PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Narkoseeinleitung: gehts bei einem bestimmten "Typ" schwerer?



RS-USER-Julia123
07.04.2007, 20:26
Hallo ihr Lieben :-)

Ich hätte da mal ne Frage, die ich bisher nicht zu meiner Zufriedenheit beantwortet bekommen habe :-)

Klar ist, dass jeder Mensch anders ist und daher jede Narkose bei jedem anders ist.
Jetzt meine Frage: Gibt es "Kontroll-Menschen", die eine Narkose nur schwer zulassen? Also Menschen, die z. B. nie ohnmächtig werden und sich mit allen Sinnen gegen eine Narkose sträuben? - Klar irgendwann kriegt ihr sie alle :-D
Aber mich würde halt interessieren ob die Menschen, die leicht mal umkippen, schnell einschlafen und (im Gegensatz dazu) Kontrollmenschen, die immer überall die Kontrolle behalten "müssen", sich sehr schwer mit der Narkoseeinleitung tun?

Würde mich seeeehr über viele Antworten freuen!

Liebe Grüße,
eure Jule

krumel
07.04.2007, 21:15
Es gibt auch einfach Leute mit einer höheren Schwelle für bestimmte Pharmaka. Das kann erworben (z.B. Politoxikomanen und Opiate) oder erblich bedingt sein.
Aus einer nicht ganz klaren Ursache haben ich z.B. eine recht hohe Benzotoleranz (10mg Midazolam und ich konnte noch den Anästhesisten schief anmachen warum er denn net anfängt) während mein Bruder bereits bei wenigen mg Ateminsuffizient wird.
Grüße,
Phil

RS-USER-Anja
09.04.2007, 10:24
Hallo zusammen,
Haltet ihr es für denkbar und möglich - das ein Patient eine Narkose "außer Kraft" setzen kann - z.B. aufgrund von Panik und Angstzuständen (maximaler Stresszustand) vor der bevorstehenden OP

das Beruhigungsmedi vorab hatte ja auch schon nicht so wirklich geholfen...

Was würde in einem solchen Fall getan werden können - operiert werden muss ja in jedem Fall???

Würde mich mal sehr interessieren was das "Berufs-Sandmannchen" in OP einem solchem Fall machen würde - außer sicherlich "große Augen"

Gruß Anja

RS-USER-Elektro-Dengel
09.04.2007, 12:27
Also ich kann nur das bisschen weitergeben, was ich bisher über Narkoseführung und Einleitung gelernt hab:

Man kann sich natürlich dagegen wehren. Eine große Rolle spielt der psychische Zustand vor der OP. Aufgeregt is da jeder. Der Anästhestist versucht halt die Nervosität und damit auch den Sypathikustonus möglichst flach zu halten. Dazu gehört nicht nur eine suffiziente Prämedikation, sondern auch eine eingehende Aufklärung des Patienten vor der OP sowie in der Einleitung. Dazu gehört auch ein ruhiges und souveränes Auftreten aller Beteiligter. WIr hatten hier erst kürzlich ne Diskussion über die Stimmung im OP, in der unter anderem erwähnt wurde, dass sich mancherorts Operateur und Anästhesist schon in der Einleitung vorm Patienten streiten. So soll es natürlich nicht laufen.

Dann kommt aber irgendwann der Punkt, an dem die Narkose eingeleitet wird. Das Bewusstsein wird hierbei mittels Hypnotika ausgeschaltet. Hypnotika wirken "schlaferzwingend", daher kann man sich gegen den Bewusstseinsverlust im Gegensatz zu Sedativa (schlaffördernd) nicht wehren. Dass dennoch nicht jeder gleich die Augen verdreht und weg is, liegt nicht daran, dass er sich gegen die Wirkung des Medikaments wehrt (gegen chemische Reaktionen im ZNS kann man sich nicht wehren), dies liegt vielmehr daran, dass jeder unterschiedlich auf die Gabe des Medikaments reagiert. Wichtige Faktoren neben dem bereits erwähnten Sympathikus sind hierbei Geschlecht, Alter, Gewicht, Vorerkrankungen, Vormedikation, etc. Letztendlich schläft aber jeder früher oder später ein.

RS-USER-Katja
09.04.2007, 14:46
Original geschrieben von Anja

Würde mich mal sehr interessieren was das "Berufs-Sandmannchen" in OP einem solchem Fall machen würde - außer sicherlich "große Augen"

Das Berufssandmännchen macht weder große AUgen noch fällt die Narkose aus, weil ES DEN PATIENTEN, BEI DEM NARKOSE NICHT GEHT, NICHT GIBT. Da muß sich keiner Sorgen drum machen. Wirklich nicht.

Es gibt keinen Patienten (auch langjährige Junkies, und die vertragen weiß Gott einiges), den man nicht in Narkose versetzen kann. Es ist alles eine Frage der Medikamentenauswahl und der Dosis (und nein, ich werde hier nicht hinschreiben was und wieviel ;) ).

Was tatsächlich wahr ist, ist daß maximal erregte Patienten zur Narkoseeinleitung deutlich höhere Mengen brauchen, als ihnen gewichtsmäßg "zustehen". Aber wenn man das weiß/merkt, kann man entsprechende Medis wählen und entsprechend vorarbeiten. Wenn mir jemand beim Aufklärungsgespräch schon die ganze Zeit auf den Arm will, kriegt der nicht 3,75mg Dormicum...
Wenn nicht (Patient verbirgt seine Erregung gut) merkt man es spätestens dann, wenn er eben nicht erwartungsgemäß die Augen zu macht, und dann gibt es eben einen "Nachschlag" Narkosemittel. Es gibt auch schnelle und langsame Verstoffwechseler, bei manchen Patienten wirkt das Medikament gerade mal die Hälfte der offiziell angegebenen Zeit, bei anderen doppelt so lange - das zu erkennen ist Aufgabe des Anästhesisten; wenn Narkose ganz einfach und immer lehrbuchmäßig wäre, könnte man es auch 'nem Chirurgen beibringen.

