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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Latexallergiker als Notfallpatient - und nun?



Junkie
09.10.2008, 12:36
Hallo zusammen!

Hat sich jmd. schon mal Gedanken zu der Problematik "Latexallergiker als Notfallpatient" gemacht?

Im Kollegenkreis haben wir dieses Thema mal angeschnitten und hier primär den Fall diskutiert:


Typ1-/Sofort-Allergiker


Wie mit diesen Patienten umgehen, wenn die Latexallergie bekannt ist, aber keine latexfreien Produkte zur Verfügung stehen?

z.B.
- (starke) Blutungen/andere Flüssigkeiten und nur Latexhandschuhe verfügbar
oder
- intubationspflichtig, aber kein latexfreier Tubus verfügbar.


Das Einfachste wäre sicherlich, den gesamten RTW auf latexfreie Produkte umzustellen, fällt aber unserer Meinung aus Kostengründen flach.
Vllt. ist das Zusammenstellen eines kleinen Sets mit den wichtigsten latexfreien Produkten (paar Handschuhe, Inf.-System, 7,0-8,0 Tuben, Silikonbeatmungsbeutel + Maske), welches dann auf jedem Fahrzeug vorgehalten wird praktikabel?!?



Oder hat hier jmd. andere Erfahrung gemacht? Teilweise gibt es ja in Krankenhäusern komplett latexfreie Abteilungen/Bereiche - aber in der Präklinik?




Wäre mal an/für Eure/n Gedanken und Erfahrungen interessiert/dankbar... :)

RS-USER-apoplex
09.10.2008, 12:48
Was ist im RD denn heute so überhaupt Latexhaltig? Handschuhe - OK, aber sonst? Intubationstuben sind i.d.R. aus anderen Kunststoffen, Latexhaltig waren die alten Rotgummituben, die hoffentlich seit `85 von den Autos verschwunden sind, RR / Stethos sind i.d.R. auch latexfrei, zumindest neuere Modelle und so ewig halten die nicht, welcher Beatmungsbeutel ist noch latexhaltig .... .
Hauptproblem sind sicherlich die, vor allem gepuderten, Handschuhe, weil die mit einer ungünstigen Bewegung unmengen von Latex-an-pulver-gebundene-teile freisetzen und so sehr schnell hohe Konzentrationen in der Luft haben, die dann vom Patienten eingeatmet werden können. Aber die Dinger sollten ja auch nicht mehr genutzt werden, schon im Sinne des Arbeitsschutzes für das Personal.

krumel
09.10.2008, 12:55
Wir sind fast komplett Latexfrei.
Wir verwenden nur Nitrilhandschuhe. A) sind diese reißfester b) im Großeinkauf preislich neutral c) v.a. auch für Latexallergiker unter den Mitarbeitern geeignet d) sinkt gleichzeitig das Risiko der Sensibilisierung der Mitarbeiter.
Unsere Tubi sind sowieso schon lange latexfrei.

Problematisch ist es nur bei einigen (alten) Blutdruckmanschetten. Diese können dann ggf. nicht verwendet werden. Da aber immer zwei Manschetten vorhanden sind, eigentlich kein Problem.

silver tabby
09.10.2008, 13:26
CAVE: viele Viggos haben noch Latexhaltige Stopfen.
Will heissen: Zuspritzen nur via Dreiwegehahn, nicht durch den zuspritzkonus (steht aber auf der Verpackung!). Ansonsten sollte eigentlich alles, was man so direkt am Patienten anbringt nicht rot oder schwarz sein (Einige Schläuche der RR-Messung, Wendel und alte Guedeltuben, Rückschlagventile, Spritzen mit schwarzem Gummi-Kolben etc.)
DAs Problem der RR-Manschette lässt sich durch Umwickeln z.B. Mit Watte lösen.
Ansonsten, wenn der Patient es nötig hat, unbedingt mit Handschuhen oder Tubus etc. versorgt zu werden muss man halt Supra parat haben. Besser anaphylaxie als tot, oder?

RS-USER-Katja
09.10.2008, 16:59
Für den Typ Allergiker, der schon darauf reagiert, daß viele Latexpartikel in der Luft sind, hilft eh nur die H1-H2-Blocker-Cortison-Supra-Kombi.
Ansonsten gibt es bei uns außer einigen Handschuhen glaube ich nichts Latexhaltiges mehr auf den Rettungsmitteln. Selbst die Durchsteckverschlüsse der Medikamente sind inzwischen latexfrei. Wer noch einen ganz alten Ambu-Beutel hat, muß den sicher erst abklären.
Es gibt noch latexhaltige Tuben? Außer in ausgewählten Arztpraxen?! Uuuuiiiiii....

Wo das nicht so ist, ist die Anlage eines kleinen latexfreien Sets sicher eine gute Idee. Dabei behalte im Auge, daß es gerade viele Kinder mit Latexallergie gibt (die berüchtigte Kombination häufige frühkindliche urologische Eingriffe und Latexallergie ist zwar wohl seit der zunehmenden Verwendung von Silikonkathetern bei Kindern auch auf dem Rückmarsch, aber es gibt sie noch), also auch ein Pedi-Set packen.

RS-USER-Hypnodoc
09.10.2008, 17:55
Der große Cuff des Kombitubus ist aus Latex.
Aber wer den braucht, kann auch nichts mehr von der Latexallergie erzählen. ;-)
Gruß Hypnodoc

Junkie
10.10.2008, 12:14
*peinlich* :(
Hab mal auf die Verpackung von Tuben etc. geschaut - hatte mich bisher auf die Aussagen von nem Kollegen verlassen...


@ krumel
Bei uns wird immer das Günstigste wenn nicht sogar das Billigste gekauft! Und wenn Latex (immerhin aber ungepudert) drei Cent billiger sind, dann gibt´s die halt.
Oder anderes gesagt, der Handschuhlieferant wechselt meistens von Bestellzyklus zu Bestellzyklus - je nachdem, wer grad das Angebot für am wenigsten Geld gemacht hat.
Nitrilhandschuhe sind aus meiner Sicht auch klar im Vorteil...

Im Lager liegen noch relativ viele wahrscheinlich latexhaltige Produkte rum - vorallem Beatmungsmasken-/beutel (Mark II etc.) und RR-Geräte.
Hab jetzt mal unsere MPG-Beauftragte mit der Frage gequält... ...hihi...


Original geschrieben von silver tabby
Besser anaphylaxie als tot, oder?
Klar, keine Frage...