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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hilfsfrist überschritten - Kleinkind verstorben!



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RS-USER-Influenza
28.09.2007, 09:32
Ich bin beim Surfen eben über folgende Webseite gestolpert:

http://www.emis-stern.de

Das Schicksal ist sicher sehr tragisch, keine Frage. Aber die Vorwürfe und Anschuldigungen gegenüber dem Rettungsdienst finde ich hart. Da scheint bei mir viel Unwissenheit mitzuspielen...

Was denkt ihr darüber?

leuchtreklamefahrer
28.09.2007, 11:28
...Link geht bei mir nicht...
Scheint an der Hp selbst zu liegen, auch über google geht's net weiter

LG Jochen

RS-USER-Brummel
28.09.2007, 16:43
Ja, geht bei mir auch nicht. Ich glaube fast der Inhalt wurde bereits wieder entfernt:confused:

RS-USER-Stellina
29.09.2007, 18:49
bei mir gehts auch nicht

RS-USER-opus
29.09.2007, 21:52
Original geschrieben von Influenza
Ich bin beim Surfen eben über folgende Webseite gestolpert:

http://www.emis-stern.de

Das Schicksal ist sicher sehr tragisch, keine Frage. Aber die Vorwürfe und Anschuldigungen gegenüber dem Rettungsdienst finde ich hart. Da scheint bei mir viel Unwissenheit mitzuspielen...

Was denkt ihr darüber?
Kannst du mal kurz zusammenfassen, um was es ging?

Da die Seite offenbar vom Netz genommen wurde, kriegen wir das nicht mehr mit und es ist wohl nicht der Sinn dieses Threads, dass jetzt noch ein paar Dutzend Leute bestätigen, dass sie auch nichts sehen.:rolleyes:

RS-USER-DeDe
29.09.2007, 22:53
Vielleicht wird man hier fündig:

http://web.archive.org/web/*/http://www.emis-stern.de

Gruß


edit: Man wird auf jedenfall fündig.

RS-USER-opus
29.09.2007, 23:55
Ja, ich war auch gerade abgetaucht auf der Seite, danke für's Ausgraben.

Zu dem Fall fällt mir einiges ein, nicht nur, dass es sich fast in meiner Nähe abgespielt hat.
Zunächst mal hat es gerade dort, gleich bei Backnang, schon mal einen ähnlichen Fall gegeben, wo ein Kind sterben mußte, weil der Krankenwagen eine Stunde für die Anfahrt brauchte, das Opfer hieß Björn Steiger (http://www.steiger-stiftung.de/index.php?id=118&date=1960).

Ansonsten, Kostensparen um jeden Preis kann solche Konsequenzen haben, das ist das eine, wobei eine lückenlose Versorgung mit Rettungsmitteln zu jeder Zeit an jedem Ort niemals zu garantieren sein wird. Hier kamen ja noch diverse Kommunikationsprobleme dazu, auch das läßt sich nicht sicher verhindern.
Was mich am meisten erschüttert, ist die Art und Weise, wie mit den Angehörigen umgegangen wurde. Mir ist zwar klar, dass 6 Uhr Morgens keine gute Zeit ist, um fröhliche Gesichter zu erwarten, aber der Umgang mit Menschen, die Hilfe brauchen, gehört auch zu den erforderlichen Kompetenzen in der Notfallmedizin. Da ist hier viel schief gelaufen (vorrausgesetzt, es hat sich so abgespielt, wie beschrieben, aber wir wissen, dass es oft so ist). Aber auch mit der steigenden Arbeitslast im Gesundheitswesen bleibt die Menschlichkeit auf der Strecke.
Auf dem Land ist es zudem noch schwieriger, in Stuttgart hätte das Kriseninterventionsteam (http://www.johanniter.de/org/juh/org/land/bw/org/stuttgart/leistungen/rettung/krise/deindex.htm) viel entspannt, aber das gibt es nicht flächendeckend, weil keiner bezahlt's, das ist nicht vorgesehen.

Vor allem tragisch.

Rettungszwergin
30.09.2007, 06:52
Es geht um das kleine 2 jährige Mädchen?

Egal welche Erklärungen es gibt, für die Eltern muss es fürchterlich gewesen sein.

Gedanken, die mir durch den Kopf gingen:
1.) Warum keine Obduktion? Was steckt denn hinter dieser langen Periode von Krankheiten (seit ca. 4 Monbaten, wenn ich den text richtig gelesen habe)?
2.) Zum Glück haben wir Telefonmitschnitte und eine digitale Erfassung.
3.) Zum Glück haben wir ein KIT sowie Notfallseelsorger, die immer zu so einem Fall gerufen werden.

