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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : blutsperre lönger als 2 std.?



RS-USER-priv.doz.
14.02.2009, 17:14
wie wird es mit der blutsperre z.b. bei knietep gehandhabt?
ich kenne kollegen die sagen 3std. waeren kein problem.
ich kenne eine grenze bis zu 2std.

was waeren vornehmlich akute komplikationen`?

hrst wegen erhoehtem kalium? rhabdomyoliyse mit nierenversagen?
habt ihr schon mal komplikationen gesehen?
welche zeit sollte man aufkeinen fall ueberschreiten?

gruss
pd

RS-USER-Defi Brillator
14.02.2009, 18:10
Wir fangen ab 2 h an, den UCHIs erheblich in kurzen Zeitabständen auf die Ketten zu gehen, meistens achten die aber selber drauf.
Für den Betäuber ist zunächst mal der gegen Ende der "Sperrzeit" nicht unerhebliche Ischämieschmerz "lästig", die Patienten brauchen hohe Analgetika-Dosen, die sie nach Öffnen der Sperre nicht mehr brauchen (-> "wer spritzt, der sitzt" oder "Ultiva(R) ist dein Freund").
Kann mich an eine "schwieeeerige" professorale Knie-TEP mit irgendwie so 3,5h Blutleere erinnern, der Patient hatte danach ein Myo von ca. 30000 und ein darauf folgendes ANV, dann CVVHDF u.a.m.
Kaliumfreisetzung hat der dann natürlich auch, deswegen aufgetretene HRST hab ich aber noch nie gesehen (oder nicht damit in Zusammenhang gebracht ;) ...)

RS-USER-gnuff
15.02.2009, 13:02
Original geschrieben von Defi Brillator
Für den Betäuber ist zunächst mal der gegen Ende der "Sperrzeit" nicht unerhebliche Ischämieschmerz "lästig", die Patienten brauchen hohe Analgetika-Dosen, die sie nach Öffnen der Sperre nicht mehr brauchen (-> "wer spritzt, der sitzt" oder "Ultiva(R) ist dein Freund")...

Es lebe Morphin spinal!

RS-USER-Defi Brillator
15.02.2009, 13:08
...hatte natürlich vergessen zu erwähnen, daß sich u.a. deshalb Regionalanästhesie-Verfahren anbieten... :D

RS-USER-gnuff
15.02.2009, 13:56
Original geschrieben von Defi Brillator
...hatte natürlich vergessen zu erwähnen, daß sich u.a. deshalb Regionalanästhesie-Verfahren anbieten... :D

dafür hast Du doch mich... ;)

RS-USER-emergency doc
16.02.2009, 00:28
AFAIK ist die Blutleere out, weil das postoperative Infektionsrisiko signifikant ansteigt.
Mit einigen Tricks kann man übrigens die Blutsperrzeit die notwenig ist deutlich reduzieren.
1. Man fängt ohne Blutsperre an, und legt diese erst an, wenn man beginnt am Knochen zu arbeiten (z.B. Knie-TEP) bzw. der Situs zu blutig wird (z.B. distale Extremitätenfrakturen)
2. Man öffnet die Blutsperre nach Beendigung der "knöchernen Arbeit" und führt eine Blutstillung durch.
3. Wenn es gar keine andere Möglichkeit gibt (z.B. aufwendige Revisionsendoprothetik) öffnet man z.B. nach 1,5-2h die Blutsperre für einige Minuten, bevor man weiter macht.

Ich habe übrigens selber noch nie erlebt (weder als Assistent noch als Operateur), daß es Streit um das Öffnen der Blutsperre gab.

RS-USER-Katja
16.02.2009, 17:42
Original geschrieben von emergency doc
AFAIK ist die Blutleere out, weil das postoperative Infektionsrisiko signifikant ansteigt.
Mit einigen Tricks kann man übrigens die Blutsperrzeit die notwenig ist deutlich reduzieren.


Kannst Du da mal Kurse für Deine chirurgischen Kollegen anbieten? Die allermeisten können oder kennen das leider so nicht :( :( :(

RS-USER-Defi Brillator
16.02.2009, 19:11
Wie wahr, wie wahr... :rolleyes:
Sehr schön ist auch die Variante, mit Eintreffen des Patienten im OP die single-shot-Antibiose anzuordnen und mit dem letzten Tropfen der Kurzinfusion dann die Blutleere/-sperre anzulegen... damit bekommt man sicherlich stabile Wirkspiegel im Gewebe...

RS-USER-Katja
16.02.2009, 23:45
Original geschrieben von Defi Brillator
Wie wahr, wie wahr... :rolleyes:
Sehr schön ist auch die Variante, mit Eintreffen des Patienten im OP die single-shot-Antibiose anzuordnen und mit dem letzten Tropfen der Kurzinfusion dann die Blutleere/-sperre anzulegen... damit bekommt man sicherlich stabile Wirkspiegel im Gewebe...
Oder sich kurz vorm Schnitt zu überlegen, daß man Vancomycin als Antibiose haben will :rolleyes:

Aber was zur ursprünglichen Frage zu sagen:
Das Gängigste, was man sieht, ist der Blutdruckabfall mit Tachykardie, wenn die Blutsperre aufgeht. Das kann bei einem Patienten mit schlechtem Herz schon mal das Letzte sein, was man an Rhythmus sieht...
Meine schlimmsten Erfahrungen: s.o. im Nebensaal (auf de nPunkt 2 Stunden Butsperre) und ein Fall ähnlich wie der vom Defi. Seltsam, sind immer die Professoren mit den schwiiiiierigen Fällen :rolleyes:

Dr. Magill
28.02.2009, 15:35
Ich denke, der wichtigste Hinweis ist der, daß der Anästhesist mit der Blutsperre, außer bei der IV-Regionalanästhesie, prinzipiell nichts zu tun hat und sich auch nicht vom Opearteur als "Eieruhr mit Sprechansage" mißbrauchen lassen sollte. Jede Blutsperre hat eine Zeituhr, die der OP-Springer gefälligst beim Aufblasen der Blutsperre aktivieren sollte. Es gehört zur Sorgfaltspflicht des Operateurs, die Zeit der Blutsperre zu überwachen, denn er trägt auch die alleinige Verantwortung dafür. Anästhesisten sollte man dringend empfehlen, sich hier nicht involvieren zu lassen, denn man wird dann sofort auch in die Haftung genommen.

RS-USER-Defi Brillator
28.02.2009, 16:37
Aber mit dem Nierenversagen etc. muß dann hinterher wieder der Anästhesist auf der ITS klarkommen... Da nerve ich lieber mal schon im Saal. Man muß ja auch ab und zu mal an den Patienten denken. Du hast natürlich recht, ich lasse mich nicht vom Operateur in die Pflicht nehmen, die Eieruhr zu geben.

Dr. Magill
28.02.2009, 17:41
Natürlich bleibt es Dir unbenommen, den Operateur auf seinen Fehler hinzuweisen. Wichtig ist, daß Du nicht präjudizierst, es gehöre zu Deinem Verantwortungsbereich. Ich bin lange genug im Geschäft und weiß es auch von gerichts-gutachterlicher Tätigkeit, daß Chirurgen nur allzugern den Anästhesisten zumindest mit in ihr sinkendes Boot ziehn wollen, wenn sie Mist gebaut haben. Klare Kompetenz- und Zuständiglkeitsabgrenzungen dienen vor Allem dem Wohl des Patienten. Und der Anästhesist ist eben kein OP-Faktotum, der für alles zuständig ist, was dem Chirurgen zu lästig erscheint. Ich führe keine Telephonate für Chirurgen, ich nehme keine Schnellschnitt-Ergebnisse an, ich stelle kein Licht ein, ich verstelle nicht den OP-Tisch für die intraoperative Lagerung, ich wische nicht den Saal auf und wenn der Chirurg aufs Klo geht, muß er selbst abputzen......

RS-USER-Bärentöter
28.02.2009, 22:02
schön, ihn mal wieder zu lesen...
Und wie immer in seiner unvergleichlichen Art!

RS-USER-emergency doc
06.03.2009, 20:32
Original geschrieben von Dr. Magill
N...Ich führe keine Telephonate für Chirurgen, ich nehme keine Schnellschnitt-Ergebnisse an, ich stelle kein Licht ein, ich verstelle nicht den OP-Tisch für die intraoperative Lagerung, ...

Sorry, aber Du musst ja in einem ziemlichen Scheißladen arbeiten, wenn ihr so unkollegial miteinander umgeht. Ich kenn das gemeinsame Arbeiten im OP glücklicherweise anders.
:rolleyes:

Dr. Magill
07.03.2009, 20:04
Was heißt hier unkollegial? Das sind Tätigkeiten für die der OP-Springer zuständig ist. Und Schnellschnitt-Ergebnisse sollte schon aus dem Patienten geschuldeter Sorgfalt der Operateur höchstpersönlich entgegennehmen.

RS-USER-emergency doc
09.03.2009, 09:33
Naja, das war ja jetzt nicht als Angriff auf Dich gemeint, sondern eher als mitleidige Bemerkung. Du mußt ja eine wirklich eklige zwischenärztliche Sozialisation mitgemacht haben, wenn es für Dich so selbstverständlich ist, nicht mal eben den Hörer abzunehmen für jemanden, oder den Tisch zu verstellen (ich kenne NUR Anästhesisten, die die MACHT bei sich liegen haben). So wars gemeint, und nicht anders. So in etwa wie Mitleid mit einem Ghettokid, das auch nix außer "Ey isch hau disch aufs Maul..." kennt.:rolleyes:
:-meinung

krumel
09.03.2009, 10:38
Die Frage ist auch auf welcher Ebene das passiert.
In dem Haus in dem ich früher gejobbt habe war es auch üblich das bestimmte Aufgaben von der Anästhesie auf keinen Fall gemacht wurden (Licht z.B., aber auch fachliche Telefonanrufe..Private aber durchaus!)...Das hatte aber eher was mit dem Qualitätsbewusstsein des Hauses und seiner Politik zu tun als mit der Tatsache das man "unkollegial" war. Das Arbeitsklima war nämlich durchaus (v.a. unter den OA und Assis) excellent und durchwegs so freundschaftlich wie ich es noch von nirgendwo anders gehört hab....

RS-USER-emergency doc
09.03.2009, 11:34
Original geschrieben von krumel
Das Arbeitsklima war nämlich durchaus (v.a. unter den OA und Assis) excellent und durchwegs so freundschaftlich wie ich es noch von nirgendwo anders gehört hab....

Naja, aber wenn ich das lese:
...und wenn der Chirurg aufs Klo geht, muß er selbst abputzen...... scheint Magill sich eher nicht auf ein solches excellentes Arbeitsklima beziehen zu wollen. :rolleyes: