PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 3-kanal-ableitung ekg kleben



Clauss-Jürgen
29.10.2010, 21:32
servus,

so banal wie der titel klingt, ist auch die frage: wie klebt ihr im allgemeinen ein ganz normales 3-kanal-ableitungs ekg?

mit "wie" ist nicht gemeint, "wo" welche farbe hingeklebt wird, vielmehr sind es die positionen, die gemeint sind.

ich spreche nicht von einem 12-kanal ekg!

hintergrund ist nämlich, dass ich seit meinem ersten kh-praktikum ganz locker die elektroden rot/gelb entsprechend auf den thorax klebe, meist höhe medioclavikularlinie unterhalb des schlüsselbeins, grün irgendwo bei V6 und schwarz irgendwo links eben. fertig.

nachdem manche kollegen allerdings eine ganz andere meinung vertreten, die sie im großen und ganzen auch nicht übermäßig fachlich rechtfertigen, von wegen "kleb ma schön aufs schlüsselbein usw." oder "mach die mal schön weit aussen, ist ja ne extremitätenableitung" oder, was ich netterweise beim kh praktikum teil zwei zu hören bekam: "na dir hat auch noch niemand gezeigt, wie man richtig ein ekg klebt!"
folgedessen wurde mir gesagt, rot/gelb immer in ICR 4 zu kleben ... blubb blubb

kurz gesagt, im prinzip ist es doch beinahe egal, wo die vier elketroden kleben, ein ekg gibt es immer, wenn genauere darstellung gewünscht ist, gibts meistens eh ein 12-kanal ekg, oder seh ich das ganz falsch?

was meint ihr dazu? besten dank!

Rettungshasi
29.10.2010, 21:49
Hi,

finde ich schön, dass sich jemand a) um so etwas Gedanken macht und b) den Mut hat, so eine scheinbar banale Frage zu stellen - sie ist nämlich gar nicht so furchtbar trivial.
Ich bin leider keine Kardiologin, sonst würde ich dir 10 Seiten lang über dieses Thema referieren können.
Die Zeitschrift Rettungsdienst hat sich letztes Jahr, glaube ich, mit diesem Thema befasst und verschiedene EKG-Auswertungen bei verschieden geklebten Elektroden vollzogen. Ergebnis: Je weiter proximal, also Richtung Körperstamm, geklebt wurde, desto schlechter auswertbar wurde das Bild; d.h. es sind teilweise neue Zacken aufgetaucht, dann haben wichtigen Zacken im Bild gefehlt. Je weiter distal sie gegangen sind, desto mehr Artefarkte haben sich ins Bild geschummelt.

Leider verleiten schon die Reanimationspuppen dazu, die Elektroden sehr proximal aufzukleben. Ich habe mir angewöhnt, (im Rahmen der rettungsdienstlichen Arbeit, im Krankenhaus ist das sicher hier und da noch mal etwas ganz anderes) die Elektroden leicht distal der Schultern und mittig auf den Oberschenkel 5-10 cm distal des Hüftknochens aufzukleben, da das häufig der goldene Kompromiss zwischen artefarktarm und exakt ist. Leider gibt es dabei Einbußen und ab und an ist es einfach nicht möglich, die Elektroden so zu kleben, wie man gern möchte.

Vielleicht kann mich jemand konkretisieren oder korrigieren, wenn nötig : )

Grüße

leuchtreklamefahrer
30.10.2010, 15:27
Ich klebe meine EKG-Elektroden am "Hosenbund" und unterhalb der Clavicula - wenns ein 12-Kanal-Ekg wird, nutze ich die Unterschenkel sowie die distalen Unterarme....

Knusperriegel
30.10.2010, 15:54
Aus eigener Erfahrung als realer Patient wie als wiederholter Übungsdarsteller:
für einen männlichen Patienten spielt es eine sehr grosse Rolle, daß vor einem Aufkleben die Brusthaare abrasiert werden.
Natürlich gibt es Szenarien, wo dafür wirklich keine Zeit ist - und ebenso viele andere, wo ein kleiner Einmalrasier bei der Elektrodentüte viel ausrichten könnte.

Meine unangenehmste Erfahrung sind vier Tage klebende Elektroden: vom Notfallort in die Klinik - dort durch alle Abteilungen bis hin zum Menschwerden mit dem Bedürfnis zu eigenständiger Körperpflege.
Resultat: AUA!

Rettungszwergin
04.11.2010, 23:11
Ich habe bei der Einweisung auf unser neues EKG gelernt, dass die Elektroden für die Extremitätenableitungen, sollten sie nicht an den Extremitäten angebracht worden sein, demenstprechend extremitätennah positioniert sein sollten.
Das ist vor allem dann wichtig, wenn man mit dem selben EKG eine 12er Ableitung machen könnte. Das Ganze dann umständlich umkleben zeugt nicht von Professionalität. Insofern möchte ich zufragen, ob du mit dem EKG, mit dem du die 3-Kanal-Ableitung machst, später das 12er geschrieben werden kann.

Hier unten ist es gröstenteils Standard, dass a) eine 4-Pol-Ableitung vorhanden ist, und b) dann meist auch bei entsprechendem Krankheitsbild das 12er folgt. Insofern werden die die Extremitätenelektroden so weit wie möglich distal angebracht.

Und unsere Notärzte würden Dir was erzählen, wenn du wie beschrieben die Elektroden anbringst.

