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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Blut?! Oh Gott ist mir schlecht!!!



Rübe
09.06.2003, 20:57
Warum können eigentlich manche Leute einfach kein Blut sehen? Die sitzen da und kriegen nichts mehr auf die Reihe, ihnen wird übel, manche kippen sogar um. Woran liegt das? Irgenjemand eine Idee? Kann das als Gott-sei-Dank unempfindlicher Mensch nicht so recht nachempfinden... :-nix

Froschkönig
09.06.2003, 21:01
Manche Leute kriegen bei quietschender Kreide gänsehaut und manche nicht....ich halte das für ein ähnliches Phänomen.
Ist wohl einfach psychologisch bedingt...also aus der Summe der Erfahrungen, Veranlagungen und Erziehung entstanden (Ist jetzt keine Wissenschaftliche Analyse, sondern nur so aus dem Bauch heraus)....dabei entspricht die Reaktion auch keiner Bewußten entscheidung. Jedenfalls glaube ich nicht, daß sich für solche Reaktionen im Organismus ein morphologisches Korrelat finden läßt.....

ehemalige Userin 24092013
09.06.2003, 23:22
Original geschrieben von Froschkönig
Manche Leute kriegen bei quietschender Kreide gänsehaut....



Mit den Fingernägeln an der Schultafel runter kratzen......das ist doch geil...................:-))



Gruss Kaddel

Rico
10.06.2003, 01:20
Das is bestimmt irgendwie frühkindlich konditioniert:
Wenn die Mutter schon hysterisch neben dem Kindchen bei der Blutabnahme rumheult, dann kopiert das diese Handlung ganz flott und es wär ja bald ein Wunder, wenn es dem Kind später nicht schlecht wird (kann auch Prägung heißen - Entwicklungspsychologen an die Front :-D).

Oder irgendein Mädel erzählt, daß sie neulich beim Blutabnehmen umgekippt ist und alle finden es interessant (pos. Verstärkung) - die Freundin hört's, hat Angst davor und geht promt dreimal so ängstlich zur Blutabnahme (negative Verstärkung - glaub ich).

Gleiches beim "Kreidekratzen":
Das Geräusch findet eigentlich keiner auf Anhieb schlimm. Man hört es mal, alle schreien "uah" "ieehhh" und "wie schrecklich" und das nächste Mal schreit man selber mit und verstärkt sich positiv.

Heinz Wäscher
10.06.2003, 01:35
*ggg* also quietschende Kreide ist mir ziemlich egal, ebenso wie Blut abnehmen oder Braunülen gelegt zu bekommen

alles eine Frage der inneren Einstellung

bleibt ma locka! :-top

Lava
10.06.2003, 12:16
Tscha. Ich hab auch mal gehört, dass die Wissenschaft noch rätselt, woher die Abscheu gegenüber Spinnen kommt. Eine Erklärungsvariante: die haben einfach zu viele Beine für unser Verständnis :-D
Ich hatte als Kind PANISCHE Angst vor allen Inseken, die fliegen können. Das habe ich aber überwunden ;-) Jetzt lassen mich sogar Hornissen kalt.

hibbert
10.06.2003, 13:16
Also ich habe mal gehört, dass diese wundersame Verhaltensweise ein Rudiment aus der Vorzeit ist. Denn stell Dir vor, Du kämpfst gegen einen Säbelzahntiger und das nur mit einem Pelz bekleidet und dieser beisst Dir den kleinen Finger ab :-)) , dann wäre es doch durchaus schlecht an so einer Lapalie zu verbluten, der Kreislauf schaltet also runter und Dir wird schlecht.
So würde ich diese ganze Angelegenheit mal begründen!!!
:-)) :-))

milz
10.06.2003, 15:00
Paßt jetzt nicht ganz zum Thema, habe aber mal irgendwo die These gelesen, daß Ekel eine Reaktion auf den unbewußten Wunsch sei, etwas in den Mund zu nehmen. Also, quasi ein Schutzreflex. (Kann ja auch bis zum Erbrechen führen)
Denk' mir auch, daß es Individuen, die durch Mutation eine genetisch bedingte Abneigung gegen bestimmte "ungesunde" Sachen erworben hatten (Verfaultes, Verschimmeltes, Aas usw.) , einen Selektiosvorteil verschaffte.

