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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studenten "Streiks"



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RS-USER-Hoffi
21.11.2009, 16:13
Wie steht ihr zu den Protesten von Teilen der Studenten?

Mich nervt es im Moment tierisch an, dass eine lautstarke Minderheit von vielleicht 100 Leuten zwei Hörsäle blockieren, die von den Bachelorstudenten dringend gebraucht werden. So fallen zum Beispiel für einige Erstsemester 80% der Vorlesungen aus oder finden in viel zu kleinen Hörsälen statt. Mich als höheres Semester betreffen die Blockaden zum Glück nicht, es nerven nur die Lautsprecherdurchsagen in der Mensa oder die intensive Trillerpfeifen Benutzung.

Ich vermute mal eine höhere Durchfallquote bei den Klausuren der Studienanfänger wird die einzig messbare Folge des Bildungsraubes sein.

Schwarzwälder
21.11.2009, 16:58
Hallo Hoffi,
bin heute gerade noch rechtzeitig aus der Stuttgarter Innenstadt geflüchtet. Da ist richtig was los. Finde Aktionen in der Öffentlichkeit sinnvoller als nur in der Uni was zu besetzen. Da schneidet man sich ins eigene Fleisch, wie Du es beschrieben hast.
Was mir grundsätzlich sehr übel aufstößt ist, daß es über studentische Organisationen, Fachschaften, Senat, auch den ASTA o.ä. viele Möglichkeiten der Mitarbeit bzw. Mitbestimmung gibt, z.B. hätten wir fast mal unseren Dekan verloren, weil Einige ihn nicht mochten. Gab ziemlich Ärger, da mein Fachbereich sich für ihn eingesetzt hat!
Also wenn einem was nicht paßt, zuerst einmal intern versuchen was zu verändern (schwierig aber nicht hoffnungslos). Wenn das nichts hilft, kann man gerne auch öffentlich protestieren. Aber bitte nicht beklagen, wenn man selbst nicht für Ämter und Posten zur Verfügung steht, oder mangels Alternativen, nur "Vollpfeifen" in Gremien wählt bzw. schlimmer gar nich erst wählt!

:-meinung

Gruß Schwarzwälder

RS-USER-Hoffi
21.11.2009, 17:36
Naja auf die Leute, die sich im UStA rumtreiben und meinen die Studenten zu vertreten sind von mir definitiv nicht gewählt. Ich selber vertreibe meine Zeit lieber mit sinnvollerem Engagement, zum Beispiel im Vorstand meines Wohnheimträgers.

Wenn ich mir die Leute in den besetzten Hörsälen anschauen, dann kommen mir die eher wie Berufsprotestanten vor. Es sind ein paar Leute die der Meinung sind für alle zu sprechen. Wenn diese wirklich die Mehrheit sein sollten, dann frag ich mich, wo die anderen 9500 Studenten sind, die die Lücke zur Hälfte der Studierendenschaft schließen würde.

RS-USER-Elektro-Dengel
21.11.2009, 18:10
Der studentische Bildungsstreik, ein absolutes Reizthema für mich:

Vornweg, Studiengebühren find ich auch nicht toll, auch nicht, dass faktische Studiengebühren vom BaFöG_Amt nicht als Studiengebühren angesehen werden!

Was die Studenten aber im Moment treiben, geht mir gewaltig auf den Zeiger. Da wird auf sehr hohem Niveau gemault!
Ausgehen tut der Schmarrn primär von pseudopolitisieren Bachelor-Studenten, die sich beschweren, dass 3 Jahre viel zu kurz für ihr ach so aufreibendes Studium sind und sie ja so neben dem Studium nicht mehr "Dichter und Denker" sein können. Was soll denn ich da sagen? Ich geh neben meinem (eigentl. Vollzeit-)Studium auch noch ständig arbeiten, weil Mami und Papi mir keinen Cent zusteuern können! Mal ganz nebenbei: Kein Mensch braucht 100 000 Dichter und Denker, wer maschinenbau studiert, der soll irgendwann mal der Gesellschaft einen Dienst erweisen, indem er Maschinen konstruiert und nicht lyrische Ergüsse. Dafür bildet das "Volk" als Steuerzahler die Leute aus.

Das alternative Pack (Kunststudenten im 24. Semester) sind nat. auch immer dabei, wenns drum geht, irgendwo nutzlos rumzulungern und das ganze dann friedlichen Protest gegen das Establishment, zu nennen. Hauptsache nix arbeiten!

Meine Kolleginnen und Kollegen (Medizin-Erstsemester), die meisten noch grün hinter den Ohren, lassen sich da nat. gerne vor den Karren spannen und sind vorne mit dabei, obwohl sie keine Ahnung haben weshalb und wofür sie da auf die Straße gehen. Erzähl denen mal was von Bologna, haben die keine Ahnung von! Aber als Student muss man ja politisch aktiv sein, ja nee is klar!

