PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Synkope



Seiten : [1] 2

RS-USER-emergency doc
08.11.2008, 22:37
Montag morgen um 08:35 werdet ihr von eurem Frühstück weggerufen.
"1RTW1NEF AH Meierstift Wohnbereich 2 V.a. Apoplex"

RTW trifft als erstes ein. Im Zimmer findet sich ein 88jähriger Mann, ca. 190cm groß, ca. 80kg schwer, ansprechbar, blaß, kaltschweissig. Der Pfleger sagt, euer Patient sei beim Frühstück im Gemeinschaftsraum kollabiert und kurz bewusstlos gewesen. Man habe ihn auf sein zimmer gebracht, jetzt im Bett sei er gerade wieder wavch geworden, aber irgendwie sei er noch nicht so wie sonst.

RS-USER-fwpbl
08.11.2008, 23:39
Original geschrieben von emergency doc
Montag morgen um 08:35 werdet ihr von eurem Frühstück weggerufen.

Schon der erste Fehler, das könnte zu einer akuten Hypoglykämie bei den Rettern führen ;)


Original geschrieben von emergency doc
RTW trifft als erstes ein. Im Zimmer findet sich ein 88jähriger Mann, ca. 190cm groß, ca. 80kg schwer, ansprechbar, blaß, kaltschweissig. Der Pfleger sagt, euer Patient sei beim Frühstück im Gemeinschaftsraum kollabiert und kurz bewusstlos gewesen. Man habe ihn auf sein zimmer gebracht, jetzt im Bett sei er gerade wieder wavch geworden, aber irgendwie sei er noch nicht so wie sonst.

Dann bin ich mal mit dem RTW da...
Also Standartmäßig mal anfange, mit dem Patienten sprechen, nach seiner Meinung zu den ganzen Situation fragen, nebenbei mal grundsätzliches CheckUp (Puls, RR, BZ, SpO2).
Beim Gespräche auf evtl. neurologische Defizite achten, Kreuzgriff usw.

So was sagt / macht er denn mein lieber Patient, bzw. seine Werte?

RS-USER-Saphira
08.11.2008, 23:59
Ich hoffe mal ich darf als blutiger Anfänger auch bischen miträtseln?

Neben den Standard-Werten würde mich auch seine Vorgeschichte interessieren.
Irgendwelche Erkrankungen bekannt?
Nimmt er Medikamente?
Hat er das schon mal gehabt?
Gab es nen Auslöser für die Reaktion?

RS-USER-Häuptling weiße Wolke
09.11.2008, 08:28
So ein kleines EKG´chen darf natürlich auch nicht fehlen und die Fremdanamnese noch ein wenig erweitert:

Hat er gekrampft?

Begrüßungsbraunüle und Labor für´s KH abnehmen ist ja eh Pflicht!

leuchtreklamefahrer
09.11.2008, 11:55
-Zungenbiss?
-Eingenässt?
-Neurologische Untersuchung?
-12-Kanal?
-konkreter Zusammenhang mit dem Essen? (Bolusgeschehen/Vagusreiz etc?

RS-USER-emergency doc
09.11.2008, 14:39
Nungut, Pulsoxymeter dran, EKG geklebt und Sauerstoff vorbereitet, als auch schon der Notarzt ankommt.

SpO2: 90%, HF:100 arrhythmisch, RR: 60/40, EKG zeigt eine absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern.
Der Patient ist wie bereits geschrieben blaß, kaltschweissig und wirkt ansonsten orientiert. Auf eure Fragen kommt nur ein "WIE BITTE? ICH KANN SIE NICHT VERSTEHEN, WO IST EIN HÖRGERÄT?"
Vorgeschichte? "Ich geh mal die Akte holen" sagt der Pfleger im hinausgehen...
War noch was? Achja, Paresen hat er keine.

Pr0st
09.11.2008, 16:09
Zucker fände ich noch ganz hervorragend, dazu vielleicht noch kurz auf die Lunge hören, was sagen die Pupillen? Wie gehts unserem guten Mann denn jetzt nach ein bisschen OK hoch und saftig O2?

