Angst und Atemnot

[RS-USER-Katja]

Ihr seid ein RTW und werdet gesandt zu einem Patienten, Alarmmeldung Atemnot, Patient 21 Jahre, männlich, scheint sehr ängstlich zu sein.
Bei Ankunft am Einsatzort findet ihr just jenen jungen Mann vor, der tachypnoeisch mit einer Frequenz von an die 30 ist. Reden kann er aber noch gut mit Euch.
Was wollt Ihr wissen?

[Anditi]

Zunächst mal will ich wissen:

Welche Umgebung? Welche Tageszeit? Ist jemand da, der mir Informationen über die Vorgeschichte geben kann?

An den Patienten:
Haben sie in den letzten Stunden irgendwelche Mittel (Medikamente, Drogen, Alkohol) genommen? Hatten Sie Kopfschmerzen? Haben Sie erbrochen? Ist Ihnen Schwindlig? Vorerkrankungen?

Generell:
RR? SpO2? Monitoring! Vorl. absolutes Bewegungsverbot.

Ohne nähere Angaben schwer zu sagen, was es sein könnte.

[Resq69]

Bekannte unverträglichkeiten?
Letzte Mahlzeit, wann was?
Gab es ein auslösendes ereigniss?

[RS-USER-Rettungsente]

Um alles komplett zu haben... EKG anlegen & auswerten
Hat er eine "Pfötchenstellung" der Hände?
?Hautfarbe; ?Lippenzyanose
?Nagelbettprobe - verzögerte Rekapilarisierung?

VG Rettungsente

[Anditi]

Ehrlich gesagt glaube ich nicht an eine Hyperventilationstetanie, auch wenn das irgenwie naheliegend wäre.

Ich hätte bitte gerne auch noch den Pupillarreflex gewusst, nur so aus Neugierde..

Und noch zum Umfeld: Hat der Patient irgendwelche exotischen Haustiere (zumal der Fall ja aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten stammen dürfte ;-))

Mein Verdacht: Vergiftung (welcher Art auch immer) oder ein cerebrales Geschehen (Eher Einblutung denn Insult)

[RS-USER-fruehgriller]

Nachdem der Rest abgefragt wurde:

Hat sich der Pat über irgendetwas / irgendjemanden aufgeregt??

Ist er in Psych Behandlung (oder sollte er an sich eine haben??)

Stress in Beruf / Privat??

Versuch des Talk Down, invasive Maßnahmen (zugang) erstmal im Hintergrund, um evtl Pat nicht noch mehr zu erschrecken, Antworten abwarten.

[RS-USER-Katja]

SaO2 98% bei Raumluft, Hf 100bpm, RR ist 135/70mmHg.Kein Giemen, kein Stridor. Bißchen schwitzig sieht er aus.

Keine Pfötchenstellung. Er ist ein bißchen blaß, sieht aus wie ein ernster Stubenhocker und Computernerd, lebt allein. Keine bekannte medizinische Vorgschichte, keine Allergien; er geht nicht gern zum Arzt.

Aufgeregt ist er, aber wegen der zunehmenden Atemnot. Ach, so ein bißchen hat er das mit dem schlechteren Atmen seit einer ganzen Weile, aber heute ist es schlimmer. Hinlegen geht gar nicht recht, da wird es sofort ganz schlimm.
Letzte Mahlzeit liegt etwa 2 Stunden zurück, es gibt keine beinlosen oder vielbeinigen Mitbewohner, er hat außer Kaffee nach seinen Angaben keine Stimulanzien eingenommen.

Zureden beruhigt ihn zwar ein bißchen, aber die Orthopnoe bleibt.

@ Anditi: Meinst Du Pupillenreflex? Der ist normal, Pupillen sind mittelweit, normal lichtreagibel.

[RS-USER-emergency doc]

Einflußstauung?

[RS-USER-Katja]

Deutlich vorstehende Halsvenen und Venen der gesamten oberen Extremität.

[Punti]

atemgeräusche beidseitig gleich? Körperbau?

[RS-USER-Katja]

Atemgeräusche sind seitengleich, Klopfschall auch.
Der junge Mann ist schlank, etwa 180cm groß.

[RS-USER-RichieKay]

hat er schmerzen?
ist etwas auffällig, wenn man nicht nur den thorax betrachtet, sondern das abdomen?
pulsiert da etwas?

gab es (unabhängig von der stetigen, mäßigen atemnot) ein besonderes ereignis, das den zustand verschlechterte?

[RS-USER-Katja]

Nein, ihm tut nichts weh. Es gab kein spezifisches Ereignis, daß die vorherige Situation verschlechtert hat, das einzige, was ihm einfällt, ist daß er absolut nicht liegen kann.
Er schläft auch schon seit einer Weile auf zwei oder drei statt auf einem Kissen, aber jetzt geht das auch nicht mehr.

