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RS-USER-Rettungsente
07.12.2007, 10:52
Ihr erhaltet in der Nacht einen Auftrag als RTW zu einem Rastplatz an der Autobahn zu fahren, wo sich ein Bürger mit Rückenschmerzen befinden soll.
Am Einsatzort findet ihr zwischen meheren LKW eine Gruppe LKW Fahrer aus den GUS Staaten. Einer von ihnen ist total unruhig, hat ein schmerzverzerrtes Gesicht und hält sich mit der rechten Hand den Rücken.
Leider spricht kein anwesender unsere Landessprache - wie machtt ihr weiter???

VG Rettungsente

RS-USER-DocMezzoMix
07.12.2007, 15:22
Juhu, ein Todeslasterfahrer...

Wir fragen ob ein intelligenter Mensch dabei ist, welcher neben Russisch auch eine relevante Weltsprache wie Englisch, Französich oder Spanisch oder gar Deutsch spricht.

Wenn nein..naja, er soll in seinem Laster sitzen bleiben, und wir machen mal die Basics: EKG, RR, SpO2, BZ.
Dann schauen wir einmal, ob er irgendwo OP-Narben hat oder blaue Flecken, ob er seine Beine bewegen kann, und ob er dort Schmerzen empfindet.
Wir hauen mit der Faust aufs Nierenlager, schauen ob er springt.

Ich vermute mal wir haben die Wahl aus 3 Wahrscheinlichen Verdachtsdiagnosen:

1. Rücken ... Der Patient hat Rücken-> Wenn er Parästhesien zu erkennen gibt:
Rufen wir uns den Abrollcontainer Technische Unfallhilfe wegen der Plattform und nehmen unser Spineboard und ziehen in aus seinem LKW ;) Fahren ihn in eine Klinik, die können auch genauer schauen, ob es "Rücken" ist.

2. Niere, Der PAtient hat eine Nierenkolik, dies würde sich z.B. zeigen, wenn die Schmerzen sich in unserem beisein ändern.
Da hoffen wir dann mal für den Patienten, dass er Bargeld dabei hat, und bestellen uns den ÄBD.

3. Der Patient hats am Herzen. Auch hier wird es relativ einfach ;) Wir ziehen uns einen Arzt hinzu und schauen, ob er vielleicht Russisch kann ;)

Bei allen 3 Patienten macht es Sinn, einen PVZ zu legen, und zu schauen, wie er sich entwickelt. Hier spielt die Zeit für uns.

Vermutlich wirst du mir jetzt sagen, er hat was ganz anderes ;) Ich bin heut so unmotiviert, wollte dich aber nicht alleine lassen ;)

RS-USER-emergency doc
07.12.2007, 15:37
Also ich würd den Patienten auch mit "Niere" ins Krankenhaus fahern, aber bis auf die Tatsache, daß die Fahrer alle schon ausgestiegen sind und in einem Grüppchen zusammenstehen ist deine Vorgehensweise denk ich schon korrekt.

Ich weiss, ich weiss, wieder mal meine schlechten Erfahrungen mit Truckern, aber man könnte auch mal gucken, ob er "Messerstecherei" hat. Kommt bei Euch die Pol. auch automatisch zu Einsätzen auf der Autobahn?

RS-USER-DocMezzoMix
07.12.2007, 15:59
Och Menno... ausgestiegen...
Wir hatten die Woche eine FoBi bei der Feuerwehr mit der Rettungsplattform und dem AB TUH (http://www.feuerwehr-wiesbaden.de/File/Start.php3?page=Geraetewagen.dat)..ich finde das sollten wir schon öfters mal rausholen ;)

Diese Messerstecherei- Geschichte (nicht das ich Vorurteile hätte) hatte ich auch im Kopf... aber habe dann doch nur "OP-Narben und blaue Flecken" geschrieben... ich war schon mit den Sprachen politisch unkorrekt, einmal reicht pro Post ;)

Nein, die Polizei kommt nicht automatisch mit.
Nur bei Unfällen oder Lagen die ihre Anwesendheit erfordern, oder sie den Notruf entgegen genommen haben und Kapazitäten frei sind.

Ansonsten fahren wir solo.. und warten auf der Autobahn oft auch relativ lange, weil das "Revier" der Autobahnpolizei recht groß ist...

