Ohne Worte...

[RS-USER-Claudi]

habe am Wochenende folgende Geschichte gehört:

Da gibt es auf einer Station einen neuen Mitarbeiter, der wohl ziemlich unzufrieden ist, mit seiner Arbeitssituation und wohl auch mit der Arbeit der Stationsschwester.
So weit kennt das jeder... :grins:

Aber nu: Es gingen Gerüchte, dass dieser neue Kollege schon mal mit "Medikamenten rumspielt", man kennt ja die lustige Angewohnheit, spaßeshalber anderen irgendwas in den Kaffee zu kippen. :eek:

Besagte unbeliebte Stationsschwester nippt an ihrem Kaffee, stellt einen komischen Geschmack fest und tut folgendes: Sie schippt die Brühe wortlos in eine Flasche und lässt den Inhalt analysieren - Verdacht auf "da sind irgendwelche Medikamente drin".

Das Ergebnis: 17 mg Haldol / liter und 30 mg Diazepam / liter..........:-keule

Sie hat nun diesen Kollegen verklagt, wegen schwerer Körperverletzung (er war der einzige, der noch im Dienst war) und ich frage mich, ob man in Krankenhäusern überhaupt noch was trinken/essen kann. Mir fehlen echt die Worte....

[GoldariusFlorianis]

Heftig, ich dachte die Rachevergiftungen sind seit der Klassik out?!

Das unzufriedene Mc-Kotz Mitarbeiter in die Burger spucken, aber Medikamente in den Kaffee ist wirklich unfassbar, vor allem als KH-Mitarbeiter der täglich fragwürdige Intox'en angeliefert bekommt.

Auf der andern Seite :
Wie muss die Stimmung dort gewesen sein damit ein Mitarbeiter sowas macht...

OT:
Ich dachte Diazepam schmeckt man nich?! Da war doch die Geschichte mit dem Suizid-Gefährdeten der ein Bier haben wollte...Ab nach Urban Legends?!

[RS-USER-Kassiopeia]

:eek: UNGLAUBLICH!!!!

Das gibt es ja gar nicht!
Dass Menschen zu so etwas fähig sind, ist einfach nur schockierend.


Zu dem Diazepam, ich kann aus leidvoller Erfahrung sagen, dass Diazepam sowohl als Tropfen, als auch aus einer Ampulle absolut widerlich schmeckt.
Und Katzen können Diazepam aus Ampullen sogar riechen. (Kenne da so eine Geschichte, da hat jemand versucht seine sehr scheue Katze etwas zu sedieren um sie besser einfangen zu können und zum Tierarzt zu bringen, aber der Versuch mit einer Ampulle Faustan im Futter ging schief, die katze hat davon nichts angrührt.)

[RS-USER-emergency doc]

und tut folgendes: ...lässt den Inhalt analysieren....

Halte ich für eine urbane Legende. Was macht man im Krankenhaus, wenn der kaffee nicht schmeckt? Genau: Trinken oder neuen machen.

Angenommen DU hättest jetzt einen komisch schmeckenden Kaffee. Wie und wo würdest Du den auf was untersuchen lassen? Wäre es Dir das Geld wert?

[GoldariusFlorianis]

@ doc

Ich gehe mal davon aus, dass wenn ein Mitarbeiter zu solchen "Späßen"greift, das Arbeitsklima Misstrauisch macht.

[RS-USER-emergency doc]

Naja, also erstens könnte besagte Schwester den Täter höchstens wegen Körperverletzung ANZEIGEN, verklagen ist in diesem Zusammenhang unsinnig.
Zweitens handelt es sich nicht um Schwere Körperverletzung, sondern um Gefährliche Körperverletzung. Zur Schweren Körperverletzung gehört nunmal, daß man (wie schon der Tatbestandsname sagt) eine schwere Verletzung erleidet.
Achja: Da in Deutschland Gerichte und die Polizei nicht so arbeiten wie bei Barbara Salesh oder Alexander Hold, reicht "er war der einzige der noch da war, und überhaupt, meine Freundin die Britta sagt auch, er muss es gewesen sein" nicht aus...

Mein Urteil: Urbane Legende....

[krumel]

Also das eine Krankenschwester da was analysieren lässt...Das würde mich jetzt nicht weiter wundern, in Deutschland findet man die komischsten Sachen (dank Barbara S. und Alexander H....)...Da kenn ich real noch krassere Rechtsfälle.

Aber:
Die kurze Nachfrage beim Pharmakologen&Labormediziner sagt:
1. Der Kaffee hat vermutlich schlecht geschmeckt weil er kalt war. Denn nur dann ließe sich was nachweisen, beide Medikamente sind nicht thermostabil bei üblichen Kaffeetemperaturen.
2. Spricht die genaue Nachschau nach Diazepam auch dagegen, hier wäre extrem hoher apperativer Aufwand im Bereich von mehreren tausend Euro nötig. Üblicherweise schaut man nach Benzo's allgemein.
3. Machen beide Medikamente in der genannten Dosis in normal starkem Kaffee keinen Geschmack.
4. Ist die Angabe in mg/l eher ungewöhnlich, da bei so geringen Dosen sehr hoher apparativer Aufwand mit entsprechenden Kosten nötig wäre.

Rechtlich gesehen reicht das "der war als einziger" noch da wie von ED angesprochen nicht aus. Selbst wenn sich Fingerabdrücke des Beschuldigten fänden wäre er natürlich damit noch lange nicht schuldig. Eine sichere Verurteilung wäre vermtl. nur bei Zugabe der Tat oder unabhängigen Zeugen möglich, reine Indizien fielen mir jetzt keine ein die dahin führen könnten.

Allerdings: Die angeblich Leittragende kann den "Beschuldigten" neben der strafrechtlichen Anzeige (bei der ja der Staatsanwalt klagt und sie allenfalls als Nebenklägerin auftreten kann) durchaus auch privatrechtrechtlich verklagen ggf. Schadensersatz, Schmerzensgeld, usw. fordern.... Chancen wären aber wohl ähnlich gering wie die auf strafrechtliche Verurteilung.

[RS-USER-Küchenhexe]

3. Machen beide Medikamente in der genannten Dosis in normal starkem Kaffee keinen Geschmack.


Sprichst Du aus Erfahrung? :grins:

[RS-USER-Claudi]

So Leuts. Keine urbane Legende.

Der Auftrag wurde über „eine gezielte Analyse auf Medikamentenwirkstoffe (HPLC-Screening) erteilt und zwar im Institut für Rechtsmedizin der Uni.
Zur Untersuchungsmethode: Die chemisch-toxikologischen Untersuchungen wurden mit hochleistungsflüssigkeitschromatographisch/UV-spektroskopischen Methoden durchgeführt.

Was der Spaß gekostet hat weisch isch nischt.

Zitat des Ergebnisses: "in dem übergebenen Asservat konnte Diazepam in einer Konzentration von 30 mg/L sowie Haloperidol in einer Konzentration von 17 mg/L nachgewiesen werden."

Was die angebliche Klage angeht: Zumindest wurde Anzeige erstattet und es wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Bis dahin hat emergency doc Recht.

[RS-USER-nordlicht]

Das kann man nur mit einem kräftigen Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen.

Wie bescheuert sind nur einige unserer Mitmenschen. :-keule