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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : SHT Therapie



Schulsani_täter
21.05.2009, 23:09
Hallo liebe Rippenspreizer,
ich melde mich mal wieder nach sehr langer Zeit.
Ich hätte da mal eine Frage an euch, und zwar hänge ich momentan in einer Diskussion mit einem befreundeten RA.
Der Grund bei dieser Diskussion war, darf und wird Ketamin in der SHT Therapie zur Analgesie/Narkose eingesetzt werden.
Eigendlich stellt ja schon der Anstieg des intraokularen und intracraniellen Drucks eine Kontraindikation da, oder liege ich da falsch?

lg
Patrick

RS-USER-Elektro-Dengel
21.05.2009, 23:54
Hallo liebe Rippenspreizer,
ich melde mich mal wieder nach sehr langer Zeit.
Ich hätte da mal eine Frage an euch, und zwar hänge ich momentan in einer Diskussion mit einem befreundeten RA.
Der Grund bei dieser Diskussion war, darf und wird Ketamin in der SHT Therapie zur Analgesie/Narkose eingesetzt werden.
Eigendlich stellt ja schon der Anstieg des intraokularen und intracraniellen Drucks eine Kontraindikation da, oder liege ich da falsch?

lg
Patrick

Immer wieder gerne diskutiert! Fakt ist, Ketamine steigern den intracerebralen Druck in erster Linie durch das Anheben des Blutdrucks und dadurch des cerebralen Perfusionsdrucks! Es gilt folgende Formel:
CPP = MAP - ICP

Entscheidend für das Outcome ist der CPP (cerebraler PErfusionsdruck). Der wird durch Ketamin nicht nennenswert verändert. Einziges Argument, das man noch anbringen kann, ist die Einklemmungsgefahr durch den erhöhten ICP!

Mein aktueller Stand ist der, dass bei Kombinationsverletzungen SHT + z.B. hämodynam. relevante Verletzungen (Myocardkontusion, Frakturen großer Röhrenknochen, Becken mit begleitendem Blutverlust) Ketamin das Mittel der Wahl ist. Lediglich bei isoliertem SHT besteht eine relative Kontraindikation.

Hier bei uns wird sehr wenig mit Ketamin gearbeitet, habs heute morgen mal wieder völlig umsonst aufgezogen, da der NA doch wieder lieber zum Fenta gegriffen hat (was der Bauer ned kennt, des frisst er ned)!

Zu dem Thema gibts hier und auch im Web einiges zu lesen, einfach mal "Ketamin + SHT" googlen!

Schulsani_täter
22.05.2009, 06:24
Vielen Dank für die Erklärung,
werde mich dann mal auf die Suche machen.

Lg
Patrick

krumel
22.05.2009, 14:53
Hier bei uns wird sehr wenig mit Ketamin gearbeitet, habs heute morgen mal wieder völlig umsonst aufgezogen, da der NA doch wieder lieber zum Fenta gegriffen hat (was der Bauer ned kennt, des frisst er ned)!

Zu dem Thema gibts hier und auch im Web einiges zu lesen, einfach mal "Ketamin + SHT" googlen!

Mit was gearbeitet wird, ist halt auch immer eine Hauspolitik. Ich kenne NEFs die verwenden für quasi alles Ketamin (@ Dengel: Linie 7,8 z.B.) weil es eben die "fortbildenden NA's" mal eingeführt haben und es sich dementsprechend verbreitet, andere verwenden für alles Eto+Fenta (@Dengel: Linie 2,1,4box), wieder andere schwören auf Fenta+Do+evtl. Profol (@Dengel: Linie 5).

(und dann gibts auch wieder ein Haus, dass für quasi alles Novamin nimmt....)

Wie so oft:
So eine definitive Wahrheit gibt es in der Medizin nicht.
Ich kenne auch Leute die schwören (nicht ganz unberechtigter Weise) auf Trapanal.


