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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Probleme an der Arbeitsstelle



RS-USER-Siebenschläfer
06.11.2007, 19:09
Meine Lieben

Ich höre immer wieder von Kollegen/-innen von absolut katastrophalen Arbeitsumständen, nicht-einziehbaren Überstunden, zu wenig Personal, Mobbing etc.
Auch ich habe einige schlimme Erfahrungen gesammelt, aber irgendwie ging es immer weiter.

Nun bin ich (bin Ärztin) aber mit folgender Situation konfrontiert:
Meine Abteilung hat 30 Betten, 2 diplomierte Pflegekräfte, 4 Hilfskräfte tagsüber. Alle Patienten sind voll pflegebedürftig, d.h. müssen gewaschen, gefüttert, gewindelt werden.
Jetzt sind wegen des übergrossen Stresses 2 Pflegende ausgefallen, d.h. die restlichen müssen auch noch diese Dienste abdecken. Weinkrämpfe und Fehler sind die Folge.
Ich hatte den Mut und habe die Personalverantwortliche um Hilfe gebeten. Das hat der Chef aller Pflegenden mitbekommen und mir via Direktor den Mund verbieten lassen.
Bisher sind alle Pflegenden, welche sich irgendwie gegen diese Situation gewehrt haben, gegangen worden. Keiner getraut mehr den Mund aufzumachen.
Für mich ist die Arbeitssituation unhaltbar.

Wie ist das bei Euch so?
Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gesammelt?
Könnt Ihr Kritik anbringen?

Liebe Grüsse,
Euer Siebenschläferchen

Hörbird
06.11.2007, 19:29
Ja, aktuell haben wir das gleiche Problem, wenn es auch ein Akutkrankenhaus der Maximalversorgung ist.

Ich würde gerne deteilliert dazu schreiben, bezweifle aber das ich hier genügend anonym bin. Kann nur sagen, das dank DRG und Co. Geld eintreiben wichtiger geworden zu sein scheint als die Mitarbeiter die dabei eigentlich helfen.
Und ich warte auf den großne Knall....

Medi-RettungsKüken
06.11.2007, 19:36
Hatte eine tolle STelle... War ein schönes kleines Krankenhaus, bis das Haus von eienr großen deutschen Klinik-Aktiengesellschaft gekauft wurde...
1oo Pflegekräfte entlassen, 30 in ALtersteilzeit geschickt und 12 Ärzte gegangen worden... Herzlichen Glückwunsch!!! War bei den 12 dabei... SOviel zu schlechten Erfahrungen...


Vom Notaufnahmenpersonal wurden 7 Leute entlassen, alle recht Jung, auf dei Frage wieso gerade in der Notaufnahme meinte der Chef, die seien am schnellsten und leichtesten zu ersetzen...

Beachbaer82
06.11.2007, 19:44
Gibt es nicht eine Gesellschaft zur Kontrolle solcher Umstände? Eine Art Klinik-Polizei?
Was sagt der Betriebsrat dazu?

RS-USER-emergency doc
06.11.2007, 21:08
Also gerade als Arzt ist man in einer Position, wo man sich den Mund nicht verbieten zu lassen braucht. Wir werden überall gesucht, unser Problem bei einem Stellenwechsel ist oft eher, rechtzeitig aus dem alten Vertrag rauszukommen.
Nutzt das! Ich bin bei uns im Haus fast berüchtigt dafür, daß ich zu allem meinen Senf dazu gebe und mir den Mund nicht verbieten lasse.

RS-USER-Schädelspalter
07.11.2007, 10:36
Wie wäre es mit Einschalten des Betriebsrates, einer Überlastungsanzeige und der Ankündigung, nur noch z.B. zehn von 30 Betten zu belegen, weil die Sicherheit der Patienten sonst nicht gewährleistet sei?
Vielleicht vorher ein offenes Wort mit dem Pflegedienstleiter, wenn es weiter unhaltbare Zustände sind, wäre (glaube ich) das Gewerbeaufsichtsamt zuständig.
Wenn Du vorher mit Deinem Chef sprichst und ihn davon überzeugst, dass eine Verbesserung der Situation auch im Sinne seiner Klinik wäre, hättest Du schon viel erreicht.

RS-USER-Siebenschläfer
07.11.2007, 18:46
Danke vielmals für Eure Beiträge. Fühle mich etwas getröstet.
Irgendwie ist es schon verrückt, dass gerade im Gesundheitswesen so Raubbau betrieben wird, nicht?

Original geschrieben von Beachbaer82
Gibt es nicht eine Gesellschaft zur Kontrolle solcher Umstände? Eine Art Klinik-Polizei?
Was sagt der Betriebsrat dazu?

Original geschrieben von Schädelspalter
Wie wäre es mit Einschalten des Betriebsrates, einer Überlastungsanzeige und der Ankündigung, nur noch z.B. zehn von 30 Betten zu belegen, weil die Sicherheit der Patienten sonst nicht gewährleistet sei?
Vielleicht vorher ein offenes Wort mit dem Pflegedienstleiter, wenn es weiter unhaltbare Zustände sind, wäre (glaube ich) das Gewerbeaufsichtsamt zuständig.
Wenn Du vorher mit Deinem Chef sprichst (...)
Es ist eben eine Privatklinik, die untersteht nicht den "normalen Gesetzen", so nach dem Motto: "Wer hier arbeitet - ist selber schuld".
Der Betriebsrat, heisst bei uns zwar anders, besteht eben aus diesen Leuten, die einem dauernd ans Bein pinkeln. Es ist ein totaler Filz.
Wenn ich an höhere Stellen gelangen möchte, bräuchte ich logischerweise Zeugen. Aber es hat ja keiner den Mut zur Wahrheit zu stehen, aus Angst, den Job zu verlieren. Schlimm!
Meine Chefs kämpfen seit Jahren um Verbesserung der Zustände. Könnt Ihr Euch das vorstellen? Seit Jahren!!!

Liebe Grüsse!

Medi-RettungsKüken
07.11.2007, 22:19
Halli hallo,
du schickst du mir mal ne Pn welche Klinik???
Lg

RS-USER-DocMezzoMix
07.11.2007, 23:21
Der ein oder andere Leserbrief an die Lokalpresse?
Evtl. "gewinnt" man ja auch den ein oder anderen Patienten, welcher mit der Behandlung und mangelnden Pflege nicht zufrieden ist und darüber berichtet.

RS-USER-Siebenschläfer
03.01.2008, 17:22
...Fortsetzung folgt...

In der Zwischenzeit hat sich die Situation etwas entspannt, da - auf meine (obenerwähnte) Kritik hin - wenigstens das Personal, welches ausgefallen war, ersetzt worden ist. Aber es gab 2 Kündigungen (Grund: unzumutbare Arbeitsverhältnisse) und eine nette Neue, die nach kürzester Zeit das Handtuch geworfen hat.

Das Beste kommt erst noch: meiner Kollegin wurde, obwohl mündlich (vom Direx persönlich, vor Zeugen!) zugesichert, der Vertrag nicht verlängert. D.h. sie hat sich auf die Zusage verlassen und steht nun ohne Arbeit da. Auch sie eine "Persona non grata"...
Aber da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Eigentlich habe ich Medizin studiert, um Patienten zu helfen und nicht, um dauernd gegen irgendwelche hausgemachte Miseren zu kämpfen! :-keule

RS-USER-emergency doc
03.01.2008, 21:13
Naja... dann wechsel doch einfach. Ich habs jetzt getan und bin super glücklich.
Wir dürfen uns nicht den Schuh anziehen, wir hätten versagt, nur weil wir einem Scheiß-Arbeitsplatz den Rücken kehren.

Zieh deine Konsequenzen, es lohnt sich nicht, gegen solche Leute zu kämpfen. Überall bekommst Du mit Kusshand, was diese Leute Dir verwehren!