RS-USER-Rettungsente
30.09.2007, 10:02
Hier im vorliegenden Fall ist offensichtlich einiges schief gelaufen!
Die Leitstelle schein zum Anfang die Situation verharmlost zu haben, sonst hätten sie den RTW nicht zum Krankentransport alarmiert!
Wenn bei mir um kurz vor 6 der Pieper für einen KTW Transport geht, dann werde ich in keinem Fall zum Auto rennen!
Im Normalfall wird bei uns z.B. als Einsatzgrund dann nur "KTW Transport" angegeben und erst bei Rückfrage erhält man, wenn man Glück hat den tatsächlichen Rufgrund (KTW wird bei uns eigentlich nur vom Arzt/Hausarzt angefordert alles andere ist eine Rettung!)
Also rechnen wir mal 2 Mitarbeiter die langsam vorher noch zur Toilette gehen und den Morgenkaffee austrinken der Alarmzeit hinzu! Wann ist auf der Wache Schichtwechsel? Nicht das die Kollegen der Nachtschicht nicht mehr fahren wollten??
Wenn wir die Heraufstufung zum "RTW Einsatz" als Abrückezeit nehmen, dann erklärt sich vielleicht auch die Eintreffzeit für die offensichtlich kurze Strecke...
Das Verhalten der Mitarbeiter des RD und der Polizei kann ich nur als völlig unangemessen tadeln! Ich habe in meiner Praxis schon einige schwere Kindernotfälle erleben müssen, aber ein solches Verhalten ist mir völlig unbegreiflich!

Ich bin traurig und erschüttert!
Leider sind solche Fehldispositionen an der Tagesordnung und der Wegfall von immer mehr Rettungsmitteln wird sicher nicht zu einer Entspannung führen!

VG Rettungsente

RS-USER-DoktorW
30.09.2007, 10:22
Tragisch, sehr tragisch. Sollte sich das wirklich so abgespielt haben, dann ist einiges schief gelaufen.
Aber mir scheint hier auch etwas Übertreibung und Unwissenheit mit im Spiel zu sein.
Hierüber zu urteilen ist als Außenstehender nahezu unmöglich...

Morbus X
30.09.2007, 10:25
Mein Papa lief immer noch auf und ab, bis plötzlich ein Polizist, der Ihn erst vor wenigen Minuten befragt hatte, ihm folgende Frage stellte, wörtlich:

"Was machen Sie hier? Sind Sie ein Angehöriger?"

Wenn es nicht so dramatisch wäre könnte man fast lachen... :(

Rettungszwergin
30.09.2007, 13:09
Wenn ich so darüber nachdenke, hat diese tragische Geschichte noch eine wichtige Botschaft an alle Einsatzkräfte:

Das ist bei den Eltern angekommen.

Egal, wie es wirklich war, wichtig ist, wie es bei den Angehörigen ankommt. Darüber sollten wir uns immer im Klaren sein. Ich werde ganz sicher nicht eine Wertung abgeben, denn das wäre unfair, schließlich war ich nicht dabei.
In meiner Ausbildung zum RH und RS sowie vor allem in der KIT-Ausbildung haben wir eingetrichert bekommen, dass es ungemein wichtig ist, was wir sagen oder tun und wie. Sich die Zeit zu nehmen, sich vorzustellen, auf die Familie eingehen und vor allem die eigene Hilflosigkeit benennen. Warum müssen wir als RDler denn den Tod eines junges Menschen wegstecken können und Routine vortäuschen? Ich bezweifle sehr, dass so etwas Routine werden kann. Erst vergangene Nacht hatte ein Patient mich gefragt, wie wir eigentlich so ruhig sein können, wie wir denn mit all den Erlebnissen umgehen können. Und ich habe ehrlich geantwortet, dass wir das eben nicht tun, sondern durch ein gutes Team auf dem Auto, ein gutes Wachenklima, in dem Einsätze thematisiert werden können und ein Freundes- und Familienkreis, der uns auffangen kann, eine Kompensation solcher Einsätze ermöglicht. Und im Extremfall eben auch psychologische Hilfe zur Verfügung steht.

Ich nehme für mich mit, dass ich in Zukunft etwas vorsichtiger bin, was ich sage und zu wem. Dass ich die nachrückenden Einsatzkräfte genau instruiere (sorgfältiger als bisher). Dass es Bedarf gibt in der Schulung aller Dienste (RD, Polizei, etc.).

RS-USER-DeDe
30.09.2007, 14:10
Ich möchte mich der kurzen Aussage von DoktorW anschließen. Es ist schlicht unmöglich, anhand dieser Webseite, sich ein adäquates Urteil zu erlauben.

Unabhängig der Inhalte dieser Seite, gebührt den Eltern alles Mitgefühl und Beileid. Ihre kleine Tochter ist verstorben und viele Eindrücke haben sich, gleich welcher Art, angesammelt und werden dort geschildert. Ein solches Schicksal möchte niemand nachfühlen können.

