PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : pankreaskarzinom



altschwester
28.09.2006, 17:28
hallo

bei einer bekannten von mir ist ein pankreaskarzinom (etwa 2cm gross) diagnostiziert worden jetzt soll eine op in hannover folgen
der arzt meinte es wäre früh genug erkannt worden und die chancen ständen gut

alles was ich aber im netz finden kann ist das die überlebenschancen bei früherkennung etwa 30 % betragen

kann mir da einer genaueres zu sagen

vielleicht kann ich sie auch ein wenig beruhigen weil die ärzte wohl nicht so wirklich aufgeschlossen sind und ihr nur das nötigste erzählen

danke

RS-USER-Bärentöter
28.09.2006, 17:36
prinzipiell ist das Pankreaskarzinom eines der Karzinome mit der schlechtesten Prognose überhaupt, was aber auch mit an der oft zu späten Diagnose liegt.
Konkrete Prognosen kann Dir für den Einzelfall keiner geben, aber 30% Heilungswahrscheinlichkeit (oder 5-Jahres-Überleben?) erscheint mir entschieden zu hoch.
Sorry, wenn ich nichts positiveres schreiben kann.

altschwester
29.09.2006, 07:50
trotzdem danke das ist wenigstens mal eine aussage ob ich da aber mit ihr drüber spreche weiss ich noch nicht sie ist eh schon fertig
gruss margot

Stephan2204
29.09.2006, 14:14
Hallo,
da kann ich Bärentöter nur beipflichten...

Wie bei deiner Bekannten die Heilungschancen stehen, kann man so nicht sagen.. das ist von Person zu Person unterschiedlich (Statistik hin, Statistik her)...

Es kommt dabei auch noch drauf an, ob es ein Pankreascarcinom oder ein Pankreaskopfcarzinom ist.

RS-USER-Claudi
29.09.2006, 15:34
vor allem frage ich mich, wie dieses Pankreas-Ca festgestellt wurde. Zufallsbefund oder lagen schon typische Beschwerden vor?
Gerade dieses Ca macht sich sehr sehr spät bemerkbar. Daher wohl auch die nicht sehr rosige Prognose.
Pankreas-Ca ist meist im Pankreaskopf lokalisiert und eine operative Entfernung des Tumors ist bei Entdeckung nur noch bei ca. 25 % der Patienten möglich. Also wenn sie tatsächlich noch operiert wird - wer weiß. Vielleicht gibt es da eine kleine Chance.

Wobei ich einen Tu der ca. 2 cm groß ist, nicht gerade als Anfangsstadium bezeichnen würde.... dafür sollte er schon kleiner sein, zumindest die Pankreas noch nicht durchbrochen haben. Und natürlich sollte es noch keine Metastasen geben.
Ich habe da was im Hinterkopf von 10 % Heilungschance, wenn der Tumor im Anfangsstadium operiert wird.

Dass die Ärzte "nicht sehr aufgeschlossen" sind, spricht wohl auch eher dafür, dass sie sich nicht festlegen wollen, bevor sie den Tumor in Augenschein genommen haben.

altschwester
29.09.2006, 21:35
sie ist mit symptomen eingeliefert worden gelbfärbung der haut heller stuhl sehr dunkler urin juckreiz
der tumor berührt magen und leber so wie sie sagte
die ärzte meinen das der ca operabel ist und nach einem jahr soll alles gegessen sein allerdings soll nach der op noch eine chemo folgen
metastasen sollen aber wohl nicht gefunden worden sein

Rettungszwergin
29.09.2006, 21:43
Original geschrieben von altschwester
sie ist mit symptomen eingeliefert worden gelbfärbung der haut heller stuhl sehr dunkler urin juckreiz
der tumor berührt magen und leber so wie sie sagte
die ärzte meinen das der ca operabel ist und nach einem jahr soll alles gegessen sein allerdings soll nach der op noch eine chemo folgen
metastasen sollen aber wohl nicht gefunden worden sein


Ich weiß von einer Kollegin aus Tübingen, dass es Möglichkeiten der Laser-OP gäbe, bei welcher Krebsart, keine Ahnung. Aber fragen kostet ja nix.

Wieviele Meinungen hat sie eingeholt? Ich bekomme gerade mit, wie ein 58 Jahre alter Mensch seit nunmehr sechs Jahren mit einem Hirntumor hingehalten wird (mal operabel mal nicht), sich aber nicht traut, eine zweite Meinung einzuholen.

