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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : In was für einer Welt leben wir???



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Morbus X
11.06.2009, 13:36
Einer alten Frau wird im Altersheim die Hilfe verweigert, mit der Begründung "Die stirbt ja eh gleich!"
Eine junge (26) blinde Frau verwechselt die U-Bahntür mit dem Zwischenraum zwischen den Wagons, wird meterweise mitgeschleift und stirbt. Notbremse ziehen? Ne, hingucken, ist ja viel interessanter!:-keule:mad:

ARSCHLöCHER!!!
:-meinung

Dr.Accuvac
11.06.2009, 14:02
In was für ner' Welt wir leben? In einer furchtbar beschissenen Welt, könnte man meinen, wenn man das liest.

Das ist echt traurig.

Morbus X
11.06.2009, 16:45
Der Vorfall mit der alten Frau war in Dinkelsbühl (ich habe mir den Zeitungsartikel ausgeschnitten, sonst glaubt mir das ja keiner), der andere hat sich hier in München ereignet. Die Videoaufnahmen werden von der Polizei bereits gesichtet, für zig Anklagen wegen unterlassener Hilfeleistung u.ä.

RS-USER-Hoffi
11.06.2009, 17:00
Nichts wird so warm gegessen, wie es gekocht wird. Wenn etwas in einer grossen Menschenmenge passiert, ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass niemand etwas wahrnimmt, so tragisch so ein Vorfall auch ist.

Und es wäre sinnvoll, wenn du zu solchen Behauptungen auch Quellen offenbarst, damit sich jeder ein Bild machen kann und nicht nur auf deine in den Raum geworfenen Behauptungen angewiesen ist.

RS-USER-gonzo
11.06.2009, 17:22
moin

zu dem münchner fall: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,629962,00.html

Morbus X
11.06.2009, 18:12
Extra für Hoffi: Meine Quelle war Radio Gong. :-keks

RS-USER-Hoffi
11.06.2009, 19:23
Wohoo was für ne Hilfe...

krumel
11.06.2009, 20:32
http://www.polizei.bayern.de/news/presse/aktuell/index.html/95010

Und noch was inoffizielles dazu:
Nach dem was man aus der groben rettungsdienstlichen Sicht sagen kann hatten die Passanten wohl keinerlei Chance den Unfall zu verhindern...

Morbus X
12.06.2009, 01:08
Nun, auf Radio Gong wurde gesagt dass das sehr wohl einigen aufgefallen ist. Und du kannst an jedem Bahnsteig ganz einfach einen Nothalt veranlassen. überall gross und gut sichtbar angebracht, einfach hebel ziehen...

RS-USER-Hoffi
12.06.2009, 07:21
Wenn irgendein privater regionaler Radiosender sowas rausposaunt muss es ja auch 100% stimmen...

Zum anderen Fall:

Um einen Nothalt zu veranlassen musst du erstmal mitbekommen, dass etwas schiefgegangen ist. Und selbst wenn du es siehst, dann musst du erstmal realisieren, was gerade passiert ist - das kann durchaus ein paar Sekunden in Anspruch nehmen. Bei einer Durchschnittlichen Haltedauer von knapp 30 Sekunden kann das auch schon zu lange sein. Ist zwar bitter wenn sowas passiert, aber wahrscheinlich wird man niemand die Schuld dafür geben können.

RS-USER-Katrina
12.06.2009, 08:11
...dann musst du erstmal realisieren, was gerade passiert ist - das kann durchaus ein paar Sekunden in Anspruch nehmen. Bei einer Durchschnittlichen Haltedauer von knapp 30 Sekunden kann das auch schon zu lange sein. Ist zwar bitter wenn sowas passiert, aber wahrscheinlich wird man niemand die Schuld dafür geben können.


So seh ich das auch. Die junge Frau war zudem ziemlich am Ende des Zuges.
So eine Bahn fährt ja doch sehr flott an. Da war schon alles zu spät.
Sie war jung und auch wenn sie blind war, kann sie sich flott bewegt haben. Abstürzen, aufrappeln, ansetzen zum Raufklettern, Anfahren der Bahn - das alles muß nicht lang gedauert haben. Möglich, dass andere Personen nicht schnell genug da sein konnten. Weil die Entfernung zu groß war, weil es zunächst keiner bemerkt hat (möglicherweise hat sie auch keinen Laut von sich gegeben...?), weil viele Menschen erstmal wie gelähmt stehen, wenn irgendetwas Ungewöhnliches passiert. Für einen Moment können sie nicht klar denken. Das ist oft der Moment vor "zu spät".


Dennoch glaube ich, dass es an Aufmerksamkeit fehlt. Wenn man auf einen Menschen trifft, der mit einem Handicap unterwegs ist - vom Kinderwagen über Körperbehinderung bis zur Altersgebrechlichkeit - kann man ruhig ein bisschen näherrücken und ein Auge draufhalten, in Bereitschaft sein. Der Betreffende muss das gar nicht bemerken (und sich so evtl. "diskriminiert" fühlen).

Ich hoffe, dass sich niemand schuldig fühlen muss. Es lebt sich nicht gut so.
(Der Fahrer fühlt sich schuldlos sicher entsetzlich. Das wird er niemals los, schlimm.)

Ich habe schon viel Zeit auf Bahnsteigen verbracht. Die Distanz zwischen den Menschen dort ist enorm. Auch wenn sie eng stehen.

Es mangelt an Aufmerksamkeit, an Empathie, am Mitdenken.
Auf das Konto dieses Mangels gehen viele Opfer, welcher Art auch immer.

krumel
12.06.2009, 09:13
@Morbus:
Nicht alle UBahnsteige sind mit Nothalten ausgerüstet, ebenso sind auf denen die damit ausgerüstet sind selbige oft sehr weit auseinander (bis zu 50m). Es kann auch rein räumlich dauern bis man da angelangt ist. Und ein Nothalt funktioniert auch nur bis zu einem bestimmten Punkt in der Station, tlw. gilt er an einigen Stationen auch tlw. nur für einfahrende Züge.

Aber nunja...Wer Radio Gong als Quelle benutzt...
:mad::-keule

Morbus X
12.06.2009, 09:50
Es mangelt an Aufmerksamkeit, an Empathie, am Mitdenken.
Auf das Konto dieses Mangels gehen viele Opfer, welcher Art auch immer.

Danke Katrina. Ich hätte es nie so gut ausdrüchen können. :kiss:
Und Radio Gong als Quelle: Ich weiss ja gar nicht, wer von euch diesen Sender überhaupt kennt. :grins:
Da läuft einfach die beste Musik, dementsprechen bekomme ich dort natürlich auch die Nachrichten mit...

RS-USER-Hoffi
12.06.2009, 10:33
EUnd ein Nothalt funktioniert auch nur bis zu einem bestimmten Punkt in der Station,

Richtig. Der Zug muss auf Tunnelstrecken noch in der Station wieder zum Stehen kommen, d.h. ab einer bestimmten Geschwindigkeit haben die Hebel in den Stationen keine Funktion mehr. Das Gleiche gilt für die Hebel in den Zügen. Hier wird bestenfalls eine Sprechverbindung zum Triebfahrzeugführer aufgebaut, bei älteren Fahrzeugen alternativ auch einfach bis zur nächsten Station ignoriert, damit der Zug nicht im Tunnel zum Stillstand kommt. Ähnliches gilt für tunnelreiche Strecken bei der "richtigen" Eisenbahn.

krumel
12.06.2009, 14:10
So, ich hab mal nachgefragt bei der UBahnWache:
Es gibt zwei verschiedene hier eingesetzte Nothaltfunktionen.
Nur noch in einer Station gibt es eine Nothaltfunktion die tatsächlich den Stromleiter stromlos schaltet. Dies gilt aber nur für den Abschnitt des Stromabnehmers in der Station.
Normalerweise funktionieren die Dinger so, dass sie schlicht und ergreifend die Signalstellungen beeinflussen. Sprich das vor dem Bahnhof und das Abfahrtssignal werden rotgestellt.
Anders sieht es mit den Notbremsen im Zug aus: Diese funktionieren die ersten 6 Sekunden nach der Abfahrt noch, danach fährt der Zug wie beschrieben weiter.

Die Hoffnung die momentan bei mir besteht ist, dass man das schwachsinnige Zugabfertigen per Spiegel endlich abschafft...

RS-USER-Hoffi
12.06.2009, 14:30
Wie willst du die Züge denn sonst abfertigen? Alternative (und auch zugelassen): Ohne zu schauen, wenn Türen zu, dann Abfahrt. Ist das besser?

RS-USER-emergency doc
12.06.2009, 14:34
Naja, ich glaube auch kaum, daß im innerstädtischen Bahnverkehr (U-/S-Bahn) Schaffner bezahlbar sind.

Morbus X
12.06.2009, 14:36
Egal wie - beim rechtzeitigen Ziehen wäre er gar nicht losgefahren. Und es haben welche mitbekommen!
Der Bahnhof ist der nächste nach meiner, dort riecht es immer noch nach Blut...:(

RS-USER-Hoffi
12.06.2009, 14:38
Warum bist du dir so sicher, dass es jemand mitbekommen hat? Standest du daneben und hast zugeschaut?

Notarztindikation
12.06.2009, 16:52
[OT]

@ Hoffi & andere Eisenbahnspezialisten

Ich dachte in München wird als Sicherungssystem die LZB 500 verwendet? Da ließe das Anhalten (bzw wird auch so sein) über LZB-Nothalt umsetzen. Die NBÜ (Notbremsüberbrückung) wird wohl wie bei "großen Eisenbahn" im Fall der Auslösung im Zug verwendet.