jetzt

RS-USER-blacksheep
03.08.2006, 18:18
Oberkörper bleibt erhöht.
Bekommt einen PVZ, wird Blutabgenommen und eine VEL zum offenhalten angehängt (oder Alternativversion aus HU: Multifunktionsstopfen drauf). Ich kultiere mal die Lungen aus und hör dabei auch mal auf die Herztöne.
Bestelle mir ein NEF nach.
O2 wird auf 12 Liter per Maske erhöht

RS-USER-Katja
03.08.2006, 18:23
Lungen: tachypnoe mit ca 28 Atemzügen pro Minute, ganz eventuell ein feuchtes RG, aber bei der Atemfrequenz schlecht zu sagen.
Herztöne: Wenn Du bei der Frequenz noch was unterscheiden kannst, solltest Du Pädiater werden :D Zumindest kein grobes Rumpeln oder so, aber sonst eben einfach schnell...

Unter Sauerstoff erholt sich die SaO2 auf 92-94%, aber der Patient ist weiter OMG-positiv, gestreßt, orthopnoeisch, kaltschweißig und schmerzgeplagt.
Die rumfusselnde Nachbarin entspannt die Situation mit reichlich guten Ratschlägen ("Im Fernsehen...") auch nicht wirklich :rolleyes:

RS-USER-blacksheep
03.08.2006, 18:31
Original geschrieben von Katja

Herztöne: Wenn Du bei der Frequenz noch was unterscheiden kannst, solltest Du Pädiater werden :D Zumindest kein grobes Rumpeln oder so, aber sonst eben einfach schnell...


Nen Versuch wars ja Wert :)

OMG-positiv?

Naja wir versuchen doch mal die Nachbarin etwas in die Ecke zu bringen. Lassn sie mal ein paar Kleider für ihn zusammen suchen und nach dem KV-Karte usw.
Ein Krankenhausarztbrief ist ja wahrscheinlich nicht im Haus.

edit:

EKG: Sieht ja eigentlich nach ner VT aus. Nur die Abl I sieht nicht soo danach aus. Allgemein würd ich nun sagen breite Kammerkomplexe. Aber so überragend is das EKG nicht :) Mit viel Phantasie könnt man ne Deltawelle reindichten.

RS-USER-Lenchen
03.08.2006, 18:34
... bei der Frequenz kann man schon mal überlegen, die Pacerelektroden aufzukleben.

Die Nachbarin kann ja mal das NEF einweisen, dann ist se erst mal wech.

Wenns der Zustand es zulässt, kann ja evtl einer schon mal den Transport vorbereiten, kommt aber auch darauf an, wie lange das NEF braucht.

LG
Lenchen

RS-USER-Katja
03.08.2006, 18:36
Klebeelektroden ist sicher keine schlechte Idee.

OMG-positiv: Oh-mein-Gott-positiv - das Gefühl, daß dieser Patient ein ECHTES Problem hat ;)

Die Nachbarin verschwidet zum NEF-einweisen, das braucht geschätzt 7 Minuten bis zu Euch.


Aber was ist das denn, was der junge Herr da hat? Jemand eine Schnelldiagnose?

RS-USER-blacksheep
03.08.2006, 18:38
Ich würd nun mal ein Schuss ins Hellblaue wagen und nen WPW nicht ausschließen. Auf jedenfall ist er am Rand eines cardiogenen Schocks.

RS-USER-Küchenhexe
03.08.2006, 18:44
Der kardiogene Schock scheint ziemlich klar, aber weswegen?

Engmaschiges Monitoring. Ansonsten kann man schon mal die Klinik vorwarnen (das wird ja wohl ein Fall für die I) und ein paar Medis bereitstellen (je nach Doc im Anmarsch; ich kenn z. B Tramal zur Analgesie, irgendei vasoaktimes Amin (Dopamin) für den RR, eventuell Arterenol). Transport ohne Arzt kommt nicht in Frage.

RS-USER-blacksheep
03.08.2006, 18:48
Also von Tramal halten wir mal Abstand :)

Und Medikamenten aufziehen hab ich mir inzwischen auch abgewöhnt wenn ich nicht weiß wer kommt. Da hat jeder seine Strategie :)

Klar weiter Vitalprameterkontrolle. Ich mach mich schonmal schlau wie wir den Patienten auf die schonendste Weise aus der Wohnung bekommen. Unten starte ich auch schonmal das Auto und lass (wenns ein paar Tage früher war) die Klimaanlage anlaufen.

Edit: Was noch interessant wäre. Sonst waren aber noch periphere Pulse tastbar? Oder war er so in den Beinen eher pulslos? Man könnte auch an nen Aortenaneurysma denken.
Also Ursache kommt viel in Betracht. Denkbar wäre nen erneuter HI oder halt ein Aneurysma oder einfach auf Grund der Tachycardie. Bei der Freqeunz nen Druck aufzubauen ist für ein vorgeschädigtes (wie auch für ein gesundes) Herz quasi unmöglich.

RS-USER-Katja
03.08.2006, 18:49
Noch irgendwer einen Tip?


Weil das eintreffende NEF den Fall lösen muß :D

RS-USER-Elektro-Dengel
03.08.2006, 19:02
Tipp ins Blaue:

Ventrikuläre Reentry-Tachykardie (obwohl die Abl. I mich doch etwas verwirrt).

Therapie durch den NA:
neben dem erwähnten O2 soviel geht, Cardioversion unter Analgosedierung (holla wie legt man so nen Pat. schlafen ohne ihn umzubringen?), wahlweise Antiarrythmika Gabe ich würd ma sagen Typ 1 z.B. Ajmalin od. Xylo (die Unterscheidung der Typ 1 Antiarrythmika check ich noch nich wirkl. (wie auch die Restl Einteilung, ich les mich da grad erst rein, vielleicht kann jer ein oder andre mir ja ein paar heiße Tipps geben).

RS-USER-blacksheep
03.08.2006, 19:04
Man könnte es medikamentös auch mit Adenosin versuch.

RS-USER-fishy
03.08.2006, 19:05
Vieles wurde ja schon gesagt. Meine vorgehensweise:

- hochdosiert O2
- engmaschiges Vitalparameterkontrolle
- jede EKG Veränderung festhalten
- pvZ mit Blutabnahme incl. Trop-T

Arbeitsdiagnose(n):
ACS bei VT (Re-Entry Tachycardie?) und Hypertensiver Entgleisung.

Auffällig scheint mir noch, dass die RR Amplitude relativ hoch ist, kann mir aber darauf gerade keinen Reim machen.
Gestaute Halsvenen?

ggfs. auch eine Lungenembolie in Betracht ziehen.

RS-USER-blacksheep
03.08.2006, 19:08
Original geschrieben von fishy

Arbeitsdiagnose(n):
ACS bei VT (Re-Entry Tachycardie?) und Hypertensiver Entgleisung.

Auffällig scheint mir noch, dass die RR Amplitude relativ hoch ist, kann mir aber darauf gerade keinen Reim machen.
Gestaute Halsvenen?

ggfs. auch eine Lungenembolie in Betracht ziehen.

Hypertensive Entgleisung? Bei nem Druck von 80 sys?

Und wo siehst du RR Amplituden? Das sind die Abl II und III

LE wohl weniger .. wenn die Hämodynamisch so einschlägt wäre selbst bei der Tachypnoe was zu hören bzw nicht zuhören gewesen.