Ich drück auf Fälle die Daumen, dass die 25% bei Deiner Bekannten zum Tragen kommen und sie als Sieger die Klinik verlässt.

RS-USER-Rippenspreizer
30.09.2006, 07:01
Original geschrieben von altschwester
...die ärzte meinen das der ca operabel ist und nach einem jahr soll alles gegessen.
Komisch; sowas sagen Chirurgen immer irgendwie :rolleyes:
Realitätsverlust, sagt der Anästhesist. :(

RS-USER-Claudi
30.09.2006, 07:28
Original geschrieben von altschwester
sie ist mit symptomen eingeliefert worden gelbfärbung der haut heller stuhl sehr dunkler urin juckreiz
der tumor berührt magen und leber
metastasen sollen aber wohl nicht gefunden worden sein
sorry, das hört sich für mich zumindest nicht nach einem Anfangsstadium an.

Ja, die Ärzte erzählen tatsächlich in den allermeisten Fällen sowas wie "hach, das operieren wir, und dann ist die Sache gegessen". Was sollen sie sonst tun? Dem Patienten einfach zu sagen "tja, da geht nix mehr. Gehen sie nach Hause und regeln sie ihre Angelegenheiten" trauen sich nur sehr seltene Exemplare.
Ich will aber nicht vorgreifen. Schließlich bin ich kein Arzt und kenne auch den genauen Befund net.
Für mich hört sich das jedenfalls nicht gut an.

RS-USER-Bärentöter
30.09.2006, 09:23
das kann aber auch für ein Papillenkarzinom sprechen, denn die machen aufgrund ihrer Lage relativ frühzeitig solche Symptome. Ansonsten siehe oben.

altschwester
01.10.2006, 12:49
was ist ein papillenkarzinom ?
sind die heilungschancen da besser?

RS-USER-apoplex
01.10.2006, 13:47
Bei einem Papillenkarzinom ist der Ausführungsgang (Mündungsstelle in den 12-Fingerdarm) betroffen.
Daher macht ein sehr kleiner Tumor frühzeitig schon Beschwerden, da der Abfluss der Bauchspeicheldrüse und des Gallenganges verlegt wird (Galle und Bauchspeicheldrüse münden meistens gemeinsam in der Papille).
Durch diese Symptome wie von dir beschrieben (Gelbfärbung ....) wird natürlich ein Tumor viel früher entdeckt, als wenn er weiter hinten im Organ sitzt und in der Größe noch keine Beschwerden macht.
Allerdings sind durch die Lage auch viele Organe mitbetroffen (Zwölffingerdarm, Magen, Gallengang, Pankreas), so dass eine Operation auch entsprechend umfangreich sein muss (Whippel´sche OP).

altschwester
01.10.2006, 14:01
und wie stehen da die heilungschancen?
sie muss nach hannover zur klinik sagt dir das was?
ich kann darüber nichts im netz finden
kannst du evtl. auch über das op verfahren was sagen bzw schreiben und dem was nach der op kommt?
erstmal danke für antwort
gruss margot

RS-USER-Schädelspalter
01.10.2006, 15:59
Hallo.
Als angehender Hämatologe/Onkologe betreue ich meist die Patienten, bei denen kein operables Tumorstadium mehr oder ein Rezidiv vorliegt. Das ist wirklich bitter - viel mehr sage ich dazu nicht.

Für alle bösartigen Tumoren des Pankreas zusammen liegt die 1-Jahres-Überlebensrate zwischen ca. 19% (SEER-Studie, Bethesda) und 31% (Tumorregister München). Nach 2 Jahren beträgt die Überlebensrate 8 bzw 15%. Wobei es bei beiden Quellen eine positive Selektion zu günstigeren Fällen geben könnte (und es in Wirklichkeit eher schlechter aussieht)

Adenokarzinome (wobei es da auch Unterschiede gibt) in nicht resektablem Zustand sind echt übel, mit oder ohne Chemotherapie ist meist nach weit weniger als einem Jahr Ende.
Langsam wachsende Tumoren wie manche neuroendokrinen Tumoren des Pankreas sind oft mit guten Ergebnissen bei guter Verträglichkeit im Wachstum aufzuhalten.

