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RS-USER-Vanessa
07.01.2010, 21:36
Ihr werdet zu einem Einsatz gerufen: "Person wurde durch Pfefferspray verletzt".

Beim Eintreffen stellt ihr fest, dass nicht eine, sondern zwei Personen Pfefferspray ins Gesicht gesprüht bekommen haben. Beide klagen über heftiges Brennen der Augen, des Gesichts und starken Hustenreiz, außerdem tränen die Augen der beiden Patienten stark. Nur ein RTW vor Ort, momentan kein zweiter verfügbar. Laut Polizeibeamten handelt es sich bei dem 36-jährigen Patienten um eine Person, die auf Grund einer Schlägerei festgenommen wurde und da er die Beamten bei der Festnahme angegriffen hat, wurde Pfefferspray eingesetzt, bei der zweiten Person handelt es sich um eine 24-jährige Polizeibeamtin, die versehentlich Pfefferspray abbekommen hat. Beide sitzen am Boden, es stehen in einiger Entfernung viele Schaulustige herum...
Ihr seid nur zu zweit...

Rettungshasi
07.01.2010, 22:33
Endlich passiert hier wieder was :]

Ist die Eigensicherung gegeben oder wimmeln da noch prügelwütige Leute herum? Im RTW ist es warm und sicher(er).

Rückmeldung an Leitstelle, wenn eine Behandlung/Transport im Folgenden für beide Patienten absehbar wird.
Dann teilen wir uns erst mal auf. Allergien, Medis, Vorerkrankungen interessieren mich, ebenso Begleitverletzungen, die bei der Schlägerei entstanden sein können. Bekommen sie trotz Hustenreiz gut Luft? Währenddessen können wir die Flasche zum Spülen der Augen präparieren. Tragen sie vielleicht Kontaktlinsen?

Wenn sie vernünftig antworten können, haben wir im Groben schon mal das ABCDE-Schema angerissen.

RS-USER-Elektro-Dengel
07.01.2010, 22:50
da sowas vorrangig nachts passiert, Pol.beamtin vorne in den RTW, den Delinquenten hinten rein und ab ins Krankenhaus (optimalerweise mit HNO und Augen, sowas gibts aber eh kaum!), sollen die sich damit rumärgern, ich will wieder ins Bett! :-meinung

RS-USER-Vanessa
07.01.2010, 22:58
Eigensicherung ist auf Grund der anwesenden Polizeibeamten gegeben. Der männliche Patient ist gefesselt, jedoch sehr aggressiv. Das liegt eventuell auch daran, dass er sich die Augen reiben möchte, was durch die Fesselung jedoch nicht möglich ist.

Die Polizeibeamtin gibt an, Kontaktlinsen zu tragen und hat Probleme mit der Atmung.

Die Augenlider beider Patientin sind krampfartig verschlossen.

RS-USER-Küchenhexe
07.01.2010, 23:37
Ah ja... haben wir Augenspülflaschen zur Verfügung? Wenn ja: wie viele?

Dann wollen wir mal die Kontaktlinsen der Beamtin entfernen und in einer Spritze mit NaCl / Ringer und Stöpsel + Namensschild verwahren. Möglichst bald Entfernung des Pfeffersprays bei beiden Patienten - wenn sich das nicht parallel machen läßt, hat die Polizistin wg. Atemnot Vorrang (wie genau äußern sich die Atemprobleme? Das möchte ich gerne wissen, weil sich ja doch die Frage von O2 bzw. Salbutamol im Vernebler stellt...).
Wen keine bzw. nicht genug Augenspülflaschen da sind: alternativ Verwendung von NaCl + Infusionsbesteck, u.U. mit jeweils einem Polizisten zum Druckgeben.

Sag doch mal was zu den Vitalwerten (RR, HF, SpO2, AF, Aussehen etc.)

