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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Telefonische Anweisungen des NA...



RS-USER-Rettungsente
07.12.2007, 10:44
Der Fall trug sich vor einigen Tagen zu...

Bei einem Fußballspiel springt ein Spieler mit voller Wucht in den Rücken eines Mitspielers, welcher sofort am Boden mit starken Schmerzen im Bereich der LWS liegen bleibt.
Zu keinem Zeitpunkt bestanden Neurologische Ausfallerscheinungen. Das ersteintreffende RTW Team aus dem benachbarten Landkreis (ca. 20 Minuten Anfahrt) findet einen Patienten vor, der stärkste Schmerzen im Bereich der LWS angibt und stellt die Verdachtsdiagnose "LWS Fraktur", es erfolgt die Nachalarmierung des Notarztes, der jedoch mit dem NEF kommt und dessen Eintreffzeit mindestens 30 Minuten beträgt...
Es erfolgt eine telefonische Absprache zwischen dem NA des NEF und einem RA des vor Ort befindlichen RTW.
Kreislaufverhältnisse sind stabil, Probleme sind die bereits bestehende Hypothermie und die starken Schmerzen.
Die NÄ weist an 1mg Midazolam und 15 mg Ketanest "S" zu verabreichen und den Verletzten in den RTW zu bringen.
Nach der Gabe des Midazolams wird der Patient plötzlich viel ruhiger und der RA verzichtet auf die Gabe des Ketanest vorerst.
Die inzwischen eingetroffene NÄ will dann doch das Ketanest verabreichen, wobei plötzlich auffällt, das sich in der Spritze nicht wie gedacht 25mg/5ml sondern 25 mg/ ml befinden.
Die unterschiedlichen Mengen in den Ampullen schienen dem RA der die Medikamente vorbereitet hatte nicht hinreichend bekannt gewesen zu sein. Die Gabe von Ketanest "S" in narkotischer Dosierung wurde somit nur durch Zufall vermieden!

VG Rettungsente

RS-USER-emergency doc
07.12.2007, 10:50
Hier hätte ein Cross-Check mit Ampulle und Spritze wohl sehr geholfen. Man sollte sich sowas in einem Zweier-Team immer angewöhnen. Der RA sollte wenn er es selbst aufgezogen hat, das Ganze trotzdem nochmal seinem RS zeigen, und der darf keine Angst haben, was zu sagen. Ist ja auch nicht als Kritik gemeint...

ED, dem sowas auch schon passiert ist... (allerdings mit 500mg Ketanest statt 50...)

saddamski
07.12.2007, 12:04
Wobei das mit dem telefonischen deligieren ja eigentlich auch sehr bedenklich ist?

Eigentlich sagt man doch keine Anweisungen und Diagnosen über das Telefon?!

RS-USER-emergency doc
07.12.2007, 12:10
Also wenn ich medizinisches Fachpersonal vor Ort habe (und als solches muss man einen RA zweifellos betrachten) hätte ich keine Bedenken ähnlich zu verfahren, wie ich es auch mit Schwestern auf der Station mache. Also "mach schon mal XYZ, bin gleich da..." seh ich jetzt nicht als Problem.

RS-USER-DoktorW
07.12.2007, 12:19
Weil es gerade passt: Ich hatte vergangene Woche den Super GAU! Ampulle verwechselt, bzw. von jemand anderem falsch einsortiert und ich hab in der Hektik nicht geschaut.
Das Noradrenalin hatte nen leicht anderen Effekt, als das eigentlich geplante Midazolam :-p

RS-USER-Rettungsente
07.12.2007, 13:11
Die telefonische Anordung ist schon eine sinnvolle Sache, aber eben leider nur dann, wenn sich der Arzt auf die anwesenden RA verlassen kann. Was ist aber, wenn die Verdachtsdiagnose falsch ist oder andere Faktoren übersehen werden (Allergien...)

Wenn alles gut geht sicher eine schöne Sache und ich hatte auch noch nie negative Erfahrungen damit. Gerade die Kommunikation vorab um eine passende Klinik zu finden oder ggf. vom Rettungsstellenarzt den Zugang und die Infusion "billigen" zu lassen, weil gerade kein NA zur Verfügung steht ist mir sicherer als alles komplett allein zu entscheiden...

