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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nachts im Wald...



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RS-USER-emergency doc
02.07.2007, 14:10
Einsatz gegen 1:30 nachts, Frühling, kühl und regnerisch, ich glaub es war ein Montag.
Stichwort: Patient in Schacht gestürzt
RTW und Feuerwehr bereits vor Ort.

Vor Ort auf einem großen Industriegelände durch die Pampa gegurkt, irgendwo dann ausgestiegen und hinter mehreren alten verfallenen Lagerhallen in ein Waldstück gelaufen wo ein etwa 15m tiefer rechteckiger Schacht mit ca. 15-20m Durchmesser völlig ungesichert im Waldboden war, in ca. 10m Tiefe Regenwasserspiegel mit einem darin schwimenden Mann. Dieser wird notdürftig gesichert von bereits anwesender Feuerwehr und mit Maglites angeleuchtet. Auf Nachfragen beklagt er Kälte und Kältezitern sowie Gefühllosigkeit der Beine. Es schwimmen mehrere Äste und ein älterer vergammelt aussehender Fußball neben ihm im Wasser.

Hmmm... nun ihr...

RS-USER-gonzo
02.07.2007, 14:25
hmm wenn ich als krpfl. hier mitspielen darf würde ich erst mal eine schonende bergung durchführen.

evtl mit spineboard oder schleifkorbtrage die mit zwei fw'lern herabgelassen werden um den mann vorsichtig zu bergen/retten.

frage wie lange schwimmt die pers. den da schon rum und wie kalt ist es?

RS-USER-emergency doc
02.07.2007, 14:32
Hmmm... Schonende Bergung ist gut..
Noch sind wir mitten im Wald und es ist dunkel bis auf 3-4 Maglite-Fackeln... Der Patient schwimmt in ca. 10m Tiefe. Eine Seite des Schachtes ist gemauert, oben auf dem Sims liegt ein Feuerwehrmann bäuchlings auf dem Boden und hat ein Seil zu dem Mann herabgelassen (die Sicherung:) )
Es nieselt, höchstens 8°-10° Aussentemperatur... Irgendjemand munkelt, der Mann sei "schon einige Stunden" da unten.

Achja, die Grünen sind auch da jetzt...

RS-USER-gonzo
02.07.2007, 14:39
dann sollen die mal anständig licht machen.
im auto schon mal die heizung anwerfen und mit der fw. bereden was sie für möglichkeiten haben den pat. hoch zu holen.

die frage ist fühlt er seine beine nicht wegen einer unterkühlung oder wegen eines neurologischen ausfalls durch eine verletzung beim sturz? nun er muß da raus und das mögl. schonend ob der gefahr wegen eines bergungs todes oder weitere verletzungen ist gleich.

RS-USER-Lenchen
02.07.2007, 14:51
Auf Grund des Durchmessers des Schachtes ist es, nehme ich an nicht möglich, irgendwie "neben" den Patienten zu gelangen oder? Vom medizinischen wird es also schwer werden, irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen.
Wird wahrscheinlich auch schwierig sein, ihn an einem einfachen Seil hochzuziehen, vor allem, weil man andere Verletzungen nicht ausschliessen kann.
Noch eine Frage: Der Patient schwimmt darin und hatte mit den Füßen keinen Bodenkontakt?
Ich würde durch die Feuerwehr große Scheinwerfer aufbauen lassen, die den Patienten wenigstens von oben etwas wärmen.
Außerdem würde ich den Höhenrettungstrupp alarmieren lassen, die haben für sowas besseres Material als die Feuerwehr.

LG Lenchen

RS-USER-emergency doc
02.07.2007, 14:54
Die Drehleiter kommt, kann aber nur bis ca. 50m ran an den Schacht... Naja, wenigstens wird es jetzt etwas heller... Scheinwerfer auf Drehleiter durch Baumwipfel hindurch halt...
Höhenrettung aus der nächstgrößeren Nachbarstadt wird bestellt... werden wohl in so 1,5 Stunden da sein...