Ach ja, ich würde beide Patienten hinten in den RTW packen, wg. Platz und Erreichbarkeit. Den Randalierer auf die Trage (da läßt sich besser fixieren und im Notfall draufsitzen), die Polizistin auf den Tragestuhl (da ist auch gleich der Oberkörper hoch). Dann ein Gespräch mit der Leitstelle: wann könnte ich denn ein weiteres Auto bekommen? Wie weit ist eine annehmbare Zielklinik weg? Von den Antworten und vom Zustand der Patienten sowie vom Können meines Teampartners würde ich abhängig machen, ob ich hier mit load-and-go (vermutlich nach einer ersten Augenspülung) oder stay-and-play vorgehen würde.

Wahrscheinlich würde ich mich für irgenwas dazwischen entscheiden.

red_cap
08.01.2010, 12:59
Ich würde mich auch zu einer Unterbringung beider Patienten im Patientenraum des RTW entschließen und auf eine Entsendung einer weiteren Transportkapazität bestehen.
Immer frei nach dem Grundsatz: 1 Auto/1 Patient.

Bitte steinigt mich nicht, wenn ich falsch liegen sollte, aber bei Pfefferspray/Reizgas dürfte Spülen alleine nicht ausreichen. Eigentlich müsste man das betroffene Hautareal gründlicher reinigen (u.a. mit Seife o.ä.), um eine weitere Reizung zu unterbinden.
Hat jemand ne Tüte Milch zur Hand? :cool:

Letztendlich löst der Reizstoff eine vermehrte Histaminausschüttung aus und man müsste ggf. medikamentös intervenieren. Einsatz eines Vernebler wurde ja bereits angesprochen, ansonsten ist im meinem RD-Bereich Adrenalingabe i.v. für RettAss bei entsprechender Indikation ebenfalls möglich. Für andere Medikation (z.B. Fenistil) wäre dann ein NA notwendig.

Aber wollen wir erst mal schauen wie es denn beiden nach einer ersten Reinigung und Sauerstoffdusche geht?

RS-USER-Vanessa
08.01.2010, 14:32
Es ist eine Augenspülflasche vorhanden, die drei Polizisten sind damit beschäftigt, die Beine des männl. Patienten zu fixieren, da er ständig mit den Füßen treten will. Die Polizistin beschreibt ein Engegefühl im Brustbereich. Wir verbringen die Polizistin in den RTW und die Polizisten versuchen den männl. Patienten zum RTW zu bringen.
RR 150/90, HF 120, Sp02 96%, AF 40, die Gesichtshaut ist gerötet, wir versuchen die Kontaktlinsen zu entfernen, was nicht sofort funktioniert.
Der männl. Patient will nicht in den RTW, wehrt sich weiterhin und da sich die Polizistin bereits im RTW befindet und uns das auf Grund des engen Raumes zu gefährlich wird, wird entschieden, dass der männl. Patient draußen bleibt.

Die Leitstelle informiert uns, dass ein zweiter RTW unterwegs ist. Die Fahrt ins KH dauert ca. 10 -15 Minuten.

RS-USER-Küchenhexe
08.01.2010, 15:18
OK, das klingt, als ob die Dame das Pfefferspray auch ordentlich eingeatmet hätte.

Die LS soll bitte auch einen Doktor mitschicken, der uns a) den Knaben draußen mal ein bichen runterfährt, damit man ordentlich mit ihm arbeiten kann und b) brauchen wir ihn auch im RTW, denn wenn wir hier Notkompetenzmanahmen in Angriff nehmen und keinen Doc nachfordern, gibt's eins auf die Finger :)!

Weiteres Vorgehen im Auto (dabei auch immer wieder mal rausschauen, wie es unserem randalierenden Freund geht und ob man da mal Werte bekommen kann!): Pat. auf die Trage, Oberkörper hoch, Kontaktlinsen raus und spülen. Auch den Mund gründlich ausspülen lassen!
Währenddessen schon mal kräftig O2 geben und das ganze Monitoringgedöns dranhängen: EKG, SpO2 (Ton an), RR-Manschette...
Großlumiger Zugang rein und 'ne Ringer dran, dabei gleich routinemäig nach dem BZ schauen.
Auf die Lunge horchen: brummt, pfeift, rasselt es?
Unsere SOP's würden bei Hinweisen auf eine Bronchospastik 5 ml Adrenalin im Vernebler und 250 mg Methylprednisolon i.v. vorgeben.

E.E.Gal
08.01.2010, 15:53
Ne Blöde Frage am Rande von nem Brillenträger:

Wie Puhle ich wem anders die Linsen aus dem Auge ?

RS-USER-Küchenhexe
08.01.2010, 16:02
Die (finde ich) einfachste Methode: Gesicht über eine Nierenschale beugen lassen, Augen weit geöffnet. Blick geradeaus. Dann je einen Finger auf die Haut seitlich neben den Augen und nach außen schieben, so daß die Lider sich spannen und schließen. Dabei soll der Betroffene aber versuchen, die Augen offenzuhalten!
Dadurch schließen sich die Lider sehr dicht am Augapfel und drücken so die Kontaktlinsen heraus und in die Nierenschale. Das muß nicht beim ersten Versuch klappen, tut aber nicht weh und richtet keine Schäden an. Also ruhig mehrfach probieren.

Die meisten Kontaktlinsenträger können das auch selber ganz gut, so daß man normalerweise nur die Schale halten muß ;)

Rettungshasi
08.01.2010, 17:41
Doktor finde ich auch gut. Wie lange braucht der?

Ich bin weiterhin neugierig, was Vorerkrankungen, Bodycheck (ist da vielleicht schon die Ursache für die beschriebene "Brustenge" zu finden) und den Krempel, den ich in meinem ersten Post schon in Erfahrung bringen wollte, anbelangt :]

(Kontaktlinsenträger sind in der Regel nicht so empfindlich, was die digitale Manipulation am Auge anbelangt. Außerdem spielen sich die meisten Frauen zwecks Make-up sowieso ständig an den Augen herum. Mit Pfefferspray im Auge kann sich das natürlich ändern.
Wenn man den Patienten bittet, nach links zu schauen, während man am rechten Auge die Kontaktlinse nach lateral schiebt, geht es nach meiner Erfahrung noch besser.
Aber jetzt haben wir erst mal ein paar andere Problemchen, fürchte ich^^

Während Küchenhexe also nach der Polizistin guckt, sorge ich mich ein bisschen um den Randalierer. Warum ist der so agressiv? Einfach so oder ergibt sich aus der Kombination Reizgas und Fesselung - vermutlich noch hinter dem Rücken - ne (zerebrale) Hypoxie, die dafür sorgt, dass er sich so aufführt?

Bei der Atemfrequenz der Polizistin sollten wir so langsam an den Ambubeutel zwecks assistierter Beatmung denken, wenn die Sättigung weiter absinkt.

RS-USER-gnuff
08.01.2010, 18:03
Schonmal versucht jemandem bei Z.n. Pfefferspray die Augen zu öffnen oder zu spülen? Von Kontaktlinsen entfernen ganz zu schweigen. Ich hatte schonmal so einen Patienten, anähernd identisch zu diesem FB. Das ist unmöglich, diese Augen bekommt man erstmal nicht auf, da gibt es nur eins, eimerweise NaCl ins Gesicht und warten.

RS-USER-RichieKay
08.01.2010, 18:44
Das Pfefferspray funktioniert anscheinend.

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Ich verstehe das Drama nicht.
@all: Was soll der Doktor denn hier akut an der Situation ändern? Warum braucht die Polizistin einen großlumigen iv-Zugang?

Transport in die nächste Augenabteilung. Spülen und warten - so, wie gnuff es bereits sagte.

RS-USER-fruehgriller
08.01.2010, 20:54
Erstmal diePolizistin in den RTW, um den anderen kümmern sich ja genügend Helfer, und wer sich wehrt, kriegt auch gut Luft und hat nen stabilen Blutdruck.
Trotzdem 2. Fzg für den Herrn, auch notfalls ein KTW aber auf jedenfall dringend.

Doc erstmal nicht, da unsere Polizistin mit den angegebenen Werten Stabil ist.

Eine richtiggehende Allerigische Reaktion sehe ich auch nicht, Pfefferspray macht nun mal Kaninchenaugen und Indianerhaut.

Polizistin beruhigen, auf Trage lagern , Augen spülen, Kontaktlinsen kriegen wir eh nicht raus, da die Augen vermutlich krampfhaft geschlossen werden, es lebe der Lidreflex.

