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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rettungszug der ÖBB



Notarztindikation
06.11.2007, 22:03
Im Rahmen der alljährigen Klausur des Lehrwesens des RK Vöcklabruck, besichtigten wir heuer einen von fünf Rettungszügen der ÖBB im Bahnhof Böckstein (Nordportal Tauerntunnel).

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Die Teilnehmer und „Vorführer“ (FF, RK) kommen an. Alle parken in Fluchtrichtung, nur einer nicht...

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Bahnhof Böckstein

Der besichtigte RTZ ist 2004 vor allem für den Tauerntunnel angeschafft worden, wird aber auch für Einsätze im Gasteinertal herangezogen (Strecke fast nirgens zugänglich). Bei Einsätzen im Tunnel werden die RTZ auf beiden Seiten alarmiert, aber nur einer geht in den Einsatz, nämlich für den der Wind günstiger ist.

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Ein Zug der Tauernschleuse (PKW-Schleuse zw. Böckstein und Mallnitz) erreicht Böckstein. Links ein Teil der Feuerwehreinheit unter dem ehemaligen Tunnelportal.

Die Zusammensetzung sieht üblicherweise so aus: Manschaftscontainer FW, Tankcontainer, 2 Auffahrwagen, Lok, Rettungscontainer, Lok. Somit können mit dem Rettungsteil Patienten abtransportiert werden, während der Feuerwehrteil am Einsatzort mobil bleibt. Der RTZ geht immer als komplette Einheit in den Einsatz, auch wenn zB keine Verletzten zu erwarten sind. Die Zusammensetzung kann je nach Einsatz variieren. Für die „Navigation“ sind der Spitzenverschieber und ein Feuerwehrler mit Wärmebildkamera verantwortlich.

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Im Vordergrund das alte Tunnelportal, hinten das neue.

Die Vorlaufzeit für den RTZ beträgt fast eine Stunde, da es dauert bis die beiden Triebfahrzeugführer (Tfzf) und der Spitzenverschieber eingetroffen sind und die ÖBB bereit ist, den Zug in den Tunnel einfahren zu lassen.

Beginnen wir mit dem FW-Teil:
Die Mannschaft wird von der FF Bad Gastein gestellt, die für diesen Zweck auch speziell ausgerüstet wurde. Zum einen erhielt sie zwei TLF, ein "Löschunterstützungsfahrzeug" (LUF; siehe unten) sowie Langzeitatemgeräte. Diese sind nicht fix im RTZ sondern bei der FF Gastein. Nicht nur wären Zwei-Wege-Fahrzeuge zu schwer gewesen, sondern so bleibt die Mannschaft eingespielt, da die Ausrüstung auch bei anderen Einsätzen verwendet werden kann. Trotzem bleit sie im Eigentum der ÖBB.

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Plattform für das LUF, das über eine Rampe beladen wird

In den Containern herrscht im Betrieb ein Überdruck, um das Eindringen von Rauch zu verhindern. Der Löschcontainer fasst 24000 Liter Löschwasser. Im Feuerwehr- und Rettungsteil befindet sich auf jeder Seite ein Kommandostand in dem die Kommunikation abläuft. Diese Plätze befinden sich in einem Eingangsbereich. Deswegen besteht die Möglichkeit an diesen Plätzen mit Atemschutz zu arbeiten. In der Mitte sind die Mannschaftsräume über Schiebetüren zu erreichen. Somit entsteht eine Schleuse im Eingangsbereich.

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Bedienplatz für Steuerung der Luftzufuhr, Löschwassertanks, Anlagen, Kommunikation RTZ intern (Spitzenverschieber, Rettungsteil, u.ä.)

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Bedienplatz für Funk (ÖBB, FWr Salzburg, FW Kärnten)

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Mannschaftsraum für 24 Atemschutzträger.

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Vier Langzeitatmer sind immer im RTZ und dienen den Tfzf und Spitzenverschieber

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Sechs Auffüllstationen für Atemschutzgeräte. Das dauert ca. 1 Minute, der Träger selbst braucht etwas länger zu regenerieren...

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Armaturen im Tankcontainer

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Auffahrwagen für die zwei TLF

Kommen wir zum Rettungscontainer:
Die Mannschaft und Ausrüstung wird vom RK-BS Gasteinertal gestellt. Besetzt wird der RTZ mit 12 RS und 2 NA sowie dem "Leiter Zug" und einem Schreiber, die alle den Container nicht verlassen. Die Patienten werden von der FW in den Container gebracht und dort übernommen. Maximal 20 Patienten können transportiert werden. Das bedeutet, dass bei einem verunglückten Personenzug der Rettungsteil des RTZ mehrmals hin und her pendelt. Im RTZ werden Patienten nur mit PLS registriert und lebensrettende Sofortmaßnahmen durchgeführt. Es wird keine Triagierung durchgeführt. Außerhalb des Tunnels wird dann eine SanHist aufgebaut.

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Mannschaftsraum Rettungscontainer

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Funkplatz für ÖBB, RK Salzburg, RK Kärnten

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Bedienplatz für Steuerung der Luftzufuhr, Anlagen, Kommunikation RTZ intern (Spitzenverschieber, Feuerwehrteil, u.ä.)

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Teil der medizinischen Ausrüstung: zweimal O2, Oxylog 1000, Accuvac; dieselbe Ausrüstung ist nochmal am anderen Ende vorhanden

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Infusionsständer

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Variante für Patiententransport: Sitzbank und eine Trage. Nach dem Wegklappen der Sitzbank können hier noch zwei Einheitstragen fixiert werden. Die selbe Ausstattung ist auch nochmal am anderen Ende vorhanden.

