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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Pätriatrischer Notfall - Näheres Unbekannt



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Rescuerambo
27.08.2006, 23:57
Auf der Ausfahrt des Krankenhauses - ihr habt vor wenigen Minuten die "1" gedrückt und mit eurem Mehrzweck- RTW gerade einen Auftrag für einen unspektakulären Krankentransport erhalten- bekommt ihr plötzlich ein"C" und werdet von der Leitstelle angesprochen:

"1/83-2, Auftragsänderung geht nach Meisenheim, in die Hebelstraße, dortiger Kindergarten, unklarer Pädriatrischer Notfall, mit Alarm - Notarzt kommt auch, wir versuchen den in der Nachbarschaft klarzumachen."

Der Fahrer knipst die blauen Lampen und das Horn an - das Kaff, wohin es gehen soll liegt am Rande des doch sehr ländlichen Bezirkes. Anfahrtszeit regulär ca. 15 Minuten. Doch wegen einer großen Baustelle und der damit verbundenen Umleitung verzögert sich das ganze um ungefähr 5 Minuten.
Auf Anfahrt, noch ca. 5 Minuten bis Eintreffen, meldet sich nochmal die leitstelle zu Wort und teilt mit, das der Notarzt aus einer kreisfreien Stadt kommt - dieses Fahrzeug hat ebenfalls ca. 15 - 20 Minuten Anfahrtszeit
Endlich seit Ihr da und werdet schon von der Köchin des Kindergartens aufgeregt empfangen - die Dame ist total durch den Wind und kann nicht wirklich schildern was los ist.

Wie sich das gehört, nehmt ihr das komplette Programm mit - Medumat, Defi, Notfallkoffer Kind, Absauge.

Ihr werdet von der Köchin in ein Zimmer geführt, wo ein laut schreiendes ungefähr drei jähriges Mädchen liegt. Eine Erzieherin erklärt hektisch, dass die kleine Alexandra Ihren ersten Tag im Kindergarten habe und sie vom Klettergerüst aus ca. 1 m Höhe auf einen Balken gefallen sei.

Die kleine Alexandra lässt sich überhaupt nicht beruhigen- jeder Versuch des Anfassens wird umgehend von lauten, durch Mark und Bein gehende Schmerzensschreie beantwortet.

Mittlerweile fällt euch auf, das der linke Unterarm eine lehrbuchmäßige Fehlstellung hat.

Wie ist euer weiteres Vorgehen?

Rmi_RS
28.08.2006, 06:34
Hallöchen!

ich würd mal n bisschen rumalbern und versuchen sie mal abzulenken dass sie aufhört so zu schreien.

Danach würd ich sie schmerzfrei lagern, den traumacheck so vorsichtig wie möglich machen und auf den NA warten damit der mal mit ner Schmerztherapie + beruhigung beginnen kann.

Auf jeden fall würd ich nur das allernotwendigste machen! Und die Schmerztherapie in den vordergrund stellen. Danach die kleineren einzelheiten klären.

Weil naja.. einige meiner Kinderpat. sind schon halb abgedreht wenn man versucht den RR zu messen.

Rescuerambo
28.08.2006, 07:32
Sie lässt sich genau so lange mit dem Rettungsteddy ablenken, bis man Sie wieder anfasst.

Sie liegt bereits auf einem Sofa, offensichtlich in einer Position, welche ihr am wenigsten Schmerzen bereitet.

Eine Pulskontrolle zeigt einen regelmäßigen Puls von ungefähr 110. Der RR liegt bei nach einer palpatorischen Messung bei 90.

Die Eltern der kleinen treffen ein. Es sind Spanier und noch nicht allzu lange in Deutschland. Sie sprechen leider nur wenig deutsch und sind selbstverständlich total aufgeregt.

Die Schmerztherapie wird vornereitet, d.h. Bereitstellung von Infusionslösung Infusionsbesteck, ne Viggo, nen intraossären Zugang und das was man sonst für nen Zugang braucht.

RS-USER-DocMezzoMix
28.08.2006, 07:43
Ich provozier mal mit:

Diazepam in die Nase, knappe 3mg.


