PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auslandsjahr/Auslandseinsatz



RS-USER-Jules
04.09.2006, 19:25
Hallo!
Ich mache nächstes Jahr im März Abi und möchte dann gerne für ein halbes Jahr oder auch länger ins Ausland gehen. Mir schwebt da sowas wie Entwicklungshilfe in Afrika oder Ähnliches vor. Am liebsten würde ich was im medizinischen Bereich machen, aber auch andere Sachen wären ok. Über Malteser International habe ich mich bereits informiert, aber die nehmen keine Rettungssanis und mehr bin ich halt noch nicht :( . Wichtig wäre mir auch, dass es mich nicht zu viel kostet, denn ich bin wie gesagt noch arme Schülerin.
Kennt ihr irgendwelche Organisationen, bei denen ich mich bewerben könnte? Oder hat vielleicht schon jemand von euch Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt?

Gruß
Jules

krumel
04.09.2006, 20:44
Es gibt diverse Freiwilligen Organisationen, informier dich am besten mal bei deiner Kirche oder in diesem Bereich.
Grüße,
Philipp

Rettungszwergin
05.09.2006, 07:45
ich weiß, dass die Anforderungen gestiegen sind, die an die Helfer gestellt werden. Meistens verlangen die eine Ausbildung oder ein Studium. Bei den Kirchen könntest du in der Tat am meisten Glück haben. Es gibt aber mittlerweile auch Mindestalter. DLRG und DRK habne sehr hohe Ansprüche, das weiß ich.

hast du über ein au pair nachgedacht? Da könntets du deine schwächste Sprache verteiefn, oder aber eine ganze neu Sprache lernen. Drei Sprachen sind heute fast schon ein Muss.

ansonsten viel Erfolg beim Suchen.;)

rettungsküken
05.09.2006, 14:00
Soweit ich weiss kann man auch ein FSJ im Ausland machen, wäre das was für dich?
Kannst ja mal googeln, da findet sich so einiges ;)

RS-USER-Jules
05.09.2006, 15:29
Schon mal danke für die Antworten.
Au pair wäre jetzt nicht so mein Ding, will am liebsten wirklich in ein Entwicklungsland oder so. Wegen der Sprachen, also mein Englisch und Französisch sind ganz ok, das müsste eigentlich reichen. Von der Kirche weiß ich schon von zwei Projekten, aber das Problem ist, dass man jeweils ein paar tausend Euro aus eigener Tasche bezahlen muss um da reinzukommen. Also, ich würde die Arbeit ja schon umsonst machen, aber ich hab nicht eben ein paar tausend Euro um da erst mal einzusteigen.

MrBart
05.09.2006, 15:43
Hi!

Ich kann dir sagen, dass wenn du für das DRK im Ausland tätig sein willst, musst du, wie auch schon erwähnt, viel an Ausbildung mitbringen.

Das DRK führt zum einen, was kaum noch gemacht wird, Auslandslieferungen durch, und zum zweiten überbringen sie Spenden und helfen bei Strukturierungen von Gesundsheitssystemen und sonstigen sozialen Einrichtungen.

Des Weiteren hat das DRK sogenannte ERU (emergency responds units) die im Falle von Erdbeben oder sonstigen Naturkatastrophen inherhalb kürzester Zeiten am Flugahfen sind. Dafür braucht man aber diese angesprochenen hohen Anforderungen. (Z.B. RettAss und Bürokaufmann, oder sonstige Studierte oder doppelt ausgebildete Menschen).

Ich hoffe ich konnte dir einen kurzen Einblick über das DRK im Ausland geben.

Was vielleicht auch noch interessant für dich ist...
Eine Freundin von mir hat mal ein FJS in Indien gemacht und dort mit in einer Schule gearbeitet. Vorraussetzugen waren nur gutes Englisch!

Gruß

RS-USER-Rippenspreizer
05.09.2006, 17:21
Ich will Deine Ambitionen nicht trüben, aber vor einer (medizinischen) Tätigkeit im Ausland sollte man einiges an Vorerfahrung und Profession mitbringen.
(Selbst als Notarzt ist es mir unterhalb einer Facharztqualifikation kaum möglich, unter vernünftigen Möglichkeiten im Ausland/der Entwicklungshilfe zu arbeiten.)

Neben der fachlichen Qualifikation ist ebenso wichtig die Lebenserfahrung. Auslandseinsätze sind psychisch und physisch sehr anstrengend und alles andere als aufregend und spannend. Oft muss unter widrigen, zum Teil extrem gefährlichen Bedingungen gearbeitet werden. Improvisationstalent und Ausdauer sind ebenso wichtig wie medizinisches oder technisches Knowhow. Politische Krisen sind neben Malaria, HIV und denkbar schlecht zusammengelöteten Fahr- und Flugzeugen nur ein Bruchteil möglicher Risiken!
Vorbei die Zeiten, als viele 3.Welt-Länder Spielwiese von übermotivierten Helfersyndromerkrankten war; und ehrlich gesagt wirkt der Wunsch, "mal was medizinisches in der Entwicklungshilfe zu machen" allzu oft blauäugig und naiv.

Der übliche Weg ist eine solide wissenschaftlich/akademische oder technische Ausbildung, bestenfalls sogar eine bereits erwähnte "Doppelqualifikation". Dazu kommen Auslandserfahrungen im gesicherten Ausland, Projektarbeiten in heimischen Hilfsorganisationen, verschiedene Workshops, Training und Einblicke in die Auslandsarbeit von Deutschland aus.

Persönliche Kontakte sind wichtig, denn der Kreis der auslandsaktiven Helfer ist eine relativ kleine Gemeinschaft.
Darüber hinaus sind die Eingangs erwähnten "Skills" im sozialen Bereich einschliesslich der persönlichen Lebenserfahrung - extrem wichtig. Und damit erübrigt sich meiner Meinung nach jegliches Engagement im Rahmen der Entwicklungshilfe vor Ort vor dem 25. Lebensjahr.

Natürlich bieten verschiedene Organisationen verschiedene Tätigkeitsfelder an; die Frage ist eben, ob es irgendein Zeltcamp ohne Strom und sauberes Wasser in der burmesischen Dschungellandschaft sein muss oder vielleicht doch eine ERU mit der notwendigen Infrastruktur. Dazu kommen noch wesentliche Aspekte wie Versicherungsschutz, Verpflegung, eigene medizinische Versorgung, Sicherheiten bei Entführungen/Geiselnahmen oder Überfälle, medizinische, technische oder logistische Versorgung, die weiss Gott nicht immer gewährleistet ist!

Das war jetzt mal wieder ein etwas längerer Beitrag, aber ich befürchte, dass sich viele Helfer/innen die Auslandsarbeit viel zu idealisiert und plakativ vorstellen. Die Wahrheit sieht anders aus und die nötigen Qualifikationen sind zu Recht extrem hoch angesiedelt. Die Welt ist schlecht geworden und ein rotes Kreuz alleine wird Dich weder vor Gefangennahme, Vergewaltigung oder Hinrichtung schützen. Das muss Dir - bei aller Hilfsbereitschaft und Deinen sozialen Ambitionen in allen Ehren - immer bewusst sein!

Sorry, dass ich das so sagen muss.
Gruß, Daniel

Rettungszwergin
05.09.2006, 21:07
hi chefe, das hatte ich mich nicht getraut zu schreiben. Ich geb dir hundertprozent recht.

Jules, du hast mit einem Abi in der Hand nur eines: die Eintrittskarte für die Uni und Fachhochschule und die BA. Auf gut deutsch, du bist ein Grünschnabel. Das ist nicht bös gemeint. Die Schulzeit ist eine behütete Zeit, und die ersten Schritte außerhalb solltest du in sicherer Umgebung machen. Nach dem Studium bietet sich einAuslandseinsatz auch an. Oder du machst ein Urlaubssemester.

Ich habe erst vor einem halben Jahr das Kompliment bekommen, dass mich jemand empfehlen würde für den Auslandseinsatz. Und ich hatte nicht einmal gefragt.

