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MattiTo
28.03.2010, 20:52
Hallo zusammen!

Ich bin nicht im Rettungsdienst tätig, sondern bei der Polizei. Jetzt wollte ich fragen ob ich ab und zu mal ne Frage zu erster Hilfe hier stellen könnte. Manchmal braucht der Rettungsdienst ja etwas länger als wir (zum Glück passiert das nicht oft), und wir müssen dann erste Hilfe leisten. Ich hab zwar vor ein paar Jahren mal den Ersthelfer gemacht, jetzt bekommen wir jedoch immer nur ein paar Stunden Auffrischung pro Jahr. Manche Sachen kann man im erste Hilfe Buch eben nicht nachlesen, also würde ichs super finden, wenn ihr mir ab und zu was beantworten würdet. Vielleicht könnte ich dann auch manche Sachen besser machen:-)

Matthias

RS-USER-Küchenhexe
28.03.2010, 21:01
Herzlich willkommen, Matthias - klar darfst Du fragen! :)


Schön, daß sich auch mal ein Kollege von der Polizei hier findet ;); wir werden Dich sicherlich auch manchmal löchern, denn es gibt ja immer mal wieder Fragen bei uns, bei denen Du uns sicher weiterhelfen kannst (was darf die Polizei, was nicht, in welchen Fällen macht es Sinn, sie dazuzurufen etc.pp)...

MattiTo
28.03.2010, 21:27
Super, danke schon mal. Ihr dürft mich natürlich auch gern was fragen...

Würd gern gleich mal anfangen: Einsatz VU, Rennradfahrer hat bei der steilen Abfahrt auf der Bundesstraße die Kontrolle über sein Fahrrad verloren und stürzt ohne Helm. Er blutet leicht aus dem Ohr und hat am Hinterkopf eine Platzwunde. Auch an den Händen hat er blutende Wunden. Hinlegen wollte er sich nicht, er wollte sitzen bleiben. Auf Ansprache hat er kaum reagiert. Ich wusste ehrlich gesagt nicht ob ich was verbinden soll oder besser nicht, also hab ich es gelassen, da die Blutungen meiner Meinung nach nicht stark waren. Habe versucht mich mit ihm die ganze Zeit zu unterhalten und gebetet, dass der Rettungsdienst bald kommt. Wie sollte man sich in der Situation verhalten? Ich denke mal wenn ich was verbunden hätte, wäre es sowieso wieder abgemacht worden, oder?

RS-USER-opus
28.03.2010, 21:28
Hallo zusammen!

Ich bin nicht im Rettungsdienst tätig, sondern bei der Polizei. Jetzt wollte ich fragen ob ich ab und zu mal ne Frage zu erster Hilfe hier stellen könnte. Manchmal braucht der Rettungsdienst ja etwas länger als wir (zum Glück passiert das nicht oft), und wir müssen dann erste Hilfe leisten. Ich hab zwar vor ein paar Jahren mal den Ersthelfer gemacht, jetzt bekommen wir jedoch immer nur ein paar Stunden Auffrischung pro Jahr. Manche Sachen kann man im erste Hilfe Buch eben nicht nachlesen, also würde ichs super finden, wenn ihr mir ab und zu was beantworten würdet. Vielleicht könnte ich dann auch manche Sachen besser machen:-)

Matthias

Erstmal willkommen hier im Forum und zu deiner Frage würde ich doch erstmal spontan 'ja, klar' sagen.

Da du mit diesem Beruf ja auch ganz schön 'im Leben' stehst, wirst du ja sicher nicht wissen wollen, wo bei der Mullbinde vorne ist. Von daher, nur zu und keine Angst, wir beißen selten. :)
Und ja, wenn wir dabei den einen oder anderen Hinweis liefern können, den du bei deinen Kunden sinnvoll einsetzen kannst, so ist das ja auch nicht schlecht.

An Einsatzberichten aus der Sicht des anderen Blaulichtes dürfte auch durchaus Interesse bestehen.

Bei allen Fragen zum Forum, was, wie und welche Frage wohin, so wende dich ruhig an jemanden aus der Moderatorentruppe ...oh, die man ja gar nicht mehr als solche erkennt, sehe ich gerade.... na egal, an irgendjemand Vertrauenserweckenden, gerne auch über die PN-Funktion.


Viel Spaß!

RS-USER-Brummel
28.03.2010, 21:39
Hallo und Willkommen!