Weitere körperliche Untersuchung, Neurologie war ja unauffällig ;)

Desweiteren: Unfallhergang, wie ist sie aufgekommen, auf was?

Solange ich keinen klaren Überblick habe, interessiert mich die UA# nur am Rande.

Rmi_RS
28.08.2006, 07:43
Nunja... dann würd ich jetzt nur noch Puls und RR überwachen und die eltern beruhigen...

viel mit dem kind reden und auf den NA vorbereiten weil der ja dann stechen wird...

Wie ist sie denn auf den Balken gefallen? mit den Beinen vorraus? oder mit dem bauch?

Hat sie abwehrspannung? Thoraxverletzungen? verdacht auf commotio?

Rescuerambo
28.08.2006, 08:23
Unfallhergang lt. Erzieherin: Beim Spielen im Freien ist die kleine von einem klettergerüst in ca.1 M höhe gefallen und mit der linken Körperseite aus einen Balken gefallen, welcher der eingrenzung des Sandkasten dient
.
Bei einem Versuch des Bodychecks wird ein instabiler linker Brustkorb in der unteren Rippenregion festgestellt - die berührung war dem Geschrei nach zu Urteilen doch sehr schmerzhaft.

Mittlerweile konnte der Kollege die kleine überzeugen, dass er mal mit der "grooooooßen Bastelschere" ihren Pulli aufmacht und nach dem Aua guggt....

Zum Diazepam über Nase: Darauf sind wir damalas nicht gekommen, aber gerne doch :-p

Puls und RR sind weiterhin unverändert. Die kleine will jetzt nur noch zu Mutti und streckt ihr den noch heilen Flügel entgegen.



P.s.: Muss jetzt arbeiten, heut abend geht'S weiter

Rettungstiger
28.08.2006, 15:35
Das is ne Scheiss Situation.
Da ist die ganze tolle Ausbildung für die Katz, weil man kaum was anwenden kann.
Aber soweit:
Überwachung mit Pulsoxy sollte kein Problem sein.
Betreuung durch Teddy ist ebenfalls selbverständlich
RR am gesunden Arm würde ich ebenfalls zumindest versuchen
Stiffneck ebenfalls, kann mir aber vorstellen, dass das aussichtslos ist
Sauerstoff über Nasenbrille oder Maske, die ich von den Eltern oder der kindergärtnerin vorhalten lasse ist ebenfalls nicht verkehrt. da kann man ruhig mal 8-10l laufen lassen, weil eh viel daneben geht.
Den Arm kann ich schon mal vorsichtig kühlen.
Ansonsten Das kind nicht zu viel bewegen (Ws-Verletzung nicht auszuschließen), aber ich werde es im wachen Zustand nicht auf Vakuum fixieren (können).
Eltern aufklären dass NA noch kommt.
(wie klappt Komnuikation mit Eltern und Kind?)
Falls nicht hysterisch oder störend Eltern zum Kind lassen
Je nach räumlicher Situation schon mal in den RTW.
Medikamentöses fällt für mich aus
Ach ja, Bodycheck falls möglich.

Und noch was:
Weg. Blutdruck messen, oder Stiffneck anlegen: Hab da gute Erfahrungen mit gemacht, wenn man das dem Kind erklärt und dabei am Teddy oder der Mutter, oder an sich selbst macht.
Gibt zwar ne zeitliche Verzögerung, aber wenn ich die Zeit hab...
Allerdings, in dem Alter nützt mir der RR relativ wenig, weil das Kind relativ lange stabil bleiben wird (--> Patophysiologie des Schocks beim Kind) und erst spät dekompensiert, dann allerdings richtig und entsprechend auch nicht mehr in dem Maße fit sein wird, dass es sich gegen das Messen wehren wird.

Rescuerambo
28.08.2006, 21:01
Den RR haben wir bereits ;-)

Auf die Medikamentengabe haben wir auch verzichtet, wir haben lediglich die Infusion vorbereitet.

Stifneck ist in der Tat aussichtslos..... Das vorhalten der Maske, gelingt.

