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RS-USER-Hypnodoc
06.12.2007, 15:58
Wie wird in eurem RD-Bereich die (erweiterte) Notkompetenz gehandhabt? Gibt es eine Weiterbildung oder Prüfung? Bescheinigt jemand die Notkompetenz? Holt ihr euch das okay vom Notarzt für die "ärztlichen Maßnahmen"? Oder versorgt ihr alleine nach eigener Diagnose?
GRuß Hypnodoc... der Dinge aus seinem RD-Bereich gehört hat, die ihm gar nicht gefallen.

RS-USER-DocMezzoMix
06.12.2007, 16:38
Bei uns (Hessen) gibt es einen Zusammenschluss von 2 Kreisen+Stadt wo sich die Ärztlichen Leiter auf ein einheitliches Vorgehen geeinigt haben.
Es gibt eine Prüfung (schriftlich+mündlich+praktisch), bei der die erweiterten Versorgungsmassnahmen (es gibt keine zur Not habe ich Kompetenz) überprüft werden, und der ÄLRD danach quasi eine Freigabe erteilt.
Man muss einmalig eine Grundzertifizierung machen, danach jährlich eine Rezertifizierung durchführen.
Wenn man diese nicht besteht, darf man nicht mehr verantwortlich auf einem RTW eingesetzt werden.

Und die Prüfungen sind schon "knackig" ...

RS-USER-Rettungsente
07.12.2007, 09:51
@ einen lieben Moderator:
"Notkompetenz" hatten wir schon hier:http://www.rippenspreizer.de/forum/showthread.php?s=&threadid=3955

Vielleicht kann das ja zusammengeführt werden...


@Hypnodoc
Das Problem der erweiterten Kompetenz steht bei uns im Bereich auch gerade auf der Tagesordnung, aber leider hat sich der ÄLRD noch nicht genau geäußert wie weit die erweiterte Kompetenz gehen soll.
Infos folgen...

VG Rettungsente

Beachbaer82
07.12.2007, 11:46
Wer will den freiweillig mehr und mehr Verantwortung übernehmen und noch mehr mit einem Bein im Knast stehen und dabei immer immer weniger Geld verdienen???

Ich nicht!

RS-USER-DocMezzoMix
07.12.2007, 15:09
DA ist die Kompetenz wieder mit dem Gehalt verbunden...und der Marktwirtschaft... Spielen wir das EVM Spiel nicht mit, wird jemand anderes die Beauftragung bekommen.
Wollen wir mehr Geld, wird jemand anderes kommen, der RA als RH einstellt... oder einen anderen Tarifvertrag hat...

Und eigentlich macht der Job ja schon Spass, und mit den "harten Prüfungen" und den relativ festen Algorythmen ist jetzt auch die Verantwortung nicht größer.
Und ich persönlich habe lieber ein paar Sekunden Stress, wenn ich einen der EVM Algorythmen durchgehe, und danach dem Patienten helfe als den Stress, den ich habe wenn ich ihm beim sterben zusehen muss, obwohl ich weiß wie ich ihm helfe, es aber nicht darf..(Jaja, nicht jeden Tag erstickt der Asthmatiker oder einer in ner Anaphylaxie)

RS-USER-Rettungsente
07.12.2007, 16:45
Ich habe schon Verständnis für die Frage nach der entsprechenden Vergütung!
Mal ehrlich wann habt Ihr in Eurem RD Bereich zum letzten Mal eine Tarifanpassung gehabt?
Ich persönlich verdiene als Lehrrettungsassistent weniger als ein lang gediehnter Rettungssanitäter auf meiner Wache und mache wirklich viel im und neben dem Dienst - der Sani lenkt und guckt Talkshows!
Jetzt gibt es bei den älteren RA schon Wiederstände, sie wollen keine neuen Kompetenzen erwerben, sie sind zufrieden wie es läuft! Dann wird es Leute wie mich geben, die das begrüßen und auch umsetzten werden. Die Frage am Schluss ist: Was passiert zum Schluss, wenn wir RS , RA und RA+Zusatzkompetenz haben?
Die Leitstelle kann nicht vorher fragen wen sie los schickt, der alte RA macht alles wie immer und wartet auf den NA, der junge motivierte "RA+" macht das was er zusätzlich darf und kriegt nichts dazu außer mehr Verantwortung...

Wo ist der Mindestlohn im Rettungsdienst?

VG Rettungsente

El Mosquito
07.12.2007, 18:08
Wo wird für ihn gekämpft ?
P.S. Wir entfernen uns vom Hauptthema.

