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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Robert Enke ist tot



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RS-USER-Cookie
10.11.2009, 21:35
Ich bin gerade fassungslos...

http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,660538,00.html

RS-USER-Häuptling weiße Wolke
10.11.2009, 22:55
Sch..., kann es noch nicht glauben... :(

Warum macht jemand sowas, zumal er zuhause gerade Verantwortung für ein Kind übernommen hat???

RS-USER-Hoffi
11.11.2009, 07:49
Ich verstehe da eher nicht, warum man sich vor einen Zug schmeissen muss. Damit belastet man nicht nur einen Lokführer, sondern bringt auch noch den ganzen Fahrplan ins Wanken.

Die Folgeschäden sollten eigentlich aus dem Erbe bezahlt werden.

RS-USER-Cookie
11.11.2009, 10:18
Wie immer in solchen Fällen stellt man sich die Frage nach dem Warum. :(

Und natürlich ist es umso tragischer, weil auch andere Leute (Lokführer, Einsatzkräfte) mit hineingezogen werden.

Knusperriegel
11.11.2009, 12:23
Bevor das ganze in eine grosse "ich bin ja so betroffen-Diskussion" ausartet:

Suizid ist eine relativ häufige Todesart; zu finden in allen Gesellschaftsschichten, bei jedem Lebensalter oder Geschlecht, hohen und niedrigen Einkommensverhältnissen, unabhängig des sozialen Status oder des Bildungsgrads etc.

Was macht diesen Suizid so anders?

Nur, weil hier ein "Prominenter" (?) eine Handlung vollzogen hat.
Ich setze prominent bewusst in Anführungszeichen, denn Nicht-Fußball-Menschen wird der Name wohl nicht so geläufig sein.
Diese Menschen denken eher an Frau X oder Herrn Y aus ihrer Verwandschaft oder Nachbarschaft, die ebenso eine solche Handlung vollzogen haben.

"Prominente" Künstler sind hier schon öfters in den Medien aufgetaucht; Sportler sind nach meiner Erinerung bisher nicht vertreten gewesen.

Das einzige, was daraus (positiv!) entstehen könnte, ist eine größere Offenheit gegenüber auslösenden Faktoren zu derartigen Toden bzw. den Menschen, die in ihrem Leben keinen Ausweg mehr sehen.

RS-USER-Häuptling weiße Wolke
11.11.2009, 13:12
Sorry Knusperriegel,

aber Enke ist in Hannover schon sehr bekannt und sehr beliebt gewesen. Gerade die Art, wie er mit der Erkrankung seiner Tochter umgegangen ist, war sehr sympathisch. Und eigentlich hatten alle gehofft, dass er jetzt endlich wieder über den Berg ist.

Da sowohl Cookie als auch ich bekennende 96-Fans sind, sei uns doch hoffentlich gegönnt, dass wir betroffen sind.

Tempo
12.11.2009, 08:13
Ich finde es auch traurig, daß Robert Enke sich umgebracht hat. Er war einfach n' netter.
Unter was für einen unglaublichen Druck muss er über all die Jahre gestanden haben um seine Depression zu verbergen und um somit seine Karriere nicht zu gefährden. Wahnsinn, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Karriere hat er scheinbar alles andere untergeordnet. Hätte er sich mit der Depression " geoutet ", wäre es vermutlich vorbei gewesen.
Ich denke aber auch, " Die arme Frau "! Ich habe einige Jahre in der Psychiatrie gearbeitet und weiß, daß die Angehörigen solcher Patienten ebenfalls durch die Hölle gehen!
Das er sich vor einen Zug geschmissen hat finde ich richtig scheiße! Ich habe zweimal Lokführer kennengelernt, die soetwas erlebt haben. Beide konnten Ihren Job nicht weitermachen, weil sie dieses Bild nicht wieder los wurden!

RS-USER-Brummel
12.11.2009, 10:21
Wobei da aber auch der Kern des Problems begraben liegt. Bei aller traurigkeit des Ereignisses. Wir hier in Deutschland müssen endlich von dieser Tabuisierung des Themas Depression (und einiger anderer stigmatisierender Krankheiten) wegkommen. Menschen können trotz dieser Erkrankungen einen guten Job machen und sollten deshalb nicht um diesen fürchten müssen. Hier müssen wir als Gemeinschaft - meiner Meinung nach - einen Modus vivendi finden.
Dann wäre vielen Menschen in ähnlicher Situation sehr geholfen und viel Leidensdruck genommen.

RS-USER-Claudi
12.11.2009, 12:19
wie fertig muss ein Mensch sein, der so etwas tun kann?
Wer einmal dicht neben einem vorbeirauschenden Zug auf Augenhöhe war, kriegt eine Vorstellung, wie viel Überwindung das kosten muss sich da vor zu werfen.

Ich gebe Knusperriegel schon Recht: Suizid ist eine relativ häufige Todesursache (so weit ich weiß sind es so 11-12.000 Tote/Jahr in Deutschland (mehr als Schweinegrippetote :grins:), davon werfen sich ca. 5 % vor einen Zug oder ein Auto.
Die allermeisten hängen sich auf oder ersticken sich. Grauselig.

Was macht den Suizid einer bekannten Persönlichkeit so anders, als wenn sich Lieschen Müller vor den Zug wirft?
Mehr Menschen werden angesprochen, weil viele ihn gekannt haben.
Vielleicht hilft dies ja wirklich, dass Depressionen aber auch Unmenschlichkeit und asoziales Verhalten mehr thematisiert werden.

Richtig Leid tut mir seine Frau: Hat vor 2 Jahren ihr Kind verloren und jetzt auch noch den Mann. Und sie wird sich wahrscheinlich fragen, ob sie wirklich alles getan hat, um ihm zu helfen. Das sind Gedanken, die einen fertig machen können.

RS-USER-DocMezzoMix
12.11.2009, 21:35
Ich kannte Robert Enke nicht und kann daher nicht viel zu seiner Person sagen. Grundsätzlich schien er ja eine tolle Persönlichkeit zu sein.

Aber für mich ist jeder ein A...loch der bei seinem eigenen Versagen einem anderen das Leben zerstört. Und sorry, jemand der einen anderen in seinen Selbstmord ungefragt mit einbezieht und diesem somit evtl. in Depressionen oder ähnliches treibt ("Ach, du bist der der damals den Nationaltorwart umgeholzt hat?!") gerade in einem solchen "Medienfall".

Da finde ich den Ansatz von Nuhr nicht schlecht auch im Nachhinein nicht nur zu sagen was für ein armer Kerl er war, und wie schwer doch die Entscheidung ggefallen sein muss, sondern da sollte man auch im achruf vielleicht noch darauf hinweisen, das er im Abgang leider nicht wirklich ne tolle Entscheidung für seinen letzten Weg gewählt hat, sondern einem Unschuldigen noch ordentlich eine Eingeschenkt hat.
Sorry aber sowas ist m.E. nicht weit weg von einem Amoklauf, weil ob ich willkürlich auf jemanden schieße, oder mich vor sein Auto werfe, beides hat ähnliche Folgen.



Grüße

Knusperriegel
12.11.2009, 22:07
Es lag bzw. liegt mir fern, den Freitod dieses Torwarts zu verunglimpfen.
Mit geht es wirklich darum, daß der Suizid nun einmal eine relativ häufige Todesart ist (gerade bei Jugendlichen!).

Bei aller persönlichen Problematik habe ich jedoch wie @DMM auch Probleme mit der gewählten Todesart.
Es ist schon schlimm genug, daß eine Ehefrau, ein Kind sowie viele Freunde betroffen zurückbleiben.
Für den Zugführer ist es eine enorme Belastung, denn dieser kann im Gegensatz zu Passagieren eines Reisebusses nicht die Augen zumachen oder zum Seitenfenster hinaus schauen - er kann auch nicht wie jeder Autofahrer versuchen, auszuweichen.
Zugführer werden immer eine Bremsung versuchen, obwohl die Gewißheit der Unmöglichkeit dieses Versuches sehr schnell präsent ist.
Eine ebenso verständliche Reaktion ist dann das Verlassen der Lok und das Absuchen der Strecke.
In aller Deutlichkeit: da liegt nicht nur ein sauber abgetrennter Kopf herum, daß ist eine Sauerei, die noch nicht einmal im Horrorfilm gezeigt wird.
Mit ein wenig Pech hat dieser Lokführer für den Rest seines Lebens eine Erinnerung, auf die er wohl gerne verzichtet hätte.

Der Tod des Herrn E. hat wirklich den Vorteil, daß ein immer-noch-Tabu-Thema (zumindest wohl bei Leistungssportlern?) jetzt offen auf den Tisch kommt.
Vielleicht ist der nächste Schritt (so wurde es auch schon gestern im Radio berichtet) das Outing eines homosexuellen Profi-Fußballers.

Rettungshasi
13.11.2009, 12:05
Schlimme Sache... mehr für seine Frau, Tochter und den Lokführer.

Warum müssen wir denn wissen, dass er sich vor einen Zug geworfen hat? Hätte es den Medien nicht gereicht breitzutreten, dass er sich umgebracht hat und die Frage nach dem wie außen vor zu lassen?
Ich hüte mich davor, mich allzu weit aus dem Fenster zu lehnen und zu behaupten, dass das den "Freitod" (was viele Journalisten in den letzten Tagen fälschlicherweise im Übermaß gesagt haben) auf den Gleisen für potentielle Suizidenten attraktiver macht, aber es kann für solche Menschen fatal sein, wenn es in den Fokus gerückt wird (z.B. die lange diskutierten Werther-Suizide).

Ah, ich lese gerade... irgendein Idiot hat scheinbar aus Fanliebe sein Auto mit Trikot und Hannover-96-Schal auf Bahngleisen abgestellt und ist ausgestiegen.
http://www.nz-online.de/artikel.asp?art=1122196&kat=64

Knusperriegel
13.11.2009, 12:19
Lieber die Bezeichnung "Freitod" als der vielfachst benutzte Begriff "Selbstmord".

Ich glaube, daß selbst der Hauptschulanteil der Bevölkerung mittlerweile den Begriff "Suizid".
Warum es dann notwendig war, alttestamentarisches Reden bzw. ein verstaubtes Wort aus der römisch-katholischen Sündenkiste hochzuholen, hat sich mir nicht erschlossen.

RS-USER-Hoffi
13.11.2009, 15:10
Warum es dann notwendig war, alttestamentarisches Reden bzw. ein verstaubtes Wort aus der römisch-katholischen Sündenkiste hochzuholen, hat sich mir nicht erschlossen.

Aprospros Sünde: Seit wann bekommt ein Selbstmörder eigentlich einen Gottesdienst? Ich dachte nach der Lesart der christlichen Religionen müsste so einer doch in ungeweihter Erde irgendwo verscharrt werden und kein Proester darf irgendein lobendes Wort in den Mund nehmen.

RS-USER-Shalimah
13.11.2009, 15:31
Aprospros Sünde: Seit wann bekommt ein Selbstmörder eigentlich einen Gottesdienst? Ich dachte nach der Lesart der christlichen Religionen müsste so einer doch in ungeweihter Erde irgendwo verscharrt werden und kein Proester darf irgendein lobendes Wort in den Mund nehmen.

Nicht nach Lesart der christlichen Kirchen, nur nach Lesart der katholischen Kirche fällt das unter Todsünde. Bei den Protestanten gibbet sowat nich.

RS-USER-Claudi
13.11.2009, 16:33
Ich kannte Robert Enke nicht und kann daher nicht viel zu seiner Person sagen. Grundsätzlich schien er ja eine tolle Persönlichkeit zu sein.

Aber für mich ist jeder ein A...loch der bei seinem eigenen Versagen einem anderen das Leben zerstört. Und sorry, jemand der einen anderen in seinen Selbstmord ungefragt mit einbezieht und diesem somit evtl. in Depressionen oder ähnliches treibt ("Ach, du bist der der damals den Nationaltorwart umgeholzt hat?!") gerade in einem solchen "Medienfall".

...
Sorry aber sowas ist m.E. nicht weit weg von einem Amoklauf, weil ob ich willkürlich auf jemanden schieße, oder mich vor sein Auto werfe, beides hat ähnliche Folgen.

Grüße

Naja, ich würde mal sagen, ein Suizid ist ein Amoklauf. Eine absolute Ausnahmesituation. Es ist das Ultima ratio - das Ende eines meist langen Leidensweges.
Klar - ein denkender Mensch wird versuchen, keine anderen da mit rein zu ziehen - obwohl bei jedem Suizid jemand einbezogen ist - der Finder, die Familie, die Partner etc. pp. und ich finde es auch ziemlich übel, sich ausgerechnet vor einen Zug zu schmeißen. Andererseits suchen diese Menschen eine möglichst sichere Methode und so einfach ist es nicht, sich umzubringen.

Ganz sicher spielt da noch Hass auf sich selbst eine Rolle - man möchte seinen Körper möglichst brutal weg schaffen. An Zugführer und "Aufräumpersonal" wird da sicher nicht gedacht, wohl auch, weil in solchen Situationen im Hirn die "Notfallprogramme" aktiviert sind, die ein Mitfühlen und Einfühlen in andere in solchen Momenten unmöglich macht. (hab dazu mal einen interessanten Vortrag eines Hirnforschers gehört.)

Im Grunde sind auch andere "Formen" nicht besser: wirft sich einer aus einem Gebäude, möchte ich den Menschen auch nicht vom Pflaster kratzen müssen oder einen Aufgehängten abschneiden, oder die Blutlachen beim Pulsaderaufschneiden wegwischen oder - oder - oder.
Da lob ich mir doch jemanden, der eine passende Dosis Medikamente genommen, vorher die Wohnung aufgeräumt und einen Zettel "ich entschuldige mich für mein unvorteilhaftes Aussehen" geschrieben hat. :grins:


Ich persönlich finde die hohe Suizidquote einfach nur erschreckend und ich bezweifel stark, dass sich Menschen umbringen, weil sie versagt haben sondern weil sie sich so fühlen, als ob sie versagt haben. Auch ein gesellschaftliches Problem.

RS-USER-Autolyse
13.11.2009, 23:25
Nachahmer gibt es übrigens genug. Die Strecke war heute mehrmals gesperrt(ja, ich war auch betroffen, bin ich eben zurückgefahren).

RS-USER-Cookie
15.11.2009, 01:33
Vor dem a-ha Konzert waren meine Freundin (die großer Fan von 96 und insbesondere von Robert Enke ist) noch beim Stadion und haben auch eine Kerze angezündet. Die Atmosphäre dort kann man nur schwer beschreiben. Es ist beeindruckend, wie still die Menschen - auch die vielen Kinder - sein können...






http://www.dewezet.de/portal/nachrichten/kommentare_Die-seltene-Stille-_arid,192153.html



http://www.dewezet.de/portal/nachrichten/kommentare_Die-schwerste-Niederlage-_arid,191826.html

RS-USER-Küchenhexe
15.11.2009, 10:48
Ungewöhnlich gut geschrieben, die beiden Artikel...

RS-USER-fruehgriller
15.11.2009, 11:10
Hallo zusammen,

JEDER Tod eines Menschen ist tragisch für die hinterbliebenen, der Suizid besonders, weil er oft Schuldgefühle bei den Angehörigen hinterläßt.

Natürlich wird sich die Presse nicht die Auflagensteigernde Wirkung der Todesart bei Prominenten entgehen lassen.

Personen, die sich solch "starke" Methoden aussuchen, wollen wirklich aus dem Leben scheiden, haben Ihren Entschluß gefasst.

Wie wir alle hier wissen, springen Personen, die beim Eintreffen der Pol, RD etc noch auf dem Dach stehen nur in ganz Seltenen Fällen dann noch herunter.
Will sagen, hier ist nicht der Hilfeschrei der Grund, sondern der wirkliche Entschluß.

Wenn mann das aus dieser Richtung betrachtet, ist es auch verständlich, das diese Person NICHT an mögliche weitere Opfer (Lokführer, Hilfskräfte etc) denken, weil Sie endlich DEN WEG aus Ihrem persönlichen Dillema gefunden haben.

Denkt immer daran: In manchen Situationen denkt der Mensch nicht mehr rationell!

Gruß

Griller