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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zeitungsartikel über Arbeitsbedingungen einer DRK Rettungsdienst gGmbH



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RS-USER-Sventilator
04.09.2008, 12:25
Artikel über die Arbeitsbedingungen einer DRK Rettungsdiest gGmbH (http://paramedic78.wordpress.com/2008/09/04/artikel-uber-arbeitsvertrage-einer-drk-rettungsdienst-ggmbh/#more-204)

Endlich wird es öffentlich!

Viele Grüße

Sven aka Winny

RS-USER-Hoffi
04.09.2008, 12:32
Naja, wie im Artikel geschrieben wurde: "Wer solche Verträge unterschreibt, ist selber schuld"

Mehr muss man dazu nicht sagen.

RS-USER-Sventilator
04.09.2008, 13:06
Einerseits hast du Recht Hoffi, andererseits wird hier aber auch die schlechte Arbeitsmarktsituation und die Monopolstellung schamlos ausgenutzt und das ganze uner dem Deckmäntelchen der Menschlichkeit.

Manchen Leuten bleibt eben nichts anderes übrig als solche Verträge zu unterschreiben, natürlich immer mit der Hoffnung irgendwann mal korrekt bezahlt zu werden. Ist ja immer noch besser als Arbeitslos, wobei da sich da vom realen Netto (abzüglich Fahrtkosten etc...) niht viel ändern würde. Bei mir war das selbst nach über 4 Jahren nicht eingetreten und jetzt hab ich das Handtuch geschmissen.

RS-USER-Hoffi
04.09.2008, 13:17
Was heißt hier "schamlos ausgenutzt"?

So lange es Leute gibt, die zu solchen Konditionen unterschreiben, scheint es eine angemessene Bezahlung für die Arbeit zu sein, wenn sich keine Angestellten mehr finden lassen, dann muss der Arbeitgeber halt mehr zahlen. Ich finde den Artikel ziemlich einseitig aufgemacht und nur dazu geschrieben den Ruf des DRK zu verschlechtern.

Das einzige was man als handwerklichen Fehler des KV ansehen könnte ist, dass im Arbeitsvertrag keine Stillschweigevereinbarung über die Bedingungen des Arbeitsvertrages aufgenommen wurde. Ansonsten wären solche Veröffentlichungen der Internas auch nicht zulässig.

EDIT zu schnell gelesen, Betriebsgeheimnisse stehen ja drin. Wenn sie nen schlauen Anwalt haben werden sie dir zu leibe rücken und dich auffordern den Arbeitsvertrag aus dem Netz zu nehmen. Könnte für dich teuer werden.

RS-USER-Sventilator
04.09.2008, 13:27
Ist ja kein Betriebsgeheimnis was in MEINEM Arbeitsvetrag drin steht.

Und mit dieser Argumentation könnten wir die Sklaverei oder auch Kinderarbeit ja für gut befinden und einführen da sich bestimmt ein paar Arme Schlucker finden würden die mitmachen.

Ausserdem hat es ja nichts mit Einseitigkeit zu tun, der gute Geschäftsführer ist doch auch zu Wort gekommen. Es gibt doch einen Tarifvertrag mit dem DRK, warum hält man sich denn nicht einfach daran? Dann brauchen wir ja keinen Tarifvertrag wenn eh jeder macht was er will.

Pr0st
04.09.2008, 13:49
Original geschrieben von Sventilator

Und mit dieser Argumentation könnten wir die Sklaverei oder auch Kinderarbeit ja für gut befinden und einführen da sich bestimmt ein paar Arme Schlucker finden würden die mitmachen.


