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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Reiseapotheke für die Mitte von Nirgendwo



RS-USER-Pyro
11.08.2010, 23:19
N'Abend liebe Gemeinde,

Ich plane im Herbst 14 Tage durch die Sahara zu reisen. Es ist zwar eine organisierte Jeep-Tour, aber wenn in der Reisebeschreibung an zwei Tagen erwähnt wird, das funktionierende Duschen vorhanden sein könnten, dann plane ich auch für mich selber etwas gründlicher.

Da die Abdeckung mit Ärzten wahrscheinlich ähnlich gut sein wird, wie die mit Duschen, überlege ich was sinnvoll ist an medizinischem/technischem Krams mitzunehmen.

Ich fasse mal meine Gedanken zusammen:

Kerngesund, keine Medis, Impfstatus ist OK
Infusionen, wären sinnvoll, aber scheiden aus, da ich a) nur RS bin und b) ich keine Lust auf Diskussionen mit dem Libyschen Zoll habe
Rea-Schnickschnack brauche ich nicht. Wer 300km von der nächsten Ortschaft entfernt umfällt ist tot.
Medikamente gegen Magen-/Darm-Geschichten, Fieber, Schmerzmittel (Empfehlungen?)
Wunddesinfektion (Oktenisept-Spray, Betaisodona-Salbe)
eine große Pinzette
SamSplint
RR-Manschette mit Stethoskop, BZ-Gerät
Wasserdesinfektionszeug, falls mal wirklich nur frisches Brunnenwasser da ist
Alles mus klein, leicht und legal sein


Was würded ihr noch einpacken?

RS-USER-Küchenhexe
12.08.2010, 00:31
Ich würde unter anderem einpacken:

- Verbandzeug... Kompressen, Dreiecktücher (können als Kopfbedeckung doublen ;)), (Blasen-)Pflaster, Stützbandagen etc. pp.

- mindestens zwei Instant-Kühlakkus

- Loperamid, Tannacomp (als Mittel gegen Durchfall), Paracetamol / Novalgin (gegen Fieber und Schmerzen), MCP, Traubenzucker...

- Silberionen-Tabletten für's Trinkwasser

- eine Splitterpinzette (ich bevorzuge Feilchenfeld) und ein gutes Taschenmesser - da ist auch 'ne Pinzette dran, und noch so einiges mehr!

- Flächendesinfektion (Spray oder Tücher), eine Rolle gutes Klopapier und ein Fläschchen Nelkenöl (oder auch Pfefferminzöl, oder Lidocain-Gel) in einer kleinen, handlichen Tasche - ganz wichtig!

-'ne Ersatzrolle Nerven...

GoldariusFlorianis
12.08.2010, 01:00
Als Wacken-erfahrener kann ich dir auch nur Silberionentabletten und Flächendesi (es reicht das 2,50 € Zeuch aus der Drogerie) empfehlen.

Was ich noch empfehlen kann wäre Elotrans um evtl Durchfälle oder Mineralstoffdefizite auszugleichen. Hier hast du einige Kationen/Anionen, dazu Glucose und einen Citratpuffer mit ziemlich gutem pKs Wert (daher auf jeden Fall die Wassermenge zum Lösen beachten).

Bist du dort evtl. Tiergiften o.ä. ausgesetzt? Wenn ja (an die anderen) was sagt die Lehrmeinung gerade zu solchen Giftpumpen???

Ansonsten Klopapier/Tempos in rauen Mengen und wenn möglich Trinkwasser Reserven. Weitab von der Zivilisation ist nichts wertvoller. Falls du nicht weisst wie viel Gepäck du noch in den Jeep kriegst einfach auf Teufel komm raus Faltkanister mitnehmen und füllen was geht.

Auf RR oder BZ solltest du verzichten können da diese Diagnostik im Outback keine Konsequenzen hat und eine einer vorsorglichen Dosis Traubenzucker oder Cola ist noch keiner gestorben.

Für Medikamente oder ähnliches solltest du deinen Hausarzt konsultieren, der wird dir unter diesen Umständen auch ein Privatrezept für Novalgin oder ähnliches gewähren. Achte aber darauf dass viele Medis der Temperatur auf dauer nicht standhalten.

