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Pünktchen
30.05.2003, 20:37
Huhu :-)

Auf dem Weg durch die Stadt sind mir heute die vielen Burschenschaftler aufgefallen...mit ihren Käppi und Band über den Oberkörper....dazu trugen sie alte Fahnen herum.
WARTBURGFEST steht an...

Und in mir kamen wieder Fragen auf...

Was machen sie heutzutage noch und welche Leute schließen sich solchen Vereinigungen an? Duellieren als Frühsport? In jena gibt es auch Burschenschaften und unter den Mediziner waren auch einige als Burschenschaftler bekannt. Als Erkennungsmerkmal eine Narbe im Gesicht angeblich. Kennt ihr Burschenschaftler? Wie sind die so?


Nachzulesen hier (http://www.eisenachonline.de/news/last/2003.05.28-06568) und hier (http://www.eisenachonline.de/news/last/2003.05.30-06578)

Ob Germania oder Wingolf, schlau werd ich da nicht....

Pünktchen

Heinz Wäscher
30.05.2003, 21:40
also geschichtlich gesehen entstanden die Burschenschaften in der restaurativen Phase des Heiligen Röm. Reiches Deutscher Nationen, in einer Zeit mit Maulkorberlassen, um die sog. Heilige Allianz (ein Bündnis zw. Frankreich, Rußland und Österreich) in Frieden zu bewahren.Die Burschenschaftler kritisierten die Politik der Restauration; man wollte dem aufkeimenden Nationalismus entgegenwirken, um den Frieden in Europa zu sichern (Napoleon war gerad gestürzt worden)

Die nationalistische Gesinnung war den restaurativen Führern (v. a. Fürst v. Metternich) da natürlich ein Dorn im Auge, Deutschland wurde zum absoluten Polizeistaat

Andererseits bestand Deutschland zu diesem Zeitpunkt aus mehreren Fürstentümern, kleineren Bünden (zB der Norddeutsche Bund später) eine sog. Deutsche Einigkeit war noch lange nicht gegeben.In dieser Phase entstand ja auch von Hoffmann von Fallersleben der Text der dt. Nationalhymne.
Später folgten das Hambacher Fest und die Göttinger Sieben.

Einen guten Einblik zur Thematik bietet auch...na wer hats nich lesen müssen??? Deutschland- ein Wintermärchen

Ersteinmal finde ich an Burschenschaften nichts negatives, es sei denn, es gibt da so einen braunen Hintergrund, ebenso verhält es sich meiner Meinung nach mit schlagenden Verbindungen.
Ich habe durchaus die Erfahrung gemacht, daß viele Burschenschaften schon aus der Tradition heraus eher in die rechte Richtung tendieren
Allerdings sind gerad in den letzten Jahren Verbindungen nach amerikanischem Vorbild entstanden, wo nicht der Nationalstolz im Mittelpunkt steht, sondern andere Gemeinsamkeiten (zB Sport)

FataMorgana
31.05.2003, 09:11
Ich habe ehrlich gesagt überhaupt keinen Sinn und kein Verständnis für diese ganzen Verbindungen und Burschenschaften. Keine Ahnung, was das alles soll.

Fakt ist auf jeden Fall, dass dort tendenziell konservative, reaktionäre oder auch nationalistische Geisteshaltungen häufen.

Außerdem wird extrem viel Alkohol konsumiert. Dies ist nicht nur ein Vorurteil, sondern wurde mir von mehreren Aussteigern auch "gemäßigter" (z. B. katholischer) Verbindungen berichtet.

Aber fragt doch mal Pascal zu dem Thema! :-))

Heinz Wäscher
31.05.2003, 09:14
Original geschrieben von FataMorgana

Außerdem wird extrem viel Alkohol konsumiert.

das ist aber ein generell-studentisches Phänomen! :-wow

FataMorgana
31.05.2003, 09:15
Original geschrieben von Heinz Wäscher
und die Göttinger Sieben.

Was haben die denn Deiner Meinung nach mit Burschenschaften zu tun? Das waren doch sieben Professoren, die gegen die Abschaffung der Verfassung durch den König von Hannover protestiert haben...