Wie der Dengel es schon beschreibt, ist die maximale Erregung des Sympatikus der (oder ein) Grund für diesen Zustand der verlängerten Narkoseeinleitung. Aber es gibt nicht umsonst Medikamente mit sympathikolytischer Wirkung :) und die Pharmakologen meinen das auch mit der Beschreibung "schlaferzwingend" bei Hypnotika. Der menschliche Kürper schafft zwar erstaunliche Dinge, aber ich habe noch nirgendwo von einem Fakir gelesen, der Kraft seines Willens eine Narkoseeinleitung verhindern konnte ;)

RS-USER-Anja
09.04.2007, 21:29
Sicherlich richtig ... das man jeden Patienten in Narkose gelegt kriegt mit einer entsprechend höheren oder hohen Dosis an Medis

Nur steigt dadurch nicht auch das Narkoserisiko???? - wenn der Patient z.B. wg. Stress mehr Medis braucht als dem Körper gewichtsmäßig zustehen...

Kriegt ein erfahrener Anästesist so etwas eine große Probleme gut gehändelt

Gruß Anja

RS-USER-Katja
09.04.2007, 22:56
Das Narkoserisiko hat wenig mit den Medikamentendosen zu tun, sondern mit Vorerkrankungen des Patienten, Begleitungständen, Operation und Operateur :D Wieviel man von was zur Einleitung braucht, macht keine Unterschiede.
Als Beispiel: Mein Hund brauchte bei jeder Narkose auch etwa das dreifache von dem, was ihm "zusteht" - keine Ahnung warum, so ist er halt. Sein Narkoserisiko wird dadurch bedingt, daß er alt, milde herzinsuffizient und im Zweifelsfall nur zweifelhaft nüchtern ist, weil er garantiert von mir zwar nichts bekommen hat, aber ebenso garantiert irgendwo gegrast hat.
Okay?

Natürlich haben alle Medikamente Nebenwirkungen; einige davon sind dosisabhängig, andere nicht (bei allergischen Reaktionen etwa ist die Menge egal). Wenn man jetzt die blutdrucksenkende Wirkung eines Medikaments betrachtet und davon mehr nimmt, kann die Blutdruckssenkung stärker ausfallen, als wenn man weniger nimmt. Nun weiß zum einen hoffentlich jeder Anästhesist um die Nebenwirkungen seiner Medis und ist entsprechend gerüstet und zum anderen sind die Hypnotika als Bolusgabe alle nur ziemlich kurz wirksam. Will sagen: Wenn der Blutdruck runter geht, kann man ihn mit anderen Medikamenten wieder auffangen oder eben einfach abwarten, bis er von selbst wieder hoch kommt. Die "richtige" Vorgehensweise ist von u.a. vom Alter und den Begleiterkrankungen des Patienten und dem tatsächlichen Blutdruckabfall abhängig.

Und wenn ein Anästhesist solche kleinen Probleme nicht in den Griff kriegt, sollte er lieber was anderes machen.

krumel
10.04.2007, 10:50
Du Optimistin. Solange es noch Beleg-Anästhesisten gibt die offen sagen können "ich kann nicht intubieren, ich schiebe grundgehend nur Larynxmasken" und dafür nicht so tief in den Hintern getreten werden das es staubt.......
:( :( :( :(

RS-USER-Anja
10.04.2007, 14:56
Mein aufkeimender Hoffnungsschimmer in Sachen Narkose ist nach dem Einwand von Krumel wieder im schwinden begriffen -

Klar schon richtig in jedem Beruf gibt es sone und solche ... Asse ihres Faches sowie Pfeifen ....

Nur als Patient weiß man in der Regel wenig über die beruflichen Fähigkeiten des Anästesisten der Dienst hat... und muss sich ihm/ihr dennoch anvertrauen und "ausliefern "den Kopf" den Anästestisten als Patient ausführlich vom Krankenbett aus zu befragen hat verständlicher Weise niemand.

Würde ... wenn währscheinlich auch als Misstrauen gewertet werden...

Also ist es ähnlich wie vor Gericht und auf hoher See - denn hier wie auch dort sind wir alle in Gottes Hand und hoffen das Beste.

Gruß Anja

RS-USER-Katja
11.04.2007, 00:12
Und ähnlich wie in der Luft gilt: Vorher schlau machen verbessert die Chancen ;) Jemanden fragen, der sich da, wo man hinwill, auskennt, beruhigt die Nerven.

Gefährlicher als der Anästhesist ist bei weitem der Chirurg.

Obwohl ein guter Anästhesist mehr schlechten Chirurgen ausgleichen kann als umgekehrt. Und in der Regel sind die ja nicht Anästhesisten geworden, weil sie blöd sind ;)

RS-USER-Katja
23.04.2007, 04:39
Original geschrieben von krumel
Du Optimistin. Solange es noch Beleg-Anästhesisten gibt die offen sagen können "ich kann nicht intubieren, ich schiebe grundgehend nur Larynxmasken" und dafür nicht so tief in den Hintern getreten werden das es staubt.......
:( :( :( :(
Das sind, mit Verlaub, keine Anästhesisten, sondern Kulissenschieber und armseelige Approbationsattrappen, die sich besser niemals einen Fehler erlauben, denn sonst wird ihnen das alles zügig um die Ohren fliegen. Ich würde solche Leute NICHT als Anästhesisten bezeichnen, sie entsprechen zumindest nicht meiner Vorstellung vom Berufsbild.