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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Legale Drogenabgabe



R.Klein
11.04.2008, 18:14
Hallo,

nachdem hier im Bergischen Städtedreieck in 5 Tagen 4 Drogenabhängige an versehentlichen Überdosen durch zu reines Heroin gestorben sind gehen mir derzeit zwei Forderungen einer Elterninitiative durch den Kopf wo ich doch ganz gerne mal eure Meinung zu hören würde.

Die erste Forderung ist das Drogenkonsumenten die Möglichkeit erhalten sollen mit ihren Drogen an Apotheken und Krankenhäuser rantreten zu können um diese dort auf Reinheitsgehalt und beigemengte Stoffe Untersuchen lassen zu können ohne das die Abhängigen bzw die Untersuchenden Stellen in Schwierigkeiten mit dem Gesetzt kommen können.

Die zweite Forderung lautet das Schwerstabhängige sich Heroin auf Arztrezept beschaffen können.

Ich sehe diese Forderungen sehr zwiespältig und habe um ehrlich zu seien bisher keine Ahnung was ich davon halten soll, es gibt für mich einfach zuviele pro's und contra's als das ich da für mich selbst bisher zu einem Ergebniss gekommen wäre ...

RS-USER-pille
11.04.2008, 19:12
Original geschrieben von R.Klein
Die erste Forderung ist das Drogenkonsumenten die Möglichkeit erhalten sollen mit ihren Drogen an Apotheken und Krankenhäuser rantreten zu können

.............

Die zweite Forderung lautet das Schwerstabhängige sich Heroin auf Arztrezept beschaffen können.


Moin!

Zu 1: NEVER, NEVER & NEVER AGAIN...

Da zunächst der Besitz jeglicher "Kleinstmengen" Diacetylmorphin immer unter's BTM Gesetz und damit einem generellen Verkehrsverbot fällt, entfällt somit auch die Basis für eine Analytik...
.....
Nach Kostenerstattung für Zeit- & Personalaufwand frag ich mal gar nicht erst.


Zu 2: ist gegenwärtig in der Diskussion mit Für & Wider.

Persönlich bin ich nach 10 Jahren Drogi-betreuung in der Apo (bis zu 20 Klienten/d) damit "durch", was ich so an menschlichen Wracks geshen habe.

aber das ist ne andere Geschichte...

RS-USER-DocMezzoMix
11.04.2008, 22:41
Mehr reines Heroin auf den Markt..wenn sich das rumspricht hat sich das Drogenproblem hoffentlich bald gelöst. (PROVOKATION!)Entweder alle Tod oder ale zu viel Angst.

Meine Erfahrung aus der legalen Substitution:
Jedes Wochenende wieder Anrufe von irgendwelchen Spaggos die von uns mehr oder anderes bekommen wollen, weil sie ihres verloren, geklaut bekommen oder schon genommen haben.

Der Altnoob
12.04.2008, 20:44
@R.Klein:

Ich kann Dir nicht genau sagen, wie viele Drogenabhängige ich in den mittlerweile knapp 14 Dienstjahren gesehen habe, die voll Überzeugung die Therapie als Chance gesehen haben und nie wieder einfahren wollten - und die dann doch 4, 6 oder 8 Wochen später wieder im Knast landeten...

Zu Deinen Vorschlägen:

1: Halte ich aus den bereits von pille genannten Gründen für undurchführbar - und die Kostenfrage ist auch nicht ganz uninteressant: Wenn schon bei den Suchtberatungsstellen auf Teufel kommt raus gekürzt wird, kann ich mir nicht vorstellen, dass Apotheken oder Krankenhäuser für solche Maßnahmen ein Budget zur Verfügung gestellt bekommen - ausserdem ist es einem Junkie, der grade auf Turkey ist, sch**ßegal, wie rein der Stoff ist, der braucht einfach seinen Schuß...

2: Es mag sein, dass im Fall eines therapieunwilligen oder -unfähigen Drogenabhängigen die ärztlich kontrollierte Abgabe von Heroin ein erfolgreiches Mittel zur Verbesserung der Lebensumstände sein kann - aber ich habe bei dieser Sache immer ein wenig die Befürchtung, dass darunter andere Subsitutionsangebote (Pola / Metha) leiden können, die ja eher auf den Ausstieg aus der Sucht ausgerichtet sind.
Meistens kommt der Beikonsum bei Subsituierten ja aus dem Grund heraus, dass Methadon / Polamydon eben nicht "high" macht - somit wäre es doch für den Abhängigen in manchen Fällen eher "interessant", sich in die Kategorie Schwerstabhängiger zu begeben, um dem Druck, mittels Subsitution sich seiner Drogensucht zu entziehen, entgehen zu können...

