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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Notfallseelsorge - Krisenintervention



RS-USER-DoktorW
15.09.2006, 10:48
Ich habe eben mal die Suchfunktion angeschmissen und festgestellt, dass es zu diesem Thema eigentlich keinen Thread gibt.

Mich würde mal interessieren, wie die Notfallseelsorge (oder wie auch immer man sie bei euch nennt) so aufgebaut und organisiert ist. Gibt es Bereitschaftszeiten oder kommt wer kann? In welchen Fällen zieht ihr sie hinzu? Taugt das was?

Ich bin gespannt...

Und hier mal noch ein Link:
http://www.notfallseelsorge.de

Waldbrandmeister
15.09.2006, 13:35
Bei uns ist das eine Pastorin und noch ein Par andere (die ich nicht kenne, ein Pastor ist meine ich noch dabei)
Werden z.b. bei Einsetzen mit vielen Verletzten eingesetzt, man kann sie aber auch anrufen, nach einem Einsatz z.b.
Wenn möglich begleiten sie die Polizei um angehörige über den Tot des Angehörigen zu informieren.

Rettungshaserl
15.09.2006, 13:48
huhu Peter,

ich weiß derzeit nur, dass unser KIT (Kriseninterventions-Team) über die Leitstelle alarmiert und zum Unfallort geschickt wird.

Näheres kann ich dir erst nach dem nächsten Ausbildungsabend sagen.

Gruß Alex

serial2k
15.09.2006, 13:56
Auf der von DoktorW verlinkten Seite gibt es unter Anderem einen schönen Artikel über die Notfallseelsorge Dortmund:

http://www.notfallseelsorge.de/nfsdo.htm

Bis jetzt habe ich zweimal angeboten, einen Seelsorger zu alarmieren, einmal für Angehörige eines Krebspatienten im Endstadium, bei dem abzusehen war, dass er die Nacht nicht überleben wird und einmal für eine junge Türkin, deren Sohn vom Ex-Mann anscheinend entzogen wurde (ganz kurioser Einsatz). In beiden Fällen wurde aber von den Betroffenen abgelehnt.

RS-USER-opus
15.09.2006, 18:14
Ich erinnere mich ganz dunkel daran, daß es mal einen kurzen Thread zum Thema gab....zumindest, wo Krisenaufarbeitung mal angesprochen wurde.... na egal, da fällt mir im Moment kein passender Suchbegriff ein.


Original geschrieben von serial2k

[...]
Bis jetzt habe ich zweimal angeboten, einen Seelsorger zu alarmieren, einmal für Angehörige eines Krebspatienten im Endstadium, bei dem abzusehen war, dass er die Nacht nicht überleben wird und einmal für eine junge Türkin, deren Sohn vom Ex-Mann anscheinend entzogen wurde (ganz kurioser Einsatz). In beiden Fällen wurde aber von den Betroffenen abgelehnt.

Man muß hier ein wenig unterscheiden zwischen Notfallseelsorge und den 'Krisen-Interventionsdiensten' (KID).
In vielen Städten gibt es beides.

Erstere entstehen überwiegend aus kirchlichem Engagement heraus und werden von den großen christlichen Kirchen auch getragen. Dies heißt jedoch nicht, daß ausschließlich professionelle Theologen eingesetzt würden.

Zweiteres ist ein Zweig des Rettungsdienstes, die Helfer sind entsprechend auch rettungsdienstlich ausgebildet und eingesetzt,
beispielsweise hier (http://www.kit-stuttgart.de/).

Beide Gruppen setzen auch sehr auf ehrenamtliches Engagement.

Es ist sicher nicht hilfreich, beide Gruppe in Konkurrenz zu stellen, oder deren jeweiligen Stärken und Schwächen gegenseitig abzuwiegen. Dennoch ist es so, daß Notfallseelsorger zuweilen auf gewisse Berührungsängste stoßen, gerade bei Bürgern anderer Kulturkreise, aber auch vielen anderen.

Ich werde keinem Notfallseelsorger unterstellen, daß er versuchen wird, bei der Gelegenheit ein wenig zu missionieren. Täte er dies, ohne Rücksicht, ob dem Betroffenen dies hilft, wäre er natürlich untragbar und mir ist kein solcher Fall konkret bekannt, wo solches geschehen wäre.
Nur, daß sind Erwartungen, die manche Menschen mit dem Begriff Seelsorger unterschwellig verbinden, vor allem, wenn es wirklich ein Pfarrer ist.

Im Fall der jungen Türkin könnte ich mir durchaus vorstellen, daß sie sich einem weltanschaulich neutraler auftretendem KIT (oder KID) eher geöffnet hätte (zumindest wenn ein weiblicher Mitarbeiter aufgetreten wäre).
(Daß sich gerade die Johanniter, wie im Stuttgarter Beispiel, offiziell in letzter Konsequenz weltanschaulich nicht völlig neutral sehen, ist nicht so offensichtlich. An der Basis allgemein und speziell im Falle des Stuttgarter KITs, wo ich viele Mitarbeiter persönlich kenne, ist es auch ohne Belang).