RS-USER-Hypnodoc
02.09.2008, 12:19
Gibt es inzwischen bei dem ein oder anderen Rettungsdienstbetreibenden eine Entwicklung bezüglich der Notkompetenz?
Würde mich schon interessieren.
Danke
Hypnodoc

leuchtreklamefahrer
04.09.2008, 06:22
Vielleicht erklärst du uns erst mal, was du unter Notkompetenz verstehst...

Je nach RD-Bereich sprechen manche Leute bei der Analgosedierung oder beim MO beim AMI von Notkompetenz.
In anderen Kreisverbänden ist das Rosanülen schon unerhört...

Um dir konkret weiterhelfen zu könenn, sollten wir wissen was bei euch so als Regelkompetenz gilt..

RS-USER-Hypnodoc
06.09.2008, 00:29
Die Diskussion bezüglich der (erweiterten) Notkompetenz bezieht sich auf eine Stellungnahme der Bundesärztekammer, wo einige Medikamente durch den RA verabreicht werden dürfen, wenn der Notarzt nicht rechtzeitig da ist und nur so Schaden vom Patienten abgewendet werden kann. (G40%, Inhalatives Betasympathomimetikum, Benzodiazepin, Schmerzmittel, Adrenalin, jeweils bei einer bestimmten Indikation.) Diese soll der ÄLRD bescheinigen.
Es würde mich interessieren, wie die Testierung der Notkompetenz abläuft und die Überprüfung der Fälle, wo Notkompetenz angewendet worden ist.
Was haltet ihr überhaupt von der zusätzlichen Kompetenz: Fluch oder Segen?
Gruß Hypnodoc

Morbus X
06.09.2008, 10:25
Das leidige, alte Streitthema: Wann ist der NA "nicht rechtzeitig" da? 10 Min? halbe Std.? Und wer legt das bitte fest? Der RA? Wo ihm doch sonst schon überall die Kompetenz abgegraben wird...:mad:

Das Broncholytikum braucht er sofort, bei Diazepam kann er warten...Jeder Epi endet irgendwann von alleine :grins:

:rolleyes:

RS-USER-Elektro-Dengel
06.09.2008, 11:41
Womit wir wieder beim leidinge Thema BÄK sind. Deren Stellungnahmen, sind zum einen sehr allgemein gehalten und zum anderen logischerweise sehr stark geprägt von ärztlichem Ständedünkel.
Nur gut, dass die BÄK mir nix zu sagen hat, solange ich noch kein Arzt bin!

Morbus X
06.09.2008, 12:14
Ich schlage mal Bundesärztekammer als das Unwort des Jahres vor!
;)

RS-USER-emergency doc
06.09.2008, 13:05
Ich würde nicht sagen, daß die Bundesärztekammer in ihren Stellungnahmen geprägt ist von "Standesdünkel".
Vielmehr ist es so, daß aufgrund des Kostendruckes allmählich eine Deprofessionalisierung im Gesundheitswesen durchgedrückt werden soll. Da der Beruf des Arztes recht weit oben in der Ausbildungshierarchie steht gibt es eben von allen Seiten den Versuch daran zu nagen. Grund ist einzig und allein, daß man Geld spart, wenn man Tätigkeiten von billigeren, weniger oder anders ausgebildeten Personen durchführen lässt.
Um Euch mal Beispiele zu geben: Wie denkt ihr über den Einsatz eines RettSan anstelle eines RettAss mit HEMS-Ausbildung auf dem Hubschrauber? Warum muss es auf der Intensivstation ein Intensivfachpfleger sein, wieso soll hier nicht eine KPH-Ausbildung reichen? Muss es unbedingt ein Kardiologe sein, der den Herzkatheter schiebt, reicht nicht der Hausarzt?
Der Wunsch einiger Möchtegern-Paramedics quasi-ärztlich tätig zu werden ist sicherlich auch ein Grund, warum die Diskussion um Not- und Regelkompetenz für nichtärztliches Rettungsdienstpersonal oft wenig sachlich geführt wird.

Nun zu uns (Dortmund): Hier gibt es für gewisse Situationen SOPs die auch noch ausgeweitet werden sollen. Beispielsweise für die Reanimation ist dem RetAss folgendes bis zum Eintreffen des Notarztes erlaubt (und er sollte dies auch tun!):

Herzdruckmassage, peripherer Venenzugang, Defibrillation, Gabe von Adrenalin, Intubation

Da dies als SOP für alle Rettungsmittel vom ÄLRD kommt gibt es für die RettAss auch eine rechtliche Sicherheit, an die sie sich halten können.

Weitere Dinge sind beispielsweise die Gabe von G40 oder generell die Anlage von periphervenösen Zugängen.

@Dengel: Die BÄK hat eigentlich niemandem was zu sagen, aber ob Sie Dir in gewissen Handlungssituationen mit ihren Leitlinien und Empfehlungen Rückendeckung gibt oder nicht kann sehr entscheidend sein für den Fortbestand Deiner beruflichen Karriere.

RS-USER-emergency doc
06.09.2008, 13:06
Original geschrieben von Morbus X
Ich schlage mal Bundesärztekammer als das Unwort des Jahres vor!
;)

Und ich "European Paramedic":grins:

RS-USER-Bärentöter
06.09.2008, 13:19
Original geschrieben von Morbus X
Jeder Epi endet irgendwann von alleine :grins:


im schlimmsten Fall mit dem Tod des Patienten, wenn's ein Status war...

Das mit dem Standesdünkel der Ärztekammer unterschreibe ich so.

RS-USER-Elektro-Dengel
06.09.2008, 13:44
Original geschrieben von emergency doc
Vielmehr ist es so, daß aufgrund des Kostendruckes allmählich eine Deprofessionalisierung im Gesundheitswesen durchgedrückt werden soll.

Nun, dass der Kostendruck zunimmt ist nicht wegzudiskutieren, aber ständig auf dem Status qou zu bestehen, zeigt, dass die BÄK hier nicht wirklich gewillt ist, konstruktiv an einer Lösung des Problems mitzuarbeiten. Tätigkeiten an entsprechend ausgebildete Spezialisten wäre in meinen Augen eine Möglichkeit. Dazu gehört z.B. entsprechende Notfallbilder durch RettAss allein abarbeiten zu lassen. Ähnliche Konstellationen sind auch für andere medizinische Assistenzberufe denkbar.

Überhaupt bin ich der Meinung, dass wir von diesem Begriff "medizinische ASSISTENZberufe" ein wenig weg müssen und den Leuten, ein ihrem Ausbildungs -und Erfahrungsstand angemessenes Kompetenzfeld zugestehen müssen.

Wenn ich mich mal des Nächtens nach einem Unfall einem CCT unterziehen müsste, würde ich wahrscheinl. zuerst den Röntgen-MTA fragen, "wie´s denn ausssieht", bevor ich den chir. Assistenzarzt frag, der grad seinen 3. Nachtdienst in der Ambulaz macht!


Original geschrieben von emergency doc

@Dengel: Die BÄK hat eigentlich niemandem was zu sagen, aber ob Sie Dir in gewissen Handlungssituationen mit ihren Leitlinien und Empfehlungen Rückendeckung gibt oder nicht kann sehr entscheidend sein für den Fortbestand Deiner beruflichen Karriere.

Nun Stellungnahmen und Empfehlungen haben für mich eh keine Verbindlichkeit und die Richtlinien, die für mich im Moment relevant sind, kommen für gewöhnlich von anderen Organisationen (ILCOR, ERC usw.) Rückendeckung erwarte ich mir gerade von der BÄK nicht im geringsten, mal abgesehen, davon, dass ich im Schadensfall sowieso allein dasteh!

Ich bleibe dabei: Ich habe für den Rettungsdienst noch nichts wirklich brauchbares von denen gehört und solange ich kein Arzt bin, interessiert mich auch nicht großartig, was die BÄK so von sich gibt!

RS-USER-emergency doc
06.09.2008, 16:17
Original geschrieben von Elektro-Dengel
Nun, dass der Kostendruck zunimmt ist nicht wegzudiskutieren, aber ständig auf dem Status qou zu bestehen, zeigt, dass die BÄK hier nicht wirklich gewillt ist, konstruktiv an einer Lösung des Problems mitzuarbeiten. Tätigkeiten an entsprechend ausgebildete Spezialisten wäre in meinen Augen eine Möglichkeit. Dazu gehört z.B. entsprechende Notfallbilder durch RettAss allein abarbeiten zu lassen. Ähnliche Konstellationen sind auch für andere medizinische Assistenzberufe denkbar.

Ja, aber speziell ausgebildete Nichtärzte muss es erstmal geben! Abgesehen davon gibt es in der Diskussion um Übertragung ärztlicher Tätigkeiten auf Assistenzberufe einen großen Denkfehler:
Wieso sollen Ärzte von ärztlichen Aufgaben entlastet werden? Wie wäre es denn mal, sie von bürokratischen und pflegerischen Aufgaben zu entlasten?




Nun Stellungnahmen und Empfehlungen haben für mich eh keine Verbindlichkeit und die Richtlinien, die für mich im Moment relevant sind, kommen für gewöhnlich von anderen Organisationen (ILCOR, ERC usw.) Rückendeckung erwarte ich mir gerade von der BÄK nicht im geringsten, mal abgesehen, davon, dass ich im Schadensfall sowieso allein dasteh!