FataMorgana
31.05.2003, 09:16
Original geschrieben von Heinz Wäscher
das ist aber ein generell-studentisches Phänomen!

Ja, ich weiß. Ich wurde auch kürzlich bei einer Studie wegen erhöhter Leberwerte abgelehnt. :-))

Trotzdem gibt es da Unterschiede. Mit einem Burschenschaftler könnte ich niemals mithalten, und ich will es auch nicht.

Lava
31.05.2003, 17:09
Mal abgesehen von einem ehemaligen Mitschüler, der schon in der Schule in einer Burschenschaft war und auch in diesem reißerischen Stern Artikel auf zwei Fotos zu sehen war, kenn ich mich nicht mit dem Thema aus. Ich hab nur mit anderen Verbindungen ein bisschen Kontakt gehabt. Eine katholische, farbentragende und eine nicht-farbentragende. Letztere fand ich einigermaßen OK. Sind halt lauter lustige Typen, die zusammen in einem netten, großen Haus wohnen. Bunt gemischt und wirkten relativ normal. Die anderen fand ich einfach nur lächerlich. Unglaublich aufgeblasene snobbistische Möchtegern-Juristen und Mediziner, die zu Ozzy Osbourne Standart getanzt haben!! Im Haus hing an einem schwarzen Brett so ein Zettel, auf dem stand "Freundschaft ist..." und dann waren ein paar "Regeln" aufgeführt. Mir kam das Ganze sehr.... wie soll ich das beschreiben.... gezwungen vor. Machst du mit, sind die Mitglieder deine besten Freunde, mit denen du durch dick und dünn gehen musst. So steht's geschrieben. Ich finde, das geht irgendwie an der Realität vorbei. Meine Freunde such ich mir immer noch selbst. Allerdings muss man ihnen lassen, dass sie eine tolle Hütte haben! Eher Schloss als Hütte... ;-)
Wie dem auch sei. Auf Verbindspartys geh ich nicht so supergern, aber ich hab mir auch vorgenommen, jemanden nicht vorzuverurteilen, wenn er in einer Verbindung ist.

Pascal
31.05.2003, 18:34
Original geschrieben von FataMorgana
Aber fragt doch mal Pascal zu dem Thema! :-))

Aber gerne doch. Für alle die es noch nicht wissen ich bin einer von diesen furchtbaren, konservativen, reaktionären und nationalistischen Burschenschaftlern. :-)) Diese Charaktereigenschaften wird mir sicher auch jeder vom offline Treffen bestätigen können. So aber mal ernsthaft. Als erstes möchte ich mal auf einen Komentar eingehen



Original geschrieben von FataMorgana
Fakt ist auf jeden Fall, dass dort tendenziell konservative, reaktionäre oder auch nationalistische Geisteshaltungen häufen.

Woher ist das bitte Fakt? Weil es so gerne mal vom Asta geschrieben wird? Klar gibt es auch solche in den Verbindungen. Oder auch ganze Verbindungen die so gefärbt sind. Aber Solche Leute gibt es auch genug auserhab der Verbindungen. Und bevor man schreibt das etwas Fakt ist sollte man schon Belege haben.

Aber dann mal zu den eigentlichen Fragen:


Original geschrieben von Pünktchen
Was machen sie heutzutage noch und welche Leute schließen sich solchen Vereinigungen an?

Alle möglichen Leute. Das ist schon innerhalb der einzelenen Verbindungen unterschiedlich und dann erst recht zwischen ihnen. Und genau das ist für mich zum Beispiel auch ein sehr guter Grund für Verbindungen. Man kommt mit Studenten aller möglichen Fachrichtungen in Kontakt und das unter Rahmenbedingungen die einem Gespräch wesntlich zuträglicher sind als eine brüllend laute Uni Party. Darüber hinaus ist zum Beispiel ein Gedanke der, mit Freunden aus dem Studium etwas gemeinsames zu haben und das auch über das Studium hinaus. Natürlich kann ich auch ohne Verbindung mich wieder mit alten Freunden treffen. Aber so habe ich doch einen festen Punkt an dem ich weiß, das man sich regelmäßig treffen kann. Und natürlich sind die meißten Verbindungsstudenten dem Bier nicht gerade abgeneigt. Und? Und auch die Frage wie man zu einer Verbindung kommt ist sehr unterschiedlich zu beantworten. Das geht vom Zufall, weil man ein Zimmer sucht, bis dahin das man spezifisch nach einer Verbindung sucht.



