PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Trauma.org für den Anästhesisten



RS-USER-Rugger
13.11.2006, 17:39
Vielen von euch ist ja die Trauma.org- Seite (http://www.trauma.org/resus/moulage/moulage.html) sicherlich bekannt, wo man diverse Fallbeispiele durchspielen kann.
Kennt zufällig jemand etwas vergleichbares für den Anästhesisten?

R.

RS-USER-Katja
14.11.2006, 17:28
Sowas?
http://www.virtual-anaesthesia-textbook.com/index.shtml
http://gasnet.med.yale.edu/

RS-USER-Elektro-Dengel
15.11.2006, 14:05
Ich hab da mal ein bisschen Team Leader gespielt bei Trauma.org (ja ja der größenwahnsinnige Dengel) und bin auf folgendes gestoßen:

Zitat aus scenario 009:

"Clinical examination of pelvic stability is unreliable. It is also potentially a lethal manoeuver as it may increase intra-pelvic vascular injury and dislodge any clot that has already formed. In severe pelvic injuries there may be only one chance to form such a clot 'the primary clot' as coagulopathy takes hold following massive transfusion and hypothermia.
In the prehospital phase, a suspected pelvic injury should be stabilised in a pelvic splint or triangular bandage. Little information is gained by multiple manual compression attempts both at the roadside and in hospital."

Hier wird davor gewarnt die Stabilität des Beckens beim V.a. Beckenfraktur manuell zu prüfen. Grund hierfür sei, dass diese Untersuchung kein verlässliches Ergebnis erbringt und die Gefahr von Weichteil -und v.a. Gefäßverletzungen besteht. Das ganze kann ich schon nachvollziehen, aber mir ist beigebracht worden, dass bei einem eingehenden präklinischen Bodycheck die Stabilität des Beckens beim auf einer stabilen Unterlage liegenden Pat. durch senkrechten manuellen Druck auf die beiden vorderen oberen Darmbeinstachel (spina iliaca anterior superior) zu prüfen ist.

Was ist denn nun richtig ? ? ?

RS-USER-Katja
15.11.2006, 14:51
Als EINMALIGES Manöver ist das nach meinen Infos auch weiterhin zum Bodycheck gehörig (zumal es ja auch etwas über den Blutverlust aussagt, den man erwartet).
Was man auf keinen Fall machen soll - leider habe ich das innerklinisch so noch nie bestätigt gesehen :mad: - ist daß JEDER mal auf das BEcken drückt. Wenn ich ZWergdackel bei der ersten Untersuchung ein instabiles Becken finde, dann wird das auch für den 30kg schwereren Unfallchirurgen instabil sein - und der will eh ein Bild davon. Jedes Mal draufdrücken ist ein Blutverlust von 200 bis zu 500ml, hat man mir mal beim Traumakurs erzählt...
Daß ein stabil getastetes Becken kein stabiles Becken sein muß, da erzähle ich wohl nichts neues (die "instabile Beckenfraktur" ist eine radiologische Diagnose).

Die Nummer mit der Bandage geht übrigens relativ gut, aber eine gut anmodulierte Vakuummatratze ist auch nicht schlecht und man muß den Patienten dazu nicht hin- und herdrehen wie für die Wickelei.

krumel
16.11.2006, 09:47
Das Problem hier sind die berühmten "Open Book" Frakturen. Wenn du hier senkrecht drauf drückst, spreizt du das Becken auseinander, es kommt zu massiven Blutungen, außerdem wird nach dem loslassen durch die Muskelkontraktion das Becken (meist) wieder gerade gerichtet, wobei sich aber gerne mal Gefässe, Harnleiter, usw. in den Bruchstücken einklemmen.

Komplett auf die Beckenuntersuchung präklinisch zu verzichtet ist daher durchaus machbar, wird bei uns von vielen z.B. dann gemacht, wenn sowieso schon eine "Load'n'go" Indikation besteht.

Andernfalls gehen wir so vor:
Seitliche Kompression des Beckens (bei weitem weniger traumatisch)
Tasten der Symphyse und der dazugehörigen Knochenstabilität
und dann
Kompression gegen den Boden.

Sobald nur ein Teil positiv instabil oder sehr schmerzhaft ist, wird prophylaktisch von einer Beckenfraktur ausgegangen und entsprechend behandelt.

Wir setzen entweder auf nur Kompression durch Vakuummatratze (durch die neueren Matratzen mit ihrer unmenge an Gurten geht das recht gut) oder zusätzlich wird noch eine Beckenschlinge aus einem Dreiecktstuch in die Vakuummatratze gelegt, bevor der Patient drauf kommt.

Generell schauen wir immer, dass wir gerade bei diesen Patienten "schnell wegkommen", da wir im allgemeinen sehr kurze Transportwege haben (eigentlich von jedem Punkt der Stadt ein Maximalversorgerhaus im 10 Minuten umkreis) oder sogut wie immer RTH's, falls es mal im Landkreis ist, haben wir auch relativ gute Überlebensraten.

Grüße,
Philipp