Dass einige unzufrieden sind, kann ich an unserer Fakultät durchaus verstehen, bei 1000 Studenten, an einer Fakultät die für 700 pro Semester ausgelegt ist. Aber mal ganz ehrlich, dann steigt halt der Selektionsdruck! Schadet den Medizinern sicher nicht, wer heult, soll mal zu den Juristen schauen, wie da rausgeprüft wird vom ersten Semester an!

Zu guter letzt, mal ein Vergleich, den man halt nur zieht, wenn man nicht wie viele andere 19 Jahre und von Mami und Papi gesponsort, ist:

Medizin-Campus München Innenstadt:

- Spind für jeden Studenten
- div. Computerräume (mit PCs UND Macs)
- unbegrenzte Mögl.keit Scripte auszudrucken
- Großteil der Vorlesungsfolien im Web
- kostenlose (studiengebührenfinanzierte) Scripte, Präp-Bestecke, Kittel, Nitril-Handschuhe
- W-Lan in allen Gebäuden
- Tutorien, Zusatzkurse etc (also alles was man sich als "Sutdent" eigentl. im Selbststudium beibringen sollte)
- und und und ...

So nun vergleicht das mal mit einer staatl. Berufsschule eurer Wahl!!!!
Merkt ihr was???

RS-USER-Autolyse
21.11.2009, 20:55
Bildungsstreik habe ich auch gefressen. Das ganze kommt bei mir als eine Veranstaltung diverser K-Gruppen an, die sich mit aufgebrachten Sozialpädagogikstudenten zusammengetan haben, die statt 10 fakultativen SWS nun auf einmal 15 SWS haben, wovon dann 5 Pflichtveranstaltungen sind, wodurch die betreffenden natürlich völlig überfordert sind. Ich hatte im letzten Trimester annähernd 40 SWS und habe trotzdem optimale Ergebnisse erzielt. Wenigstens liegt meine Uni, die ja faktisch nur eine medizinische und eine zahnmedizinische Fakultät umfasst, weit weg von der großen Uni mit zugehörigem geisteswissenschaftlichen Gammelklientel.

Bafög, Stipendien & Co. sind mir völlig gleichgültig, betrifft mich nicht. Das einzige was mir in dem Zusammenhang einfällt ist die Tatsache, dass man bestraft wird, wenn man nicht 19 Jahre alt ist und sofort zum Studium antritt, sondern vorher arbeitet, reichlich Steuern zahlt und (für ein Auslandsjahr) spart, da man bekanntermaßem ziemlich schnell die Freibeträge überschreitet. Zum besonderen Dank an das doofe Pack das statt weiterzuarbeiten noch studieren geht sind auch alle Aufwendungen für das Erststudium privat veranlasst und damit nur als Sonderausgaben beschränkt abzuziehen, immerhin muss ich so als arbeitender Student gnädigerweise keine Steuern zahlen, vielen Dank auch, liebe Bundesregierung, und Verlustvortrag, gerade für die Auslandsjahre, kann man direkt knicken. Da fühlt man sich doch richtig wertgeschätzt, wenn man ständig schlechter gestellt wird, aber Hauptsache das Bafög erhöhen - der Höchstsatz liegt ja auch nur deutlich über dem, was der durchschnittliche selbstfinanzierte Student im Monat zur Verfügung hat...

Dengel hat schon völlig Recht, wenn er von einem Jammern auf hohem Niveau spricht. Verglichen mit anderen staatlichen Bildungsinstitutionen geht's den Universitäten schon verdammt gut. Die Studiengebühren sind momentan ein schlechter Witz. Faktisch kann der Präsident mit dem Geld machen was er will, schließlich kann man Förderung der Lehre schön schwammig auslegen, Sanktionen für Fehlverwendungen gibt es auch keine und dank der glorreichen Selbstverwaltung hat man als Einzelner keine Möglichkeiten gegen viele Dinge vorzugehen und wenn man es doch mal tut bekommt man von seinen Mitstudenten allerhöchstens etwas zu hören wie "Du hattest Recht, na und? Denk auch mal an das große Ganze. Dein Querulantentum fällt auf uns zurück, wir werden auch von denen geprüft." Und um ob des Betrags wirkliche Forderungen stellen zu können ist er viel zu niedrig, die berühmten Peanuts.

Knusperriegel
22.11.2009, 14:44
Sehr interessant für mich, auch einmal diese Seite zu hören / lesen!

