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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum mache ich das eigentlich? Oder: Wie blöd können Bürger sein???



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RS-USER-fruehgriller
15.02.2010, 10:21
Moin:

Gestern Abend um ca 18:45 h wurde ich zusammen mit den anderen Kollegen meiner FFW zu einer Such und Rettungsaktion alarmiert.

Das Einsatzziel lag im Waldgebiet einer unserer Annexen (Ortsteile) 55o Meter ü NN gelegen. Im Moment mit mind ca 40-50 cm Schnee.

Die gesuchten waren eine Wandergruppe von 3 Personen, die um ca 14:30 (Sunset ca 17h) zu einem Waldspaziergang aufgemacht hatten, und nun an einem Rettungspunkt im Wald darauf warteten, rausgeholt zu werden.

Das war alles, was wir wußten. Telefonkontakt zu den 3 Personen bestand vom ELW aus.

Wir (6 Leute alle zw. 35 und 45 Jahren alt) kämpften uns mit Schneeketten am VW T3 und Schieben bis zum Startpunk, einem Aussichtsturm bei uns.

Von dort ging es dann zu Fuß ca 5 - 6 Kilometer durch den Wald. Das ganze bei der erwähnten Schneehöhe und im Dunkeln. Nach erreichen des ersten Rettungspunkts von 3en (der 3. war das "Ziel") konnten wir einfach den Spuren der Gruppe folgen. Zeitgleich kam von der Stützpunktwehr ein Unimog, der mit Ketten ausgrüstet wurde, und ein Privater Mercedes G ebenfalls mit Ketten.
Deren Anfahrt und Aufrüstung mit Ketten dauerte allerdings ein wenig.

Nach ca 90 min. Fußmarsch erreichten wird die Gruppe.

Es waren alle wohlauf, wenn auch ein wenig am Frieren, schließlich warteten sie seit dem Notruf schon ca 2 Std auf Hilfe.

Junge Leute, in den Zwanzigern. Aufgrund der Spur, der wir folgten konnten wir sehen, das sie sich einfach immer in die falsche Richtung bewegt hatten, auch als sie eine Orientierungskarte im Wald gefunden hatten.

Und anstatt Ihrer Spur zurück zu folgen, hatten sie lieber auf Hilfe gewartet.

Beim Eintreffen kein Danke schön oder so.

Ca 10 Min. später kamen die Fzg an, die Personen wurden in den Mercedes gepackt, und zum Sammelpunkt gebracht, wo der RD auf Sie wartete.

Wir blieben zurück, und wurden 1 Std später vom Geländewagen abgeholt.

Der Einsatzleiter erzählte später, das er immer wieder mit der Gruppe telefonierte, und als wir (Suchtrupp) sagten wir hätten die Hälfte hinter uns gebracht zu den betroffenen meinte wir wären in ca 20 Min bei Ihnen.

Als das nicht der Fall war, riefen die wirklich bei der Leitstelle an und beschwerten sich, sie würden hier veralbert!!!:mad::mad:

Als wir am Sammelpunkt eintrafen, wartete eine warme Suppe auf uns, und unsere Kollegen. Die Betroffenen waren schon wieder daheim.....


Da Fragt mann sich wirklich:

Warum zum Teufel macht mann das????
Nur weil diese Darwin Award Kanditaten zu blöde sind auf Ihrer Spur zurück zu laufen als es Dämmerte???

molti
15.02.2010, 11:37
servus fruehgriller,
es gibt immer wieder idioten auf die man, mit der FFW oder als Sani, trifft. Ich denk mir immer meinen Teil und meine Kameraden machen das genauso.
Aber ab und zu kriegt man auch ein nettes Danke. Ein paar Wochen nach meinem ersten VU, hat sich die Junge Frau, die wir aus dem Fahrzeug geschnitten hatten, auf unserem regionalen Nachrichtenportal ganz lieb allen Beteiligten gedankt und genau dafür mach ich den job.
gruss molti

RS-USER-DoktorW
15.02.2010, 11:49
In dieser Situation würde ich ernsthaft in Betracht ziehen, den Rettungseinsatz zu 100% in Rechnung zu stellen. So nicht! :-keule

krumel
15.02.2010, 12:40
Macht man in Österreich schon lange so, Freizeitunfälle sind vollkommen kostenpflichtig, BErgungskosten zahlt auch die KK nicht.

Ich erinnere mich selber noch an eine schöne Rettungsaktion:
Touristen rufen über Handy die Bergrettungszentrale an, sie wären im Unwetter eingeschlossen, trauten sich den Abstieg nicht mehr zu, wären verletzt.
Wo sie genau seien wussten sie aber auch nicht, nicht einmal den Berg wussten sie konkret.