Der allerbeste Tipp den ich dir geben kann ist aber die bei ADAC/Fremdenverkehrsamt(Frankfurt)/Verbraucherzentrale zu erkundigen da diese dir auch die medizinische Betreuungslage vor Ort - also Medikamentenquali Ärzte usw. erläutern können, sowie bei Apotheken und Outdoorshops Acht zu geben da diese immerhin ihr Geld mit sowas verdienen. Zum Beispiel verkauft De****lon immer noch Eosin als Desi.

Eine detaillierte Liste von meinem medizinischen "Autarkgepäck" kann ich dir gern via PN schicken.

Hoffe es hat geholfen....So long

RS-USER-Küchenhexe
12.08.2010, 01:08
Achte aber darauf dass viele Medis der Temperatur auf dauer nicht standhalten.

14 Tage schafft eigentlich fast alles...

Stimmt, Goldi: EloTrans ist immer gut! ;)

krumel
12.08.2010, 07:08
Hihi,
willkommen in meinem Spezialgebiet;)
Unbedingt mit sollten:
- Mittel gegen Schmerzen (Paracetamol, evtl. Novalgin, auch wenn letzteres meistens wg. Temperaturstabilität ausfällt)
- Mittel gegen Übelkeit/Reisekrankeheit (MCP, ggf. Vomex zusätzlich)
- Traubenzucker
- Elytlösung
- Mittel gegen Durchfall (das angesprochene Loperamid)
- Trinkwasserdesinfektion: Die angesprochenen Silberiodidtabletten sind leider völlig ungeeignet. Bei Silberiodidtabletten handelt es sich um ein Mittel zur Trinkwasserkonservierung, nicht zur wirklichen Trinkwasserdesinfektion und Reinigung. Du musst aber davon ausgehen, dass es zu Situationen kommen könnte, in denen du Wasser wirklich "reinigen" musst.(u.a. von Parasiten, Schwebstoffen, usw.). Hier ist für Notfälle wirklich ein brauchbarer Filter und entsprechendes Desinfektionsmittel empfehlenswert, ggf. dann nachrangig Silberionen um vormals desinfiziertes Wasser eben wie angesprochen zu konservieren.
Hierzu gibt es verschiedene Lösungen, ich bin großer Fan der Aquamira Produkte, auch wenn sie vergleichsweise teuer sind.
Nebenbei gesagt kann es auch sinnvoll sein Tabletten zur Wasserentsalzung dabei zu haben, da ggf. vorhandenes Wasser in einigen Teilen der Sarah gerne versalzt ist (dank der enormen Grundwasserentnahmen). Allerdings habe ich keine Ahnung über die Situation in Libyen, da das bei mir auf der schwarzen Liste steht...
- ein präventiv verschriebenes Breitbandantibiotikum kann durchaus auch Sinn machen, hierbei sollte man aber mit der Apotheke abklären welche Präperate entsprechend thermostabil sind.
-wirklich notfallmedizinisch würde ich persönlich nur ein Sam Splint etwas Verbandszeug, viel Tape und zwei Guedel mitnehmen, mehr braucht man (im Endeffekt leider) eh nicht.
- wichtig ist noch: Eigene Kanülen und Spritzen mitbringen: Auch wenn Hilfe verfügbar ist, kann man nicht immer davon ausgehen, dass sterile Kanülen und Spritzen verfügbar sind. Daher unbedingt eigene in den gängigen Größen mitnehmen. (und wenn es soweit ist: Wirklich überwachen das die eingesetzt werden).

Ansonsten: Gute Rückholversicherung abschließen;) Dann kommen wir und holen dich raus;)

RS-USER-fruehgriller
12.08.2010, 11:19
Als Erfahrung aus einem Tunesien Urlaub, bei dem es zum Glück nur einen Mitreisenden erwischte:

Durchfallmittel vor Ort kaufen, da diese besser auf die Lokalen Erreger wirken, als unsere Europäischen. Der Mitreisende hat auch 2 Tage lang Lopedium etc genommen, ohne erfolg. Mittel aus der Tunesischen Apotheke halfen innerhalb eines Tages dauerhaft.

RS-USER-Bärentöter
12.08.2010, 11:21
Hmmm... Malaria sollte es in der Wüste nicht geben, oder?

Knusperriegel
12.08.2010, 16:14
Mein erster Rat:
Kontaktaufnahme mit der Botschaft und dort die notwendigen Informationen einholen, die für die Einfuhr von Medikamenten + Gerät notwendig sind.
Libyen ist mit Sicherheit kein Rechtsstaat wie wir - aber eben auch kein obskures Gebilde, wo jeder Warlord seine eigene Gesetzgebung darstellt und Kidnapping die Existenzgrundlage etlicher Clans darstellt.

Infusion plus Zubehör sollten mitgenommen werden.
Wie bereits beschrieben, gibt es vor Ort u.U. qualifizierte Personen, aber nur ungenügend Material.
Wenn ich mich schon in ein Land begebe, welches nicht die hiesigen Ressourcen hat, dann nehme ich der einheimischen Bevölkerung nicht auch noch das wenige weg, was vorhanden ist.

Das Argument "ich bin aber nur RS" ist in der Wüste, Verzeihung: KIKIFERZ!
Entscheidend - weit weg von einer wie auch immer gearteten Strukur, sind die Dinge, die jemand sicher kann und dazu das Material hat.
Mit Personen eine solche Tour anzutreten, bei denen ich annehmen müsste, daß die mir nach meiner erfolgreichen Hilfeleistung einen juristischen Strick drehen wollen, reise ich nicht!

Grundsätzlich wären da einige Fragen vorab zu klären:
ist es eine wie-auch-immer-geführte Tour, wo auf Erfahrung und Ausrüstung eines Veranstalters zurückgegriffen werden kann?

ist es etwas selbstorganisiertes; ggf. auch entfernt der üblichen Wüstentourenwege?

Meine nachfolgenden Gedanken gelten hier für die zweite Annahme.
Du bist als RS also so etwas wie der "Medical Chief" der Reise?
Du bist also gewillt, eine gewisse Verantwortung zu tragen?

Das entbindet aber die Teilnehmergruppe auf keinen Fall davon, sich ihrer Selbstverantwortung bewusst zu sein; Deine Ratschläge/Anweisungen auch zu befolgen und sich nicht ausschliesslich auf Gott/Allah zu berufen...

Mitverantwortung fängt damit an:
1.
alle Mitreisenden haben einen ausreichenen Impfschutz (Hep. A + B, Tetanus...)

2.
alle Mitreisenden haben eine ggf. bestehende Dauermedikation mit - und zwar in der doppelt vorrätigen Menge.
Zum einen besteht keine Garantie zum Kauf vor Ort; zum anderen ist die doppelte Portion bei einem Reisegefährten zu deponieren.
Reisegepäck kann immer mal wegkommen, aber der Verlust von zwei persönlichen Ausrüstungen gleichzeitig ist seltener.

3.
alle Mitreisenden waren vorher bei ihrem Hausarzt, der keine Einwände gegen eine solche Tour hat?
Ebenso waren alle Mitreisenden vorher auch bei Ihren Zahnarzt?
Ich habe einmal auf Kuba eine Zahnextraktion (vereiterter Backenzahn) mit einer Kombizange vorgenommen. (aus diesem Grund halte ich auch ein LEATHERMEN besser wie die Schweizer Messer mit und ohne Offizier)

4.
alle Mitreisenden haben eine persönliche EH-Ausrüstung, die auch entweder ständig "am Mann" getragen wird oder wirklich leicht greifbar ist.
Dies bedeutet für Dich weniger Gewichtsbelastung und Delegation von Verantwortung.

5.
Alle Mitreisenden haben vor der Tour ein EH-Training absolviert.
Der Schwerpunkt dieses Trainings liegt nicht in der HLW!
Geübt werden Seitenlage, RAUTEK-Griff, Pflaster-, Binden- und Dreiecktuchverbände etc.! "Wir" Profis können wirklich bei Beherrschung eines Ellenbogenverbandes sicher sein, dies auch am Knie hinzubekommen.
Bei einem absoluten Laien ist dies nicht anzunehmen.

Wem ein solches Training übertrieben vorkommt:
wenn Ihr bspw. mit geländegängigen Fahrzeugen duch die Sahara brettert, wird wohl jeder in der Lage sein, einen Off-Roader zu fahren oder auch ein Rad zu wechseln.
Alles andere wäre leichtsinnig!
Da dies nicht jeder kann, wird es vorher geübt.
Das gleiche gilt aber auch für einen med. Notfall!
Dies ist auch eine gute Gelegenheit, diejenigen aussieben zu können, die zwar gerne ausserhalb der Zivilisation das Abenteuer suchen, aber bitter-sehr doch unbedingt im "all-inclusive"-Sinn und Vollkaskomentalität.

6.
Diese persönliche (also pro Person!) EH-Ausrüstung sollte umfassen:
- 1 Rettungsdecke (in der Wüste wird es nachts kalt und ausserdem ist das auch ein Sonnenschutz)
- 1 Dreiecktuch
- 1 Verbandpäckchen, gross
- 1 Verbandtruch, klein
- 2 Kompressen 10x 10 cm
- 2 Mullbinden
- 1 elast. Binde 8-10 cm
- div. Pflasterstrips / Pflaster
- div. Blasenpflaster (hat ALDI gelegentlich im Sortiment)
- 4 Einweghandschuhe

Diese Ausrüstung ist extrem klein verpackbar und mit Hilfe der im einschlägigen Trekkinghandel erhältlichen Taschen am Gürtel tragbar.
Platz für evtl. Eigenbedarf ist da auch noch drin.
Das Material ist für sehr wenig Geld mit Hilfe des Kaufs einiger Kfz-Verbandkästen einkaufbar; das primär nicht benötigte Material ist Übungsmaterial für die Tour-Vorbereitung.

7.
"Dein" Part wäre der Rest.
RR-Gerät und Stethoskop halte ich für überflüssig; kostet Geld, nimmt Platz weg und wiegt.
Hypertoniker unter Euch haben entweder ein persönliches Gerät dabei (da tut es m.E. auch ein Billig-Handgelenk-Gerät vom Discounter), bleiben zu Hause oder bedenken Dich vorab im Testament.
Ein Stethoskop - wozu?
Willst Du den Wüstenwind abhören?
Kannst Du auskultieren und aus diesem Befund Rückschlüsse ziehen, die dann entsprechende Massnahmen (d.h. Medikamentengabe oder Entlastungspunktion)erfordern?

Ein Volumenmangel mit niedrigem RR ist auch mit den üblichen Sinnen erfahrbar.

Medikamente im Sinne von einer VEL o.a. Präparaten (z.B. Panthenol o. PVP-Jod) sind gut in einer Styroporbox (Hitzeschutz!) von der Grösse eines Kfz-Verbandkastens unterzubringen.

Anstelle von Guedeltuben würde ich lieber Wendl-Tuben nehmen.
Die erfahren derzeit in Afghanistan eine Wiederauferstehung.
Zur persönlichen Ausrüstung jedes Soldaten dort (US-Army + BW) gehört dort eim voreingestellter Wendl-Tubus.
Das Ding ist leicht und in der o.a. persönlichen EH-Ausrüstung unterzubringen.

Zu Deiner Ausrüstung gehört auf jedem Fall:
- 1 Kleiderschere (BW-Ausfühung)
- 1 Verbandschere
- 1 Splitterpinzette
- 1 Taschenlampe (Lichtstark! z.B. WALTER tactical), denn komischerweise stolpern die Leute immer nachts gegen das Auto und fangen dann an zu bluten
- 1 SAM-Splint
- u.a.m.

RS-USER-Feife
12.08.2010, 16:29
Zur Wasserdesinfektion könnte man auch die chemiefreie Alternative wählen:
Durchsichtige Plastikflaschen. - Mit Wasser befüllen (notfalls groben Dreck rausfiltern), dann 1-2 Tage (je länger um so sicherer) in der prallen Sonne lagern. Das Sonnenlicht übernimmt hier eine kostenlose UV-Desinfektion des Wassers.

Eine- oder mehrere Rettungsdecken würde ich in jedem Fall beihaben wollen: Klein, leicht, praktisch, vielseitig. (Unter anderem auch zur Wassergewinnung, wenn man der Bedienungsanleitung einer alten Rettungsdecke in meinem Archiv glauben schenkt)

Was die Medis angeht:
Novalgin (Metamizol) gibt es auch in Tablettenform, demnach auch "hitzebeständig", braucht aber ein Rezept. Rezeptlose Alternative wäre Diclofenac (als 12,5mg/Tablette freiverkäuflich).
Ausserdem wäre noch zu bedenken ein Antibiotikum dabei zu haben. Ciprofloxacin ist genug "breitband" um von Atemwegserkrankungen bis Magen-Darm vieles abzudecken.
(Das von frühgriller beschriebene "lokale Mittelchen" sind meist Antibiotika wie Cipro. In vielen Ländern ausserhalb der EU und Nordamerika gibt es nicht so strenge Regelungen was Rezepte angeht).

RS-USER-Elektro-Dengel
12.08.2010, 21:31
Als Erfahrung aus einem Tunesien Urlaub, bei dem es zum Glück nur einen Mitreisenden erwischte:

Durchfallmittel vor Ort kaufen, da diese besser auf die Lokalen Erreger wirken, als unsere Europäischen. Der Mitreisende hat auch 2 Tage lang Lopedium etc genommen, ohne erfolg. Mittel aus der Tunesischen Apotheke halfen innerhalb eines Tages dauerhaft.

Das glaub ich nicht. Derartige Anti-Flitze-Kack-Mittel hemmen lediglich dier Darm-Motilität. Dem Erreger is das reichlich egal!

Deim Kumpan hat halt einfach nur besser auf des andere Medikament angesprochen, oder aber, und das glaub ich am ehesten, den Infekt schlicht über standen.

krumel
12.08.2010, 21:45
@Bärentöter:
Doch, gibt es durchaus, in den südlicheren Oasen der Sarah findest du leider jede Menge Malaria und was du dir sonst so an Tropenkrankheiten vorstellen kannst.

@Feife:
Das Problem bei der genannten Wasserdesinfektionsmethode:
Erstens ist ihr Schutz nicht unbedingt gegeben (viele Parasiten, v.a. Amöben) und zweitens muss man sich auch die Situation vor Augen halten in denen man ggf. zur Wasserfilterung bei solchen Reisen gezwungen ist:
Es handelt sich meistens um ungeplante Notlagen, ggf. muss damit gerechnet werden das die mitgeführten Wasservorräte zum Zeitpunkt des Zugriffs auf kontaminiertes Wasser bereits verbraucht sind oder im Rahmen eines Unfallgeschehens zerstört wurden.(unbestrittenermaßen kann bei letzterem auch die Filterausrüstung zerstört werden, ja, aber das ist rein technisch unwahrscheinlicher)
In solchen Fällen ist eine Wartezeit von mehreren Tagen (eine nur halbwegs effektive Desinfektion braucht mind. 2 Tage) unhaltbar. Ggf. ist man bis dahin bereits tot.

Was den Guedel vs. Wendel angeht: Eine Aussage ist soweit ja richtig, aber der durchschnittliche deutsche RS ist nunmal eher in der Handhabung des Guedels trainiert, von dem anderen Gefährdungsbild ganz abgesehen (eine bei überschlägen auf Sand gerne vorkommende Mittelgesichtsfraktur vs. Beschuss mit IED's...).Hier hat der Guedel einfach Vorteile.

RS-USER-Pyro
12.08.2010, 22:54
Super! Vielen Dank für die vielen Tipps. Ich bin hier fleißig am mitschreiben und sammeln. Bis es los geht werde ich noch mal beim Veranstaltern nachfragen, was die an Bord haben und was sie empfehlen.

Zur Erklärung: es handelt such um eine Tour von einem Reiseveranstalter, der diese Tour 4-5 mal im Jahr macht und sie seit fast 20 Jahren im Programm hat. Ein paar Erfahrungen werden die in der Zeit schon gesammelt haben. Trotzdem möchte ich mich nicht komplett auf die verlassen.

Auf selbst organisiert oder mit TUI etc. wäre mir die Nummer zu heikel. Ein bisschen hänge ich dann doch an meinem Leben.

@Knusperriegel: Der Hinweis auf den RS bezog sich eher auf die Diskussionsgrundlage beim Zoll. Die Wühlmäuse an der Grenze kommen ja manchmal auf die Abenteuerlichsten Ideen, wenn sie etwas finden, was sie nicht kennen.

RS-USER-apoplex
13.08.2010, 00:09
Dass der Wendl bei Militäreinsätzen eine "Renissance" (war er überhaupt mal weg?) liegt an mehreren Gründen.
Zum einen wird er deutlich besser toleriert, die Patienten halten ihn wesentlich länger in Position als einen Guedel (sinnvoll bei Aufwachphase nach OP, aber auch bei Intoxikationen), für die Militärsituation kommt die wesentlich geringere Dislokationsgefahr (vor allem Transport auf Tragetuch) hinzu, ein Guedel läge da schnell daneben.


- 1 Taschenlampe (Lichtstark! z.B. WALTER tactical), denn komischerweise stolpern die Leute immer nachts gegen das Auto und fangen dann an zu bluten
Stirnlampe... Hände frei beim Arbeiten....

Ich würde die Ausrüstung trennen. kleine, tragbare Ausrüstungen direkt am Mann (so wie von Knusperriegel beschrieben) und eine etwas weitergehende im Fahrzeug (ihr reist ja mit KFZ, dann dürfte das Platzproblem ja eher relativ sein).

worüber man noch nachdenken sollte:
Steriles Material: nicht nur Spritzen / Kanülen, sondern auch Nahtmaterial. ggfl. ein preiswertes Einmal_Nahtset (SUSI oder ähnliches), sterile Handschuhe und Skalpell.

ggfl. Einmal-Tragetuch
Steri-Strips
Nagelfeile/Schere (gerissene Nägel sofort entgraten, bevor er weiter einreißt und ggfl. sich entzündet)

krumel
13.08.2010, 00:13
Ach ja, was das Antibiotikum angeht: Das Tetracycline (Doxy,usw.) out sind, sollte nochmal erinnert werden...Zwar ist grade Doxy in der Tropenmedizin recht beliebt, aber so eine schöne Photosensibilisierung Mitten in der Sarah ist dann doch scheisse...

Übrigens waren viele der "einheimischen" Medikamente gegen "Pharaos Rache", usw., usw. oft nur einfache E-LytLösungen in verschiedenster Form....

Was das Novalgin angeht: Prinzipiell schon richtig, allerdings ist die Wirkung von Novalgin bei vielen Schmerzen die man auf einer solchen Reise erwarten kann (Trauma, Rückenleiden), außerdem hat Paracetamol halt doch noch die recht praktische entzündungshemmende Wirkung.
Diclofenac ist gänzlich ungeeignet, da hochgradig temperaturempfindlich (offiziell bis 25° zugelassen, zerfällt wohl -gerüchten unter apothekern zur Folge- spätestens bei 40°.

Lässt man alles raus was entweder temperaturinstabil oder potentielles BTM ist, bleibt aber leider quasi nix anderes übrig.
Muss jeder für sich selber entscheiden.

Was ich übrigens noch vergessen habe ist eine kleine Flasche Haut/Wunddesinfektion.

(und eine gute Auslandskrankenversicherung mit gutem Service-Center -hier kann ich die Ergo Gruppe empfehlen-)

Stirnlampen können hin und wieder in Afrika Probleme machen,da sie von einigen Zöllnern/Beamten gerne als "rein militärischer Gegenstand" angesehen werden, grade in Richtung Mali gabs da wohl öfter mal Probleme....
Warum? Darum...

RS-USER-Küchenhexe
13.08.2010, 00:40
Obwohl: der Griller kann da schon recht haben (eigene Erfahrung!)!

Die ortsansässigen Apotheker haben meist das Ohr an Wind und wissen, welches Viech rumgeht und worauf das anspricht. Ob das nun Motilitätshemmer wie Loperamid oder Breitbandantibiotika sind, ist doch schnuppe - was heilt, bleibt!

krumel
13.08.2010, 10:07
Hängt von ab, wie "edel" der Apotheker ist...Habe auch schon Patienten gesehen denen einfach weil klar war, dass sie jeden S*** kaufen weil sie die Packung eh nicht lesen können abgelaufene Bestände von div. Mist angedreht wurde(u.a. Antidiabetika) die kein Einheimischer gekauft hätte.

RS-USER-Autolyse
13.08.2010, 23:31
Wasserfilter/Desinfektion: Aquamira oder Katadyn, je nach persönlicher Vorliebe und Bedingungen(Kosten/Platz/etc.)

Verbandmittel: Je nachdem wieviel Zeit du noch hast(oder dich bereits auskennst) könnte man auch Sachen aus dem Bereich TCCC(Tactial Combat Casulty Care) nutzen: Israeli bandages[billig], Tourniquet[geht so], Ready-Heat-Decken[variabel] und QuickClot[teuer].

Antibiose: Im TCCC-Kit üblicherweise Moxifloxacin/Ciprofloxacin - da halte ich mich aber zurück, davon haben andere hier mehr Ahnung. ;)

/Edith hat die Rechtschreibung korrigiert

krumel
14.08.2010, 08:38
Es kann unabhängig von den speziellen Artikeln (die leider ja auch etwas Ausbildung benötigen) kann es generell Sinn machen sich im militärischen Bereich umzusehen was die Verbandsmittel angeht, da hier oftmals die Verpackungen einfach "outdoortauglich" sind.

Ansonsten kann ich Autolyse nur voll zustimmen.

RS-USER-Autolyse
14.08.2010, 13:17
Daher ja auch die Frage, wieviel Zeit noch besteht, so dass man sich das Material noch beschaffen kann und auch die Möglichkeit hat damit zu üben, wobei Tourniquet und Israeli bandages sehr intuitiv zu nutzen sind, was bei QC ja schon wieder anders ist, in der Handhabung sind da Hemcon-Bandages deutlich angenehmer, nur aufgrund der vorgegebenen Größe eben deutlich unflexibler. Bei einem kurzen Blick auf die Packliste meines First-Aid-Kits ist mir außerdem noch aufgefallen, dass man ggf. auch über Kerlix nachdenken könnte.

Knusperriegel
14.08.2010, 16:05
Wer glaubt, daß hierzulande "Amtspersonen" ständig über die Stränge schlagen oder Regeln auslegen, war noch nie längere Zeit südlich des Mittelmeeres bzw. in den Ausläufern diverser Mittelmeerstaaten.

Aus diesem Grund ist die Sorge um eine "mindere" Qualifikation (hier: RS) zwar berechtigt, doch inwieweit der Beamte eines nordafrikanischen Landes die feinen Differenzierungen bundesdeutscher Rettungsdienstgegebenheiten kennt, sei dahingestellt.
Andererseits war ja eine meine ersten Empfehlungen die Kontaktaufnahme zur Botschaft hier zwecks Information über die dortige Gesetzeslage.

Bei Reisen in den ehemaligen Ostblock (also schon länger her; es gibt ihn ja nicht mehr) hat mir der viersprachige RK-Ausweis sehr geholfen.
Zusammen mt dem Reisepass überreicht, führte dies nahezu zum Strammstehen der Amtspersonen und sehr freundlich-zügiger Abfertigung.
Ich würde deshalb raten, sofern Du ein PLUS-Retter bist und es diesen Ausweis noch gibt, ihn zu besorgen.

Es gibt weiterhin Bescheinigungen, auf denen zum einen eine Auflistung des Materials und der Medikamente aufgeführt ist und andererseits betont wird, daß dieses Zeug für den persönlichen Gebrauch / den Eigenbedarf sicherstellt und keinerlei Verkaufsabsichten dient.
Soweit mir erinnerlich, kann so etwas auf www.travelmed.de heruntergeladen werden.
Wenn nicht: einfach mal den arbeitsmed. Dienst eines grossen AG in Wohnortnähe ansprechen und nachfragen.
Auch hier ist ein amtlicher Stempel bzw. das Dienstsiegel der örtlichen Hiorg (am besten auf dem Original Hiorg-Papier) eine nützliche Sache.

Mein letzter AG hatte dies immer seinen MitarbeiterInnen mitgegeben, die auf Auslandsreise gingen (vorzugsweise asiatische Staaten) und die stets eine umfangreiche Reiseapotheke mitführten.
Probleme gab es nie.

Ergänzung:
auf: http://www.dak.de/content/dakgesundichbindabei/libyen.html
bekommst Du Hinweise zu Lybien; Stand: 11.08.2010