Na das nenne ich mal ein verkorkstes Gegenargument... mal abgesehen davon, dass das DRK keine Monopolstellung inne hat :rolleyes:


Irgendwie regt sich in mir die Hoffnung, dass der Artikel vielleicht die Initialzündung für die Medien sein könnte, sich mal etwas genauer mit dem Thema Rettungsdienst zu befassen. Damit, wer sie denn da vor allem an Wochenenden und Feiertagen "rettet", wie die Leute teilweise (nicht) ausgebildet und (nicht) bezahlt werden und den mafiösen Strukturen, die sich hinter manchen Orts- und Regionalverbänden, GmbHs und gGmbHs verstecken...... :mad: :mad:

RS-USER-Sventilator
04.09.2008, 13:59
Original geschrieben von Pr0st
Na das nenne ich mal ein verkorkstes Gegenargument... mal abgesehen davon, dass das DRK keine Monopolstellung inne hat :rolleyes:


Das war ja auch kein Gegenargument. Nur wenn ich so ala "Wers mitmacht ist selber schuld" argumentiere kann ich so ziemlich alles rechtfertigen was geht. Wie gesagt, dann hol ich mir ein paar Indische Kinder und lass die hier in Fabriken arbeiten, die würden das bestimmt mitmachen weil es ihnen hier besser geht als in Indien aber es bleibt trotzdem falsch.
Mit dieser Argumentation kann ich alles rechtfertigen deswegen find ich sie nicht OK.

Schau mal nach Rheinland-Pfalz und sag mir wer dort den Rettungsdienst betreibt und dann schaust du noch was genauer ins nördliche Rheinland-Pfalz und dann erzählst du mir nochmal, dass es da kein Monopol gibt.

RS-USER-Beule
04.09.2008, 14:15
Original geschrieben von Sventilator

Und mit dieser Argumentation könnten wir die Sklaverei oder auch Kinderarbeit ja für gut befinden und einführen da sich bestimmt ein paar Arme Schlucker finden würden die mitmachen.

Die Sklavehaltung ist aber teurer als die Einstellung von Zeitarbeitern. Wenn dein Sklave krank wird hast du ein Problem. Dem kranken Zeitarbeiter verlängerst du einfach nicht den Vertrag. ;)

Ein Vertrag in dem Stillschweigen über den Vertrag vereinbart wird, würde ich vorm Unterschreiben sehr genau lesen (am besten mit meinem Anwalt zusammen).

Mal abgesehen davon hat der RD ein beschissenes Ausbildungssystem. Auf der einen Seite RD-Schulen, die jeden ausbilden, der seinen Namen fehlerfrei schreiben kann. Das kann man verstehen, immerhin verdienen sie mit jedem Schüler Geld für die eigenen Gehälter. Auf der anderen Seite sitzen die RD-Träger, die sich über Massen von RAiP freuen, die sie nach ein paar Monaten als billige RS einsetzen können. Am besten noch ohen Ausbildungsvergütung und deine Klamotten kaufst du dir am besten auch selber...
Das Ergebnis sind viele ausgebildete RA, die sich auf wenige Stellen bewerben. Wo sollen den da die fairen Löhne herkommen, wenn die AG ohne Probleme jeden unzufriedenen Mitarbeiter durch zwei neue ersetzen können?

IMHO fehlt dem RD ein betriebliches Ausbildungskonzept. Jeder der sich berufen fühlt sucht sich eine Firma die ihn ausbildet. Die Firmen suchen sich geeignete Azubis aus und bilden dadurch nur soviel aus, wie sie brauchen und bezahlen können.
Das funktioniert doch auch in anderen Berufen so. Und erzählt mir nicht, dass eine RA-Ausbildung schwieriger ist, als Energieanlagenelektroniker, Fluggerätemechaniker oder [enter:Traumberuf].

RS-USER-pille
04.09.2008, 14:17
Original geschrieben von Sventilator
Ist ja kein Betriebsgeheimnis was in MEINEM Arbeitsvetrag drin steht.


Nö....
Der ganze Vertrag ist ggf. bereits Betriebsgeheimnis.


Original geschrieben von Sventilator
Manchen Leuten bleibt eben nichts anderes übrig als solche Verträge zu unterschreiben, natürlich immer mit der Hoffnung irgendwann mal korrekt bezahlt zu werden.