Das die Dame bei ner AF von 40 (!) Atemnot & Brustschmerzen hat, liegt vermutlich an der beginnenden Hyperventilation.
Für den Brustschmerz noch abklären, ob evtl vorher ein Schlag auf den Thorax durch den freundlichen friedlichen Herrn der vor dem RTW mit der Polizei spielt erfolgte.

Also kein O², sondern evtl Hypermaske aufsetzen, falls runterreden nix hilft.

Zugang evtl, aber eígentlich mache ich mir mit dem Zugang legen die "Es ist nix schlimmes, atmen sie langsamer" Masche kaputt.

Ansonsten, wenn das zweite Fzg da ist, zuckeln wir mal los in Richtung Augen Klinik, was bei mir im RD Bereich heißt ab über den Fluß, da dort immer ein Augendoc da ist.

Andere Lösungen??

RS-USER-gnuff
08.01.2010, 20:58
Andere Lösungen??

Falls ich der jetzt doch gekommene NA bin...

genauso, zwei Protokolle, fertig...

Maulwurff
08.01.2010, 21:43
[QUOTE

genauso, zwei Protokolle, fertig...[/QUOTE]

Joo sind in Arbeit, präklinsch doktor ich bestimmt nicht an den Augen rum dafür gibts Spezialisten... die Tüte bekommt sie und husch in die Klinik(bei mir ist sie auf Flusseite) ...

Der KTW is auch bestellt... trifft in wenigen Minuten ein

LG Maulwurff

RS-USER-fruehgriller
08.01.2010, 22:08
Falls ich der jetzt doch gekommene NA bin...

genauso, zwei Protokolle, fertig...

Danke Herr Dokter

PS 2 RTW Scheine bitte

RS-USER-Vanessa
09.01.2010, 14:24
@ Rettungshasi: Keine Vorerkrankungen, keine Schläge.

Wir haben dann so gut es ging die Augen gespült, die Kontaktlinen konnten wir nicht entfernen.

Kurz darauf traf dann der zweite RTW ein, der Zustand des "netten" Patienten vor der Tür hatte sich schon verbessert. Nach einer Augenspülung wurde er zusammen mit einem Polizisten im RTW ins KH gebracht.

Bei der Polizistin spülten wir weiter die Augen, ein Transport wäre zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich gewesen, da sich das Brennen wieder verstärkte, so bald wir das Spülen unterbrachen.

Auf Grund des anhaltenden Engegefühls im Brustbereich wurde der NA nachgefordert und der RA legte einen Zugang.

Als der NA eintraf, hatte das Brennen etwas nachgelassen, die Pat. bekam etwas zur Beruhigung.

Dann wurde sie ins Krankenhaus transportiert. Dort konnten die Kontaktlinsen entfernt werden und nachdem die Augen noch mehrmals gespült wurden, ließen die Probleme nach.

Rettungshasi
09.01.2010, 16:08
Hätte ich das mit der unauffälligen Anamnese vorher gewusst, hätte ich mir das ganze Brimborium ebenfalls gespart.
Spülen, ein Tütchen gegen die Hyperventilation und olé, olé ab ins Krankenhaus.
Da Vanessa heimlich Informationen unterschlagen hast, habe ich mit einer kniffligen Wendung gerechnet ; )


Ein befreundeter Notarzt hatte mal eine ähnliche Ausgangssituation, nur dass der tachypnoische Patient Pfefferspray inhaliert hatte, an Asthma litt und über ne Rippenfraktur im Rahmen der vorhergehenden Schlägerei einen Pneumothorax entwickelt hatte. Das ist dann wirklich... Pech.

mister_m
09.01.2010, 21:25
hatte so was ähnliches mal auf einem KTW bei der Pol in einer Zelle. Der hat da drinnen randaliert und Pfefferspray in den Augen gehabt. NA nachgefordert, der dann entschieden hat den Zellenbesucher sich selbst zu überlassen, da dieser wie gesagt vehement ablehnte.... Einen Polizisten hat's auch erwischt, war aber nicht so wild wie hier...