RS-USER-DocMezzoMix
07.12.2007, 16:18
Och Menno... ausgestiegen...
Wir hatten die Woche eine FoBi bei der Feuerwehr mit der Rettungsplattform und dem AB TUH (http://www.feuerwehr-wiesbaden.de/File/Start.php3?page=Geraetewagen.dat)..ich finde das sollten wir schon öfters mal rausholen ;)

Diese Messerstecherei- Geschichte (nicht das ich Vorurteile hätte) hatte ich auch im Kopf... aber habe dann doch nur "OP-Narben und blaue Flecken" geschrieben... ich war schon mit den Sprachen politisch unkorrekt, einmal reicht pro Post ;)

Nein, die Polizei kommt nicht automatisch mit.
Nur bei Unfällen oder Lagen die ihre Anwesendheit erfordern, oder sie den Notruf entgegen genommen haben und Kapazitäten frei sind.

Ansonsten fahren wir solo.. und warten auf der Autobahn oft auch relativ lange, weil das "Revier" der Autobahnpolizei recht groß ist...

RS-USER-emergency doc
07.12.2007, 16:25
Original geschrieben von DocMezzoMix
AB TUH (http://www.feuerwehr-wiesbaden.de/File/Start.php3?page=Geraetewagen.dat)

Oh... "Glasmanagement" sagt man jetzt... Früher nannten wir das noch Schaufel und Besen ...:grins:

RS-USER-Rettungsente
07.12.2007, 16:36
LEIDER keine technische Rettung nötig! Tut mir wirlich leid.

Der Russe kann leider keine weitere Sprache, also mit Zeichensprache in den RTW, die Untersuchung gestaltet sich sehr schwer, da er sich nicht hinlegen möchte und auch nicht sitzen will.
Schnell ist der Oberkörper entkleidet und inspiziert...keine Haematome, Wunden, Bauchdecke wirkt gespannt, Auskultation ist initial wegen der starken Schmerzen nicht möglich!

KÄND ist keine Option, da die Gegend abgelegen und der Kontakt zum Arzt direkt nicht möglich ist.

Vitalwerte: RR bei 150/ 90; HF 115 1/min, SpO2 99%

Die Schmerzen sind weiter unheimlich stark - Weg zur Klinik ca. 25 Minuten mit SoSi über die Autobahn...

Wie weiter??

RS-USER-emergency doc
07.12.2007, 16:39
Dann nehme ich mal an, daß auch ein Notarzt erstmal 25 Minuten braucht, um da zu sein, also dfällt (IMHO) diese Option weg. VZ-Kontrolle, Transport in die Klinik unter Sosi, und da gucken lassen... Der Patient wirkt ja kreislaufstabil...

RS-USER-DocMezzoMix
07.12.2007, 16:48
Wenn die Bauchdecke gespannt ist.. da könnte man mit dem Spreizer.. äh ich meine "akutes Abdomen" ist ja somit definiert.
Da würde ich auch Zugang legen, und Abfahrt.

RS-USER-Rettungsente
07.12.2007, 16:50
Wie steht es mit der Analgesie?
Er will oder kann nicht still liegen oder sitzen bleiben??

RS-USER-pille
12.12.2007, 12:49
Original geschrieben von Rettungsente
Wie steht es mit der Analgesie?
Er will oder kann nicht still liegen oder sitzen bleiben??

Und?

Geht's hier nicht weiter?

Wenn kein Doc in der Nähe, bleibt zur Analgesie ja wohl nur noch der Kartoffelschnaps im Handschuhfach... ;)

Unklare Rückenschmerzen und komische Blicke des Betroffenen....
"Immer an ein Aneurysma denken"...

Wobei der RR dafür ja noch fast gut ist...

Wie ED würd' ich als worst case Betrachtung sagen : Ohren anlegen & ab dafür. D:-)

leuchtreklamefahrer
13.12.2007, 18:57
Kurz zu klären:

Eintreffzeit NEF
Eintreffzeit RTH

Anfahrtsweg zum nächsten KH...(25 min)

Ansonsten EKG dran, zwei großlumige Zugänge rein und ab, Patient so gut und angenehm wie möglich auf die trage...

RS-USER-Rettungsente
13.12.2007, 20:56
okay Zugang ist mit mühe gelegt, Patient will noch immer nicht sitzen bleiben!

RS-USER-pille
13.12.2007, 21:25
Original geschrieben von Rettungsente
Patient will noch immer nicht sitzen bleiben!

Ja mein Gott, dann bekommt er eben einen Stehplatz im RTW...
Sollte abrechnungshalber auch nicht das Problem sein.;)
Alternativ kann sich während der ja durchaus spannenden, aber "sütje" vorzunehmenden Lampionfahrt der Prakti mal dem Schwebetisch in der Horizontalen widmen...

Hier noch eine großartige Kasuistik aufzustellen, verbietet sich, wie gesagt, vor dem Risikohintergrund & dem relativen Arztmangel.