Original geschrieben von Pünktchen
Duellieren als Frühsport? In jena gibt es auch Burschenschaften und unter den Mediziner waren auch einige als Burschenschaftler bekannt. Als Erkennungsmerkmal eine Narbe im Gesicht angeblich.

Ja das schlagen ist schon eine seltsame Sitte für Aussenstehende. Wozu ich mich auch zähle, da ich zu einer nicht schlagenden Verbindung gehöhre. Man sollte es aber auch vermeiden es als dumm und antiquiert hinzustellen. Bis ich mich mal damit auseinander gesetzt habe konnte ich damit auch überhaupt nix anfangen. Und auch jetzt würde ich wohl kaum in eine schlagende Verbindung eintreten. Hauptsächlich weil ich keinerlei lust auf das Trainig hätte. Das wäre mir doch etwas viel. Aber wem das Spaß macht. Es gibt ja auch zwischen den schalgenden Bünden da große Unterschiede. Angefangen davon wie viele Mensuren man schlagen muß, bis dahin was für ein Comment (Regeln) herscht. In Gießen zum beispiel sind bei den meißten Bünden zwei Pflichtpartien vorgeschrieben. Die Mitglieder werden nach Schnelligkeit, Kraft und Technik eingestuft und es werden in Pflichtpartien eigentlich nur gleichwertige Fechter gegeneinander gesetellt, damit nach möglichkeit nichts passiert. Natürliche kommt es auch regelmäßig zu Treffern was dann zum sogenannten Schmiß führt. Aber diese liegen meist nicht im Gesicht sondern seitlich am Schädel. Von daher sieht man es den meisten schlagenden heute nicht mehr am Schmiß im Gesicht an. Und was das gesundheitsrisiko angeht. Wenn ich in meiner Freizeit Vollkontakt Kampfsport ausübe oder Boxe dann gehe ich wesentich häufiger das Risiko von Gehirnerschütterungen ein. Und ich muß noch nichtmal so weit gehen. Welcher Fußballspieler, Skifahrer oder Mountainbiker hat sich noch nie etwas gebrochen oder ne dicke Kopfplatzwunde gehohlt oder war zumindes in einer Situation wo es reinies Glück war das er oder sie es sich nicht gehohlt hat.



Original geschrieben von Pünktchen
Kennt ihr Burschenschaftler? Wie sind die so?

Also du kennst zumindes einen. Mich. Also bild dir selbst über einen ein Urteil. Die paar tausend anderen in Deutschland sind alle anders. Von daher kann man eh wieder nicht von mir auf andere schließen. Und ich würde fast davon ausgehen das du sogar noch mehr kennst und es einfach nicht weißt.



Original geschrieben von Pünktchen
Ob Germania oder Wingolf, schlau werd ich da nicht....

Ganz kurze Einführung in die verschiedenen Arten der Bünde:
Man unterscheidet nach verschiedenen Kriterien:
1. Farbentragend / nicht farbentragend
2. schlagend / nicht schlagend
3. Art des Bundes


zu 1:
Das geht darum ob man auf offiziellen Veranstaltungen seine Farben am Körper trägt. Im Normalfall heißt das Mütze und Band (die lustige Scherpe über die Brust). Wenn wir bei uns ne Veranstaltung haben oder auf ein anderes Verbindungshaus zu ner Veranstalltung gehen dann tragen wir eben dieses da wir farbentragend sind. Das ganze hat einfach auch den nützlichen Effekt, das man auf größeren Veranstaltungen sofort sieht ver zu welcher Verbindung gehört.