Froschkönig
10.06.2003, 17:30
Original geschrieben von hibbert
...stell Dir vor, Du kämpfst gegen einen Säbelzahntiger und das nur mit einem Pelz bekleidet und dieser beisst Dir den kleinen Finger ab :-)) , dann wäre es doch durchaus schlecht an so einer Lapalie zu verbluten, der Kreislauf schaltet also runter und Dir wird schlecht.

Klar...dann werd ich also genau vor dem fiesen Säbelzahntiger ohnmächtig....danke Natur, toller einfall :-D

hibbert
10.06.2003, 17:47
...ich mein ja auch hinterher, wenn der Tieschä erlegt ist.... :-))

Rico
10.06.2003, 17:57
Original geschrieben von hibbert
Also ich habe mal gehört, dass diese wundersame Verhaltensweise ein Rudiment aus der Vorzeit ist. Denn stell Dir vor, Du kämpfst gegen einen Säbelzahntiger und das nur mit einem Pelz bekleidet und dieser beisst Dir den kleinen Finger ab :-)) , dann wäre es doch durchaus schlecht an so einer Lapalie zu verbluten, der Kreislauf schaltet also runter und Dir wird schlecht.
Wobei Übelkeit ja im Ringkampf mit einem Säbelzahntiger ja nicht wirklich ein Selektionsvorteil ist :-?
Der Sache liegt ein anderer Pathomechanismus zu Grunde: Wenn Du kämpfst oder Gliedmaßen einbüßt, dann führt das zu einer Sympatikusaktivierung (Adrenalin) und das führt (zusammen mit anderen Mechanismen) zu einer peripheren Vasokonstriktion, die den Durchfluß durch das abgehackte Gefäß verringert - und somit auch den Blutverlust.
Ekel und Ohnmacht sind genau der entgegengesetzte Ast des vegetativen Systems:
Die Leute, die beim Blutabnehmen umkippen kriegen eine vasovagale Synkope durch inadequate Überaktivierung des Vagus mit Bradykardie, Hypotonie, gastrointestinaler Hypermotilität (--> Erbrechen) und gelegentlich sogar Hypersalivation. Letzteres v.a. bei nahrungsbezogenem Ekel.

Diese Reaktion ist deshalb inadequat, weil bei einer "Bedrohungssituation" ja genau das oben geschilderte Gegenteil passieren sollte - tut es aber nicht, vielleicht weil die letzten paar Jahrhunderte das nicht mehr so ein Selektionsnachteil war.

Die Aktivierung des vegetativen Nervensystems in Gefahr ist sicherlich evolutionär gewachsen, die Überaktivierung des Parasympatikus eher ein evolutionärer Fehlweg. :-notify --> :-sleppy --> :-(

luckyblue
10.06.2003, 18:43
Ritsch, ratsch. Ich z. B. habe eine totale Aversion gegen das Geräusch, das beim Zerreißen von Papier vernehmbar ist. Das war aber nicht immer so. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie ich im Alter von drei oder vier Jahren genießerisch das Lieblingsbilderbuch meines Bruders "analysiert" habe. Eine Seite nach der anderen, so richtig lege artis;-) Das Geräusch war damals echt Balsam für die Seele, total berauschend, regelrecht bewusstseinserweiternd. Doch am nächsten Tag, als ich - auch zum Leidwesen meiner family - mein neues Hobby weiter pflegen wollte, kam die Ernüchterung: Plötzlich ließ mich dieses Geräusch erschaudern. Und selbst heute fröstele ich noch erschrocken und blinzle nervös mit den Augen, wenn jemand neben mir in der Bibliothek sitzt und irgendwelche Fehlkopien zerreißt. Schlimm, ganz schlimm. Ein Trauma;-)

Über die Ursachen kann ich natürlich auch nur spekulieren. Aber irgendwie drängt sich eine Analogie zur Alkoholwirkung auf: Erst Rausch, dann "rausch" mit dem "Input" (daher auch Input-Output-Analyse;-)). Für die Rauschwirkung - Stimmungshoch - wird ja gemeinhin wohl eine erhöhte Dopaminausschüttung (Nucl. accumbens oder so) und Reaktion mit "Belohnungssystem" verantwortlich gemacht. Übelkeit ensteht dann sekundär meines bescheidenen Wissens nach irgendwie durch verstärkte Erregung der Dopamin-Rezeptoren (D4? oder doch D2?) in der Area postrema oder so.

Stressoren (Blut --> Gefahr, wegen Säbelzahntiger und so;-)) dürften aufgrund Erhöhung des Sympathikotonus ebenfalls zu einer vermehrten Dopaminausschüttung führen. Vielleicht beruht ja auch dieses "no-risk-no-fun"-feeling, sprich: Adrenalinschub, etc. darauf, keine Ahnung.

Fraglich ist natürlich, wie es dazu kommt, dass bei späterer Konfrontation mit der Reizsituation das Stimmungshoch übersprungen wird und statt dessen sofort die Übelkeit Platz greift. Da ist wohl tatsächlich irgendein vegetatives Lernen am Werke.

luckyblue
10.06.2003, 18:52
die Freundin hört's, hat Angst davor und geht promt dreimal so ängstlich zur Blutabnahme (negative Verstärkung - glaub ich)

Bei der negativen Verstärkung wird die Verhaltensweise verstärkt, obwohl der Reiz wegfällt.

Also: die Freundin fällt gleich ins Koma, obwohl der Onkel Doc gerade erst im Zimmer steht.

Heinz Wäscher
10.06.2003, 18:58
Original geschrieben von luckyblue


Also: die Freundin fällt gleich ins Koma, obwohl der Onkel Doc gerade erst im Zimmer steht.

Das geht aba nur bei George Clooney! :-love

luckyblue
10.06.2003, 19:07
... und bei Frau Winterhuber-Königssee und Dr. Steffen Krank. Hatte ich so gedacht;-)

Heinz Wäscher
11.06.2003, 09:09
hmm, hat auch jemand Patentrezepte gegen das Umkippen im allgemeinen, wenn kein Blut o.ä. vorhanden ist??? :-blush

FataMorgana
11.06.2003, 09:23
Felicitis hat doch schon eine ganze Menge gute Tipps gegeben.

Mir fällt noch die Aktivierung der Muskelpumpe ein, wenn eine orthostatische Komponente vorhanden ist. Also von einem Bein auf's andere treten, die Wadenmuskulatur anspannen usw.

Lava
11.06.2003, 14:54
Nur witzig, dass dieses Verhalten bei Medizinstudenten so geduldet wird. Von Schwesternschülerinnen hab ich schon gehört, dass es mit der OP Karriere vorbei ist, wenn man da mal umkippt.

Smibo
12.06.2003, 13:43
Quietschende Kreide ist total schlimm! Da bekommt man automatisch eine Gänsehaut !

Mit dem Blut hatte ich vor einigen Jahren keine Probleme bis ich als Kind einen schweren Notfall miterlebt habe und ich dann umgekippt bin :-blush

Einige Zeit später wurde mir noch immer übel als ich Blut sah! Trotzdem war es kein Grund nicht Zahnmedizin anzufangen! Im Gegenteil: will ja auch gern in die blutige MKG :-))

Heute habe ich zum Beispiel eine verstärkte Abneigung gegen Blut, wenn es zum Beispiel auf meine Haut kommt, aber dass nur, weil ich mir bewusst bin, was da für Krankheitskeime rumschwimmen könnten! Also ist hier der Ekel eine sehr gute Präventionsmaßnahme gegen Infektionskrankheiten!