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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Relaxierung im Rettungsdienst?



grumel
29.10.2006, 09:42
OK. Kernfrage:
Wenn Dormicum und Fenta / Ketanest gegeben wurden, muß trotzdem Relaxiert werden?

RS-USER-Katja
29.10.2006, 10:04
Kommt auf den Patienten an. Man muß in den seltensten Fällen relaxieren, aber man kann sich u.U. damit die Arbeitsbedingungen erleichtern - oder halt auch gründlich versauen, wenn man ihn dann nicht intubiert bekommt.

RS-USER-apoplex
29.10.2006, 10:51
Original geschrieben von grumel
OK. Kernfrage:
Wenn Dormicum und Fenta / Ketanest gegeben wurden, muß trotzdem Relaxiert werden?

Ich weiß nicht, wie du den / siehst, die Kombination Dormicum/Ketamin wählt man ja häufig, wenn man gerade die Intubation und Beatmung umgehen will oder aufgrund der Bedingungen vor Ort umgehen muss - wie es beim unzugänglichen Patienten der Fall ist.

Grundsätzlich gilt in der Anästhesie, dass man langwirksame Relaxantien (also die nicht depolarisierenden) immer erst appliziert, wenn eine suffiziente Maskenbeatmung möglich ist. Bei der Crush-Einleitung (syn. Ileuseinleitung, also auch häufig in der Notfallmedizin) hat man einen nicht-nüchternen Patienten und will nach Möglichkeit eine Maskenbeatmung nicht durchführen, dafür aber möglichst optimale Intubationsbedingungen haben. Hier wird häufig mit Succinylcholin (Lysthenon, Pantolax ... - also einem relativ kurzwirksamen depolarisierendem Relaxans) gearbeitet.

Daher kann man, je nach Erfahrung und persönlicher Präferenzen zwei Wege fahren - entweder man relaxiert nicht und intubiert nur mit einem Opioid und Hypnotikum, kann dann später ein länger wirkendes Relaxans geben und sich den Transport etwas vereinfachen, dann sollte man aber umbedingt Augenmerk auf eine sehr gute Sedierung legen, nicht dass das Sedativum vor dem Relaxans seine Wirkung verliert und der Patient wacher wird. Oder man gibt gleich zur Intubation Succi und kann dann, wie oben, evtl. ein länger wirkendes Relaxans nachgeben.

RS-USER-Rippenspreizer
30.10.2006, 10:36
Dieses Thema ist entlehnt aus dem Thread "Narkose? Hilfe!" (http://www.rippenspreizer.de/forum/showthread.php?s=&postid=333722)

Die Relaxierung zur Intubation ist eine Glaubensfrage. Es gibt Notärzte, die von sich behaupten dass man ohne ein Relaxanz nicht intubieren kann, andere hingegen wissen u.U. gar nicht, was Relaxanzien sind bzw. wofür sie gut sind :D

Ich kann meinen Vorrednern nur zustimmen; unter klinischen Bedingungen ist eine Relaxierung nicht nur für eine vereinfachte Intubation nett; es hilft auch dem Chirurgen bei seiner Arbeit. (Ein entspannter Muskel muss nicht mit aller (Haken)kraft gespreizt werden)
Präklinisch kann man mit der vorschnellen Relaxierung aber in ein echtes Dilemma rennen;
ist bei dem Patienten eine Maskenbeatmung nicht möglich (und bei einer "Crush-Einleitung" testet man das ja vor Intubation nicht aus), dann hat man bei der sog. "unmöglichen Intubation" ein Riesenproblem:
die sogenannte "Can-not-intubate/Can not ventilate"-Situation !
Davor hat eigentlich (neben der malignen Hyperthermie) jeder Anästhesist Angst. In dem Fall ist man gut beraten, wenn der Patient die Einleitungsnarkotika nach 2-5 Minuten wieder verstoffwechselt hat und eigenständig weiterschnaufen kann. Bei Pancuronium ist die mechanische Atemarbeit für mindestens eine Stunde unmöglich, sodass der Patient (sollte er sich weiterhin weder intubieren- noch maskenbeatmen lassen) iatrogen erstickt. (Iatrogen meint in diese Fall, dass der Arzt, der das Relaxanz injiziert hat für den Tod durch Apnoe ursächlich verantwortlich ist.)
Eine schäbbige Situation.

Kurzum: wie Katja schon sagte ist die Relaxierung zur Intubation in den allermeisten Fällen gar nicht notwendig, solange man dem Patienten die Zeit gibt, auf die Narkotika anzusprechen. (ca. 2-3 Min.)
Wenn präklinisch schon relaxiert werden MUSS, dann sollte die Verwendung von kurzwirksamen Relaxanzien (Succi) gegenüber den langwirksamen Relaxanzien bevorzugt werden.

Gruß, Daniel