Grüße,
Phil

RS-USER-Hypnodoc
23.05.2009, 18:59
Beim beatmeten Patienten führt Ketamin zu keinem Hirndruckanstieg.
In Spontanatmung schon. Quelle weiß ich nicht mehr.
Gruß Hypnodoc

RS-USER-Hypnodoc
23.05.2009, 19:03
Ich kenne auch Leute die schwören (nicht ganz unberechtigter Weise) auf Trapanal.


Grüße,
Phil

Trapanal macht die beste Hypnose und wirkt auch hirnprotektiv, macht aber auch die schönsten Blutdruckabfälle. Gerade beim Polytrauma ganz und gar nicht zu empfehlen, weil dann der CPP auf einmal unterirdisch niedrig ist.
Gruß Hypnodoc

RS-USER-Elektro-Dengel
24.05.2009, 11:36
Beim beatmeten Patienten führt Ketamin zu keinem Hirndruckanstieg.
In Spontanatmung schon. Quelle weiß ich nicht mehr.
Gruß Hypnodoc

http://resources.metapress.com/pdf-preview.axd?code=x3mc3f0dhvg7l0xr&size=largest

"Als entscheidender pathophysiologischer Mechanismus des ICP-Anstiegs unter Ketamin wird jedoch in der Ketamin-induzierten Atemdepression gesehen."

Da der beatmete Pat. (im optimalen Falle) nicht hypoventiliert wird, wird er auch nicht hyperkapnisch, der ICP steigt nicht! Hat also nur indirekt was mit dem Ketamin zu tun, sondern viel mehr mit der Hyperkapnie!

RS-USER-Katja
24.05.2009, 14:22
(wenn ich mal den ollen Besserwisser machen darf, das steht hier schon geschätzt dreimal im Forum und mindestens schon zweimal von mir, aber ich weiß, die Suche funktioniert im Moment nicht)
*pfeif*

Alle iv Hypnotika außer Ketanest sind hirnprotektiv und auch das macht unter den genennten Bedingungen keinen Schadem, in so fern soll jeder das nehmen, womit er sich am besten auskennt. Trapanal ist aufgrund seiner holoencephalen Wirkung theoretisch das "tiefgreifend schonendste" und das einzige, mit dem man den Patienten bis zur burst suppression sedieren kann, aber wer hat im Felde schon ein EEG und wie der Hynpnodoc sagt braucht man dann auch wieder Kreislaufunterstützung wegen des RR-Verlusts.

DrWho
25.09.2009, 17:50
Ketamin ist wunderbarer Bestandteil der Hirndruck senkenden Therapie in Kombination mit Opiat und Benzodiazepin als "Tiefensedierung", wenn das nicht funktioniert muss das Barbituratkoma mit Burst-Suppression ran. Ein adäquates Burst-Suppression-Muster kann man aber auch mit Propofol erzeugen, man braucht halt ein wenig mehr als üblich...

RS-USER-Katja
02.10.2009, 16:25
Darüber kann man sich streiten, da je nach Buch Ketanest entweder den Sauerstoffverbrauch des Hirns eben erhört (was bei SHT nicht gut wäre) oder eben senkt (was fein wäre) oder aber ihn vom Hirnstoffwechsel entkoppelt und daher unvorhersagbar macht.
Und da ich es nicht sicher sagen kann, was davon denn nun die Wahrheit bei dem vor mir liegenden Patienten ist, würde ich es zur Sedierung vermeiden, wenn ich andere Alternativen zur Hand habe. Für die Intubation einmal ist ja noch etwas anderes. Und der sedierte Patient ist hoffentlich auch nicht mehr eingeklemmt und hypovoläm.
Das ist so wie mit der Epilepsie und Ketanest: Klar kann man mit Ketanest einen Status durchbrechen, aber bei Temporallappenepilepsie soll es laut Beschreibung eventuell (!) die Krampfschwelle erniedriegen. Was soll ich mich also mit dem Neurologen streiten hinterher, wenn ich auch Propofol oder Trapanal nehmen kann... :)