Das ist die unmittelbare Folge der Tatsache, daß solche Verträge / Inhalte daraus klauselhalber als Betreibsgeheimnis nicht veröffentlicht werden dürfen.

Alles was Du schreibst mit "Ausnutzen etc" ist so weit richtig.
Auch ist's richtig, daß sich dem Einzelnen u.U. auch nur noch diese eine Perspektive bietet.
-> Das wissen aber auch die AG's (gibt ja noch genügend andere Branchen mit Niedriglöhnen) und nutzen das Arbeitskraftangebot dem Markt entsprechend aus.

Insofern kannst eins vom ersten Tag an begraben: Die Hoffnung, daß da "freiwillig" mehr (was ist korrekt?) bezahlt wird.
Mit der Einstellung bekommste gleich ein Magengeschwür.

Die Vertragsfreiheit geht sogar soweit, daß bei schlechterem Angebot in der Folge Leute zu besseren Konditionen eingestellt werden, als Deine (& es wird auch nicht bei Dir nachgebessert).

Öffentlich werden kann er nur (der Arbeitsvertrag) sofern er sittenwidrig abgschlossen wurde.
Es gibt ja schon regelmäßig Probleme, wenn irgendwie ein Tarifvertrag zu beachten wäre, sich an den zu halten, der AG aus vielen Gründen nicht bereit ist...

Wenn Du also Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Vertrages hast, solltest Du den zunächst einem Anwalt/ÖRA vorlegen, wenn der Zweifel hat, dann ...

RS-USER-Hoffi
04.09.2008, 14:40
Original geschrieben von Sventilator
Das war ja auch kein Gegenargument. Nur wenn ich so ala "Wers mitmacht ist selber schuld" argumentiere kann ich so ziemlich alles rechtfertigen was geht. Wie gesagt, dann hol ich mir ein paar Indische Kinder und lass die hier in Fabriken arbeiten, die würden das bestimmt mitmachen weil es ihnen hier besser geht als in Indien aber es bleibt trotzdem falsch.
Mit dieser Argumentation kann ich alles rechtfertigen deswegen find ich sie nicht OK.

Schau mal nach Rheinland-Pfalz und sag mir wer dort den Rettungsdienst betreibt und dann schaust du noch was genauer ins nördliche Rheinland-Pfalz und dann erzählst du mir nochmal, dass es da kein Monopol gibt.

Hier irrst du, lieber Sventilator, ein paar Inder kann ich mir nicht "holen", da diese keine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis bekommen würden, es sei denn sie verdienen ein überdurchschnittlich hohes Gehalt und sind hochqualifiziert. Beides kann man von Stellen als RS/RA nicht behaupten.

Davon abgesehen geht es hier nicht um Sklaverei, diese ist in Deutschland illegal. Hier geht es um legale Angestelltenverhältnisse im Niedriglohnbereich. Wer sich so einen Beruf aussucht, der sollte vor der Ausbildung wissen worauf er sich einlässt. Danach zu jammer, wie schlecht es einem doch geht und wie böse die Arbeitgeber sind, ist zwar eine Möglichkeit, aber wenig zielführend.

Ändern kannst du solche Dinge nur, wenn solche Arbeitsverhältnisse nicht mehr angenommen werden würden. Dafür bräuchte man Menschen mit einem verdammt starken Rückrat, aber die sind im Bereich der niedrigqualifizierten / Niedriglohnbeschäftigung nicht zu erwarten.

Deshalb kann man jungen Menschen, die die geistigen Fähigkeiten haben andere Berufe zu erlernen, einfach nur raten sich einen anderen Beruf zu suchen, der bessere Chancen bietet. Wer sich trotz allem für einen Beruf im Rettungsdienst entscheidet, muss halt auch mit den Konsequenzen leben.