RS-USER-Katja
13.04.2008, 07:18
Zu eins: Wenn ich mir meine zahlreichen Drogis hier ansehe - SF hat ein immenses Angebot an Dingen, die kostenlos zu bekommen sind, wenn man drogenabhängig ist, es interessiert nur in der Regel keinen derer, auf die es eigentlich ausgelegt ist. Und der Altnoob hat sicher recht, daß es den meisten egal ist, wie rein oder unrein das ist, außer sie sind Dealer und wollen es verschneiden...
Davon ab sind die Kosten sicher immens.

Zu 2.: Dafür, unter einer Bedingung - wer beikonsumiert, fliegt sofort raus. Damit bleiben dann aber fürchte ich nur noch sehr wenige übrig. Wobei mich in SF immer wieder fasziniert, wieviele Drogenabhängige hier einen Job haben und irgendwas arbeiten, außer Crackabhängigen, die haben in der Regel nichts mehr.
Aber das hat mich in D immer gewundert, wenn es in der Akte hieß, der Patient seie auf Methadon und würde nebenbei noch Amphetamine etc. nehmen; ich dachte immer, das ist ein Ausschlußkriterium für Methadontherapie?
Und wo endet das Bezahlen von Drogen? Nur iv-Drogen? Bezahlt man auch Fußballtrainern und Modells ihr Koks, wenn sie Abhängigkeit nachweisen? Und was ist mit dem gemeinen Alkoholiker? :grins:

R.Klein
14.04.2008, 11:38
Sorry Altnoob aber das sind nicht meiner Vorschläge sondern die einer Elterninitiative !

Rettungszwergin
14.04.2008, 12:09
ich denke nicht, dass es eine befriedigende Antwort geben kann. Ich bin ganz persönlich der Meinung, dass man aus jeder Abhängigkeit rauskommen kann, also ich spreche von Drogen. Auch Alkohol und Zigaretten zähle ich dazu. Daher sollen sie entziehen und fertig. Ich sehe nicht ein, warum alle zahlen sollen. Das gilt wirklich für alle Abhängigne ob nu an der Nadel oder an der Flasche.

Ich kann die Eltern durchaus verstehen, die sich solche Gedanken machen, wie R. Klein sie (die Ideen) gepostet hat. Nur, es ändert nichts an der Tatsache. Sucht ist Sucht, und damit nicht wirklich gesund. Ich halte beide Vorschläge für nicht sinnvoll, da an der Ursache sich selbst nichts ändert. Ein klares Nein. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss die Suppe, die er sich eingebrockt hat, selbst auslöffeln. Und die meisten gehen doch eher freiwillig das Risiko einer Sucht ein.

RS-USER-pille
14.04.2008, 13:23
Original geschrieben von R.Klein
die einer Elterninitiative !

Moin,

Darin liegt leider auch das Problem :grins:

Um genügend Aufmerksamkeit zu erzielen, werden die Ziele gerne in ganz populistische Kleider gehüllt.

Würden die sich zunächst einmal um die (rechtlichen) Grundlagen kümmern, bzw. informieren, dann wäre rel. schnell klar, daß ein solches Ansinnen, speziell Punkt 1, vor dem aktuellen "Ist"-Hintergrund durchaus das Prädikat "weltfremd" verdient hätte.

Punkt 2 ist in diesem Sinne auch nicht wirklich "neu", erweitert es doch das Sepektrum der jahrzehntelangen Diskussion um das Für & Wider einer "Ersatztherapie" lediglich um eine weitere dafür zugelassene (ansonsten weiterhin illegale) Substanz.

Ich bin dagegen...
:-meinung

Con
14.04.2008, 16:37
In meinen Augen geht die erste Forderung der Initiative am Thema vorbei. Sinnvoller wäre es, wie in den mir bekannten Drogenhilfeeinrichtungen praktiziert, "saubere Bestecke" auszugeben. Der Reinheitsgrad ist für den Abhängigen eher egal, "hauptsache es knallt".

Die zweite Forderung geht auch am Thema vorbei, der Hintergedanke dabei ist sicher die Thematik der Beschaffungskriminalität. Diese wird aber durch eine Abgabe mittels Rezept nicht wirklich beeinflusst.

Suchtprävention klappt nicht mit Forderungen, wie sie von dieser Initiative gestellt werden. Frühzeitige Aufklärung wäre ein Schritt.

Insgesamt stellt sich mir die Frage, ob im Bergischen Städtedreieck Kommunalwahlen anstehen, welcher Partei die Initiative nahesteht oder ob der dortige Bundestagskandidat irgendeiner Partei schon mal für nächstes Jahr auf Stimmenfang geht.