Ich für meinen Teil nehme mir auch in Zukunft vor, jedesmal bewusst zu überdenken, was man wie sagt. Alles kommt bei den Angehörigen an und kann für deren weitere Leben und die Verarbeitung von ganz großer Bedeutung und Entscheidung sein.

Gruß

Morbus X
30.09.2007, 16:11
Hatte ich auch mal, eine Intensivverlegung von einem Frühgeborenen.
Es wollte keiner kapieren daß das Kapnometriegerät von Station nichts bringt (zum mitnehmen), weil ich im Auto keinen 230V-Anschluss habe.
Die haben mich solange genervt bis ich gesagt habe "Das geht auch ohne, ich seh ja wenn er blau wird"
Hätt ich das mal lieber gelassen....
:-keule :-blush

P.S. Überflüssig zu erwähnen daß ein ganz normaler Krankentransport mit Inkubator bestellt wurde.

krumel
30.09.2007, 19:49
Da ich die örtlichen Gegebenheiten so einigermaßen kenne (habe einige Monate im Nachbarlandkreis gearbeitet) mal ein Kommentar hierzu:
Sicherlich ist die Sache insgesamt tragisch, aber insgesamt muss ich doch anmerken, dass es sich um einen durchaus alltäglichen Rettungsdiensteinsatz handelt.
Ich verstehe durchaus, dass z.B. nach einem schweren Notfalleinsatz vor einem (anfänglichen) KTW Einsatz erst die Wache zwecks auffüllen angefahren wird.. Man bedenke bitte, dass die Kassen für KTW Einsätze Wartezeiten bis 6 Stunden als normal ansehen.
Mir ist nicht mehr in Erinnerung ob Rems Murr eine integrierte Leitstelle betreibt aber ich halte z.B. eine Verzehrung der Abfrage durch den Feuerwehrdisponenten (angerufen wurde bei 112) durchaus für möglich. Die kleinen Landleitstellen sind um diese Uhrzeit meist nur mit einem Mann besetzt, da ist es durchaus üblich, dass Feuerwehr oder Polizeileitstellen anstatt durchzustellen auch mal selber abfragen.
Zwar kann man natürlich nicht den gesamten Notruf nachvollziehen aus unserer Sicht, die getroffenen Angaben liesen aber auch nach diversen "richtigen" Abfrageschemata (wie AMPDS, usw.die afaik in RemsMurr nicht verwendet werden) die Einstufung auf "Kind erkrankt - Einsatz ohne Sondersignal" zu.

Man muss hierzu im allgemeinen übrigens noch wissen, dass Rems Murr kein FMS und afaik auch keine EDV Lösung besitzt...
Trotzdem habe ich wie gesagt mit der Fahrtzeit kein so ein Problem...Anfang Januar bei der Topographie der Strecke eine zwar nicht unbedingt schnelle, aber durchaus nachvollziehbare Zeit.
Das in Folge dann seitens des KinderNA unzumutbare Äußerungen getroffen wurden, ist klar. Aber insgesamt, so bitter es klingt leider ein normaler Rettungsdiensteinsatz, denn leider sind die Strukturen gerade in den "reichen" Bundesländern mittlerweile absolut aufgeweicht...

Hörbird
30.09.2007, 22:36
Original geschrieben von krumel
Aber insgesamt, so bitter es klingt leider ein normaler Rettungsdiensteinsatz, denn leider sind die Strukturen gerade in den "reichen" Bundesländern mittlerweile absolut aufgeweicht...

Jo- das darfst Du jetzt gerne den Eltern erklären- ich kann verstehen, das sie verzweifelt sind. Wir leben in modernen Zeiten, haben moderne Technik, sind kein armes Land.... und dann passiert soetwas. Verkettung unglücklicher Umstände?

Leider ist vielen Leuten heute immer noch nicht klar, wie sehr unser Gesundheitssystem kränkelt- und ich denke, das ist eine Folge davon....

Beachbaer82
30.09.2007, 22:53
Auch ich möchte mich den Worten von DoktorW anschließen.
Über mögliche Fehler, Versäumnisse oder Kommunikationsprobleme könnten wir uns WOCHEN und JAHRE die Finger blutig schreiben.

Es ist ein sehr tragischer Fall, der jeden von uns berührt hat.

Andererseits möchte ich aber auch betonen - würde es für jeden gut gelaufenen Einsatz, für jedes gerettete Leben sein solche Seite geben...

Ihr wisst was ich meine!

Rmi_RS
01.10.2007, 06:27
Ich glaube dass einiges an der Geschichte wahr ist aber sehr vieles auch überzogen dargestellt wird.