RS-USER-Beule
04.09.2008, 14:50
Original geschrieben von Hoffi Deshalb kann man jungen Menschen, die die geistigen Fähigkeiten haben andere Berufe zu erlernen, einfach nur raten sich einen anderen Beruf zu suchen, der bessere Chancen bietet. Wer sich trotz allem für einen Beruf im Rettungsdienst entscheidet, muss halt auch mit den Konsequenzen leben. [/B]
Genau! Vor der Berufswahl schauen, was einen nach der Ausbildung erwartet. Grade der RA ist einer der Berufe, aus dem man schlecht in andere Branche wechseln kann, um dort weiter zu kommen.
Solange der Arbeitsmarkt voller gut ausgebildeter (L)RA ist, die unbedingt ihre Miete bezahlen müssen, sehe ich keine besseren Arbeitsbedingungen kommen. "You pay Peanuts, you get monkies" funktioniert bei diesen Arbeitsmarktbedingungen leider nicht.

RS-USER-Sventilator
04.09.2008, 14:57
Original geschrieben von Hoffi
Hier geht es um legale Angestelltenverhältnisse im Niedriglohnbereich.

die gegen die guten Sitten verstossen!


In der heutigen Zeit wird es aber nicht passieren, dass sich niemand auf solche Arbeitsverträge einlässt. Meiner Meinung nach ist es absolut falsch was da passiert. Und meine Meinung sag ich auch. Vielleicht ändert sich ja nix wenn jemand den Mund aufmacht vielleicht tut sich aber doch was wenn die Öffentlichkeit wie hier durch diesen Zeitungsartikel davon erfährt.

Ich werde niemandem dazu raten diesen Beruf zu erlernen. Die Arbeit an sich ist schön und macht Spaß aber die Arbeitsbedingungen sind mies.

Ein Frage Hoffi, gesetzt den Fall du würdest arbeitslos werden weil dein KV etc... konkurs ging und das Arbeitsamt sagt Dir wunderbar Herr Hoffi wir haben da was genau in Ihrem Beruf und du bekommst so einen legalen Arbeitsvertrag vorgelegt. Was machst du denn dann bitte? Beweist du dann Rückgrat für alle anderen und weigerst dich den Vertrag zu unterzeichnen obwohl du dann ein Sperre deines Arbeitslosengeldes bekommen würdest?


Original geschrieben von Hoffi
Wer sich trotz allem für einen Beruf im Rettungsdienst entscheidet, muss halt auch mit den Konsequenzen leben.

Und wer Arbeitnehmer so beschäftigt muss damit leben, dass es irgendwann öffentlich wird, besonders wenn man sich die Menschlichkeit ganz oben auf die Fahne gescieben hat.

RS-USER-Hoffi
04.09.2008, 15:14
Original geschrieben von Sventilator
die gegen die guten Sitten verstossen!


Wer sagt das? 6,20€ ist zwar nicht berauschend, es gibt aber noch viel schlechter bezahlte Berufe.

Wenn ich mich nicht irre, gibt es auch irgendwo Gesetze, die besagen, dass keine Verträge gegen die guten Sitten verstossen dürfen. Wenn dem so ist, dann verstossen die Verträge entweder nicht gegen die guten Sitten oder sie sind einfach nichtig. Das sollte man aber mit einem guten Rechtsanwalt für Arbeitsrecht durchsprechen. Insbesondere bevor ich solche Dinge im Internet poste, da so etwas auch als rufschädigend juristisch belangt werden kann.


Original geschrieben von Sventilator

Ein Frage Hoffi, gesetzt den Fall du würdest arbeitslos werden weil dein KV etc... konkurs ging und das Arbeitsamt sagt Dir wunderbar Herr Hoffi wir haben da was genau in Ihrem Beruf und du bekommst so einen legalen Arbeitsvertrag vorgelegt. Was machst du denn dann bitte? Beweist du dann Rückgrat für alle anderen und weigerst dich den Vertrag zu unterzeichnen obwohl du dann ein Sperre deines Arbeitslosengeldes bekommen würdest?