Ich bleibe dabei: Ich habe für den Rettungsdienst noch nichts wirklich brauchbares von denen gehört und solange ich kein Arzt bin, interessiert mich auch nicht großartig, was die BÄK so von sich gibt!

Ich spreche gar nicht davon, daß Leitlinien eine Verbindlichkeit haben. Aber wer von Leitlinien abweicht muss daß schon begründen können. Denk daran, daß Du im Prinzip immer so arbeiten und dokumentieren musst, als ob Dir der Staatsanwalt über die Schulter schaut. Haß es, aber es ist leider eine Realität. Und als Nicht-Arzt wirst Du im Falle eines Falles vor dem Richter immer schlechte Karten haben, wenn Du erklären musst, warum Du von den leitlinien abgewichen bist. Als Arzt kann ich mich neben der rein logisch-pathophysiologischen Argumentation immer noch auf die Therapiefreiheit berufen, die allerdings nur Ärzte haben.

RS-USER-emergency doc
06.09.2008, 16:34
Original geschrieben von Elektro-Dengel

Überhaupt bin ich der Meinung, dass wir von diesem Begriff "medizinische ASSISTENZberufe" ein wenig weg müssen und den Leuten, ein ihrem Ausbildungs -und Erfahrungsstand angemessenes Kompetenzfeld zugestehen müssen.

Wenn ich mich mal des Nächtens nach einem Unfall einem CCT unterziehen müsste, würde ich wahrscheinl. zuerst den Röntgen-MTA fragen, "wie´s denn ausssieht", bevor ich den chir. Assistenzarzt frag, der grad seinen 3. Nachtdienst in der Ambulaz macht!


Diese Berufe heissen deswegen "medizinische Assistenzberufe", weil nach deutschem Recht nur ein Arzt (und eingeschränkt auch ein Heilpraktiker) therapieren darf. Die anderen Berufe im Gesundheitssektor SIND eben fast ausnahmslos welche, die dem Arzt assistieren, obs Dir gefällt oder nicht.

Das blöde Argument vom Ambulanzpfleger oder MTR der sowieso alles besser weiß als der junge unerfahrene Arzt ist doch Käse. Was diese durchaus entwickeln können, ist eine durch Erfahrung aufgebaute gute Routine, um im Allgemeinen den Anschein von Wissen zu vermitteln. Wenn es jedoch um spezielle Situationen geht, fehlt oft die nötige Wissenstiefe. Sprich, der MTR würde in Deinem Fall vielleicht erkennen obs 'ne Blutung gibt oder nicht, aber dafür übersieht er das Glioblastom, weil ers vielleicht noch nie gesehen hat. Übrigens, wenn Du schon vergleichen willst, musst Du den Ambulanzpfleger mit 20 Berufsjahren auch dem Arzt mit 20 Berufsjahren gegenüberstellen. Das Pendant zu Deinem Jungarzt in seinem 3. Nachtdienst ist die junge KPH 3 Wochen nach ihrem Examen.

Achja, übrigens ist weniges so peinlich, wie sich auf einem Sanitätsdienst den ganzen Tag von einem Anästhesiepfleger anhören zu müssen, wie toll die Abteilung nur dank ihm funktioniert, und wie er die jungen Assistenzärzte erstmal "einnordet" und "ausbildet"... Ist in etwa eine Entsprechung zu SanHelfern, die sich schon als halbe Paramedics fühlen, und den Notarzt in die Tasche stecken wollen.
:rolleyes:

krumel
06.09.2008, 17:11
Mein Kontraargument zum allgemeinen Standpunkt von Emergency Doc das der erweitere Kompetenzrahmen eines möglichen "neuen RA" nur aufgrund von Kosteneinsparungen gewollt ist:
Fast alle Länder die ein teureres, freigiebigeres Gesundheitssystem als Deutschland haben, haben auch einen erweiterten Kompetenzrahmen für ihr präklinisches Nichtärztliches Personal geschaffen.

Beispiel Schweiz (hier bin ich momentan tätig): Fast alle Kantone haben ein durchaus weitreichendes Notarztsystem. Trotzdem verfügen die "Sanis" über weitreichende Kompetenzen... Viele Dinge die in Deutschland bis heute Leute ins Gefängniss bringen würde sind hier Standard. Notarzt zur Analgesie bei unkomplizierten Patienten? What for?
Zugang? Standard....

Ich denke nicht, dass ein erweiterter Kompetenzenkreis Notärzte "abschaffen" oder Stellen vermindern würde...Er würde nur die Versorgungslücke minimieren.....

Aber dieses Stände rumgehacke "die bösen Sanis" "die bösen Pfleger" vs. "die bösen aerzte".... bringt niemandem was, schafft nur misstrauen und vergiftet die Atmosphäre...