Die Medien stürzen sich geradezu auf die arme Studentenschaft.
Bisher noch niemand hat mal einen Vergleich mit den Frühzeiten der Republik gewagt, als viele universitäre Einrichtungen zerstört waren und die Finanzmittel ebenso knapp.

(Dies ist keine Lobhudeleit und schon gar kein Vergessen autoritärer Strukturen durch Profs. aus dem 1000-jährigen Reich etc.!)

Für mich entsteht durchaus auch der Eindruck des Jammerns auf sehr hohem Niveau.
So berechtigt auch Klagen über diverse Zustände an den Universitäten auch sein mögen - eigentlich "keine Sau" kümmert sich um die Zustände an öffentlichen Schulen - von der Grundschule bis zum Gymnasium, wo eigentlich die Wurzeln von gelehrter Bildung vermittelt werden sollen.
Da dürfen Fenster undicht sein, Decken herunterstürzen, Wasserrohrbrüche passieren, Schulobst als unfinanzierbar deklariert werden, Kochunterricht an dreissig Jahre alten Küchengeräten stattfinden u.v.m.

"Die da oben" verlassen sich anscheinend darauf, daß jedes Elternteil mit halbwegs Vernunft bemüht ist, sein Kind aus der staatl. Schule heraus zu nehmen.
Der Rest des künftigen Bildungsprekariats wird mit Privat-TV und BLÖD-Zeitung ruhig gestellt, denn so lange die Fußballergebnisse stimmen und tgl. ein Tittenfoto zu sehen ist, ist ja alles normal und gut.

krumel
22.11.2009, 16:44
Studiert eigentlich einer der hier klagenden in einem Bachelor-Studiengang?

RS-USER-Hoffi
22.11.2009, 16:53
Ich bin noch Diplomer. Allerdings hat sich bei uns nicht viel geändert. Wenn ich mir die Stundentafeln anschaue, dann sind die sehr ähnlich, mit einzelnen Verschiebungen der Fächer. Die Uni sagt von sich aus, dass der BA kein Abschluss ist, der für die Berufsausübung qualifiziert und rät allen Studenten bis zum Master weiter zu studieren. Dementsprechend sollen auch für alle Masterplätze zur Verfügung gestellt werden. So gibt es hier am KIT aufgrund dieser Umstände eigentlich keine wirklichen Gründe so ein Theater zu machen.

Mit den allgemeinen Studienbedingungen, Betreuung, Raumsituation usw. kann man im Großen und Ganzen auch zufrieden sein. Ich bekomme zeitnah Termine bei Professoren und Assistenten, wenn ich diese benötige, meistens lassen sich die Dinge im angeregten Fachgespräch nach der Vorlesung direkt klären.

Abgesehen davon finde ich es auch sehr "angenehm", welche Bezeichnungen man sich als Kritiker der Besetzungen von ebendiesen in Diskussionen anhören muss.

Hörbird
22.11.2009, 22:48
Wahrscheinlich bin ich gerade sehr voreingenommen und beeinflusst worden von den Medien.

Vielleicht liegts aber auch einfach nur daran, das ich kein Student bin (weil ich "nur faul bin" O-Ton-Medizinstudentin zu mir, die als Pflegehelferin arbeitet und nicht versteht, das ich nicht studieren wollte :rolleyes:)

Vielleicht aber eher daran, das ich immer noch die allgemeine Hochschulreife habe und noch immer Gedanken an eine mögliche Weiterbildung hänge, das in einem Bachelor oder Master gipfeln würde.

Egal wie, es geht den Studenten um eben die Bologna-Reform, die derer Ansicht nach vermurkst wurde. Und nicht Jammern auf hohen Niveau- das müsste dann schon deren Kritikern entgegenbringen, die hier neidisch auf die Protestierenden schauen.


Ausgehen tut der Schmarrn primär von pseudopolitisieren Bachelor-Studenten, die sich beschweren, dass 3 Jahre viel zu kurz für ihr ach so aufreibendes Studium sind und sie ja so neben dem Studium nicht mehr "Dichter und Denker" sein können. Was soll denn ich da sagen? Ich geh neben meinem (eigentl. Vollzeit-)Studium auch noch ständig arbeiten, weil Mami und Papi mir keinen Cent zusteuern können! Mal ganz nebenbei: Kein Mensch braucht 100 000 Dichter und Denker, wer maschinenbau studiert, der soll irgendwann mal der Gesellschaft einen Dienst erweisen, indem er Maschinen konstruiert und nicht lyrische Ergüsse. Dafür bildet das "Volk" als Steuerzahler die Leute aus.

