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Notarztindikation
24.04.2007, 21:16
Wir werden an einem Samstag morgen, kurz nach Dienstbeginn mit dem NAW zu einem hypoglykämischen Koma gerufen. Der Patient mittleren Alter ist bekannter Diabetiker (Typ 1).
Bei unserem Eintreffen ist er bewusstlos und hat einen BZ von 13. Nach der Gabe von 100ml G33 klart der Patient wieder auf. Die Anamnese verläuft relativ ergebnislos, da der Patient von der Tochter bewusstlos aufgefunden wurde und er sich später an nichts erinnern kann.
Da es dem Pat wieder gut, will der NA den Pat belassen, allerdings möchte er noch mit dem Hausarzt Rückspreche halten, der aber nicht erreichbar ist. So nehmen wir den Patienten doch mit.
Während der Fahrt (ca. 5 min vom KH entfernt) bekommen wir einen Notfall mit bewusstloser Person mit. Da es unserem Patienten blendend geht (hab' mich selten so gut unterhalten) und wir relativ nah am Einsatzort befinden, bieten wir uns für den Einsatz an - die LS nimmt dankend an. Wir fahren also mit Patient zum nächsten Einsatz, werden dort aber nicht benötigt (das ist eine andere Geschichte) und fahren anschließend ins KH.
Bei der Aufnahme (ca. eine Stunde nach Alarmierung) wird wieder der BZ gemessen - 46 mg/dl!
Allerdings gab' es keine klinischen Symptome - ihm ging's immer noch ausgezeichnet und war gut gelaunt. Unser Pat (Bauer) hat wohl gleich nach dem Aufstehen das Insulin gespritzt, hat das Frühstück ausgelassen und ist gleich in den Stall.

Was haben wir gelernt? Bei Pat mit IDDM und unklarer Anamnese (Insulin gespritzt? Letzte Mahlzeit?) v.a. in Kombination mit langer Transportzeit immer aufpassen!

RS-USER-Häuptling weiße Wolke
24.04.2007, 21:45
Die Glucose i.v. ist immer relativ schnell verbraucht und Insulin hat eine deutlich längere Halbwertzeit, vor allem bei Mischinsulinen oder Basalinsulinen. Aber selbst Altinsulin s.c. hat ja eine Depotwirkung. Daher sollte man immer eine glucosehaltige Infusion anhängen (nur bitte keine G50% im Schuss, bei uns aus Versehen mal passiert, BZ danach >800 mg/dl) oder aber dafür sorgen, dass der Pat. was isst.
Mein Standardspruch: "Jetzt dürfen Sie mal sündigen und das mit ärztlicher Erlaubnis" und dann gibt´s Schokolade oder was auch immer sich in der Wohnung auftreiben lässt.

Bei 13 mg/dl hätte ich den Pat. aber auch mit in die Klinik genommen!

Rosanüler
24.04.2007, 22:36
In Wiesbaden wird in der Regel bei Hypoglykämien nur ein RTW entsand. Stellt es sich dann wirklich als Hypoglykämie raus, so hat der RettAss nach Algorhythmus die Gluccose zu verabreichen und den Pat. einem Arzt vorzustellen. Entweder ab in die Klinik oder NEF, ÄBD oder Hausarzt nachbestellen. Es muss nur eine Betreuung/Aufsicht des Patienten durch eine vertrauenserweckende anwesende weitere Person sichergestellt sein, bis der Arzt den Patienten gesehen hat.
Es versteht sich natürlich, dass der Hausarzt relativ zeitnah und nicht 5 Stunden später da sein soll.