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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mit dem KTW "ins Feuer"



Dr.Accuvac
02.11.2009, 20:56
Hey,

hatte am Wochenende einen etwas seltsamen "Fall".

Wir bekamen einen Auftrag zu einer Person zu fahren und die ins KH zu bringen. Als KTW denkt man sich dabei nix böses. Wenn die Leitstelle auch nix sagt, geht man ja meistens von einer Einweisung vom Hausarzt o.Ä. aus.

Als wir ankamen bot uns folgende Situation:
Patient auf dem Boden liegend, unruhig, kaltschweißig.
Bäumt sich (regelrechtes zucken) vor Schmerzen und fasst sich an die Brust. Wirre "Wortfetzen", darunter auch "ich möchte sterben" etc.

Wir haben sofort NAW nachgefordert und versucht eine Anamnese zu erheben + Werte. Anamnese gestaltet sich besonders schwierig, da Patient keinerlei Fragen beantwortete, sondern sterben wollte. Angehörige waren auch verwirrt bzw. es war keinerlei Fremdanamnese möglich. Es stellte sich aber heraus, dass er Tabletten genommen hat, davon 40 Stück und dass er Diabetes hat. Was genau für Tabletten, konnte mir keiner sagen.
Ich habe meinem RH gesagt, er solle RR, Puls und BZ messen und "überwacht". Ich habe den Ambubeutel bereit gelegt und versucht weiterhin an Infos zu kommen/ Patient zu beruhigen.
Da er zwischendurch regelrecht nach Luft schnappte, sich aufbäumte und dann sehr sehr sehr sehr still wurde, stellte ich mich schonmal auf eine Reanimation ein.
Ich hab mich primär auf Anamnese, Werte und ggfs. Vitalfunktionen aufrecht erhalten konzentriert.


Meine Frage an Euch, wie hättet Ihr gehandelt? Was hättet ihr anders gemacht?
(Ich muss zugeben, ich war nicht ganz gelassen und war auch sehr froh als der RTW da war)

RS-USER-Küchenhexe
02.11.2009, 21:16
Waren gar keine Hinweise auf die Tabletten zu finden (z.B. Blisterpackungen im Müll)? Welche Werte habt ihr denn bekommen, und wie waren sie?

Ich denke, da kann man nur sein Bestes geben, Vitalfunktionen überwachen, versuchen, möglichst viel rauszukriegen und situationsgerecht handeln (inkl. REA-Bereitschaft), bis die nachgeforderte Hilfe da ist.

So ähnliche Überraschungseier bekomme ich auch öfter serviert - mein häufigster KTW-Kollege ist im wahren Leben Gasmann und Notarzt, und die Leitstelle weiß das. Mann, da bin ich in solchen Momenten immer dankbarfür das Fachwissen - aber man schwitzt trotzdem auch mal Blut und Wasser. Du Armer!:knuddel:

Dr.Accuvac
03.11.2009, 08:15
Die Angehörigen meinten, sie haben Tabletten vor ihm versteckt, der Patient meinte, er habe 40 Tabletten genommen. Das war alles was ich rausbekommen habe, keiner konnte mir sagen WAS für Tabletten.

Unsere Werte: RR 230/130, Puls 150, Bz 337 (Sättigung war bei 98%)

Patient bekam dann vom NA Midazolam und Mo wurde ebenfalls aufgezogen.
Im Keller fand man dann einen großen Beutel mit allen möglichen Tabletten.


Ich muss echt sagen, hatte als KTW schon kleinere Notfälle, aber bei der Sache, da ging mir der Arsch dann doch kurz auf Grundeis. :grins:

rs-zivi
12.11.2009, 14:29
Aber sind es nicht gerade solche Fälle, bei denen man merkt, dass die Ausbildung doch nicht unnötig war? Bei uns mosern viele Zivis rum, dass man fürs Oma kutschieren so eine Ausbildung nicht bräuchte.
Ich finde allerdings, wer in schicker Uniform Rot-Weiße Blaulichtwägen fahren will, sollte ein Mindestmaß an Hilfe bieten können. Die 08/15-Oma kennt nämlich nur "Krankenwagen" und kein RTW/KTW.