zu 2:
da geht es darum ob man fechtet oder nicht. Es gibt da auch noch abstufungen. Streng genommen wäre mein Bund Freischlagend. Das heist wenn ich lußt hätte dürfte ich eine Mensur fechten.

zu 3:
Jetzt der verzweigteste Teil. zuerst würde ich mal zwischen konfessionell und nicht konf. unterscheiden. Also alles was sich katholisch oder so nennt. Die sind meist in Dachverbänden organisiert. Je nach Dachverband ist das auch mehr oder weniger streng. Die großen Dachverbände sind der Wingolf (ich meine streng evangelisch bin aber nicht ganz sicher), der CV (katholisch), der KV (ursprünglich katholisch, mittlerweile nur christlich), und der UV (katholisch). Dann kommen die nicht konfessionellen. Hier unterscheidet man grob zwischen Corps, Landsmannschaften und Burschenschaften. Darüber gibt es auch noch Turnerschaften und Sängerschaften und andere bezeichnungen oder auch einfach nur Studentenverbindungen. Das diese Unterscheidungen ist aus der Tradition heraus. Man kann grob sagen, das Die Landsmannschaften aus schutzgemeinschaften inerhalb der Studentenschaft an den Universitäten des Mittelalters hervorgegangen sind. Da ham sich halt die Reihnländer zusammengefunden um in der Fremde eine Anlaufstelle zu haben. Burschenschaften gehen ursprünglich auf sogenannte Bursen (ne Art zwangs WG für Studenten) ebenfalls aus dem Mittelalter zurück. Außerdem waren sie Traditionell die politisch aktiven, man könnte auch sagen die linken Zecken des 19. Jahrhunderts und davor. Die Corps sind im endeffekt jünger und waren von der Tradition her stark auf die Wehrhaftigkeit und das Vaterland bezogen. Die drei Gruppen sind dann auch in ihren jeweiligen Dachverbänden unterteilt. Aber es gibt zum Beispiel auch Burschenschaften ohne Dachverband. Wie wir es sind. Das ist nun aber ein ganz grober Abriss und stark verallgemeinert.



Original geschrieben von FataMorgana
Ich habe ehrlich gesagt überhaupt keinen Sinn und kein Verständnis für diese ganzen Verbindungen und Burschenschaften. Keine Ahnung, was das alles soll.

Das ist ja in Ordnung. Zwingt dich ja keiner dazu. Ich kann am Musikantenstadel auch nix finden oder an Fischzüchtervereinen. Aber ich stell mich nicht hin und beschimpfe sie in der Öffentlichkeit ohne Grund.



Original geschrieben von FataMorgana
Außerdem wird extrem viel Alkohol konsumiert. Dies ist nicht nur ein Vorurteil, sondern wurde mir von mehreren Aussteigern auch "gemäßigter" (z. B. katholischer) Verbindungen berichtet.


Zu der sache mit dem Alkohl. Wie gesagt, ja und? Auf jeder Uniparty auch. Und quer durch die Republik sogar außerhalb von Unis. Und nur so nebenbei. Bei uns ist zum Beispiel ein Aktiver gläubiger Muslime. Der trinkt keinen Alkohol. Fertig aus.

So erstmal genug geschrieben. Wenn jemand noch fragen hat. Stellen. Ich versuch sie dann zu beantworten.

Pünktchen
31.05.2003, 20:07
Huhu Pascal :-)


da ich schon mal auf deine angegebene Homepage geschaut habe, wusste ich, daß du auch dazu gehörst...das soll jetzt keineswegs eine Abwertung sein :-)
ich weiß nicht, wie ich mir einen Burschenschaftler in "freier Natur" vorgestellt habe, aber bestimmt nicht so wie dich :-D

Wie streng wird es mit Regeln in der Burschenschaft gehalten?
Inwieweit vertretet ihr eigentlich noch die Grundgedanken einer Burschenschaft?