RS-USER-Lenchen
02.07.2007, 14:57
Hat der Mann noch die Kraft, sich an dem Seil festzuhalten?
Höhenretter dauern mir für diese Verhältnisse nämlich zu lange.
LG Lenchen

RS-USER-emergency doc
02.07.2007, 15:05
Unten am Seil ist eine Schlinge, in die er sich reingehängt hat. Auf Nachfrage gibt er an, in ca. Brusthöhe unter dem Wasserspiegel sei ein ca. 10cm breiter Sims, auf dem er stehe.
Näheres zum Einsatzort, den ihr jetzt besser sehen könnt:
Die gemauerte Seite mit dem Sims wo der Feuerwehrmann liegt und direkt nach unten blick, eine Seite ist etwa 2m tiefer aber etwas flach abfallend und erdig, bevor es in den Schacht senkrecht rein geht, die anderen Seiten sind auch ziemlich steil.
Von der flach abfallenden Seite aus könnt ihr (wenn ihr euch am Unterholz festhaltet) direkt zu dem Patienten hinabsehen.

Er wirkt ziemlich erschöpft. Die Polizisten erzählen was von einem Einbrecher der gegen 21:00 vor dem Wachpersonal in diese Richtung geflüchtet sei aber offenbar entkommen konnte.
Euer Patient weicht auf Fragen nach dem Unfallhergang aus.

RS-USER-apoplex
02.07.2007, 15:37
Auf Grund des Durchmessers des Schachtes ist es, nehme ich an nicht möglich, irgendwie "neben" den Patienten zu gelangen oder? Vom medizinischen wird es also schwer werden, irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen.
Es heißt zwar, "wer rettet - verfettet", aber auf einen Bauchdurchmesser von 15 Meter kommt wohl keiner

wo ein etwa 15m tiefer rechteckiger Schacht mit ca. 15-20m Durchmesser

Ansonsten - für solche Einsatzlagen bietet sich i.d.R. das THW auch sehr gut an, diese haben deutlich mehr Erfahrungen mit Trümmerwänden, Rettungen unter schweren Bedingungen und auch eher das Material.
Ansonsten kann man mal Steckleiterteile hinablassen , dafür bietet sich so eine schräge Wand ja an - er soll sie ja erst mal nicht hochklettern (Die UVV lässt ja auch dafür nur max 4 Teile zu - damit kommt man in der Tiefe nicht hin) aber man kann sie ja erst mal bis zu der Länge aufbauen und so Teil für Teil runterlassen, damit er nicht auf diesem 10 cm vorsprung verharrt.

ka-be-em
02.07.2007, 15:39
Von der technischen Seite:

Was ist denn feuerwehrtechnisch vor Ort?
RW? --> das Schlauchboot hinunterlassen und zwei Mann hinterher.

THW auch unterwegs? Wenn nicht, nachalarmieren. Ich denke mal die sind schneller da als die Höhenrettungsgruppe.

RS-USER-Lenchen
02.07.2007, 15:44
Ohje... Sorry, da hab ich mich echt verlesen! Mein Fehler.

RS-USER-emergency doc
02.07.2007, 16:26
Also
1. Vor Ort ein RTW mit 3 Mann, ein NEF mit 2 Mann, HLF mit 4-6 (die wuseln im dunkeln so durch die Gegend, daß ihr nicht zählen könnt), zwei Leute haben die Drehleiter geholt.
Noch anwesend sind 4 Polizisten und mittlerweile 3-4 Fotoreporter und ein Kamerateam.

2. Die Schräge geht nur bis an den Rand des Schachtes. Dieser ist steil gemauert/betoniert oder sonst was.... Offenbar etwas ziemlich altes, nach Augenschein ca. 30-40 Jahre ungenutzt.
Es ist auch unklar, für was er mal gut war, sprich, keiner weiß, was direkt unter der Wasseroberfläche an scharfkantigen und verletzungsträchtigen Dingen lauert.