Resultat war ein Großeinsatz von Bergrettung, Alpinpolizei und örtlicher Feuerwehr, dass Suchgebiet war hochalpin und ca. 15km² groß...Ohne Hubschrauber ein echter Spass.

Netter Weise wurde die Sache etwas erleichtert, da einer der Feuerwehrleute nicht nur den Wagen der Gruppe sondern auch selbige beim Aufstieg beobachtet hatte.

Jetzt war immerhin im wesentlichen klar, in welchen genaueren Gebiet die Personen sich befinden, wobei auch klar war, dass kein motorisierter Aufstieg machbar sein würde.
Also zu Fuss, im MOAS (Mother of all storms) rauf. Nach 4 Stunden bei 0 Sicht endlich den Gipfel erreicht, also steht immerhin fest: Hier sind sie nicht.

Jetzt geben die "Personen" endlich zu, dass sie stellenweise querfeldein gelaufen sind, sprich vermtl. auf einem der kleineren Nebenwege laufen. (mittlerweile ist es übrigens natürlich schon dunkel.)

Durch reinen Zufall entdeckt man die Personen unterhalb des Gipfels in einem Wildunterstand (wirklich nur durch Zufall...Bemerkbarmachen war nicht)...

Man trifft dort drei Deutsche an, alle in T-Shirt, Wanderhose oder kurzer Hose, zwei davon in Turnschuhen, eine davon immerhin mit einer Regenjacke. Die genannte Verletzung besteht aus einer Schürfwunde am Knie und einem Schnitt in den Finger (als man den Jagdunterstand aufbrach)...Die Personen sind natürlich leicht unterkühlt...

Der Einsatzleiter Bergrettung beschließt nun aufgrund des sich stetig verschlechternden Wetters eine nahe Berghütte (Selbstversorger) aufzusuchen, da ihm der Abstieg zu gefährlich erscheint.
Jetzt kommts:
"Nein, wir müssen unbedingt ins Tal, wir müssen heute nach XY zurück fahren, zeigen sie uns einfach den Weg, dann gehen wir selber".

Der begleitende Alpinpolizist musste zuerst verhindern, dass der betreffende Einsatzleiter die Damen und Herren wirklich verletzt und selbigen dann erstmal klar machen, dass sie ab jetzt unter Gewahrsam stehen.

Im weiteren Verlauf stellte sich übrigens heraus:
Die Gruppe hatte die "Route" "im vorbeifahren" gesehen, war aber bereits am Parkplatz von anderen absteigenden Wanderern darauf angesprochen worden, dass ihre Ausrüstung mangelhaft für diese Tour ist, im weiteren Verlauf warnten sie mind. drei Personen vor dem aufziehenden Unwetter.
Selbst als dieses bereits deutlich sichtbar war machte man aber kein kehrt sondern versuchte unbedingt den Gipfel noch zu erreichen, da man ja unbedingt "einen Gipfel vor der Heimfahrt machen müsse". (von der Tatsache, dass eine 13stündige Heimfahrt bevorstand nach der Tour rede ich mal gar nicht)

Ach ja.....
Die Damen und Herren versuchten dann noch falsche Personendaten anzugeben bei der Rechnungsstellung, später musste für die Rechnungsstellung in .de erst ein Inkassobüro bemüht werden bis die Gruppe ihre "REchnung" zahlte...

Einzelfall? Mitnichten! Fahr eine Woche lang Skirettung oder verbringe einen Sommer bei der Bergrettung in Tirol, du kennst hunderte solche Geschichten...
(Übrigens nicht nur mit Deutschen, dass muss ich hier ja mal anmerken)

RS-USER-fruehgriller
15.02.2010, 12:51
Das mit der Rechnung wird geprüft...:D

Das mit der Bergrettung habe ich schon mehrfach von solchen Fällen gehört. Aber hier hätten die Trottel einfach nur in der eigenen Spur zurück laufen müssen:-keule:-keule

Naja, wieder eine Erfahrung mehr.

BTW

Die 6 Kameraden die marschiert sind:

Natürlich mit die ältesten der Wehr..Von wegen "Im 2. Fzg haste eh weniger zu tun...

Und als es mit Ketten los ging hies es einfach: Die Schweren hinten rein wg der Traktion und schon waren wir dabei....:-keks

Dr.Accuvac
15.02.2010, 14:34
Warum Du das machst? Ja, WARUM!?

