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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Asystolie



RS-USER-Anonym
07.08.2007, 08:53
Einsatzmeldung "bewusstlose Person" in einer Klinik für Suchterkrankungen.
NEF und RTW treffen zeitgleich ein; vor Ort liegt ein ca. 60jähriger adipöser Patient, der offenbar erbrochen/fraglich aspiriert hat und deutliche Zyanose zeigt. Das Pflegepersonal hatte bei beobachtetem Kollaps vor ca. 8 Minuten bereits mit Basis-CPR (30:2) begonnen.

An Vorerkrankungen war zunächst wenig bekannt. Aufnahme erfolgte aufgrund schizoaffektiver Psychose. Außerdem liess eine Sternumnaht auf eine stattgefundene Bypass-OP schliessen.

Die initiale EKG-Ableitung zeigte eine Asystolie. Pupillen waren beidseits mittelweit bis weit und träge auf Licht reagibel. Ein iv-Zugang in der linken Ellenbeuge bestand, hierüber wurden zunächst 3ml Supra 1:9 appliziert. Unter konsequenter Fortführung der CPR wurde der Patient intubiert, hierbei zeigte sich kein Erbrochenes im hinteren Pharynxbereich, so dass eine Aspiration unwahrscheinlich erschien.
Nach Gabe von insgesamt 8 Ampullen Supra (fraktioniert) bestand auch 20 Minuten nach Beginn der CPR eine Asystolie. Die Pupillen wurden unter CPR enger und reagierten promt auf Licht, die Zyanose war rückläufig.
Nach Anlage eines zweiten iv-Zuganges an der Vena jugularis externa erfolgte die erneute Gabe von 5ml Supra 5:5. Hierunter entwickelte der Patient einen zunächst arrhythmischen, im Verlauf aber rhythmischen Sinusrhythmus, welchen wir mit einem Supra-Perfusor (5mg/50ml, 3ml/h) stabilisieren konnten. Die Pulse waren zentral und peripher gut tastbar.
Zum Transport unter Sonderrechten und Voranmeldung auf die interistische Intensivstation erfolgte die Sedierung mit 15 mg Midazolam und Relaxierung. Tracheal liess sich kein Aspirat absaugen.

Bereits am selben Tag konnte der Patient extubiert werden. Eine kardiale Ursache oder Lungenembolie konnte ausgeschlossen werden, es bestand der verdacht eine Bolusereignisses mit reflektorischer Asystolie.

Anmerkungen:
- ohne die primäre CPR durch Laien (bzw. Pflegepersonal) wäre der verlauf sicherlich anders gewesen
- eine Asystolie ist zwar mit einer deutlich schlechteren Prognose verbunden, dennoch hat sich in diesem Fall die maximale Therapie als richtig herausgestellt.

leuchtreklamefahrer
07.08.2007, 09:11
...Die Dosierung eures Suprarenin's erschließen sich mir nicht....?

RS-USER-Rippenspreizer
07.08.2007, 09:47
Ich vermute mal, dass 3ml 1:9 eine Ampulle Supra auf auf 10 ml NaCl (oder was auch immer) verdünnt wurde und davon 3 ml gegeben wurden. Bei 5ml 5:5 genauso: 5 Ampullen Supra mit 5ml NaCl und davon 5ml. Etwas unglücklich formuliert. 1:10 oder 5:10 wäre verständlicher.
Spannender Fallbericht, danke für den Einblick, Anonym.
Zeigt ein bisschen, dass es sich zuweilen auch bei vermeidlich schlechter Prognose doch lohnen kann, Vollgas zu geben.

RS-USER-Bärentöter
07.08.2007, 09:56
solche Erfolgserlebnisse sind auch wichtig. Ansonsten hat man doch immer im Hinterkopf, Asystolie wird allenfalls zum Apalliker und posttraumatische Reanimation kriegt man eh nicht mehr.

Beachbaer82
07.08.2007, 12:17
Frage mich grad
a) Wurde Atropin eingesetzt?
b) Supraperfusor?

Aber ihr scheint ja dann doch alles richtig gemacht zu haben... Von daher GLÜCKWUNSCH!

Blaulicht-shaolin
07.08.2007, 18:56
Nicht ganz OffTopic...;)

Mir ist bei dem Wort Sternumnaht etwas eingefallen. Kann man denn auf so einem "Reissverschluss" unbedenklich rumdrücken? Je nach Frische der Naht könnte es doch passieren dass das Sternum noch nicht ganz stabil ist und man einfach noch mehr kaputt macht.:confused:
Auf der anderen Seite, wie ist denn die Kompression möglich wenn es wirklich noch frisch ist? Wenn ich da reindrück dann quetsch ich doch die Knochen aufs Herz oder?
*grübel* Fragen über Fragen...

RS-USER-Küchenhexe
07.08.2007, 20:09
Original geschrieben von Blaulicht-shaolin
und man einfach noch mehr kaputt macht.:confused:

Klar, Sorgen um die Folgeschäden machen ist legitim und spricht im Zweifelsfall für Dich. Aber mal ganz hart gesprochen:

Was kannst Du bei einer Asystolie noch schlimmer machen, wenn Du drückst??
Der Mann ist tot, und wenn Du jetzt nicht drückst, wird sich da wahrscheinlich auch nichts dran ändern.
Edit: Rechtschreibung

RS-USER-Katja
07.08.2007, 21:03
Original geschrieben von Blaulicht-shaolin
Nicht ganz OffTopic...;)

Mir ist bei dem Wort Sternumnaht etwas eingefallen. Kann man denn auf so einem "Reissverschluss" unbedenklich rumdrücken? Je nach Frische der Naht könnte es doch passieren dass das Sternum noch nicht ganz stabil ist und man einfach noch mehr kaputt macht.:confused:
Auf der anderen Seite, wie ist denn die Kompression möglich wenn es wirklich noch frisch ist? Wenn ich da reindrück dann quetsch ich doch die Knochen aufs Herz oder?
*grübel* Fragen über Fragen...
Davon habe ich auf zu vielen rumgedrückt :)
Wenn er eine Narbe hat und nicht in der Reha ist, ist das alt. Beim Drücken mußt Du Dir dabei wenn die meisten Sorgen um das Sternum machen, weil das hops geht, wenn die knöcherne Durchbauung noch nicht wieder da ist - so das erste halbe Jahr. Und selbst, wenn es wieder bricht - es wird von Drahtcerclagen zusammen gehalten.
Das Herz darunter wird nicht mehr in Mitleidenschaft gezogen als bei jeder anderen REA; okay, das Perikard in in der Regel offen, aber die Chirurgen tragen schon Sorge dafür, daß da keine Drähte direkt am Herzmuskel sind, weil das ihr OP-Ergebnis ruinieren kann.

Davon ab hat die Küchenhexe natürlich recht: Mehr als tot geht nicht.