Doofe Frage, aber gibt bestimmt auch so nen Codex oder so was auf das man schwören muss oder? :-blush *nullahnunghab*

Ich finde es hat aber wirklich noch etwas antiquiertes an sich. Dieses Fechten halte ich für gefährlich....toll...wie stark doch die Jungs sind, die ja Schmerzen überwinden und eine Narbe von einem "Schmiss" tragen....wie reizend...magst mich verurteilen, aber ich halte das für dumm....macht es als Wettkampf, aber nicht unter solchen Bedingungen...



Gruß
Pünktchen

PS. schade, daß deine Verbindung eine nicht-schlagende ist...Sport tut bestimmt deiner Plauze gut;-)

FataMorgana
31.05.2003, 20:47
Original geschrieben von Pascal Aber ich stell mich nicht hin und beschimpfe sie in der Öffentlichkeit ohne Grund.

Soll das jetzt heißen, dass ich die Verbindungen im allgemeinen oder im speziellen beschimpft habe? Das musst Du mir aber bitte noch einmal näher erläutern. Wo denn genau? Konservativ kannst Du nicht meinen, das ist in den Augen von Verbindungsleuten wahrscheinlich eine Auszeichnung, oder? Reaktionär und nationalistisch - das mag ein bisschen provokativ klingen, aber ich habe es absichtlich sehr vorsichtig formuliert.


Woher ist das bitte Fakt? Weil es so gerne mal vom Asta geschrieben wird? Klar gibt es auch solche in den Verbindungen. Oder auch ganze Verbindungen die so gefärbt sind. Aber Solche Leute gibt es auch genug auserhab der Verbindungen.

Ich habe ja nur von einer Tendenz gesprochen, und diese ist einfach unbestreitbar. Etwas anderes kannst Du mir nach so vielen Jahren Uni in verschiedenen Städten einfach nicht mehr erzählen. Dazu kenne ich auch zu viele Verbindungsmitglieder persönlich. Natürlich gibt es diese Leute auch außerhalb von Verbindungen, aber sie häufen sich dort einfach!


Klar gibt es auch solche in den Verbindungen. Oder auch ganze Verbindungen die so gefärbt sind.

Du sagst es ja selbst. Wenn die Tendenz, von der ich sprach, nicht der Wahrheit entsprechen soll, dann muss ja auch das andere Extrem in gleichem Maße vertreten sein. Sonst ist die Tendenz ja schon fast bewiesen. Also, belege mir bitte das "Gegengewicht" zu diesen Kräften bzw. Verbindungen, sonst muss ich leider weiterhin behaupten, dass diese Tendenz ein Faktum ist.


Zu der sache mit dem Alkohl. Wie gesagt, ja und? Auf jeder Uniparty auch. Und quer durch die Republik sogar außerhalb von Unis.

Da ich demnächst mein Medizinstudium beenden werde, habe ich wohl schon einmal von dieser Tatsache gehört. Mir ging es ja nicht um das "ob", sondern das extreme Maß. Hier ist es wie bei der Gesinnung: Es häuft sich einfach in den Verbindungen.

FataMorgana
31.05.2003, 20:49
P.S.: In Würzburg ist übrigens einmal in zwei aufeinanderfolgenden Jahren jeweils ein besoffener Student nach dem Besuch einer Verbindungsparty in dem Main gefallen und dort ertrunken. Kann ja jedem passieren, oder?

Pascal
01.06.2003, 18:28
Mal ne kurze schnelle Antwort. Hab heute nicht so die Zeit. Also zu Pünktchens Fragen.

Ja es gibt Regeln in jeder Verbindung. Die gibt es ja in jeder Gruppierung ob nun ausformuliet oder einfach unausgesprochen akzeptiert. Und da es sich rechtlich bei Verbindungen um Vereine handelt gilt das natürlich um so mehr. Diese Regeln können alles mögliche umfassen. Von der Organisation des Bundes bis hin zu Benimmregeln auf Veranstaltungen. Wie diese Regeln genau aussehen und wie streng sie ausgelegt werden liegt sehr stark an dem einzelnen Bund. Die einen haben halt sehr strenge und formale Regeln, andere eher lockere. Muß man halt wissen wie man es mag. Ich kann auch ein andermal näher drauf eingehen, aber das würde mir jetzt zu lange dauern.