Sonst ist so nichts Auffälliges zu sehen, weder am Thorax noch am Abdomen (von den erwähnten dicken Venen an Hals und Armen abgesehen).

[RS-USER-RichieKay]

Was zeigt das EKG?
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(SaO2 98%, Hf 100bpm, RR 135/70mmHg),
Einflussstauung (!), Tachypnoe, schwitzig -->

ist für uns als RTW-Besatzung Grund genug, mit ihm ins KH zu fahren. Wenn er es mag, kann er während der Fahrt 1-2l/min o2 über die Nasensonde bekommen, damit er etwas beruhigt wird. Da kein traumatisches Ereignis vorhergegangen war und die Dyspnoe seiner Meinung nach schlimmer wurde, bedarf es einer ärztlichen Abklärung. Eine Einflussstauung ist - meines Wissens - immer pathologisch.
Also: nicht zu lange rumtendeln und zur Notaufnahme begeben.

Wird der aufnehmende Arzt etwas besonderes beim Auskultieren des Herzens feststellen?

[RS-USER-Katja]

Das EKG zeigt eine Sinustachykardie, einen Steiltyp und sonst nichts Besonderes.
Zu hören ist auch nichts, was da nicht sein soll.

[Anditi]

OK, dann mal nach dem NAW verlangt, jedenfalls kein Transport ohne Doktor. Bis dahin möglichst wenig bewegen. Lagerung mit erhöhtem Oberkörper, ev. im Hintergrund Reanimationsbereitschaft herstellen.

Hör ich was brodeln, wenn ich ihn abhöre?

Persönlich tendiere ich zu min. 6-8L O2 über Maske obwohl die Lehrmeinung des ÖRK für cardiale und pumonale Notfälle sogar 10-15 Liter vorschreibt. Und um einen solchen handelt es sich hier IMHO.

(Hab übrigens Eingangs schlampig gelesen und dachte, die Frequenz 30 bezieht sich auf die Herzfrequenz - ups)

[RS-USER-DocL]

Wie ist der periphere Pulstatus (seitenvergleich)?
Blutdruck im Seitenvergleich?
Zeichen für Thrombosen? Immobillisation (Langstreckenflug, OP,...)? Sind familiär Gerinnungsstörungen bekannt?

Ich würde ihm jetzt mal die Angst mit ein paar Tropfen Midazolam nehmen. Ändert sich was?

Gruss
DocL

[Pr0st]

- Wie sehen denn die unteren Extremitäten aus?

- Wird beim Hinlegen nur die Atemnot stärker oder wird ihm auch zusätzlich schwindlig o.ä. ?

- ad schwitzen: Hat er denn auch Fieber oder sieht das eher nach Angstschweiß aus?

In jedem Fall bekommt er einen Zugang/BZ, 8l über Maske und dann ab Richtung Klinik, Fragen stellen kann man auch im Auto und NEF ist ja da....

[RS-USER-fruehgriller]

Gestaute Halsvenen???

Entweder er Ärgert sich über das Team vor Ort, oder, was viiiiiiiiiel wahrscheinlicher ist, er hat ein ernst zu nehmendes Cardiales Problem in Form zB einer Herzbeuteltamponade
(zB nach stumpfen Thoraxtrauma, wie zB einem Faustschlag gegen den Thorax oder einem Aufprall beim Sport Handballer, etc)

Massiv O², Oberkörper hoch, venöser Zugang etc, wenns die Tamponade ist, "Schnappen und Fahren" da hier ansich n ur eine gute Cardiologie helfen kann.

[RS-USER-Katja]

Should I stay or should I go? ;) Alle hätten gern einen Doktor, nur ob wir den im KH treffen oder auf ihn warten ist offenbar die Frage. Vorschlag zur Güte: Wir treffen ihn auf dem Weg ins KH... was melden wir denn mal an?

Keine familiären Gerinnungsstörungen, keine Langstreckenreisen, keine Immobilisation außer zu viel vor dem Computer sitzen.

Die Lunge ist und bleibt klar, keine Geräusche.
Die Atemnot wird im Liegen sofort unerträglich, bis zum Schwindel bleibt er nicht liegen.

Blutdruck ist seitengleich. Die untere Extremität ist unauffällig, keine Schwellungen, Rötungen oder sonstwas.

Es gibt kein Trauma in der Vorgeschichte.

Nein, nicht nur Angstschweiß, das Thermometer sagt 38,6°C für unsern Knaben.


Wieviel sind "ein paar Tropfen" Midazolam? :-p Zu viel könnte nämlich eine ganz unliebsame Änderung auslösen ;)