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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Übelkeit bei Sectio in PDA durch Oxytocin



RS-USER-Tony74
18.10.2006, 13:41
Ich habe einigermassen häufig das Problem bei Sectios in PDA mit stabilem Blutdruck, dass die Patientinnen nach Entbindung von den Gynnies 3 IE Oxy i.v. und 10 IE Oxy p.i. bekommen. Das ganze gebe ich schon recht langsam, wobei von der anderen Seite des Tuches dann auch gern die Forderung auf schnellere Gabe gestellt wird. nach diesen 13 IE werden auch gern nochmal bis zu 30 IE gefordert...
Dabei bekommen die frischgebackenen Mütter zügig und regelmässig Übelkeit und Erbrechen. MCP hilft dabei nur bedingt.
Früher bekamen die Frauen in unserem KH manchmal präop DHB.

Wie therapiert ihr in solchen Fällen?

Ute Rus
18.10.2006, 15:58
Ich würde mit den Gyns reden.

30 IE ist eindeutig zuviel!!

Bei uns wird nach Plazentagewinnung gerne 6 IE Synto i.v. gegeben und per Infusion (250ml) noch mal 6 IE, diese aber sehr langsam, sodaß er fertig ist, wenn Frau vom Kreißsaal oder Aufwachstation auf die Station kommt (bei uns rund 1 Stunde).

Ein frühes Anlegen des Kindes post Op an der Brust verhilft auch zur natürlichen Oxytocin Ausschüttung. Eure Gyns tun ja so, als wenn Frau keine Hypophyse besitzen würde... :grins:

Wenn mehr als diese 12 IE nötig sind, dann kann man doch auch mal überlegen, warum der Uterus so weich ist und ein Kältekissen auf den Bauch legen.

Unsere Frauen haben wenig Übelkeit, wenn, dann eher durch den peritonealen Reiz oder als Vena Cava Syndrom, wenn der knallharte noch relativ große Uterus auf die Vene drückt.
Leichte Linksseitenlagerung und schon gehts den Frauen besser.

Als Homöopathin würde ich auch Nux Vomica C30 in der Kitteltasche haben und wenn der Frau übel ist, ihr ein Bolus Globuli in den Mund streuen. Wirkt Wunder!

Liebe Grüße
Ute

Gandtimo
19.10.2006, 21:37
Kann Ute da auch nur zustimmen. Bei uns gibt's auch 3 IE i.v. und dann 10 IE p.i., das war's dann aber auch.

RS-USER-Katja
06.06.2007, 04:50
Original geschrieben von Ute Rus
Ich würde mit den Gyns reden.

30 IE ist eindeutig zuviel!!

Hier nehmen sie 40 IE, am liebsten hätten sie es im Schuß - ich dachte, ich fall' vom Glauben ab... und ich HABE mit den Gyns geredet, aber - naja, put it down to cultural differences :(

Aber hier muß auch jede Patientin, die schon mal eine Sectio hatte (und man bedenke, wir befinden uns im Land der geplanten Sectio - "Donnerstag würde mir ganz gut für die Geburt passen!"), wieder eine Sectio kriegen, wegen der potentiellen Gefahr der Uterusruptur :rolleyes: Nach drei Sections bekommen sie dann gesagt, der Uterus sei so vernarbt, daß sie jetzt keine Kinder mehr kriegen dürften. Auch eine Form der Geburtenkontrolle :o

Edit: Es ist aber schon was anderes, ob das eine Sectio ist und die Jungs und Maedels den Blick auf den nicht kontrahierenden Uterus haben - die koennen ja schlecht zunaehen und sagen, man soll mal das Kind anlegen oder eine Eisblase nehmen ;) Bei atonem Uterus bin ich ja auch zu vielem bereit, aber dieses routinemaessige Reinkippen ist mir zuwider :(

RS-USER-Schädelspalter
08.06.2007, 23:56
Original geschrieben von Tony74
nach diesen 13 IE werden auch gern nochmal bis zu 30 IE gefordert...
...
:eek:
Als PJler (Anästhesie) am 2. Tag bei den Gynnies habe ich folgendes erlebt: eine sonst gesunde Frau bekam nach zügig verabreichten 20 IE eine Tachykardie und ein Lungenödem (weiß nicht mehr, was Huhn und was Ei war...). Sie war zwar recht schnell zu rekompensieren, aber das muß ja nicht sein. Kommt sowas eigentlich häufiger vor? Mit Gyn habe ich sonst wenig am Hut.

Mit Antiemetika kenne ich mich etwas aus, kann aber auch keine wirklich erschöpfende Antwort geben. Zumal ich die meist bei Chemotherapien einsetze (und die Patienten sind nicht schwanger ;) ).