Diese Frage kann man nicht pauschal beantworten, denn

1) Werde ich mit 100%iger Wahrscheinlichkeit nicht als RA arbeitslos werden, da ich einen vollkommen anderen Beruf studiere.
2) Werde ich höchstwahrscheinlich bei der Jobsuche auch nicht das Arbeitsamt bemühen müssen.
3) Wenn ich doch einmal beim Arbeitsamt Kunde werde und die mir einen Job in meinem Berufsfeld anbieten, dann wird der ziemlich sicher auch entsprechend bezahlt sein.

Wie ich oben schon geschrieben hab, das Problem ist nicht der Arbeitgeber, sondern die vielen blaulichtgeilen kleinen Jungs, die sich unbedacht in die Ausbildung stürzen und die Preise für RA kaputtmachen (kaputt aus Arbeitnehmersicht, für Arbeitgeber gibt es nichts besseres).


Original geschrieben von Sventilator
Und wer Arbeitnehmer so beschäftigt muss damit leben, dass es irgendwann öffentlich wird, besonders wenn man sich die Menschlichkeit ganz oben auf die Fahne gescieben hat.

Ganz ehrlich: Die beschissensten Arbeitgeber sind solche, die als gemeinnützig Anerkannt sind. Diese arbeiten mit Spendengeldern und müssen daher besonders auf die Lohnkosten schauen. Aber auch sowas sollte man vor der Berufswahl beachten.

Jeder von uns würde es genauso machen. Wenn man etwas für einen günstigeren Preis haben kann, dann nimmt man es für den günstigeren Preis. Oder möchte hier jemand etwas anderes behaupten?

Zum Thema Menschlichkeit: Soll die Organisation etwa zu einem kleinen verhungernden afrikanischen Kind sagen: Tut uns Leid, du kannst von uns leider keine Nahrung und Medikamente bekommen, da wir unseren Arbeitnehmern überdurchschnittlich hohe Löhne zahlen? Dafür hat doch wohl niemand Verständnis - und menschlich wäre dies auch nicht.

Beachbaer82
04.09.2008, 16:45
Ich glaube es net... Ich bin mal mit Hoffi einer Meinung... Unbelievable...

Solange es Kollegen gibt, die solche Bezahlungen annehmen, solange wird es solche Verträge geben...

Geduldsbalken-Träger
04.09.2008, 19:48
Ich stimme ebenfalls Hoffi zu.

Sorry, aber auch der Arbeitsmarkt gehorcht den Gesetzen eines MARKTES.

Und da bestimmt nunmal Angebot und Nachfrage den Preis.

Wenn ich am Rande der Sahara einen Handel mit Sand aufmachen will, muss ich mich nicht darüber wundern, wenn ich nur einen winzigen Preis erzielen kann.
Und wie schon erwähnt haben wir einen Überhang an (zum Teil) gut ausgebildeten (L)RA.

Also: entweder es muss einen krassen Anstieg des Bedarfs an RD-Personal geben - oder es müssen wesentlich weniger RD-ler die RD-Schulen verlassen.

Beides ist ein wenig unwahrscheinlich in den nächsten Jahren zu realisieren.

Lieben Gruß
Klaus

Rettungszwergin
04.09.2008, 21:05
hüstel.....also Sventilator, nur falls es dir entgangen ist: Der RD gehört zum Gesundheitssystem, und dass es da nicht immer den guten Sitten entspricht, dass es da am meisten Probleme intern gibt, und dazu die Bezahlung nicht stimmt und auch die Arbeitsbedingungen .......das ist doch auch dir bekannt, oder? Wenn es dann noch Menschen gibt, die derartige Verträge unterschreiben....oje, armes Deutschland. Das hat sich eine Kollegin auch anhören müssen, die in einer Privatklinik angefangen hat, und irgendwann meinte, ob es normal sei, dass zuviele Minusstunden mit den Urlaubstagen verrechnet werden......:confused:

RS-USER-Sventilator
04.09.2008, 21:21
Ich bin sicher nicht betriebsblind und weiss auch, dass es so ist wie es ist, aber das macht es ja nicht richtiger. Falsch bleibt Falsch. Und, dass diese Verträge nicht ganz koscher sind belegen die unzähligen gewonnenen Prozesse ehemaliger Mitarbeiter.

Selbstverständlich ist auch der Arbeitsmarkt ein Markt mit seinen Gesetzen, aber es gibt nunmal eben Tarifverträge und wer sich nicht dran hält begeht nunmal Tarifbruch. Weiterhin rechtfertigt es meiner Meinung nach nicht, dass ausnutzen einer Situation zu lasten des Arbeitnehmers. Diesem gilt in Deutschland immer noch ein besonderer Schutz. Und gewisse Dinge die nicht gewährt wurden (Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ....) sind nunmal auch gesetzlich geregelt. Klar kann ich mir, dass dann einklagen aber ob mein Zeitvertrag danochmal verlängert wird steht auf einem anderen Blatt.

Fazit: Lieber arbeitslos als Arbeit im Rettungsdienst.

Ich wünsche Euch nur, dass Ihr niemals in die Verlegenheit kommen solltet solche Verträge annehmen zu müssen weil Eure wirtschaftliche Situation nichts anderes zulässt.

Beachbaer82
04.09.2008, 22:18
Original geschrieben von Sventilator
Ich wünsche Euch nur, dass Ihr niemals in die Verlegenheit kommen solltet solche Verträge annehmen zu müssen weil Eure wirtschaftliche Situation nichts anderes zulässt.

GENAU DAS hatte ich mal... Ich hatte die Wahl Hartz4 oder 220 Std/Monat im priv. KTP bei 100km einfache Strecke...
Ich dachte "ich will kein Sozialschmarotzer sein, also nehm ich den Job an!" - nach genau 4 Wochen und 2 Tagen habe ich gekündigt und für mich steht eins fest: DAS mache ich nie wieder! Entweder ich werde ordentlich bezahlt oder ich nehm Sozialleistung in Anspruch. Ich verkaufe mich net mehr unter Wert!

tunix
04.09.2008, 23:25
Lt. Zeitungsartikel vereinbart der der Landesverband die Budgets mit den Krankenkassen.
Hat da jemand Infos drüber? Nach meinem Wissen ist die Vereinbarung von Entgelten Aufgabe der Rettungsdiensträger (LK) und der Kostenträger. Der Landesverband dürfte dort überhaupt keine Rolle spielen.

Ich mag jetzt nicht den Fall aus der Ferne beurteilen, aber einige Dinge zum Thema möchte ich schon loswerden.

Die Zeiten in denen haufenweise gute Rettungsassistenten keine Jobs finden sind vorbei. Mit dem Rückgang von Zivildienststellen im Rettungsdienst hat der Rettungsdienst auch einen großen Teil seines Nachwuchses an jungen guten Mitarbeitern verloren.
Der Fachkräftemangel hat auch den Rettungsdienst erreicht und wird in den nächsten Jahren noch stärker werden.

Man muss nur mal die Anzahl der Stellenangebote in den Fachzeitschriften zwischen heute und vor einem Jahr vergleichen.
In einigen Bereichen bemüht man sich mittlerweile aktiv um Nachwuchs un erleichtert den Einstieg in den Rettungsdienst mit einer dreijährigen Ausbildung: http://www.drklvnds.de/rd_ausbildung.html

Diese Verknappung am Arbeitsmarkt wird aber nicht automatisch zu einer besseren Bezahlung im Rettungsdienst führen. Viele Rettungsdienste stehen unter massiven Druck aufgrund durchgeführter oder drohenden Ausschreibungen. Regelmäßig verzichten Arbeitnehmer in Rahmen von Ausschreibungen auf Teile ihres Lohnes um ihre Jobs nicht zu verlieren. Ebenso können sich viele Kreisverbände den Verlust von Beauftragungen wirtschaftlich nicht erlauben da zum Teil bedeutende Finanzmittel in den Bau von Rettungswachen geflossen sind. Aufgrund der speziellen Bauweise sind solche Gebäude nur schwer auf dem Immobilienmarkt wieder zu veräußern. So dass viele Rettungsdienstleiter und Geschäftsführer unter massiven Sparzwängen (bei den Personalkosten) stehen.