Als wir den Eltern gesagt haben: " Der Doktor kommt gleich" und diese das wohl direkt verstanden haben, sind die ein wenig ruhiger geworden. Die Eltern waren aufgeregt, aber nicht hysterisch. Die Mama haben wir direkt neben die kleine an den Kopf bugsiert, der Kollege hat die Kreislaufsituation überwacht und nebenher den Samsplint angepasst. ungefähr im selben zeitraum meldet sich der 2. Kommunikationsweg, bei uns Handy aufm RTW zu Wort. Die Leitstelle, der anfahrende NA hätte gerne eine grobe Lagemeldung, damit er weiß, was ihn ungefähr erwartet und der Dispo teilte mit, dass das Nef in ca. 10 min eintreffen würde.
Der 2. Mann führt während dessen einen vorsichtigen Bodycheck am Bauch, Becken und an den Beinen durch. Außer der einen oder anderen Abschürfung keine offensichtlichen verletzungen.

Aufgrund von nicht auszuschließenden weiteren Verletzungen verbleibt das Kind erstmal an Ort und Stelle- ein Umlagern wollten wir nach erfolgter Analgesie durchführen.

Rettungstiger
28.08.2006, 21:14
Klingt ja soweit ganz gut. Warten bis der Doc kommt und die Kindergärtnerin fragen, obs vorher noch ein Tässchen KAffee gibt, vielleicht auch ihre Telefonnummer wenn hübsch :love: ;)

Was mich wundert ist das "Anpassen der Sam Splint Schiene. Das hat das Kind toleriert?! Oder meintest du das Vorweganpassen an der gesunden Extremität?

Rescuerambo
28.08.2006, 21:17
Original geschrieben von Rettungstiger
Klingt ja soweit ganz gut. Warten bis der Doc kommt und die Kindergärtnerin fragen, obs vorher noch ein Tässchen KAffee gibt, vielleicht auch ihre Telefonnummer wenn hübsch :love: ;)


Eher das Modell: "Hexenbesen" :o und von hübscher Jugend ungefähr 30 Jahre entfernt


Original geschrieben von Rettungstiger

Was mich wundert ist das "Anpassen der Sam Splint Schiene. Das hat das Kind toleriert?! Oder meintest du das Vorweganpassen an der gesunden Extremität?

Japp das Anpassen am gesunden Arm war gemeint

Rmi_RS
29.08.2006, 05:55
Wie jetzt???


Bei einem Versuch des Bodychecks wird ein instabiler linker Brustkorb in der unteren Rippenregion festgestellt - die berührung war dem Geschrei nach zu Urteilen doch sehr schmerzhaft.



Der 2. Mann führt während dessen einen vorsichtigen Bodycheck am Bauch, Becken und an den Beinen durch. Außer der einen oder anderen Abschürfung keine offensichtlichen verletzungen.



da kann man ruhig mal 8-10l laufen lassen

10 - 15 liter über reservoir da Thoraxtrauma!

Rettungstiger
29.08.2006, 06:51
Reservoir bringt mir aber nur insofern etwas, wenn der Patient die Maske aufsetzt, oder täusch ich mich da?

Rmi_RS
29.08.2006, 07:36
JO klar...

das Reservoir is ja an der Maske dran...;)

RS-USER-blacksheep
29.08.2006, 10:10
Original geschrieben von Rmi_RS
10 - 15 liter über reservoir da Thoraxtrauma!

Dir ist bekannt das es sich um ein 3 Jähriges Kind handelt.
8-10ml/kg KG O2 pro Atemzug. Bei nun mal gerechnetten 10ml und 10kg KG wären das 100ml pro Atemzug. Bei 25 Atemzüge in der Minute wären das 2,5l. Gut klar geht viel verloren weil die Patientin nicht dauernt atmet, aber bei einem 3 Jährigen Kind brauchst du einen geringeren Flow um ihm nahezu 100% O2 anbieten. Und da ich denke das wir da nur eine 2l-Flasche haben müssen wir nicht unnötig die Raumluft mit O2 befüllen.

Nach dem festgestellten instabilem Thorax können wir und auch schonmal die Trage fertig machen. Optimal wär ja nun ne Kindervakuummatraze aber hat ja kaum einer. Halt das nehmen was man hat und an das Kind anpassen kann. Auskultieren des Thoraxes wär ne Idee wird aber wohl auf Grund des Geschreies nicht wirklich mit erfolg gekrönt werden. Also weiter Monitoring und warten auf den Doktor. Wenn noch nicht dran nun auch mal ein EKG.
Wie weit sind Transportwege in die nächste Kinderklinik? Nach eintreffen des NAs mit Schmerztherapie und Lagerung möglichst zügig (aber schonend) dort hin zum Ausschluss innerer Verletzungen (zweizeitige Milzruptur etc).

Rmi_RS
29.08.2006, 10:14
Ich weiß wie es in der Realität ausschaut.. ich hab hier nach lehrmeinung gepostet...;) ;)

würdest du darauf achten dass das kind 100%-igen Sauerstoff bekommt wenn es keine Probleme mit der Atmung hat und die Sättigung mit 4-5l O2 über 95% liegt?

ich denke nicht... wichtiger finde ich dass das kind länger O2 bekommt als nur kurz 100%

;)

Beachbaer82
29.08.2006, 12:14
Das mit dem Diazepam 3mg nasal ist bestimmt strittig... Ich würde mich da sehr sehr viel Zeit mit lassen ( Beim Erwachsenen nicht... ) wobei ich da Dormicum besser finde...

Das Kind ist ja "erstmal" behandelt.

Bodycheck war ja ( bis auf Schürfwunden, UA und Thorax ) opB?!
Also, wenn es keine neurologischen Ausfälle gibt würde ich evtl schon mal schauen ob es der Mutter gelingt das Kind langsam und vorsichtig auf unsere Trage zu legen. Ich verzichte auf Vakuummatratze...

Sollte das Kind dies tolerieren dann ins Auto, Voranmeldung und Transport ( ggf dem NA entgegen ).

Ich denke das alles rumgedoktore vor Ort zu überlegen ist...

Stellt euch vor es wäre ein 20jähriger...
Was würdet ihr machen??? Auch mal kurz auf die Zähne beissen lassen und auf die Trage, Zugang und weg...

Wieso also net auch bei nem Kind?!?!?

Rescuerambo
29.08.2006, 21:41
Warum verzichtest du auf Vakuummatratze?

Der Bodycheck war bis auf erwähnte Verletzungen unauffällig.






Off Topic:

Ich finds irgendwie schade, das hier so wenige mitmachen, früher war das irgendwie mehr :rolleyes:

RS-USER-blacksheep
30.08.2006, 06:40
Original geschrieben von Rescuerambo
Warum verzichtest du auf Vakuummatratze?

Der Bodycheck war bis auf erwähnte Verletzungen unauffällig.

Wollt ich ja auch fragen, aber die als Spielleiter einfach mal den Vortritt lassen. Wenn ich schon ne Rippen(serien?)fraktur habe kann ich ja auch mein Material nutzen um es so weit wie möglich zu stabilisieren. Außerdem kann man Verletzungen am Rücken nicht ausschließen.





Off Topic:

Ich finds irgendwie schade, das hier so wenige mitmachen, früher war das irgendwie mehr :rolleyes:

Hm. War glaub ich einfach zu ner doofen Urzeit gestellt. Bei Katjas letztem Beispiel haben ja auch mehr mitgemacht.
Aber mal akut auf deins nun: Erwartest du noch Maßnahmen vom RTW? Ich wüsst nun beim besten Willen nicht was man hier noch tun könnt bevor NA eintrifft

Rescuerambo
30.08.2006, 07:41
Original geschrieben von blacksheep
Erwartest du noch Maßnahmen vom RTW? Ich wüsst nun beim besten Willen nicht was man hier noch tun könnt bevor NA eintrifft


Nein, ich hatte ehrlich gesagt gehofft, das sich evtl. der eine oder andere noch einfindet aber naja. Heute abend geht'S weiter, da komt dann endlich auch der Doktor

;)

Waldbrandmeister
30.08.2006, 15:07
Wird die Unterarmfraktur nicht gekühlt, ich würde das als Ersthelfer machen.:confused: