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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : SoGro 2010 Flughafen Frankfurt



Beachbaer82
29.09.2010, 12:28
Am 09.10. findet in Frankfurt am Flughafen eine Übung der etwas größeren Kategorie statt.

Ich habe mal geschaut ob es dazu hier schon was gibt, aber gefunden habe ich nichts...

Wer von euch ist mit dabei?

Wer von der Übung noch nichts gehört hat, hier ein paar Eckdaten:

500 Verletzte
2000 Einsatzkräfte aller Art aus 25 der 26 hessischen Landkreisen.
Szenario: Tenneriffa 1977 ( Zwei Passagierflugzeuge prallen aufeinander)

Hier ein paar Links:

http://www.fr-online.de/rhein-main/inferno-am-frankfurter--flughafen/-/1472796/4510694/-/index.html

http://www.sonderlage.de/behoerden-news/3701-frankfurt-am-katastrophenuebung-am-flughafen-2500-beteiligte-am-9oktober

Knusperriegel
29.09.2010, 18:00
Unter der Bezeichnung "Sogro" kenne ich aus Ffm. nur die letztjährig veranstalteten Übungen bei der BF, bei dem ein neues Sichtungssystem mit Hilfe von PDA getestet wurde.
Da ich über die JUH Ffm. des öfteren als Mime bei den Krankenhauseinsatzübungen in den Frankfurter Kliniken dabei bin (immer sehr interessant!) hatte ich gehofft, hier auch aktiv sein zu können.
Doch bei den Mimen hat das DRK wohl den Zuschlag erhalten.
Jetzt kann ich nur hoffen, daß die nicht landesweit die JRK-Gruppen als Mimen nehmen, den angesichts der Übungsdiemsion sollten die Darsteller von Verletzten + Angehörigen (Patientenabholer) + u.a. Personen sachon erwachsene Menschen unterschgiedlichen Alters sein, am besten auch noch fremdsprachig - wie sich das für einen internationalen Flughafen gehört.

RS-USER-DocMezzoMix
05.10.2010, 20:01
Bin dabei (wenn bis dahin wieder fit) aber weder als Akteur noch als Beobachter sondern als Schauspieler (nein nicht als Mime, als Schauspieler). Scheinbar hatte man keine Lust auf übertrieben schreiende und pseudoweglaufende Mimen und hat eine Schauspielagentur damit beauftragt.
Wird aber leider keine Fotos oder ähnliches von uns geben, dass wurde u.a. streng untersagt. Ich denke das spricht dann auch gegen Mimen ;-)

Die Übung an sich wird ein dickes Ding, da das Teneriffa Szenario als Grundlage dient und somit schon ein paar hundert Betroffene dabei sind und auch (soweit ich weiß) viele Hintergrundabläufe geprobt werden.

E.E.Gal
06.10.2010, 08:11
*grrrr* da hat einer Mimen gesagt...... *grrrr*

Ich bevorzuge doch "Darsteller" egal woher , egal wie gut

Knusperriegel
06.10.2010, 10:24
In Berichtigung meines ersten Beitrags wird bei der Übung doch das im Vorjahr bereits im bescheidenen Umfang geübte SOGRO-Verfahren zum Einsatz kommen - aber halt in Verbindung mit einer "richtigen" Übung.

Beachbaer82
06.10.2010, 19:23
@ DMM:

wenn du einen in Rettungsdienstkleidung und ein Fahrzeug mit Blaulicht siehst, dass könnte ich sein *lach*

RS-USER-fishy
06.10.2010, 20:05
Werde mit dMM zusammen auch als Darsteller irgendwo da rumliegen, da unsere Einheit nicht zum Einsatz kommen wird (so sagte man zumindest).

Bin sehr gespannt!

E.E.Gal
07.10.2010, 12:15
Wird dann witzig, wenn die euch doch alarmieren, Planändernugen sind ja manchmal sehr beliebt ;-)
Aber auf jedenfall viel Spaß beim darstellen!

RS-USER-DocMezzoMix
07.10.2010, 23:44
:-kotzRückfall und damit eine super Chance Realfall zu werden... abgemeldet.

@ fishy Wenn du in der 1 bist, pass gut auf meine Frau auf, wer weiß wer da ausser Beachbear noch rettet. :grins:

RS-USER-DocMezzoMix
09.10.2010, 20:23
Übung ist rum, offiziell ein Riesenerfolg, tolle Nummer alles super, tolle Technik.