Bedenke dass alle Projekte auf Hilfe zur Selbsthilfe ausgelegt sind. Die kurzfristigen Hilfeleistungen wie nach dem Tsunamie sind da noch eine Spur heftiger. Das stecken nicht einmal erfahrene Helfer einfach so weg.

Was hälst du von einem FSJ im sozialen Bereich hier bei uns in Deutschland? Hier wirst du auch gebraucht. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn ein alter Mensch dankbar ist, wenn ihm das Bett gemacht wird, ihm beim Waschen geholfen wird, oder jemand Zeit findet, vorzulesen. Damit machst du was medizinisches und leistest so eine Art Entwicklungshilfe. Es gibt viele Menschen hier in Deutschland, die Deine Hilfe brauchen. Dazu musst du nicht nach Afrika oder sonstwo hin.

"Altkluge" Grüße
rettungszwergin;)

RS-USER-Jules
05.09.2006, 22:01
Original geschrieben von Rippenspreizer
Sorry, dass ich das so sagen muss.
Gruß, Daniel

Ich find´s gut, dass du das so direkt ansprichst. Ich hab´s bisher immer nur von der Seite gesehen, wie es halt bei manchen Organisationen im Internet beschrieben wurde. Na ja, dass die nicht hinschreiben, was alles schief gehen kann oder nicht so toll ist, ist ja irgendwie logisch. Da kommt das Ganze eben so rüber, als ob das eine gute Sache wäre, die auch dem Helfer was bringt und Spaß macht. Das das wohl nicht immer so ist, kann man anhand deiner Argumente gut nachvollziehen.

Ich war ja jetzt auch erst dabei, Infos zu diesem Thema zu sammeln und mich mal schlau zu machen. Daher habe ich ja auch nach eurer Meinung/ euren Erfahrungen gefragt. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Entschluss, dieses Vorhaben ein paar Jährchen zu verschieben, aber abbringen lasse ich mich nicht so schnell davon
;) .

Gruß
Jules

RS-USER-Rippenspreizer
05.09.2006, 22:29
Original geschrieben von Jules
Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Entschluss, dieses Vorhaben ein paar Jährchen zu verschieben, aber abbringen lasse ich mich nicht so schnell davon
;) .
Sehr weise! Du gehst das vernünftig an; ich kann den Tatendrang gut verstehen, aber ein paar Jahre ins Land gehen zu lassen und an Deiner Profession zu basteln ist eine kluge Entscheidung.

krumel
06.09.2006, 08:56
Hallo,
meld dich mal per PM bei mir, habe evtl. was, wurde aber gebeten es net an die große Glocke zu hängen...

@Daniel:
Es gibt durchaus recht viele Projekte für Jugendliche, die gerade auf dieser Idee eines "erfahrung sammelns" jahres basieren. Allerdings geht es hier weniger um die medizinischen bereiche, hier ist einfach unterhalb der schwelle der "registred nurse" oder des "Facharztes für entwicklungshilfe" oder ähnlichem zu recht wenig machbar. (Wenn man mal von einigen Ausnahmen speziell aus dem Raum Karlsruhe absieht :-p ;) ) Diese bauen aber weniger auf dem Gedanken des "Helfens" oder der "Entwicklungshilfe" auf sondern eher im Bereich des "gelebten Christentums" oder der "gelebten Ökumene".
Grüße,
Philipp

BMT
06.09.2006, 10:50
Eine bekannte von mir war nach dem Abi eine Zeit lang in Afrika und hat dort die verschiedensten Sachen gemacht von Englischunterricht für Kinder geben bis hin zu kleinen Rundreisen.
Hat halt weniger mit medizinischen Dingen zu tun aber sie hat auch kein großes Vorwissen gebraucht. Wenn interesse besteht PM an mich, dann kann ich ein paar Infos einholen.

RS-USER-Autolyse
09.09.2006, 18:31
Original geschrieben von rettungsküken
Soweit ich weiss kann man auch ein FSJ im Ausland machen, wäre das was für dich?
Kannst ja mal googeln, da findet sich so einiges ;)

FSJ im Ausland ist, gelinde gesagt, für den Arsch, wird schließlich im Regelfalle nicht bezahlt. Für den dienstverpflichteten Teil der Bevölkerung gibt es dagegen den sogenannten "anderen Dienst im Ausland", der nicht nur als Zivildienstersatz gilt sondern zudem auch noch bezahlt ist, sagen jedenfalls einer meiner Freunde, der diesen Dienst gerade macht, zwar nicht in einem Entwicklungsland, sondern in Frankreich, na ja, immerhin ein Anfang.