VG Rettungsente

RS-USER-apoplex
07.12.2007, 14:49
Was ich auch seltsam finde - junger gesunder Mann mit extremen Schmerzen beruhigt sich von 1 mg Midazolam, so dass er offensichtlich trotz stärkster Schmerzen ohne Analgesie auskommen kann - irgendwas passt da für mein Verständnis her nicht

RS-USER-DocMezzoMix
07.12.2007, 14:52
Original geschrieben von Rettungsente
Die telefonische Anordung ist schon eine sinnvolle Sache, aber eben leider nur dann, wenn sich der Arzt auf die anwesenden RA verlassen kann. Was ist aber, wenn die Verdachtsdiagnose falsch ist oder andere Faktoren übersehen werden (Allergien...)


Viel interessanter ist, ob sich der RA auf den Arzt verlassen kann.
Ich denke, wie die rechtliche Sicherheit von Telefon-Delegation aussieht weiß jeder, der einmal eine RA Schule besucht hat...richtig, nur der anwesende Arzt darf überhaupt delegieren.
Und wenn da etwas schief geht, ist es der RA der sich auf den Arzt verlassen muss, damit dieser sagt: "Ja richtig, ich habe dem RA die Anweisung erteilt, diese Massnahme durchzuführen, und ich stehe dafür in aller Konsequenz gerade."
Dies geschieht vermutlich nicht, wenn der Patient sozialverträglich frühablebt, und dann steht er da, der RA... und kann sich nur noch auf §34 StGB berufen..Viel Glück.

Bei uns gibt es Medikamente immer nur in einer Dosierung auf dem Auto, und wenn diese sich ändert, wird eindringlich informiert (wie z.B. bei der Größenänderung bei Dormicum) damit jeder es weiß.

Desweiteren gibt es die Erweiterten Versorgungsmassnahmen, die bestimmte Medikamente "absegnen". Leider fehlt hier auch noch eine Schmerzmedikation wie Ketanest S oder Morphium...

Fakt ist also: Wenn ich einem Patienten ein Medikament gebe, kann ich dies tun, ohne Probleme, Entweder weil es in den EVMs drin ist, dann ist das völlig Problemlos, wie ein Zugang oder sonstwas alltägliches... oder ich mach es über § 34, dann habe ich aber keinerlei Rechtssicherheit und vor allem keine Arbeitgeberhaftpflicht, die meine Schäden ersetzt, wenn es doch jemand anders sieht als ich.


Fies finde ich übrigens immer die Ratiopharm Ampullen: MCP vs. Novalgin. Beide klein (2ml), braun, mit weißem Etikett und braunem Streifen und im Koffer nah beieinander (Alphabet)...nachts um 3 schau ich da auch immer zweimal hin...

RS-USER-Rugger
07.12.2007, 17:39
Original geschrieben von DoktorW
Das Noradrenalin hatte nen leicht anderen Effekt, als das eigentlich geplante Midazolam :-p Weia!!! Und, neue Rekordwerte aufgestellt???
Original geschrieben von apoplex
Was ich auch seltsam finde - junger gesunder Mann mit extremen Schmerzen beruhigt sich von 1 mg Midazolam, so dass er offensichtlich trotz stärkster Schmerzen ohne Analgesie auskommen kann - irgendwas passt da für mein Verständnis her nicht Midazolam gibt es ja nunmal auch in zwei verschiedenen Dosierungen - vielleicht ist ja da auch was durcheinander gekommen?! ;)

R.

RS-USER-DoktorW
07.12.2007, 17:57
erstaunlicherweise hat er die 4 mg (!) geschmeidig weggesteckt :D

RS-USER-apoplex
07.12.2007, 18:14
Midazolam gibt es ja nunmal auch in zwei verschiedenen Dosierungen - vielleicht ist ja da auch was durcheinander gekommen?!
War auch meine Idee - wollte ich so aber nicht schreiben
Vielleicht nach dem Motto -1 mg sind 1/5 Ampulle
Bei der großen Ampulle kann 1/5 aber auch mal eben 18 mg sein ;-)

RS-USER-Rugger
08.12.2007, 08:29
Original geschrieben von DoktorW
erstaunlicherweise hat er die 4 mg (!) geschmeidig weggesteckt :D Respekt!!!

R.

RS-USER-DoktorW
08.12.2007, 08:51
ich dagegen habs nicht ganz so gut weggesteckt. War knapp vor dem Unterhosenwechsel :D