Die Bachelorstudenten können nicht wie Normal-Studenten großartig nebenher arbeiten gehen; der Druck ist sehr viel größer.
Das Studium wurde sozusagen "verschult", und alles wurde praktisch nur auf die Verkürzung der Studienzeit gerichtet. Was man früher in 4 Jahren lernte, lernt man nun in 3 Jahren- allerdings ohne Entschlackung der Menge.
Anständige Betreuung wie sie Hoffi nennt, gibt es beim Bachelor weniger bis gar nicht- weil nicht möglich bzw. von den Hochschulen verpasst.
Und wenn man als Diplomer keine Probleme hat, vorallem nicht in der sagenumwobenen Eliteuni, dann vielleicht schon eher als Bachelor an anderen Hochschulen.

Keine Frage, Bologna lässt sich nicht umkehren und die Grundidee an sich ist nicht schlecht, aber deren Umsetzung ging kräftig daneben. Die Problematik war übrigens seit langem vorhersehbar, und damit auch die Proteste.

Unternehmen stehen dem Bachelor teilweise ebenso kritisch gegenüber wie eine ganze Reihe von Universitätsprofessoren.

Gefordert wird nicht mehr oder weniger:

-Freier Zugang zum Masterstudium: ohne entsprechende Noten kein Zugang zum Masterstudium, und damit weitaus schlechtere Jobchancen. Doof, wenn man 3 Jahre hart studiert hat, und trotzdem keinen Job bekommt, weil Master bevorzugt wird, und keine Chance hat das draufzusatteln.

-Überarbeitung der Bologna-Reform: nicht die Abschaffung!

-Abschaffung sozialer Schranken durch den Verzicht auf Studiengebühren: fraglich, ob das möglich ist. Gute Bildung ist teuer, aber Bildung auch lebenswichtig für den Staat.

-Mitbestimmungsrecht in allen Gremien


Erstaunlich finde ich, das keiner der hier klagenden in einem Bachelorstudiengang ist, aber Ihre Erfahrungen in einem Normalstudiengang auf das Bachelor überträgt.



Für mich entsteht durchaus auch der Eindruck des Jammerns auf sehr hohem Niveau.
So berechtigt auch Klagen über diverse Zustände an den Universitäten auch sein mögen - eigentlich "keine Sau" kümmert sich um die Zustände an öffentlichen Schulen - von der Grundschule bis zum Gymnasium, wo eigentlich die Wurzeln von gelehrter Bildung vermittelt werden sollen.
Da dürfen Fenster undicht sein, Decken herunterstürzen, Wasserrohrbrüche passieren, Schulobst als unfinanzierbar deklariert werden, Kochunterricht an dreissig Jahre alten Küchengeräten stattfinden u.v.m.

Ist nochmal ein ganz eigenes Problem, aber generell bin ich gespannt was die neue Bundesregierung aus alldem macht.

Wirds in 4 Jahren schlechter oder besser sein?

RS-USER-Hoffi
23.11.2009, 08:02
Wahrscheinlich bin ich gerade sehr voreingenommen und beeinflusst worden von den Medien.

Vielleicht liegts aber auch einfach nur daran, das ich kein Student bin (weil ich "nur faul bin" O-Ton-Medizinstudentin zu mir, die als Pflegehelferin arbeitet und nicht versteht, das ich nicht studieren wollte :rolleyes:)

Vielleicht aber eher daran, das ich immer noch die allgemeine Hochschulreife habe und noch immer Gedanken an eine mögliche Weiterbildung hänge, das in einem Bachelor oder Master gipfeln würde.

Egal wie, es geht den Studenten um eben die Bologna-Reform, die derer Ansicht nach vermurkst wurde. Und nicht Jammern auf hohen Niveau- das müsste dann schon deren Kritikern entgegenbringen, die hier neidisch auf die Protestierenden schauen.


In Karlsruhe gibt es noch gar keine Forderungen zu Bologna. Dort wird sich eher an den Studiengebühren und am Begriff Elite aufgehangen. Auch die bisher heiligste Forderung der Karlsruher, die Wiedereinführung der verfassten Studentenschaft musste da vom ersten auf den dritten Platz der Forderungen zurückweichen.



Die Bachelorstudenten können nicht wie Normal-Studenten großartig nebenher arbeiten gehen; der Druck ist sehr viel größer.
Das Studium wurde sozusagen "verschult", und alles wurde praktisch nur auf die Verkürzung der Studienzeit gerichtet. Was man früher in 4 Jahren lernte, lernt man nun in 3 Jahren- allerdings ohne Entschlackung der Menge.
Anständige Betreuung wie sie Hoffi nennt, gibt es beim Bachelor weniger bis gar nicht- weil nicht möglich bzw. von den Hochschulen verpasst.
Und wenn man als Diplomer keine Probleme hat, vorallem nicht in der sagenumwobenen Eliteuni, dann vielleicht schon eher als Bachelor an anderen Hochschulen.