Alizaprid (z.B. Vergentan) gibt es auch i.v., zugelassen ist es auch gegen perioperatives Erbrechen. In der Schwangerschaft besteht eine relative Kontraindikation laut Roter Liste
Gr 4 Ausreichende Erfahrungen über die Anwendung beim Menschen liegen nicht vor. Der Tierversuch erbrachte keine Hinweise auf embryotoxische/teratogene Wirkungen Extrapyramidale Nebenwirkungen kann es auch mal machen (besonders mit Steroiden zusammen), noch seltener ist das "maligne neuroleptische Syndrom"
MCP ist bekannt, hat eher mehr Wechselwirkungen. Und in der Roten Liste findet man:

Schwangerschaft Strenge Indikationsstellung im 1. Trimenon.
Ausreichende Erfahrungen über die Anwendung beim Menschen liegen nicht vor. Der Tierversuch erbrachte keine Hinweise auf embryotoxische/teratogene Wirkungen.
Stillzeit Kontraindiziert.
Substanzen erscheinen nur in geringen Mengen in der Milch. Da der Einfluss der Dopaminantagonisten auf das kindliche Nervensystem nicht geklärt ist, ist die Anwendung aber kontraindiziert.

Ondansetron (ein 5HT3-Blocker) ist zwar auch periOP zugelassen, ist aber bei Zytostatika sinnvoll, weil es das bei Chemotherapien ausgeschüttete intestinale Serotonin abfängt. Schwangerschaft: "strenge Indikationsstellung", Stillzeit: "kontraindiziert"

Dexamethason (als "Hausnummer" 12 mg antiemetisch) ist für Antiemese bei Chemotherapie zugelassen, meines Wissens nach aber nicht peri-OP. Schwangerschaft & Stillzeit: "strenge Indikationsstellung". Und wenn die Eltern die Zeitschrift "Eltern" lesen hat man mit Steroiden sowieso verloren :D (man verzeihe mir diesen unqualifizierten Seitenhieb ;) )

Promethazin (z.B. Atosil) ist gegen Übelkeit zugelassen, wenn andere Maßnahmen erfolglos waren. Schwangerschaft: "Strenge Ind.-Stellung insbes. i. 1. Trim. u. zum Ende der Schwangerschaft"

Dimenhydrinat (z:B. Vomex oder was ich besonders putzig finde "Reisegold") ließe sich gut kombinieren, aber:
Schwangerschaft Kontraindiziert in den letzten Schwangerschaftswochen (Auslösung vorzeitiger Uteruskontraktionen mögl.).
Strenge Indikationsstellung im 1. u. 2. Trimenon (Anwendung nur, wenn nichtmedikamentöse Maßnahmen keinen Erfolg zeigen).
Stillzeit Dimenhydrinat geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Bisher sind keine langfristigen, negativen Auswirkungen auf Säuglinge beschrieben. Sollte ein gestilltes Kind Anzeichen für erhöhte Irritabilität zeigen, ist auf Flaschennahrung umzustellen od. die Behandlung abzusetzen.

Haldol verbietet sich hier.

Aprepitant (Emend) ist nur bei hoch emetogenen Chemotherapien zugelassen und ist in der Schwangerschaft sowieso kontraindiziert.

DHB gibt es in Deutschland doch gar nicht mehr. Damit kenne ich mich nicht gut aus, das Zeug dürfte als Neuroleptikum aber ähnlich Promethazin oder MCP usw. wirken.

Ich denke, wenn Oxytocin so regelhaft Übelkeit auslöst, dann wäre es doch am besten, so sparsam wie möglich damit umzugehen (zumindest stelle ich mir das so naiv vor ;) , vermutlich weil ich nicht soooo viel mit der schneidenden Zunft zu tun habe...)

EDIT: Zitate und kursiver Text sind aus der online-Ausgabe der Roten Liste: www.rote-liste.de

RS-USER-Katja
09.06.2007, 01:24
Danke für die schöne Übersicht :)

Und ich habe tatsächlich die einfachste anästhesiologische Antwort auf die Übelkeit: Propofol, 1-2mg/kg/h langsam mitlaufen lassen. Macht ein bißchen düselig, ist aber nicht unangenehm :D, die Halbwertszeit ist kurz genug, um Stillen (naja, was man beim ersten Anlegen so nennt) nach zunähen zuzulassen und in der Dosierung sind alle üblichen Nebenwirkungen nicht zu erwarten.
"Strenge Indiaktionsstellung" steht bei fast allem in der Schwangerschaft, zugelassen sind in der Regel nur Sachen, die seit mehr als 20 Jahren benutzt werden und bei denen man keinen Grund gefunden hat, sie nicht zu nehmen. Kaum eine Frau stellt sich in der Schwangerschaft für Medikamententests zur Verfügung (und wenn sie das täte- den Aufruhr will ich nicht sehen).

Steroide wirken zwar antiemetisch, aber hier müßte man sie sozusagen zur Spinalen mit reinlaufen lassen, sonst hat man hier eher keinen Effekt, denke ich (kann ich keine Studien zu vorweisen, aber ich extrapoliere mal von der Tatsache, daß Steroide vor Narkoseeinleitung dann postoperativ deutlich antiemetischer wirken als wenn sie nach der Narkoseeinleitung gegeben werden; Oxytocin ist zwar kein Narkosemittel, aber naja).

Manchmal hilft auch ein freundliches Gespräch des zuständigen OA Anästhesie und geschäftsführenden OA Gyn, wobei man sich vorher die Praktiken anderer Krankenhäuser geben lassen sollte und die beschrieben (u.U. tödlichen) Nebenwirkungen von Oxytocin in einem Gynäkologen verständlicher Art und Weise zusammen mit Fallbeschreibungen auf's Tapet zu bringen. Ich muß allerdings auch zugeben, daß das hier bisher nicht geklappt hat :(