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Tragen mit falsch gelagertem Schlauch...

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Über so eine Rampe erreichen sowohl die Patienten den RTZ, als auch das LUF beim Feuerwehteil. Die Rampen und Plattformen befinden sich jeweils an beiden Enden des Feuerwehr- und des Rettunsteils

Die ÖBB-Fahrzeuge bei der FF Bad Gastein:
LUF:
Einfach gesagt ist das eine Turbine, in der zerstäubtes Wasser ausgestoßen wird, die auf einem kleinen "Panzer" montiert ist.

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LUF mit seinem Anhänger

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Männerspielzeug!

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Eines von zwei Tunnel-TLF

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“Werbung“ vom Eigentümer

Am 31.10.07 war der erste "heiße" Einsatz für den RTZ. Bei einem Güterzug entgleiste, aus noch unbekannter Ursache, ein Waggon um ca. 4:00. Dummerweise war das der einzige Gefahrengut-Waggon, der mit Natronlauge beladen war! Der RTZ konnte um 4:55 in Tunnel einfahren. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass es sich um einen Güterzug handelte, der Tfzf unverletzt ist und Gefahrengut im Spiel sein könnte. Der Kessel blieb dicht, nur an der Einfüllstelle traten geringe Mengen aus.

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der Unfallverursacher

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das defekte Drehgestell

Ich hoffe euch hat der Bericht gefallen, zumindest die ihn gelsen haben und nicht nur die Bilder angesehen haben! Mehr Infos gibt's noch bei http://www.ff-badgastein.at/ und www.rk-gastein.at.tf/ .

RS-USER-DerDings
06.11.2007, 23:06
mehr zum luf das aus vor-dem-arlberg kommt, weil die tiroler uns da diesen tunnel hingestellt haben den uns der rest österreichs immer wieder vorwift ;)

http://www.rechners.com/

burning horse
07.11.2007, 13:41
Sabber, geif....;-)

Sehr informativer und interessanter Bericht. Danke dafür.

Eine Frage allerdings, hab ich das richtig verstanden, die TLF werden auf die Flachwagen verladen und fahren mit in den Tunnel rein?

Notarztindikation
07.11.2007, 13:48
Original geschrieben von burning horse
Eine Frage allerdings, hab ich das richtig verstanden, die TLF werden auf die Flachwagen verladen und fahren mit in den Tunnel rein?

Ja, genau. Alles klar?

RS-USER-Elektro-Dengel
07.11.2007, 15:30
Original geschrieben von Notarztindikation


Einfach gesagt ist das eine Turbine, in der zerstäubtes Wasser ausgestoßen wird, die auf einem kleinen "Panzer" montiert ist.


Ja, wozu so ne Schneekanone nicht alles gut sein kann !:D

Sanibär
07.11.2007, 16:17
Sehr interressant! Vorallem, da ich mich deletzt noch gefragt habe ob es auch so etwas wie einen Rettungszug gibt, da es ja auch Flugzeuge und Schiffe gibt.

Das mit der Schneekanone dachte ich mir auch ;)
Allerdings hat der Zug doch irgendwie die falsche Farbe :D sieht aus wien Schienen-Verleger ^^

Notarztindikation
07.11.2007, 17:02
Etwas mehr Technik als in einer primitiven Schneekanone wird da schon drinnenstecken (Löschmittel, Durchlaufmenge,...)!

edit: RTZ für die Arlbergstrecke: http://www.v.roteskreuz.at/854.html

RS-USER-Hoffi
07.11.2007, 17:06
Original geschrieben von Notarztindikation
Etwas mehr Technik als in einer primitiven Schneekanone wird da schon drinnenstecken (Löschmittel, Durchlaufmenge,...)!

ich würde eine Schneekanone nicht primitiv nennen :D

RS-USER-Elektro-Dengel
07.11.2007, 18:42
Also ich meinte das eigentlich schon ernst mit der Schneekanone, denn für mich sieht das nun mal original nach einer solchen aus. Die erfüllt ja auch voll und ganz den Zweck. Meines Wissens werden Schneekanonen dieses Kalibers auch mit entsprechenden Wassermengen fertig, die ein C-Rohr liefert. Also warum für teuer Geld nen Wasserwerfer entwickeln, wenn man auf Technologie zurückgreifen kann, die in Österreich zur Genüge bereits im Gebrauch ist!

RS-USER-Hoffi
07.11.2007, 18:44
Das sind auch etwas modifizierte Schneekanonen, ich hab mich nur am primitiv gestört.

Die Technik ist im Prinzip die gleiche, nur dass man halt hier kein Vereisen anstrebt, sondern evtl. noch Löschzusätze hinzugeben möchte.

RS-USER-DerDings
07.11.2007, 19:42
Original geschrieben von Notarztindikation
Etwas mehr Technik als in einer primitiven Schneekanone wird da schon drinnenstecken (Löschmittel, Durchlaufmenge,...)!

edit: RTZ für die Arlbergstrecke: http://www.v.roteskreuz.at/854.html

bei der letztjährigen "internationalen" katastrophenübung im 3ländereck rheintal (at, ch, de) war er auch dabei:

landeskatastrophenübung 2006
http://www.v.roteskreuz.at/752.html

fotos des örk-doku teams auf
http://www.vdm.at/DOKU-TEAM/LKAT06/index.htm