Und genau das stimmt, zumindest hier in Karlsruhe am KIT nicht. Regelstudienzeit Diplom: 10 Semester, Regelstudienzeit BA/MA: 10 Semester. Es wurden hier lediglich Einzelanpassungen vorgenommen. Es bekommen jetzt im Maschinenbau zum Beispiel 100% der Studenten einen CAD Kurs und nicht nur die besten 80 (Personen nicht Prozent). Das geht natürlich mit einer "Mehrbelastung" im Studium einher, ist aber mMn eine echte Verbesserung im Vergleich zu vorher.

Die Studentenanzahl pro Jahrgang ist durch die Einführung eines NC eher zurückgegangen, deshalb kann die Betreuung eigentlich nicht schlechter geworden sein.



Keine Frage, Bologna lässt sich nicht umkehren und die Grundidee an sich ist nicht schlecht, aber deren Umsetzung ging kräftig daneben. Die Problematik war übrigens seit langem vorhersehbar, und damit auch die Proteste.


Wenn man es genau nimmt, ist auch die Grundidee von Bologna grottenschlecht. Ein auf dem Papier gleicher Abschluss heisst in der Realität nur, dass es noch mehr wie vorher darauf ankommt wo man studiert hat. Die fehlende Differenzierung über die Abschlüsse der verschiedenen Hochschularten wird nun eben durch die Namen der Universitäten ersetzt. Es wird eher noch schwerer sich im Hochschuldschungel zurecht zu finden.



Unternehmen stehen dem Bachelor teilweise ebenso kritisch gegenüber wie eine ganze Reihe von Universitätsprofessoren.

Gefordert wird nicht mehr oder weniger:

-Freier Zugang zum Masterstudium: ohne entsprechende Noten kein Zugang zum Masterstudium, und damit weitaus schlechtere Jobchancen. Doof, wenn man 3 Jahre hart studiert hat, und trotzdem keinen Job bekommt, weil Master bevorzugt wird, und keine Chance hat das draufzusatteln.

-Überarbeitung der Bologna-Reform: nicht die Abschaffung!

-Abschaffung sozialer Schranken durch den Verzicht auf Studiengebühren: fraglich, ob das möglich ist. Gute Bildung ist teuer, aber Bildung auch lebenswichtig für den Staat.

-Mitbestimmungsrecht in allen Gremien


- Die erste Forderung ist hier schon durch die einzelnen Fakultäten vorweggenommen. Die Auffassung der TU9 ist es, dass der BA kein berufsqualifizierender Abschluss ist, sondern nur der MA.

- Ob Bologna überarbeitet oder abgeschafft werden soll, darüber diskutieren die Karlsruher Bildungsverweigerer noch.

- Studiengebühren abschaffen ist eine Illusion. Die Uni braucht das Geld. Und das Häppchen der Bafög Erhöhung ist auch nur Augenwischerei. Das erkennen diejenigen nur nicht, die sich diese nun auf die Fahnen schreiben. Helfen würde hier nicht ein höherer Maximalsatz, sondern die Erhöhung der Freibeträge und Einkommensgrenzen. Dann würde nämlich mehr Studenten in den Genuss vom Bafög kommen. Wenn man D mit anderen Ländern vergleicht, sind die 500 Euro ein Witz an Gebühren.

- Mitbestimmung in allen Gremien. Wozu? Die Professoren und die Putzfrauen haben auch kein Mitbestimmungsrecht im Stupa. Hier muss man sich erstmal an die eigene Nase fassen, bevor man sowas unreflektiert fordert.



Erstaunlich finde ich, das keiner der hier klagenden in einem Bachelorstudiengang ist, aber Ihre Erfahrungen in einem Normalstudiengang auf das Bachelor überträgt.


Naja, ich glaube dass man als Diplomer durch vergleich der Stundentafeln eher einen Vergleich ziehen kann, als umgekehrt. Bei den Bachelorn wird da viel gerne alles was früher war durch die rosarote Brille gesehen und alle Hürden nur auf die neuen Abschlüsse geschoben. Nur war ein Ingenieurstudium noch nie ein Zuckerschlecken. Auch wir hatten schon Pflichtübungsblätter und Pflichtpraktika.

Und die meisten die da in den besetzten Daimler und Benz Hörsälen in Karlsruhe rumsitzen sind Berufsgammler und die üblichen Verdächtigen. Erstsemester sieht man nur, wenn diese eigentlich Vorlesungen hätten und auch ansonsten sind die unteren Semesterzahlen eher nicht vorhanden.



Ist nochmal ein ganz eigenes Problem, aber generell bin ich gespannt was die neue Bundesregierung aus alldem macht.

Wirds in 4 Jahren schlechter oder besser sein?

Wenn es nach den Protestanten geht wird natürlich immer alles schlimmer. Ich glaube, dass sich nicht so viel ändern wird.

RS-USER-Autolyse
23.11.2009, 13:51
[...]
Erstaunlich finde ich, das keiner der hier klagenden in einem Bachelorstudiengang ist, aber Ihre Erfahrungen in einem Normalstudiengang auf das Bachelor überträgt.
[...]
Ein Bachelorstudiengang in Soziologie(oder beliebiges anderes Gammlerfach) hat weniger als 20 Stunden in der Woche. Die habe ich in der Regel Mittwoch Mittag, spätestens Mittwoch Abend, schon zusammen.

RS-USER-Shizr
23.11.2009, 15:23
Abgesehen davon finde ich es auch sehr "angenehm", welche Bezeichnungen man sich als Kritiker der Besetzungen von ebendiesen in Diskussionen anhören muss.
Jep, das ist äußerst unterhaltsam.

Ein Kommilitone hat mir (sinngemäß, nicht exakt wörtlich) auf meine kritische Nachfrage zu dem (extrem unsachlich-polemischen) Flyer unserer Bildungsstreik-Initiative gesagt, es wäre "nicht zielführend", wenn wir uns mit den Aussagen und Forderungen im Flyer auseinandersetzen.

Meine Nachfrage, worauf ich meine Entscheidung, ob ich beim Bildungsstreik mitwirken will oder nicht, stützen soll, wenn nicht auf die Sachargumente, hab ich mir bewusst verkniffen. Ist halt ein guter Kumpel ;-)

Generell hat der Streik - soweit ich das sehe - zwei große Legitimitätsprobleme.
1. sind zumindest bei uns meines Wissens nach vor der großen medienwirksamen Hörsaalbesetzung keinerlei Gespräche der "Streikführer" mit dem Rektorat gelaufen, so dass ich einfach nicht nachvollziehen kann, warum man mit so relativ radikalen Maßnahmen "die da oben" "auf sich aufmerksam machen muss". (Man sollte dazu erwähnen, dass unser Asta auch ziemlich fiese Wortgeschosse gen Uni-Chefetage abfeuert und trotzdem regelmäßig mit denen sprechen kann) Unser momentaner Rektor gilt als extrem aufgeschlossen, was Gespräche mit den Studenten angeht. Und was ich bisher aus dem Asta gehört habe, klingt schon danach, dass da auch produktive Gespräche stattfinden.

2. ist der Asta von den Streikführern, soweit ich weiß, mehr oder weniger gezielt außen vor gelassen worden. Mag daran liegen, dass wir nen RCDS-geführten Asta haben und das "Streikkomitee" ideologisch wahnwitzig weit links steht.
Da gehts nicht um die Sache, sondern um Politik. Dementsprechend haben sich die Grünen auch hinter die Streikenden gestellt... um im zweiten Halbsatz sofort mit offensichtlichem Wahlkampfsabber gegen den Asta zu hetzen.


Abgesehen davon ist es generell schon eine selten dämliche Idee, bei Problemen mit Veranstaltungsausfall, überfüllten Hörsälen und zu wenig Räumlichkeiten dann auch noch einen Hörsaal zu blockieren, in dem dann selbstverständlich noch mal Veranstaltungen entfallen müssen. Ist für die betroffenen Kommilitonen sicher angenehm, dass ihre Vorlesungen zumindest für einen guten Zweck ausfallen müssen.


Aber ist eh wurscht. Der Bildungsstreik bei uns hat nach meinem Kenntnisstand explizit beschlossen, dass er nur die Anliegen der Bachelor-Studiengänge vertreten möchte.

Medizin = StEx. Damit bin ich raus ;-)


Aber naja... m.M.n. kann der aktuelle Streik nur unter drei Rahmenbedingungen Besserung bringen.
1. muss der Asta mit ins Boot, um dem "Streik" die entsprechende Legitimität in der Studierendenschaft zu verleihen. Das hat nun mal der demokratisch gewählte Asta, nicht ein paar einsame Figuren, die unbedingt Webcam- und Twitter-gestützt in einem Hörsaal kampieren wollen und mit teils recht vernünftigen, teils lächerlich unrealistischen Forderungen um sich werfen.