StudVet
11.09.2006, 09:10
Stellenangebote Internationale Organisationen (http://www.contipress.ch)

hier noch ein link zu stellenangeboten von WHO, UNDP,WWF usw. allerdings suchen die natürlich vor allem nach erfahrenen berufsleuten...

saddamski
11.09.2006, 10:33
Ich hatte vor ca. einem halben Jahr auch mal darüber nachgedacht etwas im Auslang zu machen.
Habe mich versucht damit ca. 1 Woche wirklich nüchtern auseinander gesetzt und beschlossen das auch nach hinten zu schieben.
Wollte auch etwas im medizinischen Bereich machen. Jetzt ist allerdings die Frage in wie fern wirklich ein RS gebraucht wird. Ich denke dass die Anforderungen einfach über den RS hinaus gehen. Wenn man guckt welche vielfalt an Krankheiten da unten wüten, ist man als RS doch recht hilflos. Auch in einem Team wird man bestimmt sehr schnell an seine Grenzen kommen. Jemand aus dem Krankepflegebereich bringt da schon einen ganzen Batzen mehr an Wissen mit(Man Bedenke nur einmal die unterschiedliche Ausbildungsdauer).
Dann kommen andere Gefahren hinzu, wie Anschläge, Geiselnahmen, Autos(Die da unten teilweise echt eine Gefahr darstellen;) ), Flugzeuge, Krankheiten, hohe Kriminalität etc. Man darf eben nicht vergessen dass in diesen Ländern ganz andere Randbedingungen herschen und ganz anders gelebt wird.
Dann kommt noch dazu, dass mein Englisch nicht das beste ist. Und wenn mir jemand sagt "Mein Englisch ist eigentlich ganz oke", kann er, meiner Meinung nach, auch zuhause bleiben. Immerhin möchte man daunten professionell arbeiten und da ist es nun mal wichtig dass man sich, in einem vielleicht internationalen Team, verstehen kann, und man auch mit seiner Umwelt in Kontakt treten kann. Und zwar vernünftig und nicht im gebrochenen Schulenglisch.
Das Wetter sollte man auch nicht unterschätzen. Viele Deutsche jammern ja hier schon im Sommer rum, dass es zu heis sei. Und ich glaube der detusche Sommer ist Kindergarten im Gegensatz zu z.B. Afrika.
Das ist körperlich schon eine Belastung. Wenn es dann Leute gibt die bei starker Hitze nicht schlafen können...ja Prost Mahlzeit. Ich weis wie ich bin wenn ich 2 Tage schlecht geschlafen habe. Richtig professionell Arbeiten fällt da schon schwer.

Es ist eben so, dass man in seiner Motivation zu helfen, sehr schnell einen Tunnelblick entwickelt und die wesentlichen Sachen vergisst. Teils weil Sachen für uns einfach normal sind(Immer sauberes Wasser, Kanalisation, keine korrupte Polizei, keine Militz, kein Militär was im Inneren agiert etc.), teils weil man einige Sachen einfach im Eifer des Gefechts vergisst.
Teilweise ist die Werbung von manchen Organisationen aber auch sehr lockend. Ich für meinen Teil habe mich dazu entschlossen mit ca. 26 Jahren noch einmal darüber nachzudenken.
In der Zeit werde ich noch einiges an Erfahrung in Arbeit, Liebe, Leben, Gesellschaft, Medizin und und und gewinnen.
Und dann stellt sich eben die Frage, ob ich mit meinem RS, meiner Berufsausbildung und momentaner Arbeit überhaupt eine interesannte Arbeit machen kann.
Denn wenn ich mehrere Monate freiwillig im Ausland helfe, muss mir die Arbeit auch Spass machen. Ansonsten verliert man schnell die Motivation und dann hat man den Salat.