Es ist höchste Zeit, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber ZUSAMMEN am Image des RDs arbeite. Der RD hat sich in den letzten Jahrzenten rasant entwickelt und die Zeiten des Krankenwagenfahres sind vorbei. Und der RD ist kein Schwimmbadkiosk den man mal eben alle drei Jahre neu ausschreiben kann um ein paar Taler in die öffentlichen Kassen zu bekommen. Für Ausschreibungen müssen dann auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dafür gehört für mich, dass z. B. die Rettungswachen durch Bund, Länder oder Kommunen errichtet und dem Beauftragten zur Verfügung gestellt werden.

Qualitativ hochwertige Rettungsdienste zu betreiben wird in Zukunft leider nicht einfacher werden.

RS-USER-pille
05.09.2008, 08:21
Original geschrieben von tunix
Qualitativ hochwertige Rettungsdienste zu betreiben wird in Zukunft leider nicht einfacher werden.

Moin,

Im Gegenteil...

Nehmen wir mal den Rettungsdienst als (ja bereits so genannten) Bestandteil des Gesundheitswesens und damit mehrheitlich finanziert durch die GKV, dann greifen dort auch die gleichen Bemühungen um Einsparungen, die ja auch hier Kliniken, niedergelassenen Ärzten oder sonstigen Leistungserbringern im Gesundheitswesen erhebliche Einbußen beschert haben...

Das ganze unter dem Deckmantel vermeintlicher Effizienz /Tansparenz / Wettbewerb aber im Kern doch nur der Sache gehorchend, geringer steigende Einkünfte aus Versicherungsbeiträgen einer weitaus stärker zunehmenden Anzahl Versicherungsleistungen und ausufernder Verwaltungsausgaben zur Verfügung stellen zu müssen:

Sprich, das alljährliche Defitzit in der GKV wirkt sich auch mittelbar in der Budgetetierung (Deckelung) von Krankentransport- & Rettungsdiensten aus.
>> einerseits<<

>>andererseits<<
findet sich (gerade hier mal wieder zu beobachten) doch immer wieder ein (privater) RD_Anbieter, der neben den reinen "Fleischtransporten", es auch per Gerichtsurteil geschafft hat, in die Primärrettung des Kreises als gleichberechtigt aufgenommen zu werden.

Offensichtlich steckt immer noch soviel Geld im System, daß eine Beteiligung sich lohnt.

Ob die Angestellten des privaten Trägers hier nun schlechter im Tarif dastehen, als die Angestellten der HiOrgs, kann ich nicht sagen. Aber das Fahrzeug ist 24/7 mit Personal besetzt...irgendwo muß es ja herkommen.

und @Beachbear82:
wenn Du bei der ARGE "unter Vertrag stehst", dann ist da nicht viel mit "Anspruchsdenken auf 'ne gerechte Bezahlung" einer Dir von denen angebotenen Arbeitsstelle (z.B. als RA bei 'nem AG, der die Stelle über die ARGE ausgelobt hat), da herrscht zunächst Annahmezwang oder Leistungsverlust/Kürzung.

Daß das dennoch nicht in ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis münden muß, ist ne andere Sache.

Aber die "Zumutbarkeit" ist in ihrer Ausprägung doch deutlich weiter unten angesiedelt.

Wie weit (&schizophren) die Pläne ja gehen können, zeigt das Beispiel, LZ-H4 Empfänger, als 1 EUR Jobber in die (ohnehin maximal defizitäre) Pflege als Hilfskräfte zu stecken.