Was das schwöhren auf einen "Codex" angeht. Es gibt eigentlich immer eine art Burscheneid. Immerhin ist der Grundgedanke einer Verbindung ein Lebensbund. Dieser Eid oder wie auch immer bezeichnet sieht immer anders aus. Theoretisch sollte man wirklich nicht aus dem Bund austreten wenn man einmal Volles Bitglied (Bursch) ist. Das heist man bleib auf Lebenszeit ein Mitglied der Verbindung beteiligt sich nach Möglichkeit auch später noch am Bundesleben (natürlich nicht mehr so aktiv wie im Studium) und finanziert durch seine Beiträge die Verbindung. Man wird nach dem Studium eben zum alten Herrn. Das hört sich zunächst wirklich wie die teuflische Falle auf Lebenszeit an. Jetzt gucken wir uns das mal richtig an. Man zahlt auf Lebenszeit. Tut man in jedem Verein solange man Mitglied ist. Und die Beiträge sind von Bund zu Bund verschieden aber meist doch erschwinglich. Bei uns sind es derzeit zum Beispiel etwas um 200€ im Jahr. Wobei man auch erst stufenweise über drei Jahre auf diesen Betrag steigt. Und erlich gesagt habe ich nicht vor mir später keine 200€ im Jahr für sowas leisten zu können. Und selbst wen man in finanzielle Probleme gerät ist es in den Meisten Bünden möglich mit dem Kassenwart zu reden und vom Beitrag befreit zu werden. Und was das auf Lebenszeit angeht. Das ist gerade etwas was ich sehr gut finde. Gerade das man diese Lebenslange Verbindung mit Freunden und der eigenen Uni hat. Und mal realistisch gesehen. Es treten immer mal wieder Mitglieder aus. Das ganze ist keine Sekte oder ähnliches, es ist ein Verein. Wenn ich morgen sage ich mag nicht mehr dann würden sicher meine Bundesbrüder mit mir reden wollen und voersuchen zu verstehen warum ich mich so entschieden habe und mich auch umstimmen zu versuchen. Das ist nun ja auch normal. Immerhin ist es nicht der Sinn eines Vereins das man die Mitglieder verliert. Aber wenn man es wirklich will kann und wird einen auch niemand hindern. Man tritt aus und gut. Es gibt keinen Deutschlandweiten Bund der Verbindungen der einem ab da das Leben schwer macht. Daran hätte niemand ein Interesse und selbst wenn, dann wäre es überhaupt nicht möglich. Die Idee ist ja gerade, das die Leute dabei bleiben weil ihnen die Gemeinschaft etwas bedeutet, und nicht weil man eben muß.


So und noch kurz zu Fata:

Reaktionär und nationalistisch ist nicht etwas angreifend oder gar beleidigend?

Die Sauflust häuft sich in Verbindungen? Ja. Stimmt. die meisten trinken gern auch mal etwas mehr. Und auf Unifeten oder bei Feiern im Infoladen wird nur heißé Mildch mit Honig ausgeschenkt.

Was deine Beispiele mit dem Ertrinken angeht. Ich möchte mal behaupten das der Großteil der Alkoholtoten in Deutschland nichts mit Verbindungen zu tun haben.

Froschkönig
01.06.2003, 18:53
Original geschrieben von Pascal
So und noch kurz zu Fata:

Reaktionär und nationalistisch ist nicht etwas angreifend oder gar beleidigend?

Da ist halt ein wenig das Problem der Verbindungen :
In den Medien tauchen jetzt nur diejeingen auf, für die Fata´s "Vorurteile" zutreffen. Ich könnte jetzt namen nennen, aber diejenigen, die sich schonmal mit dem Thema beschäftigt haben, wissen, welche Verbindungen ich meine. Und in jenen Fällen scheint das ja nun zuzutreffen. Daß es außer diesen "einschlägigen" noch andere Gruppierungen gibt, die nicht gleich morgen wieder Polen überfallen wollen, sollte man sich jedoch auch klar machen ;-)