Falls man ihm das einigermaßen klarmachen kann würde ich dann schonmal in Richtung Abmarschbereitshaft gehen, solange sich sein Zustand nicht verschlechtert; ohne die Akte mal gesehen zu haben wird da ja denke ich medikamentös noch nix laufen und im RTW ists gemütlicher....

RS-USER-Küchenhexe
09.11.2008, 18:54
Original geschrieben von emergency doc
"...ICH KANN SIE NICHT VERSTEHEN, WO IST EIN HÖRGERÄT?"


"EIN", nicht "MEIN"? Das macht mich jetzt etwas stutzig.

Nachfrage beim Pflegepersonal: ist die Schwerhörigkeit bei unserem Patienten normal oder neu aufgetreten, also ein weiteres Symptom?

RS-USER-emergency doc
09.11.2008, 19:38
Neiun, er fragte natürlich nach SEINEM Hörgerät, hab mich vertippt...

BZ hab ich nicht, spielt aber keine Rolle. Dem Patienten geht es unverändert schlecht (s.o.), medikamentös laufen bisher über eine grüne Viggo im rechten Unterarm Ringer 500ml.

RS-USER-Saphira
09.11.2008, 20:58
Ist denn der Druck nach der Infusion schon bischen hochgegangen?
Und wird die O2-Stättigung nach O2-Gabe besser?
So langsam könnte mal der Pfleger mit der Akte wiederkommen und uns die Vorgeschichte erzählen.
Ist unser Doc inzwischen da?

RS-USER-Beule
09.11.2008, 21:37
Ich finde die Kommunikation mit dem Patienten etwas unbefriedigend. Liegt hier kein Hörgerät rum? Ansonsten: Stift und Papier und GROSS UND DEUTLICH schreiben. Nicht jeder im Altenheim ist dement ;)

Mal ein paar Fragen an den guten Herren: Schmerzen? strahlen sie aus? An was erinnert er sich, bevor er in seinem Bett aufgewacht ist?

Wie schaut der Patient den sonst aus? Prellmarken? ältere Hämatome? Operationsnarben? Gestaute Venen?


[...] und kurz bewusstlos gewesen. Man habe ihn auf sein zimmer gebracht, jetzt im Bett sei er gerade wieder wach geworden [...]

Das ist für mich mehr als nur kurz bewusstlos.

Den angekündigkten Apoplex sehe ich in den beschriebenen Symptomen nicht, dafür aber was Cardiologisches.

Bei dieser "kurzen" Bewusstlosigkeit und dem EKG-Bild würde ich auch schon mal die großen Aufkleber auf den Patienten machen.

Wenn der Doktor nichts mehr geben möchte, würde ich gerne los. Mein Frühstücksei wird kalt.

RS-USER-Brummel
10.11.2008, 06:30
Ja, sehe ich auch so:
Wo ist das Hörgerät? Wenn das nicht da ist, nehme ich meinen Zettel und meinen Stift (weil bevor ich das bekomme, ist mein Mittagessen auch schon kalt).
Und wo verdammt nochmal bleibt die Akte mit der Vorgeschichte?

Und dann falls der Doc nix Antiarrythmisches machen will, ab ins Auto und in die nächste Aufnahme.
Aber ich denke der Doc will noch etwas machen, damit sein Geld auch berechtigt ist.

RS-USER-emergency doc
10.11.2008, 12:34
Der Patient klagt über starke Bauchschmerzen. Akte ist zwar jetzt im Zimmer, aber der NEF-Fahrer stürzt sich sofort drauf um die Patientendaten zu erfassen. Wir haben jetzt 3 Minuten nach Eintreffen. Viggo (grün) liegt, Ringer läuft, SpO2-Fühler und RR-Manschette sind am Patienten dran. Noch was? Will mal jemand den Bauch abtasten?

RS-USER-apoplex
10.11.2008, 12:59
Und dann falls der Doc nix Antiarrythmisches machen will, ab ins Auto und in die nächste Aufnahme. Aber ich denke der Doc will noch etwas machen, damit sein Geld auch berechtigt ist.
Warum was antiarrhythmisches?