Ein Unterschied, der eher ins Gewicht fällt, ist meiner Meinung nach, daß Rettungsdienstmitarbeiter vom Fach sind und eher medizinische Grenzsituation kennen und beurteilen können. Zumindest bei Einsatznachbehandlungen ist dies von Vorteil.
Professionelle Seelsorger können dagegen auf einen größeren Erfahrungschatz mit solchen Grenzsituationen zurückgreifen beziehungsweise sind speziell darauf geschult.

Es kommt also auf die Art des Einsatzes an, wer hier seine Stärken einbringen kann.

serial2k
15.09.2006, 19:13
Original geschrieben von opus

Im Fall der jungen Türkin könnte ich mir durchaus vorstellen, daß sie sich einem weltanschaulich neutraler auftretendem KIT (oder KID) eher geöffnet hätte (zumindest wenn ein weiblicher Mitarbeiter aufgetreten wäre).
Naja, sie hat jede Hilfe abgelehnt. Sie meinte da müsste sie jetzt alleine durch, ihr würde ja eh keiner helfen (sie war wegen der Geschichte auch schonmal bei der Polizei, und die haben wohl gesagt noch können sie nichts machen, weil das Kind noch nicht lange genug weg wäre). Den Begriff "Seelsorger" habe ich in diesem Fall auch nicht verwendet, genau aus dem von dir angesprochenen Grund, das klingt für manche Leute schon wenig vertrauenserweckend. Gott sei Dank waren zwei sehr nette und einfühlsame Polizisten (auch eine Frau) vor Ort (Türöffnung), die auch nach unserem abrücken noch ein bisschen in der Wohnung geblieben sind um mit ihr zu reden und herauszufinden, was jetzt eigentlich passiert war.

RS-USER-DoktorW
16.09.2006, 17:34
Ich wollte euch den Grund meiner Frage auch nicht vorenthalten.

Vorgestern hatte ich am Abend einen sehr unschönen Einsatz. Ein Deutscher, der in Frankreich lebt hatte sich in der Scheune das Leben auf sehr häßliche Art und Weise genommen.
Der Bruder hat ihn gefunden. Er hatte sehr große Angst es den Eltern, die in Düsseldorf leben, am Telefon zu sagen. Da ich mich hier auch nicht für den besten Ansprechpartner hielt, habe ich angefangen zu organisieren.

Ein Anruf bei der Rettungsleitstelle Südpfalz in Landau half hier gleich weiter. Der Disponent hat sich mit der BF Düsseldorf in Verbindung gesetzt. Binnen kürzester Zeit hatte ich den Disponenten an meinem franz. Handy. Kurze Erklärung der Sache und weitere 5 min später rief mich der diensthabende Notfallseelsorger aus Düsseldorf an.
Der überbrachte dann zusammen mit der Polizei die Todesnachricht. Mir war es bedeutend wohler danach und dem Bruder auch.

In Frankreich kennt man solch ein System nicht. In Deutschland ist es ja mehr und mehr verbreitet!

RS-USER-DocMezzoMix
16.09.2006, 21:37
Bei uns heißt das ganze SIN "Seelsorge in Notfällen"
Es entstammt soweit ich weiß aus einer Initiative eines Pfarrers, der auch RA ist.
Die Mitarbeiter stammen aus allen Berufen, Sozialpädagogen, Pflege, Rettungsdienst, Handwerker, Kirche etc.
Sie sind überkonfessionel tätig, keine Kirchliche Organisation.

Es ist nicht unüblich den Angehörigen bei einem unerwarteten Todesfall diese Hilfe anzubieten. Ein kurzer Anruf bei der Leitstelle, und diese alarmiert die Melder-Schleife und innerhalb kurzer Zeit (so ne gute 1/2 Std.) trifft ein Zweierteam (eigentlich immer ein Mann und eine Frau) ein. Sie verfügen über eigene Einsatzfahrzeuge und werden auch meist bei größeren Ereignissen mitalarmiert bzw.bei der WM rückten sie mit dem SanZug auch zur Betreuung der Helfer aus.

Hier gibt es umfassend Infos: www.sin-wiesbaden.de

Engelchen1980
17.09.2006, 22:29
Ich hab mit unseren Sehlsorgern nicht so viel zu tun, doch selbst hatte ich vor 1 1/2 Jahren einen Vorfall wo ich leider auch einen Psychlogen brauchte und war froh dass damals alles von der Bank in die Wege geleitet worden ist...

Ich war damals mit meinem EX in einer Bank die Überfallen worden ist und ich kann nur sagen ich bin froh das es im Einzugsgebiet meiner ehemaligen Wache war und direkt bekannte Gesichter da waren und sonst hat sich die Bank um uns gekümmert, ich war denen so dankbar. ich hab mal nenn artikel angehangen.....

Engelchen1980
17.09.2006, 22:40
2. Teil.....