Der verlost eines Kindes (noch dazu wenn es so jung ist) ist ja für die Eltern eine absolute Extremsituation. Da fängt man schon leicht mal an zu verdrastischen und jemandem die Schuld zuzuweisen.

Man braucht einfach einen Sündenbock um sowas schneller zu verarbeiten.

In dem Fall hats leider den RD getroffen.


Oder glaubt ihr dass von den 4 RDlern (2 Sanis, 1 NA und ein KinderNA) wirklich alles Flaschen gewesen sind, die wirklich in dem wortlaut der auf der HP steht mit den Eltern geredet haben??? Also ich nicht.

Ich kanns dem Vater nicht verübeln, is halt so...

Rettungszwergin
01.10.2007, 06:56
Original geschrieben von Rmi_RS
Ich glaube dass einiges an der Geschichte wahr ist aber sehr vieles auch überzogen dargestellt wird.

Der verlost eines Kindes (noch dazu wenn es so jung ist) ist ja für die Eltern eine absolute Extremsituation. Da fängt man schon leicht mal an zu verdrastischen und jemandem die Schuld zuzuweisen.

Man braucht einfach einen Sündenbock um sowas schneller zu verarbeiten.



Nicht dass ich Muter bin und weiß, was es bedeutet ein Kind zu verlieren. Aber vielleicht hilft dir ein Satz, den ich von vielen Müttern immer und immer wieder zitiert bekomme: " Ein Partner geht von deiner Seite, ein Kind von deinem Herzen." Ein weiteres Zitat, das mir oft begegnet, ist: " Wenn deine Eltern sterebn, stirbt deine Vergangenheit. Wenn dein Partner stirbt, stirbt deine Gegenwart. Wenn dein Kind stirbt, stirbt deine Zukunft."
Du verkraftest nie wenn dein Kind stirbt, egal wie alt es ist. Da braucht es auch keinen Sündenbock. Die Eltern behaupten auch nicht, dass ihre Tochter starb, weil der RD ihrem Verständnis nach zu lange brauchte. Sie fragen nur Warum, und bitten um eine ehrliche Antwort.

Auch für uns Rettungsdienstler ist das Stichwort Kinderrea (ich umspann das mal auf Geburt bis Teenie) eines der Unangenehmsten, und ein solcher Einsatz am schwersten.

Und ja, ich glaube, dass sie so mit den Eltern geredet haben. Denn es ist egal, ob der Wortlaut so war, oder die Botschaft des Gesagten, die ankam Wichtig ist: Das kam bei den Eltern an, das belastet sie. Auch das Gefühl, keine Luft holen zu können, beim RD, der Polizei und den Bestattern Routine zu erleben, das kam an. Und das darf eben nicht so sein. Es geht nicht um die Wahreheit, es geht darum, wie es die Eltern erlebt haben. Und offensichtlich war erst das zweite bestattungsunternehmen ein Ort, an dem sie ernst genommen wurden mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen.

Wie DocW sagte, beurteilen aus der Sicht des RD können wir diesen Einsatz nicht.

Es ist ein Bericht von der anderen Seite eines Einsatzes.

Rmi_RS
01.10.2007, 07:47
naja. du dürftest schon recht haben.

Ich hab zum Glück keinerlei erfahrung mit dem verlust eines Kindes oder eines Partners, aber ich denke die Fehler bei anderen zu suchen und zu finden ist einfacher als die Fehler bei sich selber zu finden.

Wer gibt sich bitte selber gern die schuld am tod des eigenen kindes?

Als meine Oma gestorben ist (damals war ich noch nicht beim RD) habe ich mir auch gedacht, hätte man sie nicht retten können wenn die Rettung schneller da gewesen währe / besser gearbeitet hätte, etc...

Ich glaube solche überlegungen sind normal.

Was lernt man immer in den Kursen über schockierte Patienten? Der Vater des Mädchens war 100%-ig schockiert und für ihn wird sich auch wirklich alles zu zugetragen haben wie er es schildert, auch wenn es in wirklichkeit vielleicht anderst war.

Nochmal: Ich hab vollstes Verständnis für den Vater wenn er die dinge so schreibt wie er sie schreibt. Aber ich werde den beteiligten RDlern keine sekunde lang aufgrund dieser Geschichte einen vorwurf machen. Da fehlen mir einfach die Fakten!


Und nochwas: Ganz ehrlich, ich möchte nicht die seelische Anlaufstelle für Leute sein bei denen ein Familienmitglied grade verstorben ist, Ich mache meine Sanitätsdienstliche Unterstützung und drücke den Angehörigen mein Beileid aus, und das wars! Wenn ich für jeden toten die es eben ab und an mal gibt den psychiater spiele dann würde es wahrscheinlich kein Jahr dauern bis ich mir die Kugel geben würde.... sry für die krasse formulierung.