2. muss zwingend das Rektorat auf einer sachlichen Ebene eingebunden werden. Ich glaube, deutschlandweit ist den meisten Universitäten klar, dass die aktuellen Bachelorsysteme irgendwo zwischen "suboptimal" und "katastrophal" liegen. Und auf Uniebene ist nur ein Teil der notwendigen Änderungen zu vollziehen. Und nur die Zusammenarbeit zwischen Studenten und Universitäten kann überhaupt den entsprechenden Änderungsdruck erzeugen (wenn überhaupt, das würde ja alles Geld kosten, und das will ja im deutschen Bildungssystem niemand)

3. Wenn man schon etwas besetzen will, dann doch die Zufahrtswege zu den Bildungsministerien. Wenn die länger bleiben müssen, ist das weniger problematisch als wenn Vorlesungen ausfallen.

RS-USER-Brummel
23.11.2009, 17:57
Naja, "die Studenten" Streiken schon seit fast zwei Jahren immer wieder, aber ausser kurzen lieben worten nichts gewesen und selbst die waren am nächsten Tag schon wieder vergessen!

RS-USER-Brummel
23.11.2009, 17:57
Und so nah an den Ministerien geht nicht, weil da SChutzzonen aussen rum sind oder glaubt ihr die hohen Tiere wollen so nah an den Pöbel heran?

Pr0st
24.11.2009, 13:22
Studiert eigentlich einer der hier klagenden in einem Bachelor-Studiengang?



Nein, und ich glaub dir auch, dass du mit der Situation des B/M-Systems in BWL unzufrieden bist, und das mit Recht.....

Denn, die eigentlichen Ziele wurden nicht oder nur unvollständig erreicht (siehe z.B. die gesunkene innerdeutsche und innereuropäische Mobilität), der Bachelor ist ein wertloser Abschluss - an sich ja nichts schlimmes, denn das ist mein 1. StEx auch, der Master ist jedoch zulassungsbeschränkt ohne Sinn.... alles in allem, die Sache wurde gehörig vermurkst.

Was allerdings nicht geht ist, dass einem irgendwelche beknackten Lehrämtler und Soziologen auf den Zeiger gehen, gegen NATO, G8, Neoliberalismus, Krieg und Polizeistaat in von ihnen eh nicht genutzten Hörsälen demonstrieren und andere - interessanterweise jene, welche wirklich was in ihrem Studium reißen müssen - vom Lernen abhalten.

Man kann über Studiengebühren streiten ( 1400€ im Jahr sind mir zu viel für die niedrigen Bafög-Beträge und die SChwierigkeiten, ersteinmal da ran zu kommen), vor allem kann man über ihre Ver(sch)wendung streiten, und die WiWis dürfen sich mit recht über ihr Chaos beklagen (und darüber, dass Menschen ohne Polo oder Anzug in ihre Hörsäle gelassen werden :grins: )....

....aber nicht so, nicht mit diesem komischen Antifapack und nicht über abwegige Themen :mad:

PS: Das man als BM-Student nicht mehr Zeit zum Abeiten findet, ist Humbug....

RS-USER-Brummel
24.11.2009, 13:57
Naja, also erstmal sind grundsätzlich auch Lehrämtler ordentliche Studenten - würden sich die Fakultäten endlich auch mal auf sie einstellen und sie nicht nur als fünftes Rad am Wagen behandeln!
Zitat: "Naja, wenn noch plätze frei sind dürfen auch LA'ler teilnehmen ansonsten haben aber die anderen Vorrang"

Die Schwester meiner Freundin und mein Bruder studieren übrigens Bachelor und deren Zeit zum arbeiten ist zumindest unter der Woche äußerst bescheiden.

Auf welchem Weg wollt ihr denn was erreichen? Oder gefällt es euch so wie es ist?
- Demos auf öffentlichen Plätzen helfen nicht - bereits seit Jahren ausprobiert.
- Gespräche mit der Unileitung helfen auch nicht - im Gegenteil man wird dreißt angelogen und es ist eh immer die Politik Schuld
- vor den Ministerien / Landtagen darf meist nicht demonstriert werden
- Mit Bildungspolitik kann keine Partei in D etwas gewinnen, weil die allgemeinheit offensichtlich kein Problembewustsein hat.


Mit Hörsallbesetzungen wird zumindest mal wieder aufmerksamkeit erreicht - in Wü schafft es morgen sogar der zuständige Minister mal vorbeizu kommen, ich wüsste nicht, dass der seit 2005 mal hier gewesen wäre. Bei uns wurden übrigens für fast alle Veranstaltungen doch noch Ausweichräume gefunden und der Präsident unterstützt uns. Es ist also mehr der Symbolische Akt.

Und zu der Soziologenschelte (weil das ist ja mein drittfach), da könntest du in weiten Zügen recht haben - da läuft wirklich selten was, das liegt aber dann auch (zumindest bei uns) am zuständigen Institut.