Mit etwas Glück wird der Tumor früh erkannt, z.B. weil er einen Aufstau der Gallenwege (-> gelbe Haut, dunkler Urin, Juckreiz, entfärbter Stuhl,...) verursacht.
Das ist bei Pankreaskopf- oder "Papillen"Karzinomen (der Mündung des Pankreas-Gallen-ganges) wegen ihrer Lage oft früher der Fall als bei Tumoren des Pankreasschwanzes oder -körpers.
Dann kann man operieren, nach radikaler Operation liegt die 5-JAHRES-Überlebensrate bei 3-4% (ja, richtig gelesen).
Die mittlere Überlebenszeit nach radikaler OP liegt zwischen 10 und 20 MONATEN. Bei kleinen, auf das Pankreas begrenzten Tumoren sind die Ergebnisse etwas besser. Noch besser sind die Ergebnisse bei Papillenkarzinomen (5-JÜR 30-80%).

Auch wenn die Prognose bei Tumoren < 2cm OHNE Lymphknotenbefall etwas günstiger ist als bei den meisten anderen, ist das eine sehr schwere Erkrankung. Die radikalen OP-Strategien haben außerdem eine nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit, an der OP zu sterben (genaue Zahlen habe ich gerade nicht da) und wie gesagt, nach einem "Whipple" leben nach 5 Jahren noch 3-4% der Operierten.

Sobald Schmerzen da sind, spricht das für Lymphknotenmetastasen und/oder einen großen Tumor und somit eine sehr schlechte Prognose (genaueres sieht man in der Bildgebung oder auch erst im OP).

z.T. in Studien wird in manchen Zentren eine adjuvante (d.h. zusätzlich zur OP zur Erhöhung der Heilungswahrscheinlichkeit) Chemotherapie gegeben (soviel ich weiß auch in Hannover). Ob das was bringt ist fraglich.
Die Medikamente, die zur (meistens doch "nur" palliativen) Chemotherapie benutzt werden sind meist gut verträglich.
Das Pankreaskarzinom ist aber sehr schnell resistent, die Lebenszeitverlängerung ist alles andere als spektakulär und ein Gewinn an Lebensqualität (z.B. durch Reduktion der oft höllischen Tumorschmerzen) selten zu erreichen.

Bei all den schlechten Nachrichten wünsche ich Deiner Bekannten, dass der Tumor kleiner als 2 cm ist, vollständig entfernt werden kann und keine Metastasen vorliegen. Und dass es "nur" ein neuroendokriner Tumor o.ä. ist.
Viel Glück.

RS-USER-Schädelspalter
01.10.2006, 16:17
Original geschrieben von altschwester
kannst du evtl. auch über das op verfahren was sagen bzw schreiben und dem was nach der op kommt?

Ich bin kein Chirurg, soviel ich weiß sind aber die beiden am weitesten verbreiteten Verfahren (auch in Hannover) die Kausch-Whipple-Operation und die Traverso-Longmire-OP.
Beim Whipple wird das Pankreas zu einem großen Teil entfernt, ebenso ein Teil des Magens, das Duodenum und eine ganze Menge Lymphknoten (manchmal auch die Milz, dann bitte die Pneumokokken- und HiB-Impfung nicht vergessen).
Dann wird der Abfluß des Pankreasrestes und der Gallenwege in Angriff genommen. Eine Dünndarmschlinge wird auf die Gallenwege genäht, ebenso auf das Pankreas (manche Chirurgen drainieren das Pankreas auch in den Magen). Die Darmpassage läuft dann über den Magenrest in eine hochgezogene Dünndarmschlinge, in die auch die Galle über eine zuführende Darmschlinge abfließt.

Die Traverso-Longmire-OP ist eine Resektion des Pankreaskopfes. Das Duodenum bleibt teilweise erhalten und wird auf den Pankreasrest aufgenäht. Der Magenausgang wird dann hinter die Einmündung der Gallenwege verlegt. Bei kleinen Tumoren (2cm) des Pankreaskopfes ist das Verfahren wohl dem Whipple gleichwertig.

Bilder auf mayoclinic.org:
OP-Prozedur (http://www.mayoclinic.org/pancreatic-cancer/whippleprocedure.html)

Beide Eingriffe sind recht "groß", ein paar Tage Intensivstation sind schon realistisch.

altschwester
01.10.2006, 16:20
okay ich werd das jetzt mal so sacken lassen und abwarten was das jetzt genau in hannover bringt
danke für die offenheit und ehrlichkeit
lieben gruss margot