3. THW gibbet nicht... die sind beim Oder-Hochwasser oder so... ;)


Mittlerweile ist es ca. 3:00 und die Höhenretter treffen ein. Kettensägen heulen auf, Unterholz wird wechgemacht, richtiges Licht aufgebaut, stabile Bäume für das Abseilen ausgeguckt. Es macht sich eine Atmosphäre von "Professionalität" breit ("Was seid ihr denn für 'ne Feuerwehr.." und "Lasst uns mal machen") Die Stimmung ist gereizt.

Unserem Patienten geht es unverändert.

RS-USER-emergency doc
02.07.2007, 16:28
Achja, weiterhin Nieselregen und ca. 8°

RS-USER-DocMezzoMix
02.07.2007, 16:28
Wie schaut es denn lokal mit dem Einsatz eines Hubschraubers aus?
RTH, Polizei, Privater Anbieter (Fixtau/Winch?)
Desweiteren evtl. ein Kran, wobei dieser vermutlich nicht bis an die Unfallstelle kommt.

Wie weit ist die Feuerwehr vor Ort für eine solche Bergung ausgerüstet und gebildet, muss man wirklich auf die Höhenrettung warten oder gibt es lokal eine Bergwacht oder ähnliches?

Ansonsten könnte man zumindest ein Schlauchboot oder Backboard zum Patienten werfen, damit dieser sich selbst unterstützen kann. (In ermangelung: Wie schaut das mit Hebekissen aus? Kann man diese abdichten und als Haltebojen verwenden.
Zumindest die Sicherung durch die Feuerwehr muss weiter ausgebaut werden, ein Feuerwehrmann auf dem Bauch mit nem Seil klingt eher unprofessionel.

Medizinisch gesehen kann man momentan nicht viel machen ausser warten bzw. sich darauf vorbereiten dass evtl. einer aus der Crew hinunter kann.

Lokal wäre zu klären ob die Alarmierung eines OLRD/LNA Sinn macht, Stichwort "schwierige Rettung" aber da gibt es ja wie gesagt örtlich oft unterschiede. Hier würde ich es abhängig machen von der kooperation mit den Führungskräften der Feuerwehr und der Polizei.

Bei Polizei fällt mir ein:
Erkenntnisse über den Einbrecher -> Eigenschutz beachten, ein Sani macht sich gut als Geisel

RS-USER-emergency doc
02.07.2007, 16:33
Original geschrieben von DocMezzoMix
[B]
Wie weit ist die Feuerwehr vor Ort für eine solche Bergung ausgerüstet und gebildet, muss man wirklich auf die Höhenrettung warten oder gibt es lokal eine Bergwacht oder ähnliches?
/B]

Mitten in der Nacht im Ruhrpott... Kleines Städtchen mit Freiwilliger Feuerwehr die mit Hauptamtlichen besetzt ist.


[ed]

RS-USER-DocMezzoMix
02.07.2007, 16:36
Original geschrieben von emergency doc
Mitten in der Nacht im Ruhrpott... Kleines Städtchen mit Freiwilliger Feuerwehr die mit Hauptamtlichen besetzt ist.


[ed]

Als nicht -Feuerwehrler beantwortet dies meine Frage natürlich nicht ;)

Können die z.B. ne Seilbahn zum Verletzten bauen, oder eine Art Fahrstuhl mit ner Schleifkorbtrage oder sonstirgendwas???
Bin doch nur ein blöder Sani, was weiß ich was auf nem FF Auto so drauf ist, das ist doch sowieso überall anders :)

E.E.Gal
02.07.2007, 17:27
wenn ich jetzt mal den KatS-Truppführer raushängen lassen soll:

Die Feuerwehr soll schauen wie sie den da ruasholt (möglichst schonend) und uns übergibt. Der EL wird vermtl. auch FWler sein also soll er mal schauen. Ich kann vllt. grob die roten autos unterscheiden, aber was die dabei haben.....