Hörbird
24.11.2009, 14:40
Hmmm...vielleicht hätte Hoffi den Thread besser umbenannt in "Studenten "Streiks" in Karlsruhe" :rolleyes:

Karlsruhe ist unter den Bachelorstudenten noch am beliebstesten und gehört damit zu den Ausnahmeerscheinungen, an den restlichen Hochschulen sieht es aber eher schlecht aus....



Ein Bachelorstudiengang in Soziologie(oder beliebiges anderes Gammlerfach)...

Gammlerfächer- wenn ich da schon höre. Das ist so ein alter Hut....:rolleyes:
Das ging schon auf dem Gymnasium los, was da alles als "Gammlerfach" bezeichnet wurde....
Es wird immer Fächer geben, in den man mehr tun muss, und in anderen weniger.
Und oft genug liegts eben auch an den Hochschulen selber....
Aber es geht eben nicht alleine um diese Gammlerfächer-

Die ganzen Kritiken hier sind genauso schwammig, wie angeblich all das, was hier kritisiert wird.

Brummel hat's bereits angesprochen:
Wie zum Kuckuck sollen die Proteste denn aussehen?
Am besten gar nicht, nur ändert sich dann eben auch nix!

Immerhin wurde ne Menge Aufmerksamkeit erreicht, Niedersachsen lenkt mittlerweile ein- Poltik lässt sich nunmal schwer beeinflussen- leider.....


- Studiengebühren abschaffen ist eine Illusion. Die Uni braucht das Geld. Und das Häppchen der Bafög Erhöhung ist auch nur Augenwischerei. Das erkennen diejenigen nur nicht, die sich diese nun auf die Fahnen schreiben. Helfen würde hier nicht ein höherer Maximalsatz, sondern die Erhöhung der Freibeträge und Einkommensgrenzen. Dann würde nämlich mehr Studenten in den Genuss vom Bafög kommen. Wenn man D mit anderen Ländern vergleicht, sind die 500 Euro ein Witz an Gebühren.

Erhöhung der Freibeträge sowie Einkommensgrenzen wurde übrigens von einigen Studentengruppen bereits vorgeschlagen....

500 Euro mögen verglichen mit anderen Ländern ein Witz sein- nur wieviele können dort wirklich studieren?
500 Euro sind Menge Kohle, wenn man nebenher kaum Zeit hat zu arbeiten...
Verglichen mit anderen Ländern hat Deutschland meines Wissens nach momentan kaum Angebote zur Studiumsfinanzierung- und das ist der große Knackpunkt.
Bafög?- Toll, aber kriegt eben nicht jeder- und damit wird es heute wirklich schwieriger zu studieren- obwohl ja immer beteuert wird, das Deutschland Fachkräfte braucht!

RS-USER-Brummel
24.11.2009, 15:30
zu den Studiengebühren:

Ich bin ja Grundsätzlich dafür, aber nicht für die aktuelle Ausführung. Studiengebühren sollten nachgeschaltet sein, wenn z.B. ein bestimmtes Einkommen erreicht wird oder grundsätzlich nach dem Studium.
Während des Studiums ist der Student (der keine wohlhabenden Eltern hat) bereits ausreichend mit der Miete, den Nebenkosten, Essen, Bücher kaufen, Erwerb und Erhalt von IT Technik usw. belastet.
Derjenige der Fertigstudiert hat, kann jedoch hoffentlich von seinem reichhaltigen Einkommen rund 100€ pro Monat abdrückeb um dann seine alte Uni zu unterstützen.

Warum ist eigentlich das Studium eine der ganz wenigen Ausbildungen bei denen der Auszubildende diese selbst bezahlen muss und nicht seine Firma (kenn ich sonst nur noch aus dem RD)? Warum bezahlt der Staat insbesondere die Lehrerausbildung oder die Richterausbildung nicht? Hier werden doch eh nur Ausgebildete herangezogen, die für selbigen arbeiten können?

RS-USER-Nufragnich
25.11.2009, 12:46
Ein Bachelorstudiengang in Soziologie(oder beliebiges anderes Gammlerfach) hat weniger als 20 Stunden in der Woche. Die habe ich in der Regel Mittwoch Mittag, spätestens Mittwoch Abend, schon zusammen.


Schon möglich... dafür muss man allerdings in diesen Fächern noch sein Hirn benutzen und nachdenken, in gewissen anderen Fächern reicht es einfach, möglichst viele Fakten auswendig zu lernen.:grins:
Vielleicht haben sich die Soziologen die freien Tagen einfach durch einen höheren intellektuellen Anspruch ihres Studiengangs verdient... :grins::grins:

nufragnich

RS-USER-Hoffi
25.11.2009, 17:52
Und dann gibt es noch die Fächer in denen man die Fakten kennen muss und zusätzlich noch sein Hirn anstrengen muss - das sind dann ganz arme Schweine...