Inoffiziell war die Übung schon als Erfolg beendet und die Presse ins VIP Zelt dirigiert als noch Rote nur angesichtet auf dem Rollfeld lagen.

Man kann sich ja loben aber warum müssen sich Feuerwehrleute immer so übertrieben feiern. ...

Und warum freut man sich über Zeiten, wenn man es nicht mal schafft ein Szenario zu bilden, bei dem Bergung/Rettung eine Rolle spielt.

Und wieso hat keiner mitbekommen das nach 20 Minuten der erste Patient transportiert wurde? Und wieso ist erst nach 40 Minuten gesichtet worden?

Naja, dank der tollen Spielzeuge wird es ja eine genaue Dokumentation geben, aus der man dann vielleicht wirklich was lernen kann. Finde ich viel wichtiger als gute Pressemeldungen. Vielleicht habe ich ja auch nur falsche Informationen erhalten... (Durften deswegen keine Mobiltelefone mitgeführt werden?')

So, genug provoziert.

RS-USER-fishy
10.10.2010, 14:21
Übung ist rum, offiziell ein Riesenerfolg, tolle Nummer alles super, tolle Technik.

Inoffiziell war die Übung schon als Erfolg beendet und die Presse ins VIP Zelt dirigiert als noch Rote nur angesichtet auf dem Rollfeld lagen.

Man kann sich ja loben aber warum müssen sich Feuerwehrleute immer so übertrieben feiern. ...

Und warum freut man sich über Zeiten, wenn man es nicht mal schafft ein Szenario zu bilden, bei dem Bergung/Rettung eine Rolle spielt.

Und wieso hat keiner mitbekommen das nach 20 Minuten der erste Patient transportiert wurde? Und wieso ist erst nach 40 Minuten gesichtet worden?

Naja, dank der tollen Spielzeuge wird es ja eine genaue Dokumentation geben, aus der man dann vielleicht wirklich was lernen kann. Finde ich viel wichtiger als gute Pressemeldungen. Vielleicht habe ich ja auch nur falsche Informationen erhalten... (Durften deswegen keine Mobiltelefone mitgeführt werden?')

So, genug provoziert.

Da waren wohl wieder einige Führungspersonen mehr damit beschäfftigt sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen und die Übung medienwirksam als "vollen Erfolg" darzustellen, die Realität war jedoch eine andere...

Die (Vor-)Sichtung, also das verteilen der Armbändchen im Feld, verlief mehr als diletantisch und systemlos - und dauerte darüber hinaus noch viel zu lange.

Der Leiter der Patientenablage Rot hat völlig versagt und hat den Platz mehr oder weniger der Anarchie überlassen, sodass anrückende Transportkapazitäten sich einfach selbst den erstbesten "Roten" schnappten und losfuhren. Die in "zweiter Reihe" abgestellten 5 intubierten Patienten (zu denen ich gehörte) wurden eineinhalb Stunden gänzlich übersehen und auch nicht wirklich behandelt.
Nach dieser Zeit kam ein anderer Funktionsträger der BF Frankfurt und entriss dem derzeitigen Leiter seine Funktionsweste nach einem heftigen Wortwechsel und versuchte dann endlich mal Ordnung in das Chaos zu bringen, jedoch war es dann eigentlich schon zu spät.

Hier mal eine kleine Timeline aus meiner Sicht:

Ich, als bewußtloses offenes SHT geschminkt, also als "Roter" Patient, suchte mir ein Plätzchen auf der Landebahn und legte mich auf meine Iso-Matte.

10:30 Übungsbegin/Unfallzeitpunkt
10:33 (+3) Eintreffen WF Flughafen (mit dem kompletten Beritt, einschließlich 3 RTW, sowie GW-Rett etc.)
11:03 (+33) Sichtung im Feld, ich bekam mein rotes RFID-Bändchen.
11:21 (+51) Transport mit Tragetrupp zur Patientenablage Rot
11:26 (+56) Ankunft Ablage Rot
11:41 (+1:11) notdürftige Versorgung mit Tubus und sterilem Verband
13:15 (+2:45) Abtransport durch NAW
13:51 (+3:21) Ankunft in Zielklinik
13:52 Übungsende für mich.

Unter realen Bedingungen hätte ich sicherlich nichtmal den Transport zu Patientenablage überlebt. Vor allem aber ist die Wartezeit auf einen RTW von fast zwei Stunden unfassbar und auf massives Fehlmanagement am BHP zurückzuführen.


