PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 100% Blutdruck



Seiten : [1] 2

arolina66
05.04.2008, 13:40
Hallo, ich bin neu hier im Forum und muss mich erstmal als chirurgische Assistentin outen, denn den Cartoon, der mir vorschwebt, habe ich neulich selbst erlebt...
Gefäßoperation an der Halsschlagader, ich will zunähen und frage im Rahmen der Kontrolle auf Bluttrockenheit den Anästhesisten, zu dem ich als chirurgische Assistentin naturgemäß ein etwas angespanntes Verhältnis habe :rolleyes: , wie hoch der Blutdruck ist.
Seine spontane Antwort: " Hundertprozentig!", macht kehrt und drückt mit beiden Händen minutenlang die Infusionsflasche...:confused:

Hundert Prozent Blutdruck ist seitdem bei uns im OP schon zum geflügelten Wort geworden...:D

Viele Grüße, arolina66

E.E.Gal
05.04.2008, 21:43
jetzt erklär mir als med. Laien mal bitte Bluttrockenheit ....

arolina66
05.04.2008, 22:11
Man näht eben erst zu, wenn es nicht mehr blutet...z.B. aus der Gefäßnaht...
Und die Stärke einer solchen Blutung verhält sich sozusagen proportional zum aktuellen Blutdruck. Ist der in dem Moment niedrig, blutet auch nix...erst beim Ausleiten dann oder im Aufwachraum...:(

RS-USER-Katja
06.04.2008, 04:42
Wenn ich jetzt sage, daß sich die Stärke der Blutung in erster Linie zur Qualität der Naht (und vielleicht noch der Gefäßes) und ggf. noch der Gerinnung proportional verhält (wenn wir mal nicht von Blutdrücken über 200mmHg ausgehen), bin ich wieder die Böse.... :D ;)

RS-USER-Rettungsziege
06.04.2008, 07:25
Schade, dass man da keine Blutleeremanschetten anlegen kann. :grins:

E.E.Gal
06.04.2008, 08:11
Können schon... (das mit dem Dürfen interessiert dann den Staatsanwalt)
Ich stell mir das grad vor Pat. mit Blutdruckmanschette um den Hals. Da kann man daoch was draus entwickeln, denke ich....

RS-USER-apoplex
06.04.2008, 09:21
Schade, dass man da keine Blutleeremanschetten anlegen kann.Natürlich wird während der Operation eine Blutleere hergestellt und das betreffende Gefäß abgeklemmt - bei funktionierender Gefäßversorgung ist es auch kein großes Problem, auf eine A. Carotis zu verzichten, da sich die vier Zuflüsse zum Gehirn in einem Gefäßring vereinen, von dem dann die Versorgung geschieht.

arolina66
06.04.2008, 11:03
Das mit der Proportionalität der Blutungsstärke zum Blutdruck war für den medizinischen Laien...
Knackpunkt des Vorfalles ist ja auch eigentlich die plötzlich notwendige Druckinfusion bei "100% Blutdruck", nur falls ihr das noch nicht so ganz verstanden habt...:D
Es gibt da eben ein anscheinend nicht zu behebendes Kommunikationsproblem zwischen Chirurgen und Anästhesisten.
Wir fragen nach der Höhe des Drucks, um zu wissen, ob die Naht einen normalen oder auch etwas höheren Druck aushält.
Der Anästhesist fühlt sich sofort angegriffen und kontrolliert.
Ich kann ja schon froh sein, wenn mir überhaupt Auskunft gegeben wird, wobei man mit der Auskunft "100%" nicht wirklich etwas anfangen kann:confused:
zumal sie wohl auch nicht ganz der Wahrheit entsprach...:rolleyes:

Viele Grüße, arolina66

RS-USER-Katja
06.04.2008, 14:59
Ich will ja keinen Humorfred entfremden, aber wenn ein grundsätzlich angespanntes Verhältnis herrscht, hat das oft was mit beiden Seiten und einer langen Geschichte zu tun; Abhilfe kann ein freundliches Gespräch auf dem Flur oder in sonstigen OP-fernen Räumen bringen - ohne den üblichen Anschuldigungscharakter eine chirurgischen M&M-Konferenz bringen. Es gibt kein nicht zu behebendes Problem - wenn man es beheben will. Ich habe auch Chirurgen, bei denen es mir den Aufwand nicht wert ist, weil sie einfach rundum ausgemacht Armleuchter sind, aber bei allen anderen kann man es versuchen :)
Daß es keinen 100%igen Blutdruck gibt, war mir schon klar :D Spricht ein bißchen dafür, daß der Kollege gerade mit den Gedanken wo anders war und sich ertappt fühlte ;) oder daß er Wortfindungsschwierigkeiten hat (die habe ich manchmal auch... :-p )

RS-USER-Rettungsziege
06.04.2008, 15:58
Original geschrieben von apoplex
Natürlich wird während der Operation eine Blutleere hergestellt und das betreffende Gefäß abgeklemmt - bei funktionierender Gefäßversorgung ist es auch kein großes Problem, auf eine A. Carotis zu verzichten, da sich die vier Zuflüsse zum Gehirn in einem Gefäßring vereinen, von dem dann die Versorgung geschieht.

Das ist mir schon klar.
Blos mit Manschette wäre es doch interessanter. ;)

RS-USER-Picasso
06.04.2008, 18:03
Original geschrieben von Katja
Ich will ja keinen Humorfred entfremden, aber wenn ein grundsätzlich angespanntes Verhältnis herrscht, hat das oft was mit beiden Seiten und einer langen Geschichte zu tun; Abhilfe kann ein freundliches Gespräch auf dem Flur oder in sonstigen OP-fernen Räumen bringen

ich halte das lieber so wie auf einem Cartoon von Rippenspreizer

http://www.rippenspreizer.de/4images/details.php?image_id=292&mode=search

Ich bin mir ziemlich sicher, soweit ich das aus meiner Zeit im OP beurteilen kann, dass die Chirurgen sehr gute Kenntnis im handwerklichen Bereich haben und dementsprechend häufig in anderen Bereichen schwächeln. Ich glaube kaum, dass Chirurgen, die sich in einer massiven innerdisziplinären Ellenbogengesellschaft behaupten müssen, in der Lage sind, auf andere Bereiche zuzugehen und eine Einigung zu finden, da dies immer Zugeständnissen bedarf, zu denen Chirurgen meiner Erfahrung nach nicht in der Lage sind ;).

Es grüßt euch
Picasso

arolina66
06.04.2008, 18:21
Ich hatte schon befürchtet, dass ich hier als Minderheit kein Bein an die Erde bekomme...
könnte es nicht einfach auch sein, dass es überhebliche Anästhesisten gibt?
Sicher versteht ihr von Notfallmedizin und Narkose mehr als wir, aber die Patienten kommen nicht wegen der Narkose ins Krankenhaus...
Aber wie ihr seht, der Konflikt ist anscheinend wirklich nicht zu beheben...:( schade
Viele Grüße, arolina66

RS-USER-emergency doc
06.04.2008, 20:09
[Kopfschüttel...] Arolina, scheint wirklich eher ein Kommunikationsproblem in eurer Klinik zu sein... Ich hab bisher selbst in Kliniken, in denen ab Chefebene offiziell Chirurgisch-Anästesiologische Kriege geführt wurden nie ein Problem gehabt, durch freundliches Auftreten, kollegiales Verhalten und Respekt dem andren gegenüber ein für mich gutes Arbeitsklima zu schaffen...

RS-USER-Defi Brillator
06.04.2008, 20:42
Original geschrieben von arolina66

Sicher versteht ihr von Notfallmedizin und Narkose mehr als wir
So ist es allerdings! Du hast aber die Intensivmedizin vergessen :D
Viele Probleme im OP & auf der Station würden gar nicht auftreten, wenn unsere befreundeten operativen Disziplinen :-p das mal verinnerlichen täten...

:peace:


Edith hat die Schmerztherapie vergessen

RS-USER-Katja
06.04.2008, 21:51
Original geschrieben von arolina66
Ich hatte schon befürchtet, dass ich hier als Minderheit kein Bein an die Erde bekomme...
könnte es nicht einfach auch sein, dass es überhebliche Anästhesisten gibt?