Zu deiner Frage, meine Meinung aus der Ferne:
Solange er sich noch so deutlich weigert kann es vermutlich erstmal (noch) nicht so schlimm sein. Die Meisten von uns hätten die Verbände sicherlich wieder runtergemacht, man will ja sehen was drunter ist.
Ne Wundauflage und ein streifen Pflaster drüber hätten aber in keinem Fall geschadet und wären schnell wieder runter (bzw. auf die Seite geklappt) gewesen. Das hätte dann auch nach außen äußerst gut gewirkt. Wobei es sicherlich kein muss gewesen wäre und ich es ehrlich gesagt von unseren Polizisten auch sicher nicht gewohnt wäre.
Ganz wichtig finde ich, dass du mit dem Opfer geredet hast und bei ihm geblieben bist.

RS-USER-opus
28.03.2010, 21:51
Super, danke schon mal. Ihr dürft mich natürlich auch gern was fragen...

Würd gern gleich mal anfangen: Einsatz VU, Rennradfahrer hat bei der steilen Abfahrt auf der Bundesstraße die Kontrolle über sein Fahrrad verloren und stürzt ohne Helm. Er blutet leicht aus dem Ohr und hat am Hinterkopf eine Platzwunde. Auch an den Händen hat er blutende Wunden. Hinlegen wollte er sich nicht, er wollte sitzen bleiben. Auf Ansprache hat er kaum reagiert. Ich wusste ehrlich gesagt nicht ob ich was verbinden soll oder besser nicht, also hab ich es gelassen, da die Blutungen meiner Meinung nach nicht stark waren. Habe versucht mich mit ihm die ganze Zeit zu unterhalten und gebetet, dass der Rettungsdienst bald kommt. Wie sollte man sich in der Situation verhalten? Ich denke mal wenn ich was verbunden hätte, wäre es sowieso wieder abgemacht worden, oder?

Ok, geht ja gleich richtig los.

Wenn du mehr solcher Beispiele hast, machen wir vielleicht ein eigenes Thema daraus, denn das sind ja schon Dinge aus dem Leben.

Also, ich selber habe meine aktive Zeit im Aussendienst schon ein paar Jahrzehnte hinter mir, das heißt, im Normalfall hätte ich in solch einer Situation auch nicht mehr Hilfsmittel, als den Kfz-Verbandkasten und den EH-Leitfaden zum fächeln. Von daher mal nicht abgehoben, sondern aus der Sicht des EH-Ausbilders: Du siehst es ganz richtig, dass diese zu beobachteten Blutungen vermutlich nicht das größte Problem von diesem Verletzten sein werden. Eine Kompresse auf die Platzwunde (ohne großen Verband) wäre bei Gelegenheit zwar nicht falsch gewesen aber ,wie gesagt, es könnte da ernsteres geben, worauf zuerst zu achten wäre.

Was er wirklich hatte, wissen wir aus dieser Perspektive hier vom Schreibtisch zwar auch nicht, aber wenn du von Blutungen aus dem Ohr sprichst, da geht schon das Verdachtslämpchen SHT (Schädel-Hirn-Trauma) an.
Verstehe ich das richtig, du hast dich noch mit dem Mann unterhalten? Das heißt, völlig ohne Bewußtsein war er nicht? Schon mal ganz gut, denn dann heißt die Devise 'beruhigen und beobachten' und das ohne Unterbrechung. So richtig eingreifen hättest du erst müssen, wenn er bewußtlos geworden wäre, mit den Basics: Kontrolle der Lebensfunktionen und wenn die soweit ok, stabiler Seitenlagerung und weiterer Überwachung.
Mit Gewalt hinlegen tun wir ihn nicht. Soweit war das alles richtig.

Aber den Rettungsdienst hätte ich mir dann auch herbeigesehnt.

RS-USER-Bärentöter
28.03.2010, 21:56
Willkommen hier! Finde es ja cool, daß sich ein Mitglied der vergessenen Blaulichtfraktion hier meldet. Schließlich arbeiten wir ja "draußen" zusammen und profitieren voneinander! Wie oft brauchen wir die "Bullen" und wie oft nerven sie uns, wenn wir den Patienten behandeln, und Ihr nur Personalien wollt!

Nicht böse sein!

MattiTo
28.03.2010, 22:06
Willkommen hier! Finde es ja cool, daß sich ein Mitglied der vergessenen Blaulichtfraktion hier meldet. Schließlich arbeiten wir ja "draußen" zusammen und profitieren voneinander! Wie oft brauchen wir die "Bullen" und wie oft nerven sie uns, wenn wir den Patienten behandeln, und Ihr nur Personalien wollt!

Nicht böse sein!

Ich kann mir schon vorstellen, dass das nervt. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass wir euch die Personalien gesagt haben, wenn die Person keinen Ausweis o. ä. dabei hat und wir sie namentlich gekannt haben. Ihr braucht die Personalien ja auch ganz dringend*g*

RS-USER-Küchenhexe
28.03.2010, 22:12
Ich schließ mich Brummel mal an - 'ne Kompresse auf einer Verletzung schadet praktisch nie, sie verhindert, daß (noch mehr) Dreck reinkommt und der psychologische Effekt ist auch nicht zu verachten (der Patient fühlt sich gut versorgt, das beruhigt und stärkt das Vertrauen in die Kompetenz des Helfers).

Das, was an Deinem Fallbeispiel als erstes die Alarmsirenen klingeln läßt: der Unfallhergang (wahrscheinlich ein gutes Tempo drauf, kein Helm, offensichtlich Sturz auf den Kopf) + Blutung aus dem Ohr (auch wenn sie leicht ist: Ohren sollten innen nicht bluten) + "auf Ansprache hat er kaum reagiert" = Verdacht auf SHT (Schädel-Hirn-Trauma, sprich: irgendwas im Kopf). Minimum hier vermutlich Gehirnerschütterung, dann hat er Glück gehabt. Wegen der Blutung aber möglicherweise auch ein Schädelbasisbruch.

Von Deiner Seite hier sehr gut reagiert!
- RD gerufen (denn das muß ins Krankenhaus, und zwar nicht mit dem Taxi),
- gehofft, daß der RD schnell kommt, denn das kann entgleisen. Am besten stellst Du sicher, daß wir schnell sind, wenn Du der RLSt genau beschreibst, was Du siehst, inklusive (mangelnde) Reaktion auf Ansprache und Ohrblutung.
- bei der Lagerung auf den Patienten eingegangen, denn der hatte scheinbar gute Instinkte (Faustregel für Ersthelfer: bei allen Problemen im Kopf Oberkörper und Kopf eher erhöht lagern)
- Dich laufend um ihn gekümmert und mit ihm geredet (wie gesagt: das kann entgleisen, und das merkt man am besten, wenn man mit dem Patienten spricht... langsamere Antworten, längere Pausen etc., das ist wirklich wichtig!)

Wenn Dein Patient nicht mehr mit Dir spricht => stabile Seitenlage etc., aber das weißt Du vermutlich ;)

Tip: solchen Patienten wird gerne plötzlich schlecht (kenn ich aus eigener, leidvoller Erfahrung von beiden Seiten des Verbandpäckchens :grins:) => es wäre dann gut, nicht nur Handschuhe an (klar), sondern auch 'nen Brechbeutel bereit zu haben. Ich empfehle hier die aus einer stabilen, durchsichtigen Plastiktüte mit Ring oben! ;)

RS-USER-Bärentöter
28.03.2010, 22:14
ne, wir mögen Euch!
Meine halbe Familie ist bei dem Verein!

RS-USER-Cookie
28.03.2010, 22:24
Ich kann mir schon vorstellen, dass das nervt. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass wir euch die Personalien gesagt haben, wenn die Person keinen Ausweis o. ä. dabei hat und wir sie namentlich gekannt haben. Ihr braucht die Personalien ja auch ganz dringend*g*

Hi MattiTo, ich arbeite in der RD-Verwaltung und freue mich auf jeden Fall, wenn ich bei Euch anrufe und Auskunft bekomme. :)

Was mich wieder an den fröhlichen Spaßvogel der Polizei in Blomberg (oder war's Barntrup - egal) erinnert, der auf meine Frage, ob er mir mit den Personalien des Patienten helfen könne, geantwortet hat: "Selbstverständlich, ein Polizeibeamter aus Nordrhein-Westfalen kann alles!" :D

Viel Spaß hier bei Rippenspreizer. :)

MattiTo
28.03.2010, 22:25
Danke für die Antworten, sollte ich nochmal in so eine Situation kommen, werd ich eine Kompresse drauf tun, dann hab ich auch nicht mehr das Gefühl, so sinnlos rumzustehen.

RS-USER-Brummel
28.03.2010, 22:29
Gut, wenn ihr gleich so ins Detail gehen wollt...

Ich dachte mir ich antworte ersteinmal auf die Frage mit dem verbinden.

RS-USER-Küchenhexe
28.03.2010, 22:32
Da schleicht sich bei mir der Ausbilder unterm Stein vor ;), und der Kollege in grün hier (oder schon in blau?) scheint schon erfreulich firm in EH zu sein!

MattiTo
28.03.2010, 22:36
Da schleicht sich bei mir der Ausbilder unterm Stein vor ;), und der Kollege in grün hier (oder schon in blau?) scheint schon erfreulich firm in EH zu sein!

Grün, ich komme aus Bayern. Und vielen Dank...

RS-USER-Küchenhexe
28.03.2010, 22:56
Ehre, wem gebührt ;) - ich red mir hier praktisch den Mund fusselig (bei allen Berufsgruppen!), damit auch mal jemand mit dem Patienten spricht, anstatt wortlos Pflaster auf alle Kratzer zu kleben und dann erst (vielleicht) zu merken, daß Bewußtsein und Atmung sich in den Feierabend verabschiedet haben... :-keks

RS-USER-Küchenhexe
28.03.2010, 22:59
Aber ich vermute, sowas kennt jede Blaulichtfraktion. Die Feuerwehr kann auch nicht oft genug wiederholen, wie wichtig Rauchmelder und Feuerlöscher sind und wie blöde es ist, im Bett zu rauchen...

Was sind eigentlich die "beliebtesten" mißachteten Warnungen der Polizei (neben "don't drink and drive - smoke and fly!" :grins: )?

Der Altnoob
29.03.2010, 10:01
Hallo MattiTo,

schön, dass sich auch jemand von meinen "Zulieferern" hier ins Forum verirrt hat (ich bin Justizvollzugsbeamter...).

Du hast ja erwähnt, dass Du aus Bayern stammst. Gibt es bei euch keine Auffrischungskurse in Erster Hilfe für die Polizei? Von einem Deiner Kollegen aus HE habe ich gehört, dass es in unserem Bundesland mittlerweile alle 2 Jahre ein EH-Training für PVB geben soll, welches a) auf die Bedürfnisse der Polizei abgestimmt sein soll und b) eine Pflichtveranstaltung ist. Würde sich m.E. sicher für alle Polizeiangehörigen anbieten...

Knusperriegel
29.03.2010, 10:40
Zunächst einmal herzlich willkommen!

Ein Vertreter der Grün-Weiss bzw. Silber-Blau-Fraktion ist sicher gut für das Forum und seine UserInnen.

Zum Bsp. mit dem VU-Patienten:
der normale Kfz-Verbandkasten bietet Mullkompressen und Verbandtücher an.
Diese hätte sich die verunfallte Person auch selbst an den Kopf drücken können.
Dies wäre sogar eine Maßnahme, um festzustellen, ob dies überhaupt als Anweisung verstanden werden kann (Schädigung des Kopfes?) bzw. ob dabei Schmerzen in den Händen, in den Armen oder der Schulter geäussert werden.

Da ich mir vorstellen könnte, daß der Hl. Bürokratius auch in Bayern sein Unwesen treibt, ist es auf dem "kleinen Dienstweg" sicher möglich, verbrauchtes Material vom RD zu bekommen - der RD bekommt ja auch im Gegenzug von Euch die Personalien der Kundschaft, soweit bekannt.
Damit wäre der Antrag auf ein Antragsformular für zwei Mullkompressen und ein kleines Verbandtuch vermieden und der Freistaat überschreitet nicht seinen Etat für die innere Sicherheit.

Auf diesem "kleinen Dienstweg" ist es sicherlich auch möglich, andere Verbrauchsmaterialien zu erhalten (natürlich nicht in Mengen...)
- Einmaldecke für die kalte/kältere Jahreszeit für leichtbekleidete Kundschaft
- Rettungsdecke für wohnsitzlose und erheblich nässende Kundschaft
- Einmalhandschuhe für den Umgang mit Dingen, die "man" nicht so gerne anfasst

Umgekehrt habe ich die überlangen Kabelbinder auf Anfrage immer bekommen.
Bei Euch dienen sie ja zur Fixierung von Personen - bei mir war es eine Option zum Anbringen von Infusionen in einer Wohnung oder auch als Hundehalsband bei nervös kläffenden Wohnungsfiffis während der Patientenversorgung.

krumel
29.03.2010, 18:44
Hey MattiTo,
ich weiß nicht ob das noch aktuell ist, aber der eine oder andere Bekannte von "der Isar" hier hat seinen Weg in den RD über den Sanitätshelfer gefunden der wohl (früher mal?) vom Dienstherren und "zeitlich" unterstützt wurde.
Ebenso gab es zumindestens für die RS&RA auch mal die Möglichkeit Zuschüsse beim Ankauf einer Notfalltasche zu erhalten.
Ob das alles noch gültig ist kann ich aber ehrlich gesagt nicht sagen, ggf. mal beim PÄD oder so nachfragen.

LG,
Phil