Es gab auch ein paar positive Punkte die mir aufgefallen sind. Zum einen hat Fraport ein ziemlich gutes System die Einsatzkräfte bei Großschadenslagen zu unterstützen, um die "niederen Aufgaben" (Patienten schleppen, Decken verteilen etc) zu bewältigen.

Und zwar wird in solchen Fällen das gesammte Personal der Bodenverkehrsdienste (das sind letztendlich die Leute die die Koffer schleppen, auf dem Vorfeld rumfahren, Maschinen be- und entladen etc.) mit Warnwesten aufgestattet und in 4er-Gruppen mit KatS-Tragen losgeschickt mit dem einfachen Befehl "Schnappt euch alle Patienten mit roten Armbändchen und bringt sie zum roten Zelt bis keiner mehr da ist".

Ohne das jetzt abwertend zu meinen handelt es sich bei diesem Personal eher um bildungsferne Menschen, vor allem deshalb haben sie aber echt positiv überrascht - und eine richtig gute Leistung gezeigt. Die Jungs waren während der Übung die einzige Personengruppe die wirklich systematisch, schnell und effizient gearbeitet hat (zumindest von dem was ich so beobachten konnte).
Während die Triage durch die Rettungsassitenten der Fraport und BF FFM chaotisch und kreuz-und-quer lief, hatten diese Jungs das Feld systematisch durchkämmt und in kürzester Zeit alle "Roten" an ihren Bestimmungsort gebracht.
Wenn irgendwo im Feld ein Feuerwehrmann/RDler mit einer Trage alleine zu gange war, kam sofort ein solcher Trupp und nahm ihm den Patienten ab, sodass der FW/RD-mann direkt wieder "frei" war.
Im späteren Verlauf standen sie immer sofort mit Rettungsdecken (es war schon ziemlich kalt) und sonstiger Hilfe parat.

Beachbaer82
10.10.2010, 15:19
Sooo,

jetzt mal meine Meinung dazu. Zur Info - RTW einer Ü-ManV-T aus dem Nachbarlandkreis.

8:45 Uhr (also 1:45 vor Übung) Treffen BSR Landkreis
9:45 Uhr (- 45) Treffen BSR P9 ComBa
11:10 (+ 40) Uhr Registrierung durch FW
12:25 (+1:55 Std) Uhr mit Signal zum BSR Fraport
13:10 (+2:40 Std) Uhr Anfahrt RTW Halteplatz Rollfeld
13:22 (+2:50 Std) Uhr Abfahrt zum Ziel-KH

Es waren im BSR ca 250 - 270 Fahrzeuge von FW, Rettung, SEG
Also auch ein Aufwand diese zu registrieren.

Und nun zur Übung.
Als wir ca. zweieinhalb Stunden nach Übungsbeginn an die Einsatzstelle kamen war ein wildes wusseln zu erkennen. Beim Aussteigen wurde mir sofort gesagt "Gehe zu der blauen Weste mit der Aufschrift XYZ und der sagt welcher Patient weggeht". Gesagt, getan und keine 10 Min später waren wir auf dem Weg.

Ohne jetzt gegen die Meinung von DMM oder fishy zu sprechen möchte ich anmerken: über 500 Verletzte aller Fachrichtungen und Verletzungsgrade.
Das Ganze auf einer (lt. Übungsplan) Fläche von 400 x 50m (20.000m²).

Ich möchte nicht in dieser Rolle stecken zu den Handvoll Personen zu gehören die da ordnen müssen.
@ fishy: Welche Systematik (die ja deines erachtens die Träger hatten) sollte man denn als Sichtender RettAss anwenden?
*nicht falsch verstehen, ich kritisiere nicht deine Meinung, aber ich sehe es nicht so "einfach"*
Wieviele "rote" Patienten waren es? Ich meine knapp 140!?
Ich als "Leiter rot" hätte auch versagt, denn rot ist rot. Da gibt es keine "Untergliederung". Und wenn man sich da peu a peu einfach wegnimmt ist doch gut, oder? Oder wieviele Leute hätte es bedarft diese 140 nochmal genau zu sichten und da innerhalb eine Rangfolge aufzustellen.

In natura wären dort viel mehr Menschen (als nur die 30 in der Übungsbeschreibung) versorben - aber sicherlich nicht auf Grund von organisatorischen Mängeln.
500 (!) Verletzte - da kann man nicht innerhalb von einer Stunde an allen beste Individualmedizin leisten und nach bestem Standart versorgen.

:-meinung

Trotzdem finde auch ich einige Dinge, die schief gelaufen sind...
Wir sind mit unserem Standort ca. 25 Minuten von der Arena entfernt - inkl. Alarmvorlauf also 40 Minuten bis Eintreffen. Wieso also mussten wir so lange stehen?
Wie kann es sein, dass Einheiten die aus über 100km Entfernung um einiges eher abgerufen werden.
(Zur Erklärung - es sollte nach REALER Zeit abgerufen werden).

Ich war positiv überrascht über das Markierungs/Registrierungssystem und den Empfang im Krankenhaus. Triagearzt, Krankenhaus-Einsatzleiter, Schwester und Dokuemntation innerhalb von 15 Sekunden bei uns und nach weiteren 30 Sekunden auf dem Weg in die entsprechende Behandlung...

Nicht alles war gold, aber es war besser als ich dachte!

Hier ein paar Infos zur Übung:

hr-online.de (http://www.hr-online.de/website/specials/extended/index.jsp?rubrik=61361&key=standard_document_39833209&msg=61361)

Frankfurter Rundschau (http://www.fr-online.de/frankfurt/grossuebung-auf-der-landebahn-/-/1472798/4716334/-/index.html)

Fraport (http://www.fraport.de/cms/press/dok/430/430822.bisher_groesste_katastrophenschutzuebung.ht m)

Zahlen zur Übung (hr-online) (http://www.hr-online.de/website/specials/extended/index.jsp?rubrik=61361&key=standard_document_39894005)

Knusperriegel
10.10.2010, 16:04
Als Nichtbeteiligter dieser Übung, aber als ständiger Teilnehmer der lfd. stattfindenden Klinikeinsatzübungen (die Kliniken bekommen ihren MANV in's Haus geliefert...) muß gerechterweise gesagt werden:

Frankfurt veranstaltet viel - was sich die allermeisten Städte und Landkreise (incl. der Stadt von DMM + mir) verkneifen, denn ausser Selbstbeweihräucherung und gegenseitigem Schulterklopfen passiert da nichts.
Gerade die vergangene Woche brachte bspw. der BG-Unfallklinik einen nicht angekündigten Übungsbrand auf einer Station mit WS-Patienten.
"Wir" waren nur etwa dreissig Darsteller, doch die ganze Klinik war voll damit beschäftigt.
Ich wusste schon vorher, was passiert, wenn die drei Akutkliniken meiner Stadt zeitgleich jeweils drei vital bedrohte Patienten bekommen.
Deshalb wird erst gar nicht geübt, was passiert, wenn auf einen Schlag jedes Haus auch nur fünf Patienten der Kategorie "rot" aufnehmen soll.

Bei den allermeisten mir bekannten Übungsszenarien kommen zwar etliche "mutwillig" organisierte SEG's u.a. ehrenamtliche Einheiten zum Einsatz - der gewöhnliche Regel-RD, der ein solches Szenario aber als erstes vorfindet (und von dessen Lagemeldungen alles weitere abhängt) steht auf der Wache oder hat freies Wochenende.

Bei dieser Übung wurde auch ein neues Sichtungsverfahren samt Technik erstmals im wirklich grossen Umfang geübt.
Ich hatte Gelegenheit, zusammen mit meiner Frau an den ersten Testanwendungen im BKZ der BF Frankfurt mitzumachen.
Als jemand, welcher der Generation "Verletztenanhängekarte" angehört, war ich freudig überrascht.

Wenn ich in den Medienberichten lese, daß selbst israelische Beobachter sehr von diesem System angetan sind, ist das quasi die Adelung.
Israel - da kann man politisch stehen, wie man möchte - hat Katastrophenmedizin aufgrund seiner Zeitgeschichte einfach perfektioniert.

Ebenso positiv gestimmt war ich, wenn bspw. bei den Klinikübungen viele Häuser alle eintreffenden Patienten erst einmal fotografierten und diese Bilder sofort auf die Klinik-PC's überspielten.
Damit haben später eintreffende Angehörige die Möglichkeit, ihr Familienmitglied zu idendifizieren.
Die Klinik wiederum entlastet damit ihr medizinisches Personal; dafür kann das Verwaltungspersonal wirdklich in aller Ruhe Daten aufnehmen usw.

Ich halte es für legitim, gerade gegenüber fachfremden Journalisten vom Erfolg zu sprechen, auch wenn das ganze Szenario noch läuft und die Insider (natürlich!) reihenweise Versäumnisse bzw. Fehler entdecken.

Solange die Übungsauswertung intern diese Versäumnisse und Fehler nicht totschweigt, sondern als Ergebnis in weitere Planungen einbaut, ist alles ok.
Schlimmer fände ich es, wenn ein auflagengeiler Schreiberling eines Massendumpfbackenblattes mit dem Anklagefinger einen Verriss schreibt und Vorwürfe erhebt.
Ganz egal, wieviel dann auch "gut" gelaufen wäre - die Moralkeule überdeckt dann alles.

RS-USER-Nalox
10.10.2010, 22:32
Muss ja eine tolle übung gewesen sein

RS-USER-fishy
11.10.2010, 01:15
(...)
Ich möchte nicht in dieser Rolle stecken zu den Handvoll Personen zu gehören die da ordnen müssen.
@ fishy: Welche Systematik (die ja deines erachtens die Träger hatten) sollte man denn als Sichtender RettAss anwenden?
*nicht falsch verstehen, ich kritisiere nicht deine Meinung, aber ich sehe es nicht so "einfach"*
Wieviele "rote" Patienten waren es? Ich meine knapp 140!?
Ich als "Leiter rot" hätte auch versagt, denn rot ist rot. Da gibt es keine "Untergliederung". Und wenn man sich da peu a peu einfach wegnimmt ist doch gut, oder? Oder wieviele Leute hätte es bedarft diese 140 nochmal genau zu sichten und da innerhalb eine Rangfolge aufzustellen.

In natura wären dort viel mehr Menschen (als nur die 30 in der Übungsbeschreibung) versorben - aber sicherlich nicht auf Grund von organisatorischen Mängeln.
500 (!) Verletzte - da kann man nicht innerhalb von einer Stunde an allen beste Individualmedizin leisten und nach bestem Standart versorgen.

(...)
Ich war positiv überrascht über das Markierungs/Registrierungssystem und den Empfang im Krankenhaus. Triagearzt, Krankenhaus-Einsatzleiter, Schwester und Dokuemntation innerhalb von 15 Sekunden bei uns und nach weiteren 30 Sekunden auf dem Weg in die entsprechende Behandlung...


Hey Beachbear,

vielen Dank für dein Feedback vom "richtigen" Ende der Nadel :)

Sicherlich ist so ein Szenario nie einfach. Weder in einer Übung noch, Gott bewahre, im Ernstfall, zumal dieses Ausmaß nie zuvor beübt wurde. Ich sage auch nicht kategorisch, dass die Übung schlecht lief. Dies waren nur einzelne Observationen aus meinen doch recht eingeschränken Blickwinkel. Von der Tribüne mag das evtl. anders ausgesehen haben. Ich finde jedoch, dass sie auch nicht das Prädikat "bestens" oder gar "perfekt" verdient, so wie es einige Häuptlinge versuchen in den Medien zu verbreiten. Ich würde mal vorsichtig sagen: befriedigend bis gut, mit Spielraum für Verbesserungen.

Zur Sichtung:

Ich hätte mir versucht irgendeine (räumliche) Systematik anzueignen und diese mit den anderen Sichtern abgesprochen. Bspw. von vorne nach hinten oder von rechts nach links, oder wie auch immer. Sodass man sobald genug Sichter da sind eine Art Kette bildet und von Punkt A nach Punkt B durchsichtet.
Während der Übung sah das bisweilen etwas ulkig aus, denn die Jungs liefen kreuz-und-quer, 2 Schritte vor, dann mal nach links und wieder diagonal, dann wieder im Kreis etc. pp. Sodass in meinem Grüppchen (wir hatten uns zu fünft ein Fleckchen gesucht und hingelegt) zunächst 3 ihr Bändchen bekamen, dann wieder einer und erst später ich als letzter.


Zum BHP:

Sicherlich sind in der Kategorie rot alles zeitkritische Patienten, jedoch muss ich dir widersprechen. Rot ist meiner Meinung nach nicht gleich rot. Da gibt es bisweilen schon unterschiede. Und diese Unterschiede (bspw. intubierter Pat, sofortige operative Intervention notwendig) entscheiden über die Transportpriorität. Das muss man als Abschnittsleiter zumindest in irgendeiner Form versuchen zu koordinieren.

Problematisch war an dieser Einsatzstelle vor allem folgendes (ich versuche das mal zu skizzieren):

____________________________RTW RTW RTW RTW RTW RTW RTW

XXXXX ABCDEFGHIJKLMOPQRSTUVWXYZ
XXXXX
XXXXX 123456789

Die X-Box stellt das Zelt dar, die ABC Reihe ist die obere Reihe Patienten, welche den anrückenden RTWs am nächsten ist, die 123-Reihe ist die untere Reihe. Ich hoffe das ist so optisch halbwegs nachvollziehbar.

Die RTWs kamen also an und schnappten sich ihre Patienten aus der ABC-Reihe und fuhren los. So wurden die Patienten im Bereich P-Z immer relativ schnell entfernt. Die Tragetrupps legten die "neuen" Patienten aus dem Feld jedoch immer genau dort ab, da der vordere Bereich A-O, sowie die 123-Reihe ja bereits voll waren. Wenn man nun ich wie das Pech hatte und in der 123-Reihe war, gehörte man zu den letzten die abtransportiert wurden. Das war insbesondere deshalb schlecht, weil sich in der 123-Reihe 5 intubierte Patienten befanden (3 bis 8), während in der ABC-Reihe meist diejenigen wegkamen die am lautesten um Hilfe schrien (kein Witz!).

Wie gesagt, erst als die Führung des BHP wechselte kam etwas mehr Koordination rein und es wurde versucht die Dringlichkeit nach Diagnose und nicht rein nach der Kategorie zu legen.

Mir geht es auch gar nicht um Individualversorgung. Ich habe langjährige Erfahrung in der "Katastrophenmedizin" und bin mir der Tatsache sehr wohl bewusst, dass man in solchen Lagen sehr lange mit einer höchst spartanischen Versorgung klarkommen muss. Ich für meine Teil war sogar über das Maß hinaus versorgt, da ich über den gesammten Zeitraum einen RA der BF vor mir knien hatte der mich unermüdlich bebeutelt hat und mir ne Bräunule gelegt hat - das hatten nur wenige.

Nach ca. 1 Stunde rumliegen am BHP waren, zumindest nach Augenmaß, genug Kräfte zur Behandlung vor Ort, um erstens eine bessere Versorgung zu gewährleisten und zweitens eben diese Nachsichtung effektiv einzuleiten und zu steuern. Ich zählte alleine 4 Notärzte die um mich herum standen und effektiv nichts machten. Einer davon begleitet mich dann in die Klinik, weil er nicht wusste was er vor Ort machen sollte und ihm das langsam zu blöd wurde, also stieg er einfach in den RTW mit ein.


Zum PDA-gestützten Triagesystem:

Ich war auch positiv überrascht und bin guter Dinge, dass sich so ein System zukünftig durchsetzen wird. Frankfurt will es, so wie man liest, wohl relativ zeitnah umsetzen. Die Vernetzung von Einsatzstelle, Leitstelle und Klinik macht unbedingt Sinn. Vor allem für die Kliniken ist dies ein prima Tool um auf dem laufenden zu bleiben, was noch alles auf sie zu kommt und entsprechend Vorbereitungen zu treffen.

Der Zeitaufwand an der E-Stelle ist auch relativ gering. Es wird ein Bild mit der eingebauten Digitalkamera gemacht, männlich/weiblich angeklickt, kindlich/erwachsen angeklickt und die Kategorie festgelegt und schon hat man einen brauchbaren Datensatz der sich im Verlauf überall nachvollziehen lässt. Darüber hinaus kann man an der E-Stelle den Patient sogar orten, sodass man jederzeit weiß wo GENAU der Patient liegt.


http://www.wiesbaden112.de/news/?p=1534

Schaut Euch einfach mal das Video in diesem Link an, da sieht man gegen Ende realativ viel vom dem System.

Problematisch sehe ich nur einen Punkt. Was passiert wenn ein Patient umtriagiert wird, da doch der RFID-Chip im Armband ist und man dann ein neues Armband bekäme?



@Knusperriegel:
Kennen wir uns? Kommst ja auch aus dem Landeshauptdorf, wenn ich das so richtig sehe.

Knusperriegel
11.10.2010, 15:11
Ausser dem RTH "Chr. 2" waren dort keine weiteren Übungs-RTH im Einsatz?

Bei einem Realfall stünden dem Airport zur Verfügung:
Frankfurt - Mainz - Reichelsheim - Fulda - Koblenz - Ludwigshafen - Mannheim

Sehr lobenswert finde ich die Überlegung, als Tragenträger hier Personen einzusetzen, die ohnehin tagtäglich auf dem Vorfeld die Koffer verladen.
Keine einzige BOS-Kraft wird damit gebunden.