Pascal
02.06.2003, 06:21
Was mich halt immer sehr anwidert ist die Quelle der Meisten der "Informationen" die man so über Verbindungen hört. Besonders als Student. Nämlich tolle Flugblätter des Astas und seiner Referate. Letzte Woche hatten wir zum Beispiel einen Frühshoppen gegen den Kräftig von Seiten der "Autonomen" protestiert wurde. Obwohl kräftig ist eher der falsche Ausdruck. Die Aktion war eher peinlich. Immerhin mußten wir sie sogar bitten ihr Protestbanner doch mal umzudrehen damit wir wenigstens lesen können was drauf steht. Aber egal. Es wurden dann auch zwei "Flugis" verteilt. Eins davon zumindest vom Anti-Fa Referat des Astas. Ich muß mal sehen ob ich es nochmal auftreiben kann, dann scan ich es mal ein. Aber abgesehen von dem armseeligen Geschreibsel im ganzen fand ich besonders den Abschließenden Satz der Fett unter dem Text stand sehr bezeichnend:

Gegen Deutschland und andere Widerwärtigkeiten, für den Kommunismus

Und das wird von unseren Semesterbeiträgen bezahlt. Mir persönlich wird da schlecht.

FataMorgana
02.06.2003, 06:47
Hey Pascal, ich wollte weder Dich persönlich beleidigen noch sämtliche Burschenschaften oder Verbindungen. Ich habe hier nur meine persönliche Meinung und Erfahrung über Verbindungen geäußert. Und ich denke immer noch, dass ich das in einer wenig beleidigenden Art und Weise getan habe. Mensch, Du bist echt empfindlich in dieser Hinsicht. Wahrscheinlich kommt es daher, dass Ihr so etwas oft zu hören bekommt oder dass die Autonomen Euch ständig auf den Sack gehen.

luckyblue
02.06.2003, 19:34
Gegen Deutschland und andere Widerwärtigkeiten, für den Kommunismus. Und das wird von unseren Semesterbeiträgen bezahlt. Mir persönlich wird da schlecht.


Da kann ich dir nur voll zustimmen. Diese permanente Linksverschiebung der Studentenvertretungen zerrt auch ganz schön an meinem Nervenkostüm.

Ich kenne drei Verbindungsheinis. Die sind schon ein bisschen reaktionär, ansonsten aber eigentlich ganz in Ordnung. An sich ist das ja auch keine schlechte Sache, so von wegen Wertegemeinschaft. Mir persönlich wär's zu viel Vereinsmeierei.

Meines Wissens waren die Burschenschaften ursprünglich so als Disziplinierungsmaßnahmen konzepiert. Wenn man sich mal das Durchschnittsalter eines Studenten im 19. Jahrhundert vergegenwärtigt, fällt auf: Die Studiosi von gestern waren Teenies, und dem entsprechend pubertär muss es in den Hörsälen zugegangen sein (Stichwort "Pennalismus"). Heute geht das ja schon ein bisschen gesitteter zu. Da haben Verbindungen etwas von ihrer eigentlichen Bedeutung eingebüßt. Wahrscheinlich etwas, das heute niemand mehr bräuchte.

Jeder nach sein Fasson.

cu
luckyblue

Pascal
03.06.2003, 06:57
Original geschrieben von luckyblue

Meines Wissens waren die Burschenschaften ursprünglich so als Disziplinierungsmaßnahmen konzepiert. Wenn man sich mal das Durchschnittsalter eines Studenten im 19. Jahrhundert vergegenwärtigt, fällt auf: Die Studiosi von gestern waren Teenies, und dem entsprechend pubertär muss es in den Hörsälen zugegangen sein (Stichwort "Pennalismus").

Was du da ansprichst sind zwei verschiedene Punkte. Zum einen die sogenannten Bursen auf die Burschenschaften zurückgehen. Auch wenn dazwischen ungefähr 100 andere Formen und Namen und Verbote usw liegen. Das waren so im 15. Jahrhunder, meine ich, quasie zwangs WGs an den Unis wo die Kurzen unter der Knute gehalten werden konnten.

Der Punkt mit dem Pennalismus war quasie die Einführungsphase. Zuert gab es quasi für die Frischlinge eine kurzen Zeitraum wo sie wirklich gequält wurden. Ich meine ein Tag. Vergleichbar mit dem was da aus USA neulich durch die Presse ging. Das wurd dann irgendwann verboten und dafür ein Penaljahr eingeführt. Zuerst mit dann ohne offizielle Duldung. Da durfte man dann eben für ein Jahr den älteren als aushilfssklave dienen.

Rugger
03.06.2003, 13:10
Kurz mein Senf dazu:
die Burschis, die in der Regel hier HD rumlaufen und versuchen, Leute zu werben, entsprechen meist vollkommen den gängigen Klischees... Seitenscheitel, Hemd (mindestens mit 'nem Pferdchen drauf), Barbourjacke, oft deutlich als Mediziner oder Juristen zu erkennen... Naja, wäre mir egal, aber was halt definitiv fakt ist, ist das die "klassischen" Burschenschaften zumindestens sehr konservativ, wenn nicht gar nationalistisch gestimmt sind. Insbesondere jene, die im DB organisiert sind. Würden mich als konfessionslosen Zivildienstleistenden gar nicht zulassen, auch viele meiner Freunde nicht, da Ausländer, würden keinen Zutritt haben. Ist mir auch egal, die Burschis, die ich kenne, sind mir eh' zu streberhaft, elitär und irgendwo auch zu opportunistisch... (Dich explizit ausgenommen, Pascal, allerdings weiß ich auch nicht, in was für einer Verbindung Du genau bist - ich beziehe mich wie gesagt auf spezielle Verbindungen).
Allerdings habe ich mittlerweile auch festgestellt, daß darüber hinaus auch einige anders gelagerte, durchaus sympathische Gruppierungen gibt (habe Freunde aus einem Korps und einer christlich gelagerten Verbindung). Man muß jedoch feststellen, daß diese es versäumen, ihr Bild in der Öffentlichkeit gerade zu rücken und sich von daher nicht wundern zu brauchen, wenn der Begriff Burschenschaften im Allgemeinen negativ besetzt ist. Schade drum, zumal sich viele selber darüber ärgern...

Rugger

Mike_ Alexander
03.06.2003, 14:01
Hallo Rugger,

na ja einmal die Darstellung eines in der DB organisierten, pflichtschlagenden, farbtragenden Burschen.

Tendenzen nach rechts in der DB, ja und nein, wie in jedem Dachverband gibt es gute und schlechte Mitglieder.
Die DB wird z. Zt. von einem liberalen Bund geführt, was konkret heißt selbst die Dachverbände, die die DB bisher argwöhnisch betrachtet haben, die Corps, freuen sich über die positive Wendung und halten Kontakt.

Negative Presse gibt es immer durch einige Verbindungen die als negativ Beispiel durchaus zu werten sind. Aber allgemein gilt, immer erst den einzelnen Bund betrachten und dann den Verband.

Wir nehmen übrigens Zivis auf, ebenso sind bei unserem Bund 2 Italiener aktiv, ist jedoch, da muss ich dir recht geben, nicht bei jedem Bund der Fall.

Vielen Bünden die in der DB sind geht das Verhalten anderer Mitglieder auch auf den Zeiger, nur was ist dort die Alternative, austreten und den Verband abdriften zu lassen oder selbst die Initiative zu ergreifen.

Am besten erst mal die Leute kennen lernen und dann entscheiden ob sie was taugen oder nicht, danach kann jeder seine persönliche Meinung ändern oder bestätigt sehen.

gruß

Mike

Pünktchen
03.06.2003, 15:30
Original geschrieben von Rugger
Seitenscheitel, Hemd (mindestens mit 'nem Pferdchen drauf), Barbourjacke, oft deutlich als Mediziner oder Juristen zu erkennen...
Rugger


Was denn für Pferdchen? Für was steht denn das? Ich fühl mich grade schrecklich dumm :-((

Sind das Erkennungsmerkmale des bestimmten Bundes???