Daher: was sagt denn der zuständige LRA bzw. ärztlich Leiter dazu? Schonmal gefragt?

RS-USER-Rettungsente
05.11.2010, 09:40
servus,

so banal wie der titel klingt, ist auch die frage: wie klebt ihr im allgemeinen ein ganz normales 3-kanal-ableitungs ekg?

mit "wie" ist nicht gemeint, "wo" welche farbe hingeklebt wird, vielmehr sind es die positionen, die gemeint sind.

ich spreche nicht von einem 12-kanal ekg!

hintergrund ist nämlich, dass ich seit meinem ersten kh-praktikum ganz locker die elektroden rot/gelb entsprechend auf den thorax klebe, meist höhe medioclavikularlinie unterhalb des schlüsselbeins, grün irgendwo bei V6 und schwarz irgendwo links eben. fertig.

nachdem manche kollegen allerdings eine ganz andere meinung vertreten, die sie im großen und ganzen auch nicht übermäßig fachlich rechtfertigen, von wegen "kleb ma schön aufs schlüsselbein usw." oder "mach die mal schön weit aussen, ist ja ne extremitätenableitung" oder, was ich netterweise beim kh praktikum teil zwei zu hören bekam: "na dir hat auch noch niemand gezeigt, wie man richtig ein ekg klebt!"
folgedessen wurde mir gesagt, rot/gelb immer in ICR 4 zu kleben ... blubb blubb

kurz gesagt, im prinzip ist es doch beinahe egal, wo die vier elketroden kleben, ein ekg gibt es immer, wenn genauere darstellung gewünscht ist, gibts meistens eh ein 12-kanal ekg, oder seh ich das ganz falsch?

was meint ihr dazu? besten dank!

Wenn Du von einer "Dreipoligen Ableitung" sprichst, dann wird diese als sogenannte Extremitätenableitung genutzt, es stehen die Ableitung nach Einthoven (I, II, III) und die Ableitung nach Goldberger (aVR, aVL, aVF) zur Verfügung. Beide werden zusammen mit den Brustwandableitungen Ableitung nach Wilson (V1-V6) und ggf. Ableitung nach Nehb (A, I, D) zum 12 Kanal EKG zusammengefasst, welches bei Notwendigkeit um die rechten Brustwandableitungen (V1R - V6R) ergänzt werden kann. Nur das 12 Kanal EKG ist wirklich dazu geeignet eine diagnostische Bewertung der elektrischen Herzaktivität vorzunehmen.

Wenn Du im Praktikum im Krankenhaus eine "Dreipolige" Ableitung auf dem Thorax geklebt hast, dann erfolgte dort nur der Anschluss an einen Überwachungsmonitor - analog RTW Transport zur Überwachung des EKG. Eine Diagnostische Aussage ist im Monitoring nur zu den Bereichen "Frequenz", "Extrasystolen", "Rhythmus" möglich. Wobei hier der Schwerpunkt auf dem Erkennen bedrohlicher Störungen liegt. Beim reinen Monitoring kann die Position immer wechseln - muss sie auch (z.B. Langzeitüberwachung auf der ITS)
Somit ist die Position der Elektroden von verschieden Faktoren abhängig - die Lagerung des Patienten spielt auch eine große Rolle, so kannst du für ein einfaches Monitoring die Elektroden auch genauso auf den Rücken kleben, wenn der Patient z.B. in Bauchlage liegt und diese nicht verändert werden kann (z.B. OP)
Die Technik spielt auch eine Rolle wenn die Kabel zu kurz für den Patienten sind, dann kannst du die Elektroden nur so weit von einander entfernen wie das Kabel es zulässt -> Körpergröße > 1,90 m ...
Wie schon erwähnt solltest du gerade im Rettungsdienst vorab klären was erwünscht ist Monitoring oder Diagnostisches EKG? Wenn Diagnostik dann auch korrekte Positionen kleben und Umkleben vermeiden - Tip: erst die Extremitäten kleben (geht schnell man kommt meist gut ran) und vorher SPO2 Sensor ran, dann hast du schnell ein Monitoring - Brustwand dauert mit Entkleiden, ggf. Rasur und genauer Positionierung immer länger!
Wann brauchen wir immer ein 12 Kanal EKG?
- Brustschmerz
- Bauchschmerz
- Rückenschmerzen
- Atemnot
- VD Synkope
- initial festgestellte Herzrhythmusstörung (Palpation des Pulses oder SPO2 Pulswelle)
- Angabe von "Herzklopfen" etc. durch den Patienten
Im Zweifel Vorgehen mit Deinem LRA absprechen und vor dem Anlegen des EKG fragen was er wünscht.
Ich hasse es z.B. wenn die Brustwandelektroden einfach mal wie es so passt auf dem Brustkorb verteilt werden ohne mal zu schauen wo den die Interkostalräume sind, besonders bei adipösen oder sehr "gut" gebauten Frauen ist die Positionierung oft etwas erschwert.

VG Rettungsente

Clauss-Jürgen
05.11.2010, 19:27
@rettungsente & rettungshasi

vielen dank, das sind zwei sehr konstruktive beiträge, insbesondere der von rettungsente, welcher eigentlich alles "erschlägt" - exzellent.

zukünftig werde ich das erlangte hintergrundhalbwissen dann auch dezent im rahmen meiner möglichkeiten einfließen lassen *hrm* (was nun interpretationssache ist :))