Ich glaube neben solchen, fast schon, dümmlichen/bizarren & sinnlosen Aktionen überwiegt auch das Schöne, dass man erlebt.
Ich habe mich letztens tierisch gefreut, als ich einem "kleinen" Patienten ein lächeln mit unserem Teddy ins Gesicht zaubern konnte.

Und ich war schon bei jemand zu Hause, der einfach extrem betrunken war und angefangen hat seine komplette Wohnung zu zerstören. So ein aggressives Verhalten habe ich auch noch nie gesehen. Der andere Fall; unser Patient verprügelt nach Übergabe auf der Intensivstation den Internisten.
Als ich das am nächsten Morgen erfahren habe, konnte ich das auch kaum glauben.

Warum sich Menschen so verhalten? Keine Ahnung. Warum können Menschen sich nicht wie andere "betrinken" oder es bleiben lassen?
Ich nehm' es keinem übel, wenn er sich dermaßen betrinkt, dass er gebrochenes "deutsch" reden muss und kein Meter mehr klar kommt - passiert. Viele lernen relativ schnell aus so etwas.

Was Bergsteigen angeht habe ich auch schon ein paar Geschichten gehört und teilweiße Sachen gesehen. Als ich früher mit meinen Eltern beim wandern war. Lange vor meiner RD-Zeit. Aber die "Ausrüstung" einiger "Wanderer" kam auch mir sehr suspekt vor (Flip-Flops, kurze Hose, Top und zwei Handies - okay, das warn Italiener :grins:)


Fakt ist: Es wird immer Menschen geben, die sich auf extrem sinnlose oder bizarre Art und Weiße verletzen, in Gefahr bringen oder gar vernichten - die Kehrseite der Medaille ist, dass DU halt meistens mittendrin stehst und manchmal einfach nur brüllend durch die Strassen rennen willst.

Aber ich denke, die Polizei ist in manchen Fällen noch extrem beschissener dran...

Ps: Habe mal ein Buch gelesen, das hieß "Darwin Awards". Interessante Fälle von Darwin-Award-Gewinner und Anwärter.

krumel
15.02.2010, 14:44
Tjoa, drum mache ich das nicht mehr...
5 Jahre in den "besten Wachgebieten der Stadt", mit einer Betrunkenenquote von über 60%, zwei Mal selber in der Klinik gelegen nach Angriff von Patienten, Froh wenn es zu einem indizierten Einsatz am Tag reicht, zusehen dürfen wie die "Feuerwehr" nur um eigene Einsatzzahlen zu pushen mit Absicht verhindert, dass du zu "indizierten Einsätzen" gerufen wirst, dazu ein be****enes Arbeitsumfeld....

Darum mach ich das nicht mehr;)
:-meinung

Dr.Accuvac
15.02.2010, 14:46
jetzt hast du meine Pläne von der Stadtrettung vernichtet :grins:

krumel
15.02.2010, 15:08
Ach Stadtrettung hat was..:Aber nicht hier, jedenfalls nicht solange du nicht Helmträger bist....

Neuster Joke:
Die BF schafft es mit Beamten bei der Ausschreibung des Hubschrauber-RA's günstiger zu sein als alle anderen Anbieter ohne Beamte. Von der Tatsache, dass sie damit gegen ihren Auftrag, das BayRDG verstoßen, usw. abgesehen.

Dr.Accuvac
15.02.2010, 15:22
ich dachte irgendwie, die HiOrgs und FW kommen gut miteinander aus...

Aber in der Bayrischen Ecke kenne ich mich auch kein Meter aus.

krumel
15.02.2010, 15:43
Solange jeder das macht, was er gelernt hat, ist auch alles gut..
Aber wenn du schon mal mit über 30 Leuten in ner 2 Zimmer Wohnung reanimiert hast weißt du was ich meine....
(ist ganz einfach: KTW -bis zu 3Leute- stellen bei ner Einweisung ne Rea fest. Es kommen HLF-6 Leute-, NEF-bis zu 4 Leute-, RTW-3Leute-. Jetzt stellt der NA fest er will unter Rea in die Klinik, also wird der LUCAS geholt, dazu noch das KIT-3Leute). Noch ein HLF. Macht nach Adam Riese 25 Leute, die Polizei und die Angehörigen noch nicht gerechnet..Am Ende waren es über 30)

RS-USER-fruehgriller
15.02.2010, 16:02
Das "Warum mache ich das nur???" haben wir uns auf der gestrigen "Schneewanderung" alle zusammen gefragt, aber wir sind auch sicher, wir werden es wieder tun. (Wiederholungstäter..)

Es soll nicht heißen, das ich jetzt komplett gefrustet bin, es sollte nur ausdrücken, wie Blöde manche Bürger sind, und wie die Erwartungshaltung aussieht. Da ist das Beispiel aus dem Alpinen Raum allerdings besser.