Ja, gibt es, keine Frage! Der Beruf des Anästhesisten spricht nicht frei von Dummheit, Ungeschicklichkeit, Faulheit und/oder Arroganz.
Der Emergency Doc ist übrigens auch Chirurg, Ihr dürft Euch also verbünden ;) Und ihn haben wir auch nicht gefressen... :knuddel:

Ich wünschte mir aber manchmal, daß einige wenige chirurgische Kollegen sich daran erinnern, daß sie keine Anästhesisten sind und mir nicht erzählen, was ich für Katecholamine nehmen soll oder daß der MAP von 50mmHg für die HNO-OP nötig wäre bei dem Patienten mit der 3-Gefäß-KHK... aber das sind die beschriebenen "Das haben wir schon immer so gemacht"-Vertreter oder Leute, die meinen, sie können jeden rumkommandieren (aber zu Hause wahrscheinlich nicht unterm Tisch rausgucken dürfen, weil sie dann Schelte von ihrer Frau bekommen, daß sie den Teppich dreckig machen :grins: ).

Aber wie gesagt, wir wandern ein wenig weg von Thema...

PS: Klar kommt keiner wegen einer schönen Narkose ins Haus, aber ohne will auch keiner so recht ;)
:peace:

arolina66
06.04.2008, 22:10
Dann habe ich anscheinend Pech mit "meinen" beiden Exemplaren...
Ich war und bin freundlich...aber es hat Jahre gedauert, bis man sich herabließ, guten Morgen zu sagen...!
Assistenten , zumal auch noch Frauen, sind in den Augen der beiden Herren offensichtlich unter ihrer Würde..
Und dann auch noch so geheime, zutiefst anästhesiologische Werte wie den intraoperativen Blutdruck wissen wollen!
Ich nehm's mittlerweile mit Humor, und wenn's ganz schlimm kommt, rückt mein Chef sie zurecht:D

Gute Nacht, arolina66

RS-USER-Rettungsziege
06.04.2008, 22:38
Mal 'ne blöde Frage.
Was ist überhaupt eine chirurgische Assistentin? Eine OTA?

RS-USER-Katja
07.04.2008, 02:04
Eine Assistenzärztin der XY-Chirurgie (sprich: Jemand in der Ausbildung zum Facharzt).
Hat nicht mit MTA, RTA, PTA usw. zu tun.

Ich kenne inzwischen ein paar hundert Chirurgen auf beiden Seiten des Atlantik; der Anteil an Armleuchtern ist bei den Kardiochirurgen überragend hoch, aber ich kenne keine Fachrichtung (inklusive meiner eigenen), die nur freundliche, kompetente und kommunikative Mitmenschen beinhaltet. Für die allermeisten gilt normal, daß man sich arrangieren kann und spätestens nach einer gemeinsam durchgestandenen Katastrophe einander mit Respekt behandelt (so man sich den Respekt verdient hat).
Habt Ihr nur zwei Anästhesisten? Da wäre ich auch mißlaunig... :-p
Viel Erfolg bei der Stimmungshebung!

arolina66
07.04.2008, 13:17
Ist "nur" ein kleines Krankenhaus...mehr bringen wir da nicht unter.
Genauer will ich da nicht drauf eingehen, wer weiß wer hier so mitliest...:rolleyes:
Sicher gibt es unangenehme Zeitgenossen in allen Berufssparten, sicher auch bei Chirurgen. Aber da habe ich mehr Glück:D
Viele Grüße, Arolina66

RS-USER-emergency doc
08.04.2008, 20:09
Original geschrieben von Katja

Ich wünschte mir aber manchmal, daß einige wenige chirurgische Kollegen sich daran erinnern, daß sie keine Anästhesisten sind und mir nicht erzählen, was ich für Katecholamine nehmen soll oder daß der MAP von 50mmHg für die HNO-OP nötig wäre bei dem Patienten mit der 3-Gefäß-KHK...

Oder Anästhesisten, die denken, sie wären Chirurgen, und uns erzählen wollen, ob wir den Bauch nochmal aufmachen müssten oder nicht, daß das Bein abmüsse oder nicht usw... ;) :knuddel: