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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wo ist der Stickstoff hin???



Dummchen
18.05.2003, 18:01
Hallo,
ich weiß nicht, ob ich gerade ein Brett vor dem Kopf habe, aber ich lerne gerade Physio (Tauchphysiologie u.a.) und habe ein Problem:

der "Tiefenrausch" oder Deko-Krankheit kommt doch dadurch zustande, dass der aus der Flasche eingeatmete Stickstoff aufgrund des steigenden Druckes, der auf dem Taucher lastet, ins Gewebe diffundiert.

Mein Problem: was ist denn mit dem Stickstoff, wenn ich nicht tauche und ganz normal atme?????? Wo geht der Stickstoff dann hin???? :-blush :-blush :-blush

Lava
18.05.2003, 18:16
Man atmet ihn aus, nehm ich mal stark an! Immerhin kann der Mensch ihn definitiv nicht verstoffwechseln, wenn er so als Gas kommt...

Froschkönig
18.05.2003, 18:30
"taucherkrankheit"(Deko-Krankheit) und "Tiefenrausch" sind unterschiedliche Krankheiten :


Taucherkrankheit :

Mit zunehmender Tiefe, ist der Taucher auch einem immer größer werdenden Außendruck ausgesetzt. Je gößer nun der Druck ist, desto mehr Atemgase werden in das Gewebe gepresst und lösen sich in der Blutbahn . D.h., dass unter diesen Bedingungen wesentlich mehr Gase im Gewebe und im Blut aufgenommen werden, als unter normalen Bedingungen ( Oberfläche ). Erfolgt nun ein Auftauchen unter Mißachtung der Dekompressionszeiten ( Abbau der im Gewebe und Blut gelösten Gase ) oder ein zu schnelles Auftauchen, so perlen die gelösten Gase unter dem raschen Druckabfall aus und es kommt zum " Sprudelflascheneffekt " ( es passiert also genau das, was passiert wenn man eine Wasserflasche schüttelt und sie dann öffnet ). Es bilden sich zahlreiche Gasbläschen, die zum Verstopfen von Gefäßen führen können ( Gasembolie ).
Krankheitszeichen : Oftmals merkt der Betroffene anfänglich gar nichts. Erst später stellen sich Hautjucken, Unwohlsein, Schwindelgefühl, Kopf- Glieder und Gelenkschmerzen, Taubheitsgefühl, Seh- und Sprachstörungen und eventuell Blutungen aus Nase und Ohren ein. Ist dies der Fall, so muss der Taucher umgehend einen Arzt aufsuchen und sich eventuell einer Druckkammerbehandlung unterziehen.


Tiefenrausch :

Wie schon bei der Taucherkrankheit erwähnt, nimmt der Außendruck mit zunehmender Wassertiefe zu. Je größer dieser Druck ist, desto schneller und desto mehr Atemgase lösen sich im Blut und im Gewebe. Dieses trifft im speziellen auf den Stickstoff zu, der ein natürlicher Bestandteil der normalen Luft ist ( 78 % ). Je länger man also in bestimmten Tiefen bleibt, desto mehr Stickstoff wird im Blut gelöst. Der Stickstoff hat eine narkotische Wirkung, die auf der guten Löslichkeit in fetthaltigen Bestandteilen der Zellmembran beruht. Da das Gehirn das mit am besten durchblutete Gewebe im Körper ist, ist hier die Einlagerung des Stickstoffes am größten. Der Stickstoff beeinträchtigt im Gehirn die Funktion der Synapsen, die für die Weiterleitung der Nervenimpulse verantwortlich sind. Es stellt sich ein berauschter Zustand ein, der mit einem leicht alkoholisierten Zustand verglichen werden kann.
Die Gefahren, die sich aus einer solchen Situation ergeben können, kann sich wohl jeder vorstellen. Mir hat ein Tauchlehrer berichtet, dass sich eine Tauchpartnerin von ihm einmal auf 45 Meter den Automaten aus dem Mund genommen hat, weil sie dacht, dass sie auch ohne ihn atmen könnte. Bemerkt man nun bei sich oder bei seinem Tauchpartner einen Tiefenrausch ( was nicht einfach ist ), der sich durch langsame Reaktionen, Orientierungslosigkeit oder auch euphorische Handlungen bemerkbar macht, so reicht es oftmals schon aus, 10 Meter aufzusteigen.
Der Tiefenrausch ist von mehreren Faktoren abhängig. So kann er bei einigen Tauchern schon ab einer Tiefe von ca. 20 Metern eintreten und bei anderen erst ab einer viel größeren Tiefe. Dies hängt oft mit den unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen der Taucher zusammen. Somit ist der eine für den Tiefenrausch anfälliger als der andere. Die Gefahr des Tiefenrausches kann sich durch Erschöpfung, Wassermangel ( Dehydration ), Alkohol, Drogen und Medikamente erheblich erhöhen.

Zu Deiner Frage : Unter normalbedingungen ist der eingeatmete Stickstoff quasi Stoffwechsel-inert. Die Pathogene Wirkung ergibt sich aus den beim tauchen um ein vielfaches höher liegenden Partialdrücken. (Der gesamtluftdruck von 1 bar auf Meereshöhe nimmt pro 10m tiefe um 1 Bar zu !!!...somit ist man in 20 Meter Tiefe dem 3-Fachen Druck ausgesetzt im vergleich zu denen, die noch am Strand liegen))


Der Frosch, der dringend mal wieder tauchen gehen will :-)

Lava
18.05.2003, 18:39
Mit Abbau der Gase kann im Falle des Stickstoffs doch aber nur das diffundieren ins Blut und dann Abgabe in der Lunge gemeint sein, richtig?

Froschkönig
18.05.2003, 18:45
Original geschrieben von Janine
Mit Abbau der Gase kann im Falle des Stickstoffs doch aber nur das diffundieren ins Blut und dann Abgabe in der Lunge gemeint sein, richtig?

An der Oberfläche ist der Gasdruck des Stickstoffes in einem Bereich, daß der Körper davon nicht zu belastet wird, abgesehen davon sind Luftdruckveränderungen an land nur marginal. Durch den steigenden Druck in der Tiefe (siehe oben) reguliert das Mundstück der Tauchflasche den Druck der Atemgase auf adäquate werte, man atmet also in 20 Meter tiefe ein Luftgemisch mit dem Druck von 3 bar ein, um gegen den Umgebungsdruck atmen zu können. Steigt man langsam auf, hat der Körper Zeit, den Stickstoff über den von Dir beschriebenen Mechanismus wieder abzuatmen. Steigt man zu schnell auf, dehnt sich das Gas wegen des abrupten Druckverlustes auf ein Mehrfaches seines ursprünglichen Volumens aus. Es kommt zur Bildung von Gasbläschen in den Gefäßen und man bekommt Embolien.

sebi78
19.05.2003, 20:39
So, als würde man eine unter Druck stehende Mineralwasserflasche öffnen... :-top

Froschkönig
19.05.2003, 20:41
Original geschrieben von sebi78
So, als würde man eine unter Druck stehende Mineralwasserflasche öffnen... :-top


Original geschrieben von Froschkönig
...so perlen die gelösten Gase unter dem raschen Druckabfall aus und es kommt zum " Sprudelflascheneffekt "

Äh...ja :-))

sebi78
20.05.2003, 16:16
Ooops, F-König :-blush
da habe ich doch dieses Detail übersehen. Ging nicht gegen Dich, dass sich der überwigende Teil Deiner Erklärung in einem Satz zusammenfassen ließ. War wohl etwas müde :-sleppy