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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unterrichtsabend: Thermische Notfälle



florian kommen
10.06.2009, 13:26
Servus Kollegen,

ich habe kommenden Montag die ehrenvolle Aufgabe in einer ehrenamtlichen BRK Bereitschaft einen Unterrichtsabend über thermische Notfälle zu halten. Beim zu unterrichtenden Publikum befindet sich vom Ersthelfer übern Sanhelfer (größte Publikumsgruppe) bis zum ehrenamtlichen RA alles drin!

Nun meine Fragen: Was für Möglichkeiten habe ich? Was würdet ihr mit rein nehmen?

Hätte mir Gedacht alle Themen (Hitschlag, Sonnenstich, Hitzeerschöpfung, Unterkühlung, Verbrennung/Verbrühung, Erfrierung) kurz anzuschneiden! Diese dann mit Symptome, Gefahren, Basics und erweiterte Maßnahmen zu erläutern!

Bin seit einem Jahr in der Ausbildung aktiv, habe aber über dieses Thema noch nie einen Unterricht gehalten! Was mich zusätzlich etwas beschäftigt ist die Tatsache dass ichs erst jetzt gefragt wurde ob ich am Montag den Unterricht machen kann!

Es soll eine reine Theoriefortbildung werden und es stehen 2 UE zur Verfügung!

Über Anregungen/Tipps würde ich mich sehr freuen!

Schöne Grüße

Mahlzeit
10.06.2009, 14:27
Hi!

Ich habe diese Themeneinheit schon öfter unterrichtet, auch mit ähnlichem Publikum wie Du.
Mein Vorgehen hierbei ist meistens:

- Welche Thermischen Schäden gibt es?
(schön ist hierbei eine Tabelle mit der Aufteilung nach Art des Schadens vs. Hautfarbe / Schweißproduktion / Körperkerntemperatur / Sonstiges)

Die Aufteilungen der Maßnahmen versuche ich dann von "klein" nach "groß" zu staffeln...
- EH Maßnahmen (ohne Material)
- Was kan ein Sani mehr tun ?
- Was macht dann der RD?
vllt kann man an dieser Stelle auch Arbeitsgruppen bilden, die ihre jeweiligen Maßnahmen den anderen vorstellen...

So weit in aller Kürze

Dennis

Knusperriegel
10.06.2009, 14:39
Zwei UE sind relativ knapp und eine reine Theoriefortbildung ist eher für das allgemeine Freuen auf das Feierabendbier sinnvoll!

Im Sommer ist eine Hypothemie zwar eher selten - aber der nächste Winter kommt bestimmt!

Such Dir einen "Mimen", staffiere diesen mit Uraltklamotten aus, die zerschnitten werden können und ab geht':

- zerschneiden und Entfernen der (fiktiv) durchnässten Kleidung, ohne das "Opfer" zu bewegen
- Wärmerhaltung mit Rettungsdecke (ein groß aufgestellter Ventilator sorgt für Winterwind...),
Wolldecke, Wärmepackungen etc.

Damit hast Du ein gutes halbes Dutzend TeilnehmerInnen praktisch beschäftigt!

florian kommen
10.06.2009, 15:32
Danke für eure ersten Tipps!

Ich werde versuchen etwas Praxis mit einzubringen! Wobei ich mich eigentlich eher auf die Theorie konzentrieren sollte!

Hab mich jetzt heute erstmal nochmals selbst in diesem Thema komplett fit gemacht damit ich mich den Fragen stellen kann! Der thermische Notfall ist auch im Rettungsdienst nicht der alltägliche Fall!

Knusperriegel
10.06.2009, 15:53
Das Zitat lautet: Grau ist alle Theorie!

Sei ehrlich und denke an eigene Schulstunden o.ä. zurück - da heisst es ja:
"Wenn alles schläft und einer spricht - das ganze nennt man Unterricht!"

Also, wenn Du wirklich "nur" einen Vortrag halten sollst, dann beachte bitte alle denkbaren Möglichkeiten, Deine Zuhörer wach und beim Thema zu behalten.

Da langt es bereits, wenn die Teilnehmerrunde (gemischt nach Ausbildungsgrad) zunächst einmal auflistet (Flip-Chart-Papier + dicke Edding's), welche thermischen Notfälle es überhaupt gibt.
Zeitaufwand:
max. 10 min. incl. TN-Gruppenfindung.

Ergebnis:
- Deine Leute sind schon einmal gedanklich beim Thema
- mit der körperlichen Bewegung ist eine höhere Wachheit gegeben

RS-USER-emergency doc
10.06.2009, 20:00
Ein schöner Vortrag mit Bildern ist in so einem Fall meine Spezialität.
Ich hab sogar mal den Leuten statt einer 4.°iger Verbrennung eine trockene Unterschenkelgangrän gezeigt. (Hattte leider kein Bild zur Verfügung, und schnell gezeigt und weitergeklickt ist es keinem aufgefallen...:grins:)

Wichtig ist IMHO nur, daß man nicht in die typische Lehrbuchfalle tappt, und die ganze klinische Therapie schildert.

RS-USER-Saphira
10.06.2009, 22:48
unser San-Ausbilder hatte da immer ne schöne Mischung aus Theorie und Fallbeispielen. Und wenn du sagst die Leute sind schon Sanis bis RA, dann müssen die das ja alle schon mal gehört haben, also würde ich sagen musst du die theoretischen Grundlagen nicht allzu breit treten, hast also mehr Zeit für Fallbeispiele. Wenn ich mal von mir ausgehe: wenn ich das alles schon mal gelernt habe dann reichen nen paar Stichworte und ich weiß wieder was los war.
Ich schließe mich da Knusperriegel an: bei reiner Theorie schlafen dir die Leute weg, vor allem wenn sie das alles schon mal hatten. Also versuch es mit Beispielen zu mischen. Meiner Meinung nach geht nix über Fallbeispiele, das bleibt am besten hängen (bei mir zumindest) und in dem theoretischen Vortrag bitte viele schöne Bilder!

RS-USER-Katja
12.06.2009, 07:24
Der thermische Notfall ist auch im Rettungsdienst nicht der alltägliche Fall!

Hm, kommt drauf an, wie Du es definierst. Denn selbst im Sommer sind fast alle Polytraumen, die reinkommen, unterkühlt mit den daraus resultierenden Problemen (erhöhte Infektionsrate, derangierte Gerinnung, verschlechterte Wundheilung, um nur einige zu nennen). Das ist zwar kein "reiner thermischer Notfall", aber zumindest der Erwähnung wert.

tus-bw
12.06.2009, 12:51
Das Zitat lautet: Grau ist alle Theorie!
Sei ehrlich und denke an eigene Schulstunden o.ä. zurück - da heisst es ja:
"Wenn alles schläft und einer spricht - das ganze nennt man Unterricht!"
Also, wenn Du wirklich "nur" einen Vortrag halten sollst, dann beachte bitte alle denkbaren Möglichkeiten, Deine Zuhörer wach und beim Thema zu behalten
Fullack!
Aber warum will immer alles nur immer Vorträge halten .... :heul:

Zwei gute Mimen, einen guten Schminker und schon lassen sich die ganzen thermischen Notfälle fein säuberlich darstellen.
Dann anhand der Mimischen Darstellung die Symptome, die "Verdachtsdiagnose" und die Maßnahmen erarbeiten (Flipchart oder Pinnwände zur Hilfe nehmen, notfalls 'ne Rolle Packpapierabschnitte).
Die Maßnahmen dabei, wie schon gesagt, gestaffelt von EH bis Rettungsdienst / Klinik.

Damit bist du gut zwei Unterrichtseinheiten beschäftigt, es kommt keine Langeweile auf und letztendlich behalten die Leute davon deutlich mehr.

Bei so etwas bitte bitte keine Theorie - und wenn in dem Vortrag noch so viele schöne Bilder drin sind.

RS-USER-MaxR
22.06.2009, 16:14
Ich wäre vorsichtig, alles theoretische einfach so zu verdammen.

Klar, wer auf den Übungsabend kommt hat vielleicht schon einen langen Arbeitstag hinter sich und will sich geistig nicht mehr ewig anstrengen oder läuft Gefahr, sich bei Vorträgen berieseln zu lassen.

Jedoch:

Die Theorie bildet die Grundlage für die Praxis. Ist so und kann nicht wegdiskutiert werden.

Ohne theoreitschen Grundwissen kann man keine adäquate Hilfe leisten, weil man schlichtweg nicht weiß, was angebracht ist. Ich kann mir nicht 100.000 Fallbeispiele merken und hoffen, dass eines auf den realen Fall passt.

Die Theorie macht das Verstehen nicht schwieriger, sondern einfacher.

Warum zum Geier leg ich die Beine bei einem Schock einmal hoch und einmal nicht? Da kann ich 10 Fallbeispiele bringen, aber wenn der Helfer einmal das HK System und mögliche Erkrankungen des Herzens als Pumpe des Systems kappiert hat (ja, das ist alles reine Theorie) dann rafft er auch den Zusammenhang zwischen benötigtem Volumen vs überlasteter Pumpe.

Um zum Thema Thermische Schäden zu kommen. Warum flöße ich einem schwer unterkühlten Patienten keinen Schnapps ein und pack ihn nicht in die elekrtische Heizdecke? Zentralisierung, Reaktion der Blutgefäße auf Alkohol etc. ist hierbei alles theoretische Grundlage für die Praxis.

Zur Präsentation.
Versuche Abwechslung rein zu bekommen. Man kann auch Vorträge sehr gut gestalten. (Bilder, Kreisläufe etc.) und deduziere von der allgemeinen Theorie auf ein praktisches Einzelbeispiel mit praktischer Übung. Auch Rückbesinnung auf Sanitätsdienst ist hierbei hilfreich, wenn Helfer von Patienten berichten und man an diesen Beispielen Symptome etc. erkennen konnte. (wobei es umgekehrt auf Sandiensten einfacher ist es am Patienten zu zeigen, als schönes Beispiel die Pfötchenstellung bei einer Hyperventilation)

Zum Rahmen.
Die zeitliche Einschränkung bestimmt die Themenvielfalt. Ich würde zum Beispiel für einen Übungsabend alles was Verbrennungen angeht rausnehmen. Passt vielleicht zum Thema, wird aber zuviel. Lieber etwas weniger, dafür richtig.

Wenn eine UE ein Abend ist, trenne hier einfach und mach die Verbrennungen vielleicht als zweites. (weil hier noch die Übungen mit Brandwundenverbandtüchern anstehen)

Zur Praxis.
So lustig es sich auch anhört, empfiehlt es sich die Wolldecke ans sich mal als Handwerkszeug des Helfers durchzunehmen. Genauer gesagt: Wie gehe ich richtig mit einer Wolldecke um, wenn eben nicht gleich nebenan ein schöner, warmer RTW steht. Überraschenderweise wird es auch viele RD Mitarbeiter, genauer Zivis, bzw. Ex Zivis geben, die sich hier sehr gut fortbilden können. *g*

Zur Aufteilung.
Es ist gut, von der EH zur "höheren EH" für Sanhelfer zu kommen. Jedoch muss man da die Grenzen ziehen, wo man a) das halbe Publikum überfordert und b) selbst keine wirkliche Ahnung hat.
Ich nehme zum Beispiel bei der CPR Beutel und Absaugpumpe durch, würde mich aber hüten trotz 4 Wöchelchen RD Schule dann den Einsatz von Medis jenseits eines Nebensatzes zum RD durchzunehmen. Das ist bei der eng begrenzten Zeit einfach nicht zielführend und man sollte zum aktuellen Zeitpunkt mehr über ein Thema wissen und wissen können, als die Teilnehmer.

Fazit: Reine Theorie ist natürlich ungünstig, weil die Helfer eben nicht am Patienten das erste mal ihr Handwerkszeug angefasst haben sollte. Aber reine pratische Übungen führen zu halb- oder gar keine Wissen und entsprechenden Fehlern beim arbeiten. (subjektive Erfahrungen)