Bei dieser "kurzen" Bewusstlosigkeit und dem EKG-Bild würde ich auch schon mal die großen Aufkleber auf den Patienten machen.
Auch für Defi-Klebepatches sehe ich momentan keinen Anlass - bei "HF:100 arrhythmisch, RR: 60/40, EKG zeigt eine absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern." Vorhofflimmern und absoluter Arrhythmie; was in der Altersgruppe eher ein Massenphänomen ist, und eine 100er Frequenz kann man tolerieren - Problem ist ganz klar der Druck, der auch die Synkope erklären kann. 60/40 ist besorgniserregend und auch akut interventionsbedürftig. Allerdings möglichst nach Ursache - Volumenstatus? Fieber/infekt in der letzten Zeit? Haut/Schleimhaut? Ödeme? periphere Zyanose?
Leider kann die HF bei VHF nicht wirklich zur Differenzierung herangezogen werden ....
Körperliche Untersuchung nach blutungsquellen und andere mögliche Ursachen.

Will mal jemand den Bauch abtasten?
sicher, gehört (zumindest orientierend) zum Basisüberblick - hier Darmgeräusche, Schmerzen, Spannung, Resistenzen

Punti
10.11.2008, 16:16
Hoffe mal nicht das beim Bauchabtasten was pulsiert? RR Seitenvergleich oder vielleicht sogar gleich an den Beinen Messen wäre noch ein Vorschlag von mir. Lässt sich irgendwie herausfinden ob der gute Mann Schmerzen vor der Synkope hatte? Schreie, plötzliches Stöhnen?

lg
Punti

RS-USER-DocL
10.11.2008, 18:22
- Abwehrspannung lokal/generalisiert?
- Darmgeräusche?
- Lunge ausk grob oB.?

weitere Massnahmen (paralell):
-Abklärung I-Bett/Abdominalchirurgie (akuter Bauch mit Schock DD: Mesenterialischämie nach Embolisation), wenn mein 12-K-EKG jetzt nichts zeigt,was Richtung card. Ischämie/Insuffizienz geht.
-Klärung der Vorerkrankungen/Duermedikation
-Bessert sdich der RR nach ein wenig Akrinor?
-Volumengabe mal Testweise
-Analgesie
-ggf. Katecholamine (z.B. Noradrenalin)

So far
Greetz
DocL

RS-USER-DocL
10.11.2008, 18:26
...achso ein zweiter Zugangetwas größer wäre noch ganz nett (Katecholamine, Volumen, Sicherheit bei instabilem Patienten) wenn ohne große Zeitverzögerung möglich.

Jetzt müsste ja die Akte fertig sein hat er antikoagulatorische Medikamente? Antiarrhytmika? Antihypertensiva?...

Gruss aus dem Süden
DocL

RS-USER-emergency doc
10.11.2008, 20:49
Gut...

Du tastest den Bauch ab, und bekommst es mit der Angst zu tun, als Du einen etwa Grapefruit-großen pulsierenden Tumor tastest. Du sagst zu Deinem Team: "Ich glaube wir haben ein..." "Bekanntes Aortenaneurysma..." liest in diesem Moment Dein Fahrer aus der Akte.

Schnell scheuchst Du die Mannschaft auf, und im Eiltempo fliegt der Patient auf die Trage.
7 Minuten nach Eintreffen seid ihr im RTW schon alarmmässig Richtung Gefäßchirurgie unterwegs, wo der NEF-Fahrer bereits ein rupturiertes Aortenaneurysma anmeldet.

Während der Fahrt noch eine zweite Viggo (orange) mit Haes anlegen, EKG kleben, O2 auf die Nase und zusätzlich vorsichtig Akrinor titrieren, und schon seid ihr 25 Minuten nach Alarm in der Klinik, wo ihr auch schon Richtung OP weitergewunken werdet. RR zu diesem Zeitpunkt 100/60.
Der Patient wird praktisch sofort operiert. Es zeigt sich ein disseziiertes und offen rupturiertes Aortenaneurysma, welches erfolgreich versorgt werden kann. Abends wird der Patient bereits extubiert.

leuchtreklamefahrer
12.11.2008, 21:55
...weiterer Verlauf?

RS-USER-emergency doc
13.11.2008, 07:55
AFAIK gut und lebendig...