RS-USER-Rettungsente
14.12.2007, 17:42
okay ich beende die schleppende Trainingsdebatte mit der Auflösung:

Pat. mit starker Nierenkolik, Analgesie nach telefonischer Absprache mit 40 mg Buscupan und 1 g Novalgin; Lagerung auf der Trage, Abfahrt zum Treffpunkt mit dem NA, weitere Analgesie - anschl. komplikationsloser Transport.

MFG Rettungsente

RS-USER-DocMezzoMix
14.12.2007, 18:00
Telefonische Anordnung...der Mutige lässt sich drauf ein und glaubt, diese wäre auch nur 1cent wert...

RS-USER-pille
14.12.2007, 23:31
Original geschrieben von Rettungsente
okay ich beende die schleppende Trainingsdebatte mit der Auflösung:

Pat. mit starker Nierenkolik,

Moin,

schleppend ist relativ...
Wie gesagt, kein Mediziner vor Ort & zeitnah erreichbar: Es ist doch nur eine insgesamt als uneindeutig zu bezeichnende Symptomatik vorhanden, die den bereits mehrfach angedeuteten Schluß des "Transport irgendwie & gut" zuläßt.

Wie, wann & wo kommt's zu der Aussage: Nierenkolik?
WER hat das vor Ort diagnostiziert?
Nach Ablieferung & anschließender klinischer Diagnostik...okay.

Aber so jetzt vor Ort wird am Telefon entschieden, daß der Patient das hat & entsprechend dürfen da Medikamente infundiert werden?

Die Buscopan..naja, die laß ich fast noch gelten.
Aber Novalgin...

so mal husch, husch ist nicht.

Novalgin (Metamizol/Novaminsulfon) ist, zumal unter Zeitdruck i.v. i.d.R viel zu schnell appliziert, nicht ganz frei von Tücke.
:eek:

Als Zumischung in einer Infusion wiederum gemessen am Wirkungsverhalten präklinisch irgendwie witzlos...


Original geschrieben von DocMezzoMix
Telefonische Anordnung...der Mutige lässt sich drauf ein und glaubt, diese wäre auch nur 1cent wert...

Das ist auch in meinen Augen ein schmaler Grat, auf dem ihr da wandelt...

RS-USER-Elektro-Dengel
15.12.2007, 13:02
Original geschrieben von pille

Als Zumischung in einer Infusion wiederum gemessen am Wirkungsverhalten präklinisch irgendwie witzlos...


Metamizol ist ein HOCHpotentes Analgetikum! Daher sollten sich da auch bei der beliebten Kurzinfusion die Schmerzen bessern. Dass man Novalgin nur langsam fixen sollte, sollte jedem, der so ne Ampulle in die Hand nimmt, klar sein!

RS-USER-Rettungsente
15.12.2007, 14:14
Die telefonische Anordnung von Maßnahmen durch den NA hatte ich bereits schon einmal zur Debatte in einem anderen Threat gestellt.
Wer stellt die Verdachtsdiagnose?
NA & RA !
Der NA bekommt ein umfassendes Bild per Telefon übermittelt und bittet seiner Seite um bestimmte Test und dann haben wir eine Verdachtsdiagnose. Die Analgesie kann man sicher auch anders machen (auf dem RTW allerdings bei uns nicht!), aber hinsichtlich der Potenz von Metamizol wollen wir mal nicht übertreiben. Ich sehe das Problem eher in der recht hohem Warscheinlichkeit einen Anaphylaktischen Schock auszulösen. Aber dann hätte dieses Problem genau so per Telefon gelöst werden können :)
Im übrigen war der Patient erst nach weiteren 15mg Dipidolor schmerzfrei.
Die Art und Weise der Medikamentengabe muss in einem solchen Fall klar vom NA genannt werden und setzt voraus, das die RA vor Ort die Anweisungen 1:1 umsetzen!

VG Rettungsente

RS-USER-Elektro-Dengel
15.12.2007, 15:18
Nun, über die analgetische Potenz des Metamizol können ja die Herrn und Damen Ärzte was sagen. Ich für meinen Teil kenne es als gut wirksames Analgetikum! Dass es im RD oft unterschätzt wird, liegt meines Erachtens, daran, dass es deutlich länger zum anfluten braucht als die meisten im RD gebräuchlichen Opiate!

Zur telefonischen Anweisung:

Ich lass mir diesbezgl. nix sagen am Telefon. Ich käm gar nicht auf die Idee den NA auf Anfahrt anzurufen. Denn ich steh draussen beim Patienten und muss mit den "Wirkungen und unerwünschten Nebenwirkungen" der Medis, die ich geb, klarkommen. Für die Medikamentengabe, die ich draussen durchführ, trag ich die Verantwortung und nicht ein NA der den Pat. noch nicht mal gesehen hat! Also entweder mach ich es eigenverantwortl. oder ich lass es ganz bleiben.