R.Klein
02.07.2007, 18:31
tja mitten im pott ... da stellt sich die frage wie es mit nem fw kran steht ? wie lange würde der brauchen ?

ansonsten mal ein bisschen nachalarmieren damit ich mehr leutchen habe und wenn möglich auch nen rw ... danach sollen die mal zwei bäumchen umlegen und die krone entfernen, als nächstes wird ein kantenreiter dort befestigt und der stamm an die seite gelegt.
jetzt werden zwei hebekissen vor den rand der grube gelegt und miteinander fixiert, danach wird der stamm mittig reingerollt und nach vorne über den rand der grube geschoben (ca. 3-4 m).
dann nehme man den zweiten stamm und teile ihn in zwei teile die ca 3 m lang sind und verbinde sie an einer seite so das eine auflagefläche entsteht... nachdem jetzt am unteren ende des ersten stammes noch ein kleines loch in den boden gegraben wurde und ein seil einer winde am oberen ende des stammes befesatigt wurde geht es loß ...

die hebekissen mit luft füllen und as windenseil langsam einziehen dabei die beiden teile des stammes die eine auflage bilden langsam anheben ... das ganze so lange machen bis der lange stamm sicher auf der leicht zu euch geneigten auflage befindet jetzt hoffen wir noch das noch genug des stammes über den rand schaut und haben somit einen stabilen bock gebaut ... jetzt kann ein weiteres seil (möglichst ebenfalls ein windenseil mit einreißhacken über den oberen stamm und den kantenreiter legen und mit einer weiteren leine mittels karabiner so ausstatten das man das seil richtung "land" ziehen kann ... jetzt kann man in das windenseil einen von den grünen und eine schleifkorbtrage einbinden ... fertig ! zumindest wenn man punkt 1 beachtet hatt ... das ganze über dem patienten aufbauen ! :D ;)

mit einer guten mannschaft und dem passenden material denke ich mal das ich das ganze mit nachalarmieren und vorheriegem guten ausleuchten ca 45 minuten brauche ...

ps: auch für mich als fw'ler ist es nicht so einfach möglich zu sagen was die fw dort leisten kann bzw konnte da es eben einfach zu viele unbekannte gibt !

silver tabby
02.07.2007, 20:55
Auch schon mal KH informieren? Wenn der schon seit Stunden da unten steckt ist der ordentlich unterkühlt, Rettung möglichst ohne ihn allzu viel zu bewegen, damit er nicht plötzlich ne Ladung zehn Grad kaltes Blut zum Herzen kriegt. Ich denke, da ich nicht gross mitretten kann als NA sage ich meinen Jungs warme Infusionen vorbereiten (manchmal ist die Wärmerie des Autos ja auch schnell leer...), Sauerstoff und Defi neben den schacht... Intensivbett abklären, ggfs mit Kardiochirurgie dass er im Extremfall an die HLM kann...
Für die Rettung hätte ich ehrlich gesagt keine gute Idee, dafür sollten die Feuerwehr leuts sorgen..?:confused:

RS-USER-emergency doc
03.07.2007, 11:10
Gut... die RTW-Besatzung holt also auf Anweisung die Trage schonmal, bereitet Monitoring, Zugang, warme Infusionen und ITN vor.
Inzwischen ist das Unterholz weg, ihr habt richtig Platz, die Höhenretter bauen ihr Gerüst auf und einer seilt sich ab um den Kerl rauf zu holen.

Mitlerweile ist es ca. 4:45 und der Patient steht auf festem Boden, gestützt von 2 Feuerwehrleuten, ziemlich geschwächt, zitternd, bei o.g. erwähnten Wetter-/Temperaturverhältnissen nur mit T-Shirt und Boxershorts sowie Socken bekleidet.
Der Einsatzleiter der Feuerwehr schaut Euch an und fragt:"Was nun Doc?"