Mann soll ja (und ich versuche das grundsätzlich) aus allem etwas positives ziehen.

Hier ist das positive aus dem Einsatz:

Die Grundstimmung unseres Suchtrupps war super. Wir sind in Reihe gegangen, und haben teilweise Lieder gesungen (He Zwerge He Zwerge Ho, und weil Fassnacht ist Die Karavane zieht weiter:) )
Unsere Einsatzleitung hat sich darum gekümmert, das ein Ausflugslokal am Platz geöffnet wurde, und auch wir nach der Rückkehr eine sehr gute Warme Suppe bekammen, und uns Wärmen konnten.
Mann merkte doch wieder mal den Zusammenhalt untereinander, auch mit der Stützpunktwehr.
Persönlich: Das ich mit meinen Mitte 40 doch noch ne Grundkondition habe, und auch solche Strecken bewältigen kann, ohne Aufzugeben.
Das es meinen Kameraden genauso geht. (Alle 35 -46 J und nicht eher Leicht)
Das die Wartezeit im Wald in purer Männerrunde auch sehr kurzweilig war.
Das wir auf dem Marsch kurz über die Notwendigkeit durch die Gemeinde Schneemobile beschaffen zu lassen sprachen und überein kamen, das bei alle 30 Jahre solcher Schnee und einer Haltbarkeit von 60 Jahren sich das durchaus lohnt....:grins:
Das schöne Gefühl bei Ankunft des Unimog, das wir NICHT zurücklaufen müssen...

Usw usw

RS-USER-Hoffi
15.02.2010, 18:00
Frühgriller: Was bringt ihr auch Schilder im Wald an, auf denen die Notrufnummer und der Aufenthaltsort steht...

RS-USER-fruehgriller
15.02.2010, 19:04
Stimmt auch wieder....

Aber stell dir mal den Fußmarsch vor, wenn die das Schild nicht gefunden hätten...

Wo die doch schon an mindestens einem vorbei gelatscht sind...

RS-USER-Hoffi
15.02.2010, 22:28
Dann wäre es erst im Frühjahr euer Problem geworden - ohne Schilder hätten sie die Telefonnummer ja nicht gewusst.

Dr.Accuvac
16.02.2010, 07:11
...SCHILDER! Das erinnert mich an heute Nacht. "Zustand nach Schlägerei, Patient nicht ansprechbar" - In Wirklichkeit: Patient lief betrunken gegen Strassenschild. Schild 1, Patient 0

RS-USER-Saphira
16.02.2010, 08:46
Macht man in Österreich schon lange so, Freizeitunfälle sind vollkommen kostenpflichtig, BErgungskosten zahlt auch die KK nicht.

Wie ist das eigentlich bei Unfällen die nicht durch derartige Dummheiten verursacht wurden?
Zum Beispiel wenn ich auf ner befestigten österreichischen Skipiste unterwegs bin und mir so blöd einer reinfährt dass ich net mehr alleine runterkomme???

Warum ich das ganze mache? Weiß ich manchmal auch nicht^^ nach 10 aggressiven Besoffenen hintereinander reichts langsam...
Aber gibt halt auch viele schöne Momente, wo einem die Leute echt dankbar sind, vor allem wenn man eigentlich gar net viel gemacht hat...
Ich glaube dafür macht man das.

RS-USER-fruehgriller
16.02.2010, 09:04
Dann wäre es erst im Frühjahr euer Problem geworden - ohne Schilder hätten sie die Telefonnummer ja nicht gewusst.


Oder man hätte sie dann ja in Felle kleiden können, und als "Pfälzer Wald Ötzis" vermarkten können!

Mann, wenn der Bgm erfährt, was ihm für ne Touristenchance durch die Lappen ging....:grins::grins:

Knusperriegel
16.02.2010, 09:10
Saphira, Deine Signatur ist doch eigentlich Antwort genug!

RS-USER-schmutz
16.02.2010, 09:13
Wie ist das eigentlich bei Unfällen die nicht durch derartige Dummheiten verursacht wurden?
Zum Beispiel wenn ich auf ner befestigten österreichischen Skipiste unterwegs bin und mir so blöd einer reinfährt dass ich net mehr alleine runterkomme???

ganz einfach:
das ist eine Verschuldensfrage; in diesem Fall werden zwar primär dem Verunfallten die Kosten vorgeschrieben, da das ganze aber auch strafrechtlich belangt wird, können diese Kosten sehr leicht auf den Verursacher überwälzt werden. (spreche